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'Dein Fernseher ist für dich da!'

Soziale Arbeit im Fernsehen; hilfreiches Angebot oder mediale Inszenierung?

AutorManfred Feichtenschlager
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783640917211
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziologie - Medien, Kunst, Musik, Note: 2,0, Fachhochschule Salzburg (Soziale Arbeit), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Fernsehen bedient bzw. konfrontiert seine ZuseherInnenschaft zunehmend mit lebensnahen und intimen Themen. Sendungen respektive Formate die sich mit den realen Geschichten des wirklichen Lebens beschäftigen, sind in den großen Bereich des Reality TV´s einzuordnen und verzeichnen aktuell sehr großen Zuspruch. Eine dieser Sendungen ist die 'Super Nanny'. Diese Sendung steht im Fokus der vorliegenden Arbeit. Die Auseinandersetzung mit diesem Format passiert hinsichtlich des RezipientInnenverhaltens, der Wirkung der Sendung und inwieweit die Vorgehensweise der Super Nanny Parallelen zur Sozialen Arbeit aufweist. Die Arbeit ist so aufgebaut, dass im ersten Abschnitt das Thema Medien im Allgemeinen und das Fernsehen als spezifisches Medium im Besonderen behandelt wird. Eine weitere Differenzierung findet dahingehend statt, indem die Super Nanny als besonderes Format des Fernsehens dargestellt wird. Die Auseinandersetzung mit der Sozialen Arbeit passiert anhand des Handlungsfeldes der Sozialpädagogischen Familienhilfe um anschließend einen Vergleich herstellen zu können. Die angesprochene Gegenüberstellung findet ebenso auf einer Metaebene statt, indem das Fernsehen als Medium und die Soziale Arbeit als Medium einem Vergleich unterzogen werden. Folgende Forschungsfragen dienen als Ausgangssituation: •Warum/wie werden Fernsehformate wie die Sendung der 'Super Nanny' genutzt? •Welche Parallelen bestehen hinsichtlich der methodischen Vorgehensweise zu den Methoden der Sozialen Arbeit? •In welche Richtung wird sich das mediale Beratungsangebot im Fernsehen zukünftig entwickeln? Die vorliegende Arbeit ist eine Literaturarbeit. Des Weiteren wurde für die Beantwortung der Forschungsfrage sekundäranalytisch vorgegangen. Den Abschluss der Arbeit, bilden die Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen und Ausblicke.

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Leseprobe

3. Das Fernsehformat „Reality-/Doku- Soap“


 


In diesem Kapitel soll geklärt werden, wie sich ein Fernsehformat, wie das der „Super Nanny“ entwickelt hat.

 

Wo ist der Ursprung, aus welchen anderen Fernsehformaten wurde es entwickelt. Dies verlangt vorerst einige Formate im Allgemeinen näher zu erläutern und in einem weiteren Schritt auf das Format der „Super Nanny“ im Besonderen einzugehen. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass nur jene Fernsehformate Berücksichtigung finden, welche für diese Arbeit relevant sind. Des Weiteren möchte ich darüber informieren, dass diesem Kapitel vorrangig die Entwicklungen des deutschen Fernsehmarktes zu Grunde liegen. Im Unterkapitel „Die Super Nanny“ wird letztlich der Bezug zu Österreich hergestellt, da diese Sendung in beiden Ländern produziert und ausgestrahlt wurde.

 

3.1 Allgemeines/Fernsehformate im Überblick. Definition


 


Um auf die Entwicklungen des Fernsehmarktes und seine unterschiedlichen Formate einzugehen, möchte ich zuerst noch einmal an den Anfang dieser Arbeit erinnern. Nämlich an die Frage „Was sind Medien?“ Die Antwort auf diese Frage beinhaltet nicht nur eine Aufzählung verschiedenster Medien, sondern ebenso die Funktion eines Mediums an sich. Wenn es um die Funktion des Mediums Fernsehen geht, steht an erster Stelle die Funktion der Informationsvermittlung. Das heißt, das Fernsehen übernimmt neben seiner unterhaltenden, hauptsächlich eine informierende Rolle. Eine zunehmende Konvergenz zwischen Information und Unterhaltung ist allerdings in der gegenwärtigen Fernsehlandschaft zu beobachten.

