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Auf den Spuren von Sylvia Plath und Anne Sexton. Zwischen Autobiografie, Schreibtherapie und lyrischer Kreativität

AutorJanett Menzel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl97 Seiten
ISBN9783668342453
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Amerikanistik - Literatur, Note: 2,0, Universität Potsdam (Philologische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Obwohl Sylvia Plath 1963 im Alter von 30 Jahren Selbstmord beging, ist sie bis heute im Gegensatz zu Anne Sexton lebendiger als je zuvor - vermeintlich weil Sexton bereits zu Lebzeiten literarische Anerkennung und Erfolge feierte, zudem im Gegensatz zu Plath etliche Auszeichnungen erhielt, und erst im Alter von 46 Jahren Selbstmord beging. Was beide Autorinnen miteinander verbindet, geht weit über das Offensichtliche hinaus: In beinahe allen Literaturanalysen und -kritiken zeigt sich schnell der scheinbar offenbare Bezug ihrer psychischen Störungen und Suizide auf ihre Werke. Als würde man das Pferd von hinten aufziehen, suchen Kritiker und Analysten in ihren Biografien seit jeher Anhaltspunkte für ihrer geistigen Erkrankungen aufgrund schwieriger Lebensumstände, setzen diese dann in Verbindung mit Zeitgeschichte und erfahren so die eigentliche Interpretation der Gedichte, der Autorinnen, der Mütter und Ehe-Frauen, als Menschen und als Selbstmörderinnen. Sie nehmen sich in ihren (Be)Funden ernst genug, um die Leben der Autorinnen akkurat zu sezieren, um ihre Suizidabsichten aufzudecken. Ihre Kreativität erscheint als Abfallprodukt. Versteht man ihre Gedichte, versteht man sie, und ihren Tod. Auch begeisterte Leser und fanatische Anhänger setzten Sextons und Plaths Werke gleich mit den lyrischen Subjekten ihrer Gedichte (im Folgenden I und Ich genannt). Auch sie verfielen dem Glauben grundsätzlich offensichtlicher Parallelen, die ihr Schaffen vor dem Hintergrund einzelner Lebensgeschehnisse erklären: 'But each one tasted separate flesh.../ Insisted on being the one/ Who knew best,/ Who had the right recipe.' schrieb Plaths Tochter Frieda Hughes. Dabei existieren, neben rein sprachlich stilistischen Betrachtungsweisen, auch biografische, feministische und psychologische Ansätze. Doch lassen sich die Disziplinen kaum Raum genug, um sich einander in ihren Interpretationen nicht ausschließen zu wollen. Diese Arbeit wird daher nicht versuchen, die wahre Sylvia Plath und Anne Sexton in ihren Werken und durch bekannte Lebensumstände, Gefühle, Gedanken und Ziele zu finden, die sich dann - als implizite Logik - irgendwo in ihren Schriften wiedererkennen lassen. Stattdessen muss fokussiert und objektiv auf ihre Leben und ihr literarisches Wirken geblickt werden.

Janett Menzel wurde 1982 in Mecklenburg-Vorpommern geboren und ging nach ihrem Abitur nach Potsdam/Berlin, wo sie englischsprachige Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft, mit Soziologie an der FU in Berlin, studierte. Als ehemalige Inhaberin eines Lektorats und einer Coaching-Praxis studierte sie nebenberuflich Journalismus und arbeitet heute in verschiedenen Bereichen der Bildung mit Sitz in Berlin. Seit ihrem Studium befasst sie sich mit Gender, Stigmatisierungen, Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung. Ihre umfangreichen Arbeiten zu Sylvia Plath und Anne Sexton in Bezug auf ihre psychologisierten Werke erscheinen demnächst.

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Leseprobe

2. Sylvia Plath und Anne Sexton - Leben, Werk und Motivation zwischen Truismus und Wirklichkeit


 

2.1. Sylvia Plath[4] – „Let me live, love and say it well in good sentences.”


 

1932 Plath wird am 27.10. in Jamaica Plain nahe Boston als Tochter von Otto Emile (Professor der Biologie und Deutsch, geborener Deutscher und Experte für Bienenwissenschaft) und Aurelia Schober Plath (Lehrerin und ehemalige Studentin von Otto Plath) geboren und wächst mit ihrem Bruder in Boston auf.

