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E-Book

Mit dem Rucksack nach Indien (Ein spannender Reisebericht)

AutorKurt Faber
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl422 Seiten
ISBN9788026804215
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Mit dem Rucksach nach Indien (Ein spannender Reisebericht)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Kurt Faber (1883-1929) war ein deutscher Abenteurer, Journalist und Reiseschriftsteller. Vor dem Abitur brach er den Schulbesuch ab und begann eine Buchhändlerlehre, die er jedoch ebenfalls aufgab, um stattdessen auf Reisen zu gehen. Die Bowhead fror mehrere Winter im Eis bei der Herschelinsel im Nordmeer ein. Von dort aus gelangte er als erster Europäer mit Hilfe von Eskimos nach mehreren tausend Kilometern Fußmarsch nach Edmonton. Spätere Reisen führten ihn nach Australien und Südamerika, wo er auf dem Segler Selena anheuerte und mit ihr Kap Hoorn umrundete. Faber starb nach einem Kälteeinbruch am Großen Sklavensee in Nordkanada im Alter von 46 Jahren. Seine von Tieren angefressene Leiche wurde von Eskimos am 26. Februar 1929 am Hay river, etwa 25 km vom Großen Sklavensee gefunden Aus dem Buch: ''An der anderen Seite des Passes sollten wir eine größere Stadt mit Namen Bastak antreffen, und ich freute mich schon auf die frischen Brote, auf die süße Milch und auf die Wassermelonen, die man dort bekommen könnte. Aber es war ein Platz, der noch ärmlicher war als die anderen, und überdies waren es nur noch einige Tage bis zum zehnten Muharrem. Man muss in Persien gewesen sein, um zu wissen, was das bedeutet. Der Muharrem ist der erste Monat des Mondjahres, und der zehnte Tag dieses Monats ist der Jahrestag der Schlacht von Kerbela, in der der Enkel Mohammeds, Hussein, der Sohn Alis, im Kampfe fiel und damit die ihm als direktem Nachkommen zustehende Kalifenwürde den Omajiden zufiel. Das ist die Lehre der in Persien ansässigen Schiiten, die in diesem zehnten Muharrem nicht nur einen religiösen, sondern mehr im Unterbewusstsein auch einen nationalen Trauertag sehen, der die Unterwerfung ihrer eigenen stolzen Kultur unter die Araber versinnbildlicht.''

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Leseprobe

Ein Lehrling im Morgenland


Inhaltsverzeichnis


Modernes Morgenland – Hoffnungslose Sprachstudien – Der freundliche Koch – Und noch ein Freund – Ich mache die Bekanntschaft eines Zigeunerfürsten – Allerlei Nachtquartiere, Kämpfe mit St. Bürokratius – Ein neues Wort: lnschallah! Besuch im Palast der Prinzessin – Die Badewanne als Schweinetrog – Praktische Sozialisierung – Ein Kapitel über das Reisen – Allerlei Bekanntschaften – Hugo, der Wandervogel, zeigt mir die Stadt – Phantasien auf der Galatabrücke.

Ach, die Zeiten vergehen, aber sie gleichen sich nicht! Alles ist auf den Kopf gestellt, alles hat sich geändert auf dieser Erde. Oder wie kommt es sonst, daß gerade die Länder, die wir einstmals gekannt und geliebt haben, wegen ihres Geschreis und ihrer Zügellosigkeit, wegen ihrer Lumpen und Laster, weil ihnen das alles so schön zu Gesicht gestanden hat in Sommer und Sonne – daß nun ausgerechnet gerade die in preußischer Strammheit machen müssen?

Wer hat, der einmal in Kairo, in Port Said, in Damaskus gewesen, sich nicht mit Händen und Füßen verteidigen müssen gegen das Gewimmel, das da, mehr malerisch als vertrauenerweckend, einen Sturmangriff auf seine Koffer machte, das ihm Briefmarken und Münzen und alte Götter und persische Teppiche – made in Germany – verkaufen wollte? Wo alles ringsum ein Aufruhr war von roten Fezen und schwarzen Rollhaaren, bis dann endlich der o so sanfte, hilfsbereite, fürstlich großartige Dragoman mit dem gelben Gesicht und den wundervoll schwarzen, mandelförmigen Augen sich seiner annahm in seiner Not, nicht immer zu seinem Vorteil. O Sonne, o Farben des Orients! O katzbalgendes Durcheinander der Levante, das wir so oft verfluchten und das man doch nicht missen wollte, weil es ein Teil dieses Landes und ein Abglanz dieser Sonne ist. Weil es festzustehen schien für alle Zeiten wie ein Gebot des Koran.