 

„Das Fernsehen scheint in seinen Genregrenzen als ein nicht mehr klar kartographisch zu erfassendes Feld. Die Grenzen zwischen Information und Unterhaltung zerfließen (...)” (Paus-Haase et al. 2000, S. 8).

 

Wie bereits erwähnt möchte ich in meiner Darstellung verschiedener Fernsehformate auf jene eingehen, die letztlich in Bezug auf das Format der „Super Nanny“ von Bedeutung sind. In diesen Ausführungen möchte ich mich hauptsächlich auf die Arbeiten von Bente und Fromm (1997) beziehen, die den Begriff des „Affektfernsehens“ prägten.

 

Selbige benennen vier Charakteristika, die von zentraler Bedeutung sind und in unterschiedlicher Gewichtung allen Affektfernsehformaten gemeinsam sind.

 

„Personalisierung: Die Darstellung ist auf das Einzelschicksal, auf die unmittelbar betroffene Einzelperson zentriert; Allgemeines tritt hinter dem Individuellen zurück; die Person des Moderators schafft ein Klima der Vertrautheit und Verläßlichkeit.

 

Authentizität: Die „wahren“ Geschichten der unprominenten Personen werden je nach Sendekonzept entweder erzählt oder zum Zwecke der medialen Verbreitung vor der Kamera inszeniert. Der Live-Charakter unterstreicht die Authentizität des Gezeigten.

 

Intimisierung: Vormals eindeutig im privaten Bereich liegende persönliche Belange und Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen werden zum öffentlichen Thema.

 

Emotionalisierung: Die Sendungen betonen den emotionalen Aspekt der Geschichten, das persönliche Erleben und Empfinden, weniger die Sachaspekte. Die Kamera unterstützt diese Tendenz, indem sie die Akteure in stark bewegten Momenten – und hier teilweise in der Großaufnahme zeigt” (ebda. 1997, S. 20).

 

Bezug nehmend auf diese Einteilung möchte ich nun drei Fernsehformate vorstellen.

 

 3.1.1 Infotainment


 


Diesem Fernsehformat liegt die Idee zu Grunde, Information mit Unterhaltung zu verbinden. Dieser Zusammenschluss scheint jedoch auf den ersten Blick ein Paradoxon dar zu stellen. Denn laut verschiedenster Befunde verschiedener AutorInnen ist es ein Ding der Unmöglichkeit diese zwei Komponenten zu verbinden.

 

„Systemische Begriffe wie Information und Erziehung einerseits sowie Unterhaltung andererseits (...) bilden Gegensätze und schließen sich gegenseitig aus” (Mikos zit. In: Paus-Haase et al. 2000, S. 32).

 

„Information und Unterhaltung werden sowohl in den Programmrichtlinien als auch in den Programm- und Redaktionsstrukturen der Funkhäuser als disparate Bereiche geführt” (Bente et al. 1997, S. 28).

 

Dennoch ist es gegenwärtig unbestritten, dass das TV-Format „Infotainment“ existiert und in vielen Bereichen des Fernsehens Bestand hat.

 

Die Erläuterung von Infotainment lediglich auf die Vermischung von Information und Unterhaltung zu reduzieren, scheint sehr allgemein zu sein. Es sind hierbei zwei Seiten zu unterscheiden. Zum einen die Angebotsseite und zum anderen die Rezeptionsseite.

 

Auf der Angebotsseite erfolgt die Vermischung indem so genannte Soft- oder Human Interest- Themen als bedeutende Informationen präsentiert werden, oder so genannte Hard-Informationen mit unterhaltenden Elementen angereichert werden und somit bei den RezipientInnen eher Entspannung und Unterhaltung als Information signalisieren.

 

Auf der Rezeptionsseite stellt Infotainment ein gleichzeitiges Empfinden von Unterhaltung und Information her. Durch diese Kombination wird bei den RezipientInnen ein Zustand, etwas Wichtiges bzw. Wissenswertes erfahren zu haben bei einem gleichzeitigen Zustand sich unterhalten zu fühlen, hervorgerufen (vgl. Wirth zit.In: Paus-Haase et al. 2000, S. 62 f).

 

Ob nun Infotainment eher unterhaltend oder wissensgenerierend bzw. informationsvermittelnd ist, ist schwer zu beurteilen. Beide Komponenten spielen hierbei in unterschiedlicher Gewichtung - bezogen auf konkrete Fernsehsendungen - eine Rolle (vgl. ebda. zit.In: Paus-Haase et al. 2000, S. 62f). Des Weiteren hängt der Grad der Unterhaltung respektive Information entscheidend von der Haltung der RezipientInnen gegenüber der Sendung ab (vgl. Wirth zit.In: Paus-Haase et al. 2000, S. 65 f).

 

3.1.2 Talk – Shows


 


Sieht man sich das Fernsehprogramm an einem normalen Wochentag an, so muss man feststellen, dass das Angebot an Talk-Shows und vergleichbaren Formaten sehr groß ist. Was aber ist für die RezipientInnen das spannende bzw. anziehende an diesen Shows? Warum beschäftigt man sich als ZuseherIn mit den Problemen Anderer?

 

Und um auf diese Diplomarbeit zurück zu kommen, inwiefern spielen Talk-Shows im Hinblick auf die Entwicklung von Shows wie die der Super Nanny, eine Rolle?

 

Der Journalist Fritz Wolf lässt erkennen, welchen Einfluss die Etablierung der Talk Shows im deutschsprachigen Fernsehen hatte bzw. hat.

 

„Die Talkshows haben ein Terrain freigeschlagen, in dem gewohnheitsmäßig Privates und Intimes öffentlich verhandelt wird und niemand mehr etwas dabei findet, sich zu veröffentlichen. Das Tabu, bei einer Geburt zuzusehen, ist längst gefallen” (Fritz Wolf 1999, S. 5).

„Mit der Individualisierung und der Pluralisierung der Gesellschaft ging eine Distanzierung der Menschen zu den gesellschaftlichen Institutionen einher, und damit auch zu einigen der herkömmlichen Vermittlungsinstanzen von Moral. Schule, Staat, Kirche und auch die „klassische Kernfamilie“ verloren an Autorität oder waren einem starken Veränderungsprozeß ausgesetzt. In dieser Situation wuchsen die Medien immer mehr in die Rollen von Sinnagenturen hinein. (...) die zahlreichen Talk-Shows und fiktionalen Unterhaltungssendungen (...) vermitteln heute Sinn- und Wertstrukturen” (Kottlorz 1996, S. 45-52).

 

Man kann also davon sprechen, dass sich gewisse Tabus bzw. Moralvorstellungen im Laufe der Zeit wandeln und das Fernsehen als einerseits produzierendes und andererseits reproduzierendes Instrument gesellschaftlicher Vorstellungen, in derartige Prozesse involviert bzw. imstande ist derartige Veränderungen zu forcieren.

 

Martin Heidegger (2003) spricht in diesem Zusammenhang ebenso von einem Wandel.

 

„Die alte existentielle Angst – sei es die, zu sehen, sei es die, gesehen zu werden – ist durch die totale Sichtbarkeit in eine Angelegenheit furchtsamer Gleichgültigkeit verwandelt worden” (Dienst 2006 zit. In: Fahle et al. 2006, S. 32).

 

Unbestritten haben Talk-Shows zu einer Enttabuisierung gewisser Themen beigetragen. Wie viele Fernsehformate, die mittlerweile das tägliche Programm kennzeichnen, haben auch Talk-Shows ihren Ursprung in Amerika. Im deutschsprachigen Fernsehen existieren sie seit Mitte der Neunziger. Talk Shows sind Gesprächs- oder Diskussionsrunden, in denen meist bzw. vermehrt unprominente Gäste über authentische und zumeist sehr private respektive intime Erfahrungen ihres Alltags berichten. Kennzeichnend ist hierbei auch der/die ModeratorIn, selbige/r gilt als GesprächsleiterIn und VermittlerIn und nicht zuletzt für die ZuseherInnen als Identifikationsfigur oder als eine Person, die die ZuseherInnen...

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