KAPITEL 1
UNSERE ERNÄHRUNG – VON DER NATUR VORGEGEBEN
Wenn man wieder jünger werden will, muss man viele seiner Gewohnheiten ändern. Um das konstruktiv zu bewerkstelligen, bedarf es eines freien Geistes und des aufrichtigen Wunsches, zu sehen, ob es wirklich funktioniert.
Ein unzugänglicher Verstand … ein Verstand, der gewohnheitsmäßig alle radikalen Veränderungen der Denkweise, der Gewohnheiten und Handlungen ablehnt, ist der größte Hemmschuh beim Fortschritt auf dem Weg zu Auch Sie können wieder jünger werden.
Dr. Norman Walker
in seinem Buch Auch Sie können wieder jünger werden
Die Verbindung zwischen Ernährung und Schönheit ist unglaublich stark – schon durch eine einfache Ernährungsumstellung können Sie Ihr Aussehen und Ihre Denkweise radikal verändern. Deshalb stelle ich unserer Diskussion eine sehr grundsätzliche Frage voran: Wie sieht denn die richtige Nahrung für unsere Spezies aus? Um eine Antwort darauf finden zu können, müssen wir wissen, welchen Platz in der Natur die Gattung Mensch einnimmt. Das ist nicht in einem philosophisch-„esoterischen“ Sinn gemeint, sondern ganz schlicht physisch-anatomisch. Wir können keine Berechnungen anstellen, bevor wir nicht wissen, wie man eins und eins zusammenzählt – und so verhält sich das in jedem Lebensbereich. Lassen Sie uns also zuerst einen Schritt in die Vergangenheit tun und unseren Platz im Tierreich und in der Natur näher untersuchen.
WIE UNSER KÖRPER BESCHAFFEN IST
Eine der besten Möglichkeiten herauszufinden, wo wir hingehören, eröffnet der Blick ins Tierreich: Der menschliche Körper ähnelt stark dem von Affen: Primaten, Schimpansen (wie Tarzans Gefährtin Cheeta) und Gorillas. Unser Erbgut (Genom) hat mit dem des Schimpansen mehr gemeinsam als mit dem irgendeiner anderen Gattung auf diesem Planeten. Angeblich teilen wir uns schätzungsweise 99,4 Prozent unserer DNA-Sequenz.1 Schauen Sie hinunter auf Ihre Hände, die dieses Buch halten: Besteht da nicht eine Ähnlichkeit mit denen eines Affen? Betrachten Sie Ihre Nägel, die gelenkigen Finger und die opponierbaren Daumen. Jetzt reiben Sie Ihre Zähne aufeinander, vor und zurück – dabei werden Sie feststellen, dass unsere Zähne vergleichsweise glatte Kanten haben, wie die der Affen (mit Ausnahme der Eckzähne, die dabei helfen können, die harten Schalen mancher Früchte aufzubeißen). Unsere Backenzähne dienen zum Zermahlen von Pflanzenteilen, damit diese leichter verdaulich werden.
Fleischfressende Tiere, wie beispielsweise der Tiger, haben kurze, unbiegsame „Finger“, tatsächlich sind es Tatzen mit Hauttaschen, aus denen sie mithilfe spezieller Muskeln ihre Krallen ausfahren (und wieder einziehen) können. Diese messerscharfen, sichelförmigen Krallen (oder Klauen) schlagen sie ins Fleisch ihrer Beute. Tiger und andere Raubtiere besitzen scharfe Fangzähne, selbst ihre Backenzähne (Reißzähne) haben scharfe Kanten: perfekt für die Jagd und zum Zerreißen von rohem Fleisch. Ohne seine Klauen und scharfen Zähne könnte kein Tiger seine Beute vertilgen. Unsere Menschen-Hände, -Zähne und -Körper sind nicht für diese Art von Jagd und zum Verschlingen von Beutetieren geschaffen, wir müssen stattdessen Werkzeuge, Waffen und andere Gerätschaften benutzen.
So weit, so gut: Unser Aussehen, die Körperbeschaffenheit ist verschieden. Doch wie sich gezeigt hat, ist auch unser Verdauungstrakt unterschiedlich aufgebaut. So kann zum Beispiel die menschliche Leber Harnsäure (ein Stoffwechselprodukt beim Abbau von Purinen, wie sie in Fleisch enthalten sind) nur in begrenztem Umfang verkraften. Ganz anders dagegen die Leber des fleischfressenden Tigers: Sie enthält die Uricase, ein Enzym, das zur Aufspaltung der Harnsäure dient. Diesem Enzym verdankt die Leber des Tigers ihre (gegenüber der des Menschen) etwa 15-fache Kapazität für den Abbau von Harnsäure.
Doch ist nicht nur unsere Leber zum Verdauen pflanzlicher Nahrung bestimmt – mit unserem Magen ist es nicht anders. So enthalten die Verdauungssäfte von Tigern und anderen Raubtieren hochkonzentrierte Säure. Mithilfe dieser hochkonzentrierten Magensäure können Fleischfresser die hochkonzentrierten Eiweiße schneller und effizienter abbauen, die den wesentlichen Bestandteil ihrer Ernährung ausmachen. Die Magensäure im menschlichen Körper ist hingegen weit schwächer in ihrer Konzentration – bei Raubtieren liegt sie etwa zehn Mal so hoch, manche Forscher gehen noch von weit höheren Faktoren aus.
