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Auf den Antillen (Abenteuerbericht aus dem 19. Jahrhundert)

Klassiker der Reiseliteratur

AutorFerdinand Emmerich
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9788026844501
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Dieses eBook: 'Auf den Antillen (Abenteuerbericht aus dem 19. Jahrhundert)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Ferdinand Emmerich, auch Ferdinand Emmerich-Hoegen (1858-1930) war ein deutscher Forscher, Abenteuerer und Reiseschriftsteller. Er hatte 1886 in Palermo ein Medizinstudium abgeschlossen. In den folgenden Jahren war er als Weltreisender unterwegs. Wegen des Weltkrieges kehrt er 1915 nach Deutschland zurück und begann dann mit der schriftstellerischen Auswertung seiner Reisen. Er verfasste überwiegend Jugendromane im Stil von Expeditions- und Abenteuerberichten. Aus dem Buch: 'Der Dampfer, ein alter Kasten, den die Reederei wohl nur aus Anlaß des lockenden Verdienstes wieder in die Fahrt eingestellt hatte, brauchte sechs Tage bis Port of Spain. Da gerade ein starker Südwest wehte, wagte er sich nicht in die Nähe des gewöhnlichen Liegeplatzes der Dampfer, sondern hielt sich weit außerhalb der Korallenbänke, es den Passagieren überlassend, wie sie in der hohen See von oder an Land gelangen konnten. Ich versuchte durch eine Weigerung, mich in dem starken Seegang einem Boot anzuvertrauen, an Bord zu bleiben, und hätte es auch vielleicht durchgesetzt, wenn nicht gerade der Mieter meiner Kabine ein hoher englischer Beamter gewesen wäre. Der wurde natürlich mit einem Dampfer herausgebracht, auf dem sich auch die übrigen Passagiere befanden.'

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Leseprobe

»So, Wetter, den Mittagsbraten hätten wir jetzt,« rief ich aus, als ich den Ziemer aus der Decke trennte. »Jetzt machen wir uns ein großes Feuer und braten uns das, was wir heute und morgen brauchen. Den Rest schenken wir den Füchsen.«

Dürres Holz fand sich in großer Menge. Es dauerte gar nicht lange, da loderte eine helle Flamme zu den Kronen der Laubbäume empor. Wetter fiel das Amt zu, die ausgeglühten Holzstücke auf eine Seite zu ziehen, um sie unter die schräggestellten Bratspieße, einige Bambusstöcke, aufzuhäufen, so daß die Glut das Fleisch braten konnte. In der Zwischenzeit sorgte ich für das Getränk, wir hatten uns einige Flaschen Mineralwasser mitgenommen, die ich in unsere vorher in den Bach getauchten Strümpfe steckte und sie an einer kühlen Stelle, wo sie der Luftzug traf, aufhing. So erreichten sie nach nicht langer Zeit die Temperatur des Eiswassers.

Unser Hunger ließ uns das Fleisch zerlegen, als es noch ein wenig sehr halb »englisch« war. Es mundete aber ausgezeichnet, und die eigentlich für Mittag und Abend bestimmte Ration verschwand im Handumdrehen, vorzüglich schmeckte dazu der durch das Mineralwasser gekühlte Whisky, dessen Genuß meinen Begleiter zu Lobsprüchen auf das Forscherleben anregte.

Wir hatten eben den letzten Tropfen des edlen Getränkes zu uns genommen, da drangen menschliche Stimmen an unser Ohr. Ich vernahm gemeine spanische Flüche, zornige Widerreden, untermischt mit herrischen Worten. Keuchend näherten sich fluchtartig heraufstürmende Männer....

»Nehmen Sie Büchse und Revolver zur Hand,« flüsterte ich meinem Begleiter zu und prüfte die Ladung in meiner eigenen Waffe. »Wenn uns das Gesindel zu nahe tritt, dann geben Sie unbedenklich Feuer.«

»Aber ich darf doch nicht auf Menschen schießen,« erwiderte Wetter ängstlich.

