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Der Einfluss der NAFTA auf die ökonomische Wohlfahrtsentwicklung in Mexiko

Eine Analyse unter Berücksichtigung der klassischen und neoklassischen Freihandelstheorien

AutorSebastian Wenzel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl105 Seiten
ISBN9783638847797
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Globalisierung, pol. Ökonomie, Note: 1,30, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Institut für Politikwissenschaft), 129 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Vor mehr als 180 Jahren schrieb der englische Ökonom David Ricardo ein Buch, das Ökonomen auch heute mit Begeisterung lesen. Ricardo erklärt darin am Beispiel von England und Portugal, warum durch Freihandel die Wohlfahrt steigt; und zwar die Wohlfahrt aller daran beteiligten Länder. Diese Theorie von Ricardo ist noch heute die einflussreichste Theorie über den Welthandel. Mit ihr wird Freihandel gefordert und begründet. Kein Land der Welt unterschrieb mehr Freihandels- und Vorzugsabkommen als die Vereinigten Mexikanischen Staaten. Die Nafta ist die Freihandelszone zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, Mexiko und Kanada. Sie trat am 1. Januar 1994 in Kraft. Die zentrale Fragestellung der Arbeit lautet: 'Welchen Einfluss hatte die Nafta auf die ökonomische Wohlfahrtsentwicklung in Mexiko?' Laut den klassischen und neoklassischen Freihandelstheorien steigt durch die Einführung von Freihandel die Wohlfahrt aller daran beteiligten Länder. Demnach müsste sich seit 1994 in Mexiko die Wohlfahrt erhöht haben. Die Arbeitshypothese lautet demnach: Die Nafta hatte einen positiven Einfluss auf die ökonomische Wohlfahrtsentwicklung in Mexiko. Die Hypothese wird folgendermaßen überprüft: Im zweiten Kapitel wird gezeigt, wie Ökonomen Wohlfahrt definieren und wie diese ihrer Ansicht nach gesteigert werden kann. Um eine operationale Beurteilungsbasis für die Beantwortung der zentralen Fragestellung zu haben, werden Indikatoren festgelegt, anhand derer die Wohlfahrtsentwicklung in Mexiko untersucht wird. Warum durch Freihandel laut den klassischen und neoklassischen Freihandelstheorien die Wohlfahrt aller daran beteiligten Länder steigt, wird im dritten Kapitel erklärt. Im vierten Kapitel wird gezeigt, warum erst ein Wandel der mexikanischen Wirtschaftspolitik die Gründung der Nafta ermöglichte. Im fünften Kapitel wird geprüft, inwiefern die mexikanischen Erwartungen vor Nafta-Gründung durch die im dritten Kapitel vorgestellten Freihandelstheorien gedeckt waren. Zusätzlich wird der Vertragstext vorgestellt und überprüft, welche Folgen einzelne Vertragsinhalte laut den Theorien haben müssten. Die wirtschaftliche Entwicklung Mexikos anhand der im ersten Kapitel festgelegten Wohlfahrtsindikatoren, wird im sechsten und im siebten Kapitel untersucht. Es wird überprüft, in wie weit sich die Veränderung der ökonomischen Wohlfahrt seit Einführung der Nafta durch die klassischen und neoklassischen Freihandelstheorien erklären lässt.

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Leseprobe

3. Freihandelstheorien


 

„Unter Ökonomen erfährt die Aussage wenig Widerspruch, daß jede Gesellschaft durch [...] ungehinderten internationalen Austausch von Waren und Dienstleistungen einen Wohlstandsgewinn erzielen kann.“[63] Wie kommen Ökonomen zu dieser Aussage? In diesem Kapitel werden Freihandelstheorien vorgestellt, die diese Frage unterschiedlich beantworten. Es werden die Modelle von Adam Smith, David Ricardo sowie Eli Heckscher und Bertil Ohlin erörtert. Dabei wird kritisch auf die Annahmen, die diesen Modellen zugrunde liegen, eingegangen und Modellerweiterungen vorgestellt. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird überprüft, inwiefern sich die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch die Entwicklung der ökonomischen Wohlfahrts Mexikos mit den in diesem Kapitel vorgestellten Theorien erklären lässt.  

 

