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'Auf den Hund gekommen'. Tiergestützte Abenteuer- und Erlebnispädagogik mit Schlittenhunden

AutorViktoria Wloka
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl134 Seiten
ISBN9783668079168
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Pädagogik - Sonstiges, Note: 2,0, Philipps-Universität Marburg (Sportwissenschaft und Motologie), Veranstaltung: Abenteuer- und Erlebnispädagogik Master, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie kann man drogenabhängigen Jugendlichen helfen, ihre Abhängigkeit zu überwinden, ihr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl wiederzufinden und sie dazu motivieren, wieder vertrauensvoll in die Zukunft blicken zu können? Fragen an eine moderne Gesellschaft, die ihre Verlierer zunächst in Eigenregie generiert, sie dann aber, um Schlimmeres zu verhindern, wieder auffangen und rückintegrieren muss, Fragen von hoher Priorität, die auf Antworten warten. Das Konsumieren von Rauschmitteln im Jugendalter impliziert schwerwiegende Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit der Betroffenen. Es bedarf vielfältiger Maßnahmen, wenn hier effektiv abgeholfen werden soll. Eine vielversprechende Möglichkeit scheint der Einsatz von Schlittenhunden im Rahmen eines abenteuer- und erlebnispädagogischen Ansatzes darzustellen. Doch ist das wirklich so? Valide Daten und empirische Untersuchungen hierzu gibt es kaum. Theoretisch scheint dieser pragmatische Ansatz aber durchaus plausibel begründbar zu sein. Es handelt sich um eine von vielen vorgeschlagenen Methoden, den Jugendlichen Wege aus der Sucht aufzuzeigen und sie auf ihrem Weg zu einem Leben ohne Rauschmittel zu begleiten. Das Repertoire wird für die Zeit des Entzuges durch neue Ideen stetig erweitert, doch fehlt es bisher massiv auch an Nachsorgemaßnahmen. Hier scheint es noch viel zu tun zu geben. Der geneigte Leser sei an dieser Stelle im Vorfeld dazu aufgefordert, selbst einmal über die mögliche Rolle und Funktion von Hunden während des Drogenentzugs bei einem Jugendlichen nachzudenken. Unter Berücksichtigung von möglichen zu bestehenden Abenteuern und Erlebnissen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Schlittenhunden, sind vielfältige geeignete Szenarien sicherlich vorstellbar.

Okt 2012-Sep 2014 Abenteuer- und Erlebnispädagogik (Master of Arts) an der Philipps- Universität Marburg Apr 2010 - Sep 2012 Bildung und Erziehung im Kindesalter - Sozialpädagogin Bachelor of Arts (FH) an der HAWK Hildesheim

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Leseprobe

2. Die Einrichtung: Der Kompass e.V. Elsholz


 

Einführung:

 

Der Kompass e.V. Elsholz wurde am 25.05.2004 gegründet und ist ein Jugend-suchthilfeverein, der hundegestützte Methoden anwendet, um suchtmittelkonsumierenden Jugendlichen den Weg in ein drogenfreies und selbstständiges Leben zu ermöglichen. Die therapeutische Wohngruppe kann bis zu 16 Klienten aufnehmen, die in einer abgeschiedenen „Insellage“ circa 30 Kilometer von Potsdam entfernt, weit weg von zivilisatorischen Einflüssen, betreut werden können. Für die Jugendlichen ist eine Verweildauer von bis zu drei Jahre vorgesehen. Beginnend mit der der therapeutischen Wohnform werden unterschiedliche Wohnformen durchlaufen. Die Wohnformen untergliedern sich in: Ankommens-, Orientierungs- und Verselbständigungsgruppen. Der Kompass e.V. arbeitet abenteuer- und erlebnispädagogisch und nutzt die Methoden dieses Fachgebiets auf allen Ebenen.

 

Natur- und erlebnisorientiert, mit Schlittenhunden, im steten Wechsel von Aktion und Reflexion, auf jeden einzelnen Jugendlichen bezogen und mit der Kraft des Lernens in Gruppen“ (www.kompass-elsholz.de, letzter Zugriff: 25.01.2014).