Und war dies in Konstantinopel nicht auch einmal so gewesen? So wenigstens las man es in den Berichten der Reisenden, und außerdem konnte man sich das gar nicht anders vorstellen unter diesem blauen orientalischen Himmel.

Ja, und nun stand ich allein mit meinem Rucksack in der weiten Bahnhofshalle, wo noch immer die Lichter brannten im fahlen Morgenlicht, das grau durch die Fenster fiel. Mich fröstelte auf diesem ersten Stückchen morgenländischen Boden, das ich mir so ganz anders vorgestellt hatte. So bodenlos allein und verlassen kam ich mir vor in dem fremden Lande. Nur um überhaupt eine Ansprache zu haben, wandte ich mich um irgendeine Auskunft an einen vorübergehenden Bahnbeamten, der gar nicht so aussah wie eine Figur aus Tausendundeiner Nacht, sondern ganz nüchtern uniformiert in einer neutralen Uniform, die man ebensogut in Paris wie in London oder sonstwo sehen konnte. Er verstand nur Türkisch und ging achselzuckend weiter, ohne mich nur eines Blickes zu würdigen. Und so taten es alle anderen. Ein rucksackbewehrter Franke – das war schon längst nichts Neues mehr und an so etwas ließ sich nichts verdienen. Das wußte man aus Erfahrung. Ich kam auf den engen Bahnhofsplatz, wo die Kutscher auf den Böcken schliefen und schließlich in eine nichts weniger als großstädtisch ausschauende Straße, wo Schuhputzjungen sich die Kehle heiser schrien und Scharen von Arbeitern mit ihren Suppeneimern hinunter zum Hafen gingen. Das alles hatte man anderswo auch schon gesehen. Nur die Inschriften auf den Ladenschildern schauten reichlich exotisch in einem sinnverwirrenden Durcheinander arabischer Schriftzeichen von den Hauswänden. Das brachte mich einigermaßen außer Fassung. Ich setzte mich auf die Treppe eines Brunnens – später erfuhr ich, daß es ein berühmter, beinahe ein heiliger Brunnen war – und schaute verstört in das Getriebe der engen und übelriechenden Gassen.

Wohin in dieser fremden Welt?

Es war ja wahrlich nicht meine erste Reise in die Fremde. Aber zum erstenmal in meinem Leben befand ich mich in einem Lande, von dessen Sprache ich kein Wort verstand. Wie Sphinxen starrten mich alle Inschriften an. Hier konnte man kein Hotel von einer Barbierstube unterscheiden. An der gegenüberliegenden Seite der Straße stand so etwas, das man mit einigen Konzessionen vielleicht als Gastwirtschaft bezeichnen konnte. Ich ging darauf zu, und schon stand in der Tür ein weißgekleideter Koch, der sich vor mir so tief verneigte, als ob ich der Sultan selber wäre. Es war ein blitzsauberes Lokal mit weißgedeckten Tischen und einem Büfett, auf dem in großen Kupferkesseln die wunderlichsten Speisen standen. Joghurt und Pilau und solche orientalischen Küchengeheimnisse, von denen ich noch nichts wußte. Unaufgefordert brachte mir der Wirt ein gebratenes Huhn, einen Hammelbraten und noch verschiedene andere Dinge, für die meine Wissenschaft nicht ausreichte, und wurde indes nicht müde, sich nach dem Woher und Wohin des Efendi zu erkundigen. Da er nur Türkisch und Griechisch sprach und ich von dem allem nicht ein Wort verstand, war es eine sehr einseitige Unterhaltung, bis sich ein eben hereinkommender Gast hineinmischte.

»Servus, Landsmann!« riet er begeistert. »Ja, das hab’ ich gewußt. Hab’ ich gestern gesagt dem Efendi, daß wird kommen deutscher Mann mit Rucksack.«

»So –?«

»Ja, was glauben’s«, fuhr er fort, indem er mit den langen weißen Fingern durch den schwarzen Haarschopf fuhr, der ihm fast bis zur Schulter herunterhing. »Bin ich hier schon sechs Jahre in Stambul, und alle Tage seh’ ich andere, die mit Rucksack kommen. Manchmal zwei, manchmal sechs oder sieben. Manchmal Deitsche, manchmal Esterreicher, manchmal Ungarn oder Tscheech, und keiner ka Geld net.«

Wieder fegte er die schwarzen Haare zurück, die ihm düster über das bleiche Gesicht herunterhingen. – Ja, er sei auch nicht der erste beste Hergelaufene. Er habe den Krieg beim soundsovielten böhmischen Reserveregiment mitgemacht und sein Bruder sei bei der Kapelle der Hoch-und Deutschmeister gewesen. Sein Vater käme aus Oberösterreich, die Mutter sei eine waschechte Tschechin, und er sei in Ungarn aufgewachsen. Aber wie der Krieg dann so ein böses Ende genommen habe – ja, was willst mache? – da sei er eben für die Gelegenheit ein Jugoslave geworden und mit dem Paß nach Konstantinopel gereist, wo damals die Alliierten waren und das Geld auf der Straße lag.

Und was er denn da getrieben hätte? fragte ich schüchtern.

»Natürlich Kafföhhaus! Mit am Musikkasten kommst überall durch. Dreimal in der Nacht die Marseillaise, sechsmal rule Britannia un a blau-weiß-rots Banderl und dazwischen die neuesten Schlager. Schenne Stadt, Konstantinopel – ja, was glaubst, i bin nämlich zur Zeit a Zigeuner!«

Mit einem Griff in die Brusttasche zog er einen Pack von Ansichtskarten hervor, auf denen unser Freund mit Geige und Schmachtlocken als Zigeunerfürst abgebildet war; allabendlich auftretende große Attraktion im Café in Pera.

»Da schaust!« meinte stolz der Zigeunerbaron.

Ich schaute allerdings. Dieser kosmopolitische Herr war offenbar der geborene Levantiner, wenn auch seine Wiege ganz wo anders gestanden hatte. Ich fragte ihn nach der Adresse eines billigen und empfehlenswerten Hotels.

»Ja na«, sagte er mit einem Seitenblick auf meinen Rucksack, »Sechskreuzerhotels gibt’s nur draußen in Piri Pascha. In Skutari könnens für fünf Piaster übernachten, aber da gibts viel Beischläfer mit sechs Beinen. Da zahlt sich’s besser aus, wenn man auf der Treppen zu der Taximkaserne kampiert.«

Sonst aber, meinte er, sei gleich nebenan das Hotel Mossul, wo man ein türkisches Pfund (etwa 2.- RM.) für ein Zimmer bezahle.

Und also entschied ich mich für das Hotel Mossul. – Je nun, es war nicht eben das erste Hotel am Platze, und der Efendi im Büro, der ein leidliches Französisch sprach, war auch nicht der liebenswürdigste aller Hoteliers. Ob ich mich schon bei der Polizei angemeldet hätte? fragte er mit saurer Miene.

»Nein«, antwortete ich.

»Dann müssen Sie das unbedingt sofort tun, Efendi.«

Mit einem weiteren Seufzer überreichte er mir einen mächtigen vorgedruckten Bogen, aus dessen Umfang allein man schon die alte Wahrheit noch einmal bestätigt fand: »Ein Narr fragt viel, worauf sieben Weise nicht antworten können.« Da zudem die Fragen in arabischen Buchstaben türkisch gedruckt waren, hatten wir gleich eine einstündige Konferenz bis zur Festlegung des Wichtigsten.

»Und vergessen Sie nicht, sich auch gleich abzumelden!« rief mir der Efendi nach, als ich mich endlich auf den Weg machte.

»Abmelden?«

»Natürlich«, seufzte der Efendi, »wollen Sie denn immer in Konstantinopel bleiben? Drei bis vier Tage brauchen Sie zur Anmeldung, und wenn Sie nur acht Tage in Konstantinopel bleiben wollen –«

So machte ich mich denn mit einer Seele voll böser Ahnungen auf den Weg zu der Stätte, die dem zugereisten Franken den ersten Begriff gibt von dem, was orientalischer Kismet ist.

Aber nein, ich will das nicht im einzelnen erzählen. Die Feder sträubt sich, wie es in den Romanen heißt. Selbst auf dem Papier möchte ich es nicht noch einmal erleben.

Du hast deine Bogen nach bestem Können ausgefüllt, und gehst mit einer Seele voll Sicherheit zum Efendi auf der Polizeistation. Der runzelt die Stirn und sagt dir in schlechtem Französisch, daß das nicht die richtige Adresse sei. Wieder wanderst du durch die buckligen Straßen von Stambul nach einer anderen Station, zu einem anderen Efendi, der alsbald Allah zum Zeugen anruft, daß auch er nicht die zuständige...

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