Es wurde gezeigt, dass auf nationaler Ebene die Wohlfahrt durch Arbeitsteilung und Spezialisierung steigt. Die Schlussfolgerung vieler Wirtschaftswissenschaftler: Wenn im Inland Spezialisierung und der Tausch von Waren gut ist und den Wohlstand steigert, dann gilt dies auch auf internationaler Ebene. Das heißt, es spezialisieren sich nun nicht mehr Menschen auf die Produktion eines bestimmten Gutes, sondern Volkswirtschaften. Damit die positiven Wohlfahrtseffekte tatsächlich eintreten, sollte Freihandel zwischen den Ländern herrschen. Darunter verstehen Ökonomen internationalen Güterhandel, der frei von jeglicher handelspolitischer Beeinflussung ist.[64] Handel sollte also zum Beispiel nicht durch Zölle beeinflusst werden. „Die ganz überwiegende Mehrheit der Ökonomen preist die Vorzüge des Freihandels.“[65] Auch der Träger des alternativen Nobelpreises, Walden Bello, sagt, dass „Freihandel an sich sicher nichts Negatives ist. [...] Tatsächlich kann auch aus der Perspektive des Südens [...] Handel durchaus Instrument der Entwicklung sein.“[66] Und selbst innerhalb von Attac, eine Organisation, die sich selbst als globalisierungskritisches Netzwerk bezeichnet[67], gibt es Freihandelsbefürworter. Sie sind der Meinung: „Freihandel ist als eine Form friedlichen, gleichberechtigten Austausches zwischen Völkern und Regionen wünschenswert [...].“[68] Andere Attac-Mitglieder fordern dagegen, dass Handelsregulierung die Regel sein müsse, von der Freihandel nur die begründete Ausnahme sein könne.[69]  Ist Freihandel also gut oder schlecht für eine Volkswirtschaft? Wissenschaftler beantworten diese Frage mit  Außenwirtschaftstheorien. Dabei wird vor allem unterschieden zwischen der monetären, der klassischen[70] und der neoklassischen Theorie.

 

 „In der monetären Außenwirtschaftstheorie steht die Rolle des Geldes im Zentrum des Interesses. [...] Die explizite Berücksichtigung des Geldes rückt [...] die Existenz unterschiedlicher Währungen ins Zentrum der Analyse. Damit zusammenhängend wird die Betrachtung über den internationalen Handel von Gütern und Dienstleistungen auf den internationalen Kapitalverkehr ausgedehnt.“[71]

 

Dagegen fragt die klassische Theorie nach den Bestimmungsgründen der Preis- und Einkommensstruktur und nach dem Verhältnis, in dem die untersuchten Größen zueinander stehen. „Weil das Verhältnis der relevanten Variablen von ihren absoluten Größen, das heißt von dem ihnen zugelegten Geldausdruck völlig unabhängig ist, macht es eine solche Fragestellung möglich, von der Existenz des Geldes abzusehen.“[72] Aus diesem Grund wird in den folgenden Ausführungen eher auf reale Tauschverhältnisse und so genannte Opportunitätskosten eingegangenen.[73] Der Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei auf den klassischen und neoklassischen Außenhandelstheorien. Grund: „Die wissenschaftliche Basis für das Freihandelspostulat ist so gut wie ausnahmslos die normative – wohlfahrtsökonomische – neoklassische Außenhandelslehre.“[74] Die Grundlagen dieser Theorie wurden von Adam Smith und David Ricardo gelegt. Smith begründete den Vorteil von Außenhandel mit absoluten Produktionsvorteilen eines Landes, Ricardo mit komparativen Vorteilen. „Obwohl sich die Nationalökonomie seit der Zeit von Smith und Ricardo erweitert und verfeinert hat, beruht der Widerstand der Ökonomen gegen Handelsbeschränkungen noch immer weitgehend auf dem Prinzip des komparativen Vorteils.“[75]

 

3.1. Absolute Produktionsvorteile nach Adam Smith

 

Adam Smith, der „Vater der klassischen Volkswirtschaftslehre“[76], kritisierte Zölle, da diese seiner Meinung nach schlecht für die Volkswirtschaft seien.[77] Allerdings – und das wird in wirtschaftswissenschaftlichen Lehrbüchern oft verschwiegen – befürwortete Smith primär Investitionen im eigenen Land.[78] Direkt nach denen in Fußnote 78 zitierten Ausführungen folgt in Smiths Buch die wahrscheinlich berühmteste Metapher der Wirtschaftswissenschaften, von der allerdings nur die wenigsten wissen, dass sie im Zusammenhang mit dem Außenhandel gebraucht wurde.

 

„Tatsächlich fördert er [jeder einzelne] in der Regel nicht bewusst das Allgemeinwohl, noch weiß er wie hoch der eigene Beitrag ist. Wenn er es vorzieht, die nationale Wirtschaft anstatt die ausländische zu unterstützen, denkt er eigentlich nur an die eigene Sicherheit und wenn er dadurch die Erwerbstätigkeit so fördert, daß ihr Ertrag den höchsten Wert erzielen kann, strebt er lediglich nach eigenem Gewinn. Und er wird in diesem wie auch in vielen anderen Fällen von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fördern, den zu erfüllen er in keiner Weise beabsichtigt hat.“[79]

 

Investitionen im Inland sind für Smith vorteilhafter für Investoren, weil sie dadurch ihr Kapital im Blick haben und die Landesgesetze kennen.[80] Außerdem betont Smith stets, dass Investoren nur dann im Inland investieren, wenn sie dadurch den gleichen oder nahezu gleichen Gewinn wie bei einer Investition im Ausland erhalten würden.[81]  Deswegen kommt Smith zu folgender Erkenntnis: 

 

„Ein Familienvater, der weitsichtig handelt, folgt dem Grundsatz, niemals selbst etwas herzustellen versