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E-Book

Dekubitus - Prophylaxe und Therapie

Ein Leitfaden für die Pflegepraxis

AutorSusanne Danzer, Ulrich Kamphausen
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl193 Seiten
ISBN9783170241145
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Das Dekubitalgeschwür stellt nach wie vor eine Herausforderung dar. Prophylaxe und Therapie werden im Buch praxisnah beschrieben. Thematisiert werden u. a. Wundassessment, Wunddokumentation sowie phasen- und bedarfsgerechte Versorgung von Dekubitus, aber auch spezielle Themen wie Ernährung, Hautpflege, Schmerz und Dekubitus am Lebensende. Theoretisches Wissen und praktische Erfahrung werden verknüpft. Durch den hohen Praxisbezug wird die Thematik auf anschauliche Art vermittelt. Farbige Abbildungen helfen bei der Klassifizierung.

Susanne Danzer, examinierte Krankenschwester, Pflegetherapeutin Wund ICW e.V., zertifizierte Wundexpertin ICW e.V., geprüfte Wundberaterin AWM®, Pflegeexpertin Haut, Pain Nurse, Pain Nurse Plus, fachliche Leitung Wundmitte Akademie, Mentorin, Praxisanleiterin.

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Leseprobe

1          Anatomie und Physiologie der Haut


 

 

 

1.1        Hautschichten


Die Haut besteht aus drei Schichten:

•  Epidermis = Oberhaut

•  Dermis (auch Korium genannt) = Lederhaut

•  Subcutis (auch Hypodermis genannt) = Unterhaut, Unterhautfettgewebe

1.1.1      Epidermis


Die Epidermis ist die äußerste Hautschicht, die sich innerhalb von etwa 28 Tagen komplett erneuert. Sie setzt sich aus mehreren Schichten (hier aufgeführt von außen nach innen) zusammen:

Hornschicht (Stratum corneum)


Das Stratum corneum bildet die äußerste Schicht der Epidermis. Hier ist die Verhornung abgeschlossen und es sind keine lebenden Epidermiszellen mehr zu finden. Diese abgestorbenen Hornzellen werden täglich abgeschilfert und lösen sich somit von der Hautoberfläche.

Leucht- oder Glanzschicht (Stratum lucidum)


In dieser Schicht sind kaum noch Zellstrukturen zu erkennen, zudem geht der Zusammenhalt der einzelnen Zellen immer weiter verloren. Durch die Einlagerung von Eleidin, einer glykogenähnlichen, körnigen Substanz von öliger Konsistenz, ist diese Schicht in der Lage Licht zu reflektieren.

Körnerzellschicht (Stratum granulosum)


In dieser Schicht flachen die Zellen ab und beginnen zu verhornen. Die Körnerzellen sind spindelförmig und verlieren nach und nach ihren Zellkern. Die Dicke der Körnerzellschicht variiert je nach Dicke der Hornhaut bzw. der mechanischen Belastung der jeweiligen Körperregion.

Stachelzellschicht (Stratum spinosum)


Die Zellen verlieren auf ihrem Weg zur Körperoberfläche an Wasser und schrumpfen. Dies Stachelzellschicht besteht aus Tochterzellen der Basalzellen. Die Stachelzellen stehen durch stachelartige Fortsätze, den sog. Desmosomen, miteinander in Verbindung. Die Zellzwischenräume sind mit Gewebsflüssigkeit gefüllt. Aufgrund ihres besonderen Aufbaus sind die Stachelzellen in der Lage Druck und Zug abzufangen und der Epidermis Stabilität zu verleihen. Hier finden sich auch die für die Immunabwehr der Haut zuständigen Langerhans-Zellen.

Basalzellschicht (Stratum basale)


Diese Schicht ist einreihig und sehr wasserreich. Sie grenzt die Epidermis von der Dermis ab, durch die sog. Basalmembran. Hier sind hauptsächlich Basalzellen zu finden, bei denen es sich um die Keimzellen der Epidermis handelt, die sich etwa alle 200–400 Stunden teilen und somit neue Zellen liefern. Die Tochterzellen wandern dabei Richtung Hornschicht, während die anderen Zellen in der Keimschicht verbleiben und sich dort erneut teilen. Die Aktivität der Basalzellen wird durch sog. Chalone (Gewebshormone) gesteuert. In dieser Schicht befinden sich ebenso die Merkelzellen, die zu den Mechanorezeptoren gehören. Diese nehmen Druckreize auf und leiten sie an das Gehirn weiter.

1.1.2      Dermis


Die Dermis schließt sich an die Epidermis an und ist über die Basalmembran mit dieser über fingerförmige Fortsätze, den sog. Papillen, fest verbunden. Von dort aus erfolgt die Versorgung der gefäßlosen Epidermis mittels Diffusion. Die Lederhaut besteht überwiegend aus festem Bindegewebe, wovon der Hauptbestandteil 70% Kollagenfasern sind. Neben den Kollagenfasern befinden sich in der Dermis noch Retikulin- und Elastinfasern. Kollagen-, Retikulin- und Elastinfasern werden von den Fibroblasten gebildet. Kollagenfasern bestehen aus einer sog. Tripelhelix. Hierbei handelt es sich um drei ineinander verdrehte Polypeptidketten, welche zu mehreren eine Kollagenfaser bilden. Kollagenfasern sind steif, wenig dehnbar und gehören zu den Skleroproteinen. Retikulinfasern sind sehr feine Kollagenfasern. Sie werden insbesondere bei der Wundheilung, in der embryonalen Haut und an Hautanhangsgebilden synthetisiert. Elastinfasern bilden ein elastisches Netz in der Haut und sind mit 2–4% in der Dermis enthalten. Die Synthese der Elatinfasern verringert sich ab dem 30. Lebensjahr, wodurch es im Alter zur schlaffen Altershaut kommt. Die Elastinfasern bestehen zum größten Teil aus dem Skleroprotein Elastin. Die Zellen und Fasern der Dermis sind in die sog. Grundsubstanz (auch extrazelluläre Matrix) eingebettet. Diese Grundsubstanz besteht aus Proteoglykan-Hyaluronat-Komplex und weist aufgrund dessen ein hohes Wasserbindungsvermögen auf und ist deshalb zum Großteil für den Hautturgor verantwortlich. Die Dermis setzt sich aus zwei Schichten zusammen:

Papillarschicht (Stratum papillare)


Diese Schicht bildet die Trennlinie zur Epidermis und weist aufgrund der zapfenförmigen Form der Papillen ein wellenförmiges Muster auf. Höhe und Anzahl der Papillen variieren je nach Körperregion und der damit verbundenen Beanspruchung der Haut. So finden sich z. B. in den Handinnenflächen und in den Fußsohlen sehr hohe Papillaren, während sie beispielsweise an den Augenlidern nur sehr flach sind.

Reticular- oder Geflechtschicht (Stratum reticulare)


Die Papillarschicht geht zum Körperinneren hin in die Reticularschicht über. Obwohl sich die beiden Schichten in ihrem Aufbau ähneln, sind die Fasern in der Reticularschicht gröber als in der Papillarschicht. In den Zwischenräumen findet sich eine gelartige Matrix, welche einen hohen Gehalt an Glukosaminoglykanen (z. B. Hyaluron) und ein hohes Wasserbindungsvermögen aufweist.

1.1.3      Subcutis


Die Dermis geht fließend in die Subcutis über und weist somit keine deutliche Grenze wie Epidermis und Dermis auf. Die Subcutis ist ein lockeres, dehnbares mit Fettzellen und Fasern durchzogenes Bindegewebe. Das Fettgewebe dient der Fettspeicherung, als Druckpolster gegen Stöße für die darunterliegenden Organe sowie als Wärmeisolationsschicht. Die Dicke der Subcutis ist sehr variabel und ist abhängig vom Ernährungszustand.

1.2        Gefäß- und Nervenversorgung der Haut


1.2.1      Blutversorgung der Haut


Die Epidermis verfügt über keine Gefäße, sondern wird über die Papillarschicht mittels Diffusion an der Basalmembran versorgt. Die Dermis dagegen ist reich an Blutgefäßen und gut durchblutet. Durch die Blutgefäße der Dermis zirkulieren beim Erwachsenen täglich ca. 160 l Blut. Die dermale Blutversorgung erfolgt in der Cutis über drei bzw. vier übereinander in Ebenen angeordneten flächenhaften Netzen, sog. Anastomosennetzen. Von unten nach oben oder von innen nach außen betrachtet, handelt es sich um folgende Netze.

Tab. 1.1: Übersicht über die verschiedenen Hautschichten

1.    das fasciale Netz

2.    das kutane Netz

3.    das subpapillare Netz

4.    das subcutane Netz

In den Papillaren der Dermis bilden die arteriellen Endkapillaren mit den venösen kapillaren Gefäßschlingen, und somit Übergänge vom arteriellen ins venöse Gefäßsystem. Die Dermis ist von einer großen Anzahl von Gefäßen und Gefäßnetzen durchzogen, sodass dies die am besten durchblutete Schicht der Haut ist. Die Subcutis wird in den oberen Lagen über das kutane Netz versorgt. Der untere Teil der Subcutis wird über tiefer liegende Gefäße versorgt. Bei Zunahme des Unterhautfettgewebes kommt es zu Gefäßneubildungen, welche aber bei einem erneuten Schwinden der Fettschicht wieder zurückgebildet werden. Besonders dicht ist das Blutgefäßnetz der Haut an Stellen, die starken mechanischen Belastungen ausgesetzt sind (z. B. Fußsohlen, Handflächen). Entsprechend der Belastung liegt die Maschendichte des subpapillaren arteriellen Gefäßnetzes bei 0,3–2 mm2.

1.2.2      Nervale Versorgung der Haut


Die Haut ist das nervenreichste Organ des Menschen. In der Subcutis befinden sich sog. Hautnerven, die spezielle Fasern/Rezeptoren für die Übermittlung von Schmerz-, Temperatur- und Berührungsempfinden besitzen. Diesen Hautnerven sind autonome Fasern angeschlossen, die der nervalen Versorgung der Schweißdrüsen, der glatten Hautmuskulatur und der Gefäße dienen. Während man in der Epidermis keine Blut- und Lymphgefäße findet, sind hier jedoch Nervenfasern vorhanden, die in der Epidermis feinste Geflechte bilden. Im Epithel enden viele Nervenfasern...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Deckblatt1
Titelseite4
Impressum5
Inhalt6
1 Anatomie und Physiologie der Haut10
1.1 Hautschichten10
1.1.1 Epidermis10
1.1.2 Dermis12
1.1.3 Subcutis13
1.2 Gefäß- und Nervenversorgung der Haut13
1.2.1 Blutversorgung der Haut13
1.2.2 Nervale Versorgung der Haut16
2. Dekubitusprophylaxe17
2.1 Definition und Bedeutung17
2.2 Expertenstandards18
2.3 Fachwissen und Kenntnisse erwerben21
2.4 Gefährdete Patienten erkennen und Gefährdungsgrad einschätzen23
2.4.1 Skalen zur Einschätzung der Dekubitusgefährdung25
2.4.2 Erkennen der Dekubitusgefährdung im Pflegealltag25
2.4.3 Sich im Pflegeverlauf ergebene Risikofaktoren für Dekubitus26
2.5 Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe27
2.5.1 Patienten und Angehörige zur Mitarbeit motivieren27
2.5.2 Patientenbezug herstellen28
2.5.3 Ernährung des Patienten optimieren30
2.5.4 Hautpflege des Patienten optimieren38
2.5.5 Patienten mobilisieren42
2.5.6 Druckentlastende Maßnahmen49
3 Dekubitusentstehung71
3.1 Entstehungsmechanismen71
3.1.1 Entstehungsmodelle72
3.2 Internationale Definition NPUAP/EPUAP 200974
3.3 Stadieneinteilung des Dekubitus (modifiziert nach Shea, 1975)74
3.4 Stadieneinteilung nach Seiler (1979)75
3.5 Klassifizierung nach EPUAP/NPUAP (2009)76
3.6 Zusätzliche Dekubituskategorien nach NPUAP77
3.7 Begünstigende Faktoren für die Dekubitusentstehung78
4 Wundbeurteilung und Dokumentation80
4.1 Wundassessment83
4.2 Wundbeschreibung84
4.3 Fingertest84
4.4 Komplikationen85
5 Differentialdiagnose Dekubitus86
5.1 Inkontinenzassoziierte Dermatitis (IAD)86
5.2 Feuchtigkeitsbedingte Läsion88
6 Prinzipien der lokalen Wundbehandlung89
6.1 Physiologische Wundheilungsphasen89
6.2 Heilungsmechanismen des Körpers91
6.3 Wundbehandlung91
6.4 Wundreinigung92
6.4.1 Chirurgisches Debridement92
6.4.2 Enzymatisches Debridement93
6.4.3 Autolytisches Debridement94
6.4.4 Mechanisches Debridement/Wundspülung94
6.5 Hinweise und Empfehlungen für die Behandlung verschiedener Wundzustände96
6.6 Wundinfektion100
6.6.1 Keimbesiedelung von Wunden100
6.6.2 Einteilung von Risikowunden (Dissemond, 2011):102
6.6.3 Symptome einer Wundinfektion102
6.6.4 Wundabstrich103
6.6.5 Hygiene104
6.7 Übersicht Verbandsmaterial/Wundauflagen104
6.7.1 Auswahlkriterien für richtigen Wundverband105
6.7.2 Anforderungen an Wundauflagen106
7 Ernährung und Dekubitus136
8 Hautpflege142
8.1 Hautzustände142
8.2 Hautpflegeprodukte147
8.3 Maßnahmen des Hautschutzes und der Hautpflege150
9 Dekubitus und Schmerz151
9.1 Schmerzentstehung151
9.2 Schmerzanamnese152
9.3 Schmerzerfassung153
9.4 Schmerztherapie154
9.5 Wundschmerz157
9.5.1 Auslöser für Wundschmerzen157
9.5.2 Dokumentation von Wundschmerzen157
9.5.3 Schmerzen beim Verbandwechsel158
10 Dekubitus am Lebensende160
Anhang162
1. Skalen zur Dekubitusprophylaxe162
Norton-Skala modifiziert durch C. Bienstein u. a.162
Braden-Skala zur Bewertung der Dekubitusrisiken164
2. Beispiele zur Dekubitusklassifizierung168
Literaturverzeichnis188
Stichwortverzeichnis192

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