 

Den Übergang vom Leben aus der Sucht in ein selbstbestimmtes Leben zu finden, ist Ziel der Jugendhilfemaßnahmen des Kompass e.V. Die Schlittenhunde bieten sich als Medium aufgrund arttypischer Eigenschaften an, die sie für abenteuerliche Unternehmungen prädestinieren. Die abenteuer- und erlebnispädagogischen Potenziale, die sich im Unterwegssein mit den Hunden zeigen, machen Hoffnung, dass dies auch gelingen könnte. Die sportpädagogischen Maßnahmen in Form von Fahrradtouren, Wanderungen und wöchentlichem Training (2 mal pro Woche) mit den Hunden sind neben den zahlreichen Einzel- und Gruppentherapien im Plan enthalten.

 

Zu jeder Jahreszeit begibt sich das pädagogische Fachpersonal und die ausgebildeten Erlebnispädagogen auf die unterschiedlichen Exkursionen (Bsp. Kanu fahren auf der masurischen Seenplatte in Polen, Wandern in Italien, erlebnispädagogisches Surfen auf Rügen, Höhlenbegehungen im Gebirge, Hundeschlittenfahren in Schweden/Lap-pland). Die Jugendlichen durchlaufen auch vor- und nachbereitete „Waldeinsamkeitssolos“, bevor sie in die nächste Wohnform aufsteigen. In der pädagogischen Arbeit wird Wert darauf gelegt, die Gruppe in ihren Eigenheiten ernst zu nehmen. Deshalb ist es auch beim Kompass e.V. möglich, spontan aufzubrechen, falls ein Klient ein wenig Abstand benötigt. Durch den Exkursionsraum, in dem sich das Equipment zum Leben im Freien befindet, haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich nach Bedarf gut ausgerüstet in die Natur zu begeben, um dort nachzudenken und zur Ruhe zu kommen. Die Unternehmungen werden natürlich pädagogisch und therapeutisch begleitet und reflektiert. Es existieren auch zwei Bauwagen, die nach Bedarf an ausgewählte Plätze gefahren werden können, in denen ein Jugendlicher auch Abstand gewinnen kann. Jede Unternehmung und Exkursion wird von einer bestimmten Anzahl an Schlittenhunden begleitet. Beispielsweise fahren die Schlittenhunde auch mit im Kanu oder begleiten die Jugendlichen zum sogenannten „Huskytrekking“. Beim Huskytrekking werden die Huskies mit einem Hüftgurt angeleint. So sind die Arme frei beweglich und können dem enormen Zug des Hundes auch auf längeren Touren standhalten.

 

Die tägliche Zusammenarbeit der bestehenden Gruppen schweißt alle Beteiligten zusammen. Die handlungsorientierten Methoden wirken sich bezogen auf die Auseinandersetzung mit den Hunden positiv auf die Jugendlichen aus. Im Laufe der Zeit wird die emotionale und physische Basis der Betroffenen stetig intensiviert und mündet bei Erfolg in einer Exkursion mit Schlittenhunden in der noch weithin unberührten Wildnis Skandinaviens. Dies gilt nicht für Jugendliche, die sich weniger für die Schlittenhunde interessieren. Der Kompass e.V. will die Jugendlichen unterstützen, durch die sportlichen Angebote mit den Schlittenhunden ein individuell außergewöhnliches und wertvolles Äquivalent zum Suchtmittel zu entdecken. Das Angebot ermutigt Jugendliche, die Fähigkeit zu entwickeln, ihren eigenen Lebensplan aufzustellen und anschließend auch umzusetzen.

 

Jeder Jugendliche hat in der Woche eine Einzeltherapiesitzung und eine Gruppentherapiesitzung mit einem ausgebildeten und studierten Therapeuten. In diesen Therapiesitzungen wird beispielsweise an Ihrer Lebenslinie in einem künstlerischen „Egoprojekt“ gearbeitet, dass dann in der Gruppentherapie vorgestellt wird. Dies ist ein Ritual, das als Voraussetzung für den Wechsel in eine nachfolgende Wohngruppeneinheit gilt. Da eine Vielzahl an Jugendlichen keinen Schulabschluss vorzuweisen hat, besteht die Möglichkeit, diesen durch einen bei Kompass e.V. durchgeführten Unterricht bei einem Stützlehrer nachzumachen. Manche Jugendliche sind allerdings schon seit langem nicht mehr in der Schule gewesen und gehen gleich direkt in eine Ausbildungslehre über. Beim Kompass e.V. haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich für einen Ausbildungsplatz in den Bereichen TierpflegerIn, TischlerIn oder KöchIn zu bewerben. Wieder andere Jugendliche sind nach Ihrer Drogenkariere nicht in der Lage, eine dieser beiden ihn offerierten Möglichkeiten wahrzunehmen und bemühen sich erst mal vorrangig um ihre Genesung. Sie müssen zunächst wieder lernen, einen Sinn im Leben zu sehen. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit durch Praktika sich auf verschiedenen Gebieten auszuprobieren. Durch eine BezugsbetreuerIn, die jeder Jugendliche zugewiesen bekommt, wird die pädagogische Arbeit professionell unterstützt. Einmal pro Woche findet ein circa einstündiges Reflexionsgespräch statt. Wenn die Jugendlichen Unterstützung benötigen, wenden Sie sich an ihre BetreuerIn, eine Person, von der sie sich in der Regel verstanden fühlen.