»Solange Sie nicht angegriffen werden, natürlich nicht. Aber ich besitze reiche Erfahrungen in der Behandlung von Menschen, die auf diese Art durch das Land streifen.... Geben Sie acht....«

Die letzten Worte galten zwei Männern, die vor uns aus den Büschen auftauchten und im Begriff standen, über unser noch unter der Asche glühendes Feuer hinwegzulaufen. Sie blieben überrascht stehen und fragten mit einem der lästerlichsten Flüche:

»Was sucht ihr hier? Herunter die Gewehre oder....«

»Oder? was?« fragte ich aufspringend und dem ersten den Lauf vor die Brust haltend. »Setzt euren Weg fort und laßt uns in Ruhe. Es könnte euch sonst leicht ein Unglück zustoßen.«

Inzwischen waren noch andere braune Gestalten an die Seite der ersteren getreten. Alle vier trugen eine Art Uniform, wie sie allgemein unter den Soldaten der Rebellen üblich war: mehr oder weniger abgetragene Hosen und Jacken und einen Hut, dessen Band die Farbe des jeweiligen Herrn und Führers zeigte. Die Hutbänder waren das einzig Uniforme bei den Kerlen.

Als sie sich vier gegen zwei sahen, wuchs ihnen der Mut. Einer der Banditen hatte unsern Fleischvorrat bemerkt und wollte sich mit einem höhnischen Lachen darauf stürzen. Zwei Schritte hatte er gemacht, da sauste ihm der Kolben meiner Büchse über den harten Schädel, daß er taumelnd zurückfiel und in die Knie brach. Trotz dieser Abfertigung stürzten sich die drei andern auf uns. Einer der Kerle warf sich zu Boden und riß mir hinterrücks die Beine unterm Leibe weg, so daß ich auf die Knie fiel. Ein anderer griff Wetter an, der sich jedoch durch wohlgezielte Boxstöße wehren konnte. Der dritte, der sich mit seinem gefallenen Kameraden zu schaffen machte, sprang nun herzu, um sich meiner Büchse zu bemächtigen. Er packte sie beim Lauf und hing sich mit aller Kraft daran, während mein erster Angreifer meinen Hals zu umklammern versuchte. Natürlich drückte ich ab. Auf den Schuß lockerte sich der Griff an meiner Kehle. Ein Blutstrahl rann mir über das Gesicht, und laut heulend fiel der Bandit zu Boden. Mein zweiter Angreifer, ebenso wie der Kerl, der mit Wetter im Handgemenge war, verloren jetzt den Mut zu weiteren Angriffen und verschwanden im Gebüsch, wo wir sie in heller Flucht davonrennen hörten.

Die beiden so gründlich abgefertigten Banditen suchten die Bewußtlosen zu spielen. Den Kerl, der mit meinem Kolben Bekanntschaft gemacht hatte, rief ich rasch wieder ins Leben zurück. Ich sah an dem Zucken seiner Augenlider und an einer Schluckbewegung, daß er den »wilden Mann« spielte, wie man bei uns sagt. Ich schüttete ihm deshalb den noch halb gefüllten Topf mit Quellwasser langsam ins Ohr und brachte ihn dadurch schneller auf die Beine, als es die besten guten Worte vermocht hätten. Er wollte nun ebenfalls flüchtig gehen, doch erwischte ich ihn noch rechtzeitig an seiner schmutzstarrenden Jacke.

»Halt, guter Freund. So rasch kommst du nicht von uns los,« sagte ich und drückte ihn unsanft zu Boden. »Erst sage mir einmal, was dich hierhergeführt hat und warum du uns wie ein Straßenräuber überfallen hast?«

»Wir sind Soldaten vom General Gomez und wollen unserm Obersten, der auf der andern Seite des Berges lagert, Befehle überbringen,« antwortete der Mann trotzig.

»Nette Soldaten seid ihr. Auf euch kann sich der General etwas einbilden, weiß er, daß ihr friedliche Wanderer überfallt, um sie zu berauben?«

»Herr, wir sind im Kriege, und da ist alles erlaubt,« gab er frech zur Antwort. »Wir müssen auch leben, und da uns niemand verpflegt, nehmen wir die Lebensmittel, wo wir sie bekommen.«

»Nette Grundsätze habt ihr, das muß ich sagen. Aber da wir nichts mit euch und euren politischen Streitigkeiten zu tun haben, so laßt uns in Ruhe. Ihr wißt jetzt, was euch erwartet, wenn ihr mir noch einmal in den Weg lauft.«

»Mein General wird es euch schon zeigen, wer hier der Herr ist,« knirschte der Soldat. »Wenn ich wieder frei bin, ist mein erster Gang zu ihm, und dann macht nur eure Rechnung mit dem Himmel, denn Gomez kennt keinen Spaß.«