 

1940 Im Mai verstirbt ihr Vater infolge einer Operation wegen unerkannten Diabetes. Plath erkläre sich den Tod ihres Vaters als Selbstmord.[5]

 

1941 Im Sommer veröffentlicht der Boston Herald eines ihrer Gedichte: Poem.

 

1942 Umzug nach Wellesley, ein konservativer Vorort Bostons: „My father died, we moved inland…those nine first years of my life sealed themselves off like a ship in a bottle – beautiful, inaccessible, obsolete, a fine...“[6] Die häusliche Umgebung ähnelt einem Matriarchat; Plath musste mit ihrer Mutter ein Zimmer teilen.

 

1944- Beginn der Schaffensphase. Sie sichert fortan all ihre Schriften, überträgt sie in

 

1949 drei verschiedene Bücher. Sie strebt Veröffentlichungen an. Schulisch erhält sie viele Auszeichnungen und wird für ihre ungewöhnliche und kreative Arbeit sowie ihrer natürlichen lyrischen Gabe oft gelobt: Sie habe außergewöhnliche, schriftstellerische Fähigkeiten.[7] Sie arbeitet als Co-Editor und reicht ihre Werke bei Magazinen und Zeitungen ein.

 

1950 Plath beendet die High School. Im Jahrbuch steht: „future writer“[8]. Beginn ihres Studiums am renommierten Smith College von Northampton. Doch Geldmangel zwingt sie, arbeiten zu gehen. Ab Oktober sollen ihre erste Depressionen begonnen haben, die sie mit Schreiben und Lesen bekämpfte.[9] Bis Ende des Jahres reicht sie 45 Gedichte bei Seventeen ein und veröffentlicht u. a. die Kurzgeschichte „Den of Lions“ über eine gescheiterte Liebesbeziehung.Ablehnung von Gedichten interpretiert sie als Verlust ihres Talents.

 

1951- Depressive Schübe hindern ihre Produktivität und lassen ihr Selbstwertgefühl

 

1952 sinken; sie ist ängstlich und glaubt, zu versagen: „God, if ever I have come close to wanting to commit suicide, it is now.“ schrieb sie in ihr Tagebuch[10].

 

1953 Ende Mai fährt sie nach New York für ein 26tägiges Praktikum als Co-Redakteurin beim Magazin Mademoiselle, das sie bei einem Schreibwettbewerb gewonnen hatte. Sie ist entgegen Absprachen Guest Managing Editor und hat weit mehr Verantwortung als ihre Mitstreiterinnen, obwohl sie wie ein Nichts behandelt wird[11]: „…they were expected to be as much runway models put on display for advertising purposes... Some responded to the artificiality of the experience in more healthy ways than others.”[12] Sie muss mit Kritik wegen angeblicher Oberflächlichkeit, aufgesetztem Verhalten und steifen Ansichten umgehen. Diese Desillusionierung führt dazu, dass sie sich erneut als Enttäuschung sieht.

 

Julius und Ethel Rosenbergs[13] Hinrichtung belastet sie zudem stark. Infolgedessen erleidet sie einen Nervenzusammenbruch mit Suizidgedanken. Es wird eine schwere Depression diagnostiziert und eine Elektroschocktherapie anberaumt, die falsch durchgeführt wird und ihren Zustand verschlechtert. Am 24. August versteckt sie sich im Keller und schluckt 40 Tabletten, bevor sie ohnmächtig wird und drei Tage später bewusstlos aufgefunden wird. Später gesteht sie, dass sie sich entweder erschießen oder ertränken wollte[14], sich aber umentschied. Sie geht ins McLean Hospital in Belmont. Ihre Mutter glaubt an eine gespaltene Persönlichkeit[15], da Plath entweder manisch oder depressiv[16] sei. Korrekte Elektroschocks lassen sie genesen.

 

1954 Sie wird entlassen und kehrt ans College zurück, erhält ein Stipendium für die Harvard Summer School für 1955 und eines vom Smith College.

 

1955 Plath schließt ihr Studium ab. Ab September studiert sie am Newnham College der Universität Cambridge, wofür sie erneut ein Stipendium erhält.