 

Aufnahmekriterien:

 

Die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen befinden sich im Alter zwischen 13 und 21 Jahren und weisen eine diagnostizierte Suchtmittelabhängigkeit (auch Mehrfachabhängigkeit) auf. Die Entscheidung für die Einrichtung erfolgt freiwillig, worauf großer Wert gelegt wird. Eine Aufnahme erfolgt unter folgenden Auflagen:

 

1. Der Betroffene nimmt persönlich den Kontakt zum Kompass e.V. auf.

2. Ein Antrag auf stationäre Aufnahme nach §§ 34, 35, 35 a des Kinder-und Jugendhilfegesetz (KJHG) ist gestellt und bewilligt worden.

3. Die Kostenerstattungszusage vom Jugendamt, dem Sozialamt oder der Krankenkasse liegt vor.

4. Bei Bedarf findet vorher eine klinische Entzugsbehandlung statt.

 

Rechtliche Grundlagen:

 

Im achten Sozialgesetzbuch (SGB VIII) der Kinder- und Jugendhilfe unter dem Paragraphen §34, Heimerziehung, sonstige betreute Wohnformen, sind die rechtlichen Grundsätze für die auswärtige Unterbringung von Jugendlichen festgelegt. Zielvorstellung ist eine Wohnform für Kinder und Jugendliche, in der ein Zusammenspiel von Alltag und Therapie angestrebt und gelebt wird. Die Heranwachsenden sollen in ihrer Entwicklung und entsprechend ihres Alters gefördert werden. Unterschiedliche Ziele werden angestrebt: Die Rückkehr in die Herkunftsfamilie, die Vorbereitung auf die Unterbringung in einer neuen Familie oder die Vorbereitung auf ein eigenständiges Leben. Um die minderjährigen Kinder- und Jugendlichen mit Suchtproblematik in Ihrer Entwicklung zu unterstützen, wird das Alltagsleben mit therapeutischen Maßnahmen innerhalb der Einrichtung unterstützt. Die finanziellen Mittel für die Unterbringung außerhalb der Herkunftsfamilie werden vom Staat bereitgestellt. Die sozialpädagogische Begleitung der Klienten, die Einhaltung der Schulpflicht oder die Begleitung des beruflichen Werdeganges werden so gewährleistet.

 

Ziele der Arbeit dieser Einrichtung sind die Stärkung der Persönlichkeit der Jugendlichen für ein späteres eigenverantwortliches Handeln zu bewirken, ihre soziale Integration in die Gesellschaft sicherzustellen und sie auf ein Leben ohne Suchtmittelkonsum vorzubereiten (vgl. www.kompass-elsholz.de, letzter Zugriff: 25.01.2014). Den Jugendlichen wird ein Angebot bestehend aus einem System von Unterbringung, Freizeitgestaltung und Therapie gemacht, das sie auf ihrem Weg aus der Sucht unterstützt.

 

Mitarbeiter und Fachpersonal:

 

Sozialpädagogischer Bereich: 7 MitarbeiterInnen

 

Arbeitstherapeutischer Bereich: 2 MitarbeiterInnen

 

Psychotherapeutischer Bereich: 4 MitarbeiterInnen

 

Bildungs- und Ausbildungsbereich: 4 MitarbeiterInnen

 

Verwaltung: 1 Mitarbeiter

 

Es können insgesamt 16 Jugendliche beim Kompass e.V. aufgenommen werden. Auf dem Gelände befinden sich ca. 30 Schlittenhunde, die in sogenannten Kennels (Zwingern) untergebracht sind. Dem Gelände zugehörig ist auch ein Hundeauslauf, in dem die Schlittenhunde sich austoben und auch nach den Trainingszeiten genügend bewegt werden können. Auf...

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