Und was bei uns für Leber und Magen gilt, gilt auch für den restlichen Verdauungstrakt. Unser Darm ist ein außerordentlich komplexes System, mit seiner Länge von rund acht Metern ist er etwa zwölfmal so lang wie unser Rumpf. (Auch der Gorilla besitzt einen sehr langen Darm – etwa acht- bis zwölfmal so lang wie sein Oberkörper.) Der Grund dafür: Eine lange Darmpassage ist notwendig zur Verdauung von Pflanzenfasern, der Darm braucht Zeit, um sämtliche Mineral- und Nährstoffe daraus aufzunehmen, die sich normalerweise schneller abbauen und unseren Verdauungsapparat wesentlich rascher durchqueren als tierisches Eiweiß. Im Gegensatz dazu hat der Tiger als Raubtier einen kurzen Darm – er ist nur etwa dreimal so lang wie sein Rumpf. Sein Verdauungssystem ist darauf ausgelegt, die säurehaltigen Nahrungsüberreste (die Abbauprodukte von tierischem Eiweiß) möglichst schnell wieder auszuscheiden.
WIE SICH DIESE BESCHAFFENHEIT AUF UNSERE ERNÄHRUNG AUSWIRKT
Damit haben wir kurz beleuchtet, wo unser Platz im Tierreich ist. Doch was bedeutet das für unsere Ernährung?
Der Gorilla ist von Haus aus Pflanzenfresser, wobei er 86 Prozent seiner Ernährung mit grünen Blättern, Trieben und Stängeln abdeckt, die restlichen 14 Prozent bestreitet er aus Baumrinden, Wurzeln, Blumen und Früchten.2 Der Gorilla bezieht seinen gesamten Bedarf an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen aus dieser vegetarischen Nahrung und ist doch das stärkste aller Tiere auf der Erde – in jeder Hinsicht.
Der Tiger ist im Gegensatz dazu ein Fleischfresser in Reinkultur, er braucht das Fleisch anderer Tiere, um sich am Leben zu erhalten. Seine Organe sind darauf spezialisiert, die schwerverdaulichen Fett- und Eiweißmoleküle aufzuspalten und auszuscheiden, genau wie alle anderen Abfallprodukte seiner Verdauung. Sein rasch arbeitender Verdauungsapparat verhindert, dass sich der Tiger mit seiner stark säurehaltigen Nahrung innerlich selbst vergiftet und davon krank wird. Sein Körper nimmt sich alles das, was er braucht und scheidet den Rest als „Abfall“ wieder aus – und das sehr zügig! Was passiert also, wenn wir – biologisch betrachtet – eine Affennatur haben, uns jedoch weiterhin nach Tigerart ernähren? Ganz genau: Wir bringen uns in Schwierigkeiten! Denn wir verstoßen damit gegen die Gesetze der Natur.
Unser Platz in der biologischen Ordnung
HÄNDE | Bewegliche Finger mit abgeflachten Nägeln, perfekt dazu geeignet, um Früchte abzureißen und zu öffnen bzw. zu schälen | Bewegliche Finger mit abgeflachten Nägeln, perfekt dazu geeignet, um Früchte abzureißen und zu öffnen bzw. zu schälen | Kurze, unbewegliche „Finger“ an Tatzen mit scharfen Klauen, um sie in Beutetiere zu schlagen und diese zu zerreißen |
ZÄHNE | Mit abgeflachten bzw. glatten Kanten, zum Zermahlen von Pflanzenfasern, vor allem die Backenzähne | Scharfe Vorderzähne zum Aufbeißen von Schalenfrüchten und zum Abreißen von Pflanzenteilen, Backenzähne mit glatten Kanten zum Zermahlen von Pflanzenfasern | Lange, scharfe, spitz zulaufende Fangzähne, Backenzähne mit scharfen Kanten („Reißzähne“) |
LEBER | Geringe Toleranz für Harnsäure, ein Stoffwechselprodukt bei der Verdauung von tierischem Eiweiß | Geringe Toleranz für Harnsäure, ein Stoffwechselprodukt bei der Verdauung von tierischem Eiweiß | Enthält das Enzym Uricase zur Aufspaltung von Harnsäure, eines Stoffwechselprodukts bei der Verdauung von tierischem Eiweiß |
DARM | Mindestens 12-mal so lang wie der Rumpf, auf eine lange Verweildauer der Nahrung ausgelegt, um die Nähr- und Mineralstoffe aus den Pflanzen herauszuziehen | Etwa 8- bis 12-mal so lang wie der Rumpf, auf eine lange Verweildauer der Nahrung ausgelegt, um die Nähr- und Mineralstoffe aus den Pflanzen herauszuziehen | Nur etwa 3-mal so lang wie der Rumpf, darauf ausgelegt, „Abfallstoffe“ möglichst schnell wieder auszuscheiden |
MAGEN | Niedrige Säurekonzentration, ideal zum Aufspalten pflanzlicher Nahrung | Niedrige Säurekonzentration, ideal zum Aufspalten pflanzlicher Nahrung | Hohe Säurekonzentration, um tierisches Eiweiß aufzuspalten |
Was bedeutet das für unsere Gesundheit und Schönheit? Der Schlüssel zum Geheimnis unseres gesündesten und schöneren Selbst liegt in der richtigen Ernährungsweise – das heißt, so zu essen, wie es der Beschaffenheit unseres Körpers entspricht. Wie Sie in allen Einzelheiten in Kapitel 4 nachlesen werden, enthalten Obst und Gemüse sehr wirksame Mineralstoffe und Enzyme, die die Schönheit von innen nach außen befördern. Und es ist...