 

1956 Ihre aktuelle Liebesaffäre mit Sassoon geht in die Brüche und sie verfällt in Depressionen. Sie kann zudem ihrem Teufelskreis zwischen „longing for and being able to achieve perfection”[17] nicht entkommen. Bei einer Feier lernt sie dann Ted Hughes kennen, „the strongest man in the world“[18], und der einzige, der ihr intellektuell und kreativ gleich ist. Ihre heimliche Vermählung findet am 16.06. in London statt. Sie beschäftigt sich auch verstärkt mit ihrem Vater: „When he obliged me and died, I imagined that I had killed him.”[19] und Plath glaubt, bei Trennungen den Schmerz über den Verlust ihres Vaters neu zu erleben.

 

1957 Umzug in die USA, wo sie ab Herbst als Lehrerin am Smith College arbeitet, was ihr Schreiben blockiert. Untreuegerüchte von Hughes kommen auf. „[She] would not…fill the garage…with carbon monoxide…or slit [her] wrists“[20].

 

1958 Im März soll sie eine manische Energie erfasst haben: In wenigen Tagen schreibt sie acht Gedichte.[21] The New Yorker kauft nach jahrelangen Ablehnungen zwei Gedichte. Plath und Hughes beschließen, sich dem Schreiben zu widmen und ihre Jobs zu kündigen. Doch Plaths Depressionen verstärken sich: „It is as if my life were magically run by…joyous positive and despairing negative”[22]. Sie arbeitet wegen Geldmangel in einem Krankenhaus und schreibt später eine Kurzgeschichte über Suizid und Geisteskrankheiten: „Johnny Panic and the Bible of Dreams“ – „the best she would ever write“[23].

 

1959 Sie erhält viele Absagen wegen abgeblich mangelhafter lyrischer Technik. Bislang wurde sie meist wegen einem überladenen Stil abgelehnt.[24] Doch ab Oktober, zu der Zeit bereits schwanger, werden ihre Gedichte persönlicher: Sie beginnt u. a. in „The Stones“ und „The Colossus“ mit einer neuen poetischen Stimme zu experimentieren.

 

1960 Umzug nach London. Sie unterschreibt den Buchvertrag für The Colossus and Other Poems, das im Oktober in GB erscheint und arbeitet am ersten Entwurf von The Bell Jar. Am 31.03. bringt sie ihre Tochter Frieda Rebecca auf die Welt.

 

1961 Im Mai erhält sie die Zustimmung von Alfred Knopf für die Veröffentlichung in den USA. Ab November schreibt sie Rezensionen für Kinderbücher, verkauft Gedichte und erhält ein Stipendium, um The Bell Jar zu vollenden, das unter einem Pseudonym erscheinen soll, da es zu autobiografisch wäre.[25]

 

1962 Im Januar entbindet sie ihren Sohn Nicholas Farrar. Im Mai wird die Familie von David Wevill und seiner Frau Assia Gutmann besucht: Hughes und Gutmann kommen sich in der folgenden Zeit so nahe, dass diese Liaison das Ende von Plaths Ehe markieren wird. Der Verlag Knopf veröffentlicht im Mai The Colossus and Other Poems in den USA, aber es erhält nur mäßige Rezensionen und Verkäufe. Im März schreibt sie das Stück „Three Women“ und verbrennt angeblich aus Wut ihr Manuskript zu The Bell Jar. Der Buchehemann soll an Hughes angelehnt gewesen sein, von dem sie sich trennen will.[26] Ihre psychischen Probleme verstärken sich und sie nimmt Kontakt zu ihrer damaligen Psychiaterin Ruth Barnhouse auf. Im Oktober schreibt sie 25 ihrer heute berühmtesten Gedichte, in ihrer neuen Stimme[27]: „Elm”, „Daddy“, „Ariel“, „Lady Lazarus“ sind in einem neuartigen Stil, den sie „demonic possession“[28] nennt. Ab November versucht sie Gedichte aus Ariel and Other Poems zu verkaufen, meist erfolglos, da sie zu aggressiv seien.[29] Sie plant einen zweiten Roman, den sie Double Exposure nennt: „[T]he heroine discovers that her perfect…husband is an adulterer.“[30] Plath zieht im Dezember mit ihren Kindern nach London in ein Haus, in dem Yeats gewohnt hatte, „so my work should be...

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