»Und daß ich noch weniger Spaß kenne, habe ich Euch bewiesen. Sagt das Eurem Gomez, und jetzt nehmt vor allen Dingen Euren Kameraden mit. Bringt ihn nach Duaca zum Arzt und laßt ihm die Kugel aus dem Kiefer ziehen.... Wartet noch ein wenig, ich will ihn erst verbinden.«

»Das ist nicht nötig. Der arme Pio braucht keinen Doktor mehr. Ihr habt ihn erschossen.«

»Rede keinen Unsinn, Muchacho. Ein Kerl mit einem so dicken Schädel stirbt nicht an dem Schuß. Die Kugel steckt im Kieferknochen, gehe zu einem Doktor, sage ich. Der zieht sie ihm heraus, und  nach acht Tagen kann euer Kamerad sein Geschäft als Buschräuber wieder aufnehmen.«

»Ich kann jetzt nicht nach Duaca hinunter,« schrie der Kerl heftig. »Ich muß dem Oberst dringende Befehle überbringen. Es kostet euch den Kopf, wenn ich zu spät komme.«

»Das hättest du bedenken sollen, bevor ihr uns angegriffen habt,« gab ich ruhig zurück. »Und was meinen Kopf anbetrifft, so wird sich euer General und euer Oberst lange besinnen, ehe sie sich an mich heranwagen. Es könnte sonst leicht der Fall eintreten, daß deine beiden Helden eher geköpft werden als ich. Wir sind nämlich Deutsche ..., sag' das dem General. Er wird dann schon wissen, was er zu tun oder vielmehr nicht zu tun hat.... Also nehmt jetzt Euren Kameraden auf den Rücken und tragt ihn zum nächsten Doktor. Und dann gebe ich Euch den guten Rat, laßt Euch nicht wieder in unserer Nähe blicken, denn das nächste Mal schieße ich sofort, wenn ich Euer Hutband sehe.«

Mehr noch meine die Worte unterstreichende Handbewegung als diese selbst machten einigen Eindruck auf den Kerl. Wir halfen ihm seinen Kameraden aufladen und befahlen ihm, den Berg wieder hinunterzusteigen.

Noch ein letztes Mal machte der Mann den Versuch, auf die andere Seite des Berges zu gelangen, aber ich litt es nicht. Ich nahm nicht mit Unrecht an, daß der Oberst viel näher bei uns lagerte, als es uns lieb sein konnte, und dann hatte ich, offengestanden, nicht allzu großes Vertrauen darin, daß ein Rebellengeneral auf Deutsche Rücksicht nehmen würde. Im Gegenteil, je mehr Verlegenheiten er der Regierung bereiten konnte, desto besser war es für seine Zwecke.

»Was jetzt?« fragte Wetter, als die beiden im Unterholz verschwunden waren. »Ich glaube, wir haben uns da in ein Wespennest gesetzt, und je früher wir unsern Tunnel aufsuchen, um so besser ist es, wenn Sie nicht vorziehen, nach Duaca zurückzukehren.«

»Letzteres kommt augenblicklich noch nicht in Frage, lieber Wetter. Meine etwas großsprecherischen Redensarten den Leuten gegenüber hatten nur den Zweck, sie einzuschüchtern, was mir bei dem Kerl nur sehr ungenügend gelang. Diesem Gesindel gegenüber darf man keine Furcht zeigen, und je voller man den Mund nimmt, desto mehr imponiert man ihnen. Immerhin halte ich eine Luftveränderung für zuträglich.... Wo liegt denn Ihr Tunnel?«

Wetter beschrieb mir den Weg, den man von Duaca aus nehmen mußte. Nach einigem Studium kamen wir zu der Überzeugung, daß wir, wenn wir jene Straße erreichen wollten, den Grat überschreiten und an der andern Seite absteigen müßten.

»Und gerade da soll der Oberst lagern, den wir um seine Instruktionen gebracht haben,« sagte Wetter.

»Hm, das ist allerdings fatal, aber versuchen wir immerhin unser Glück. Wenn wir den Soldaten den Rang ablaufen können und vor ihrer Anzeige das Lager passieren, dann wird uns der Oberst ungeschoren lassen.«

Während wir unser Fleisch in unsere Rucksäcke verstauten, besprachen wir noch verschiedene andere Pläne und kamen schließlich zu dem Ergebnis, daß es besser sei, dem Oberst einen Besuch zu machen und uns auch ihm gegenüber auf unsere deutsche Staatsbürgerschaft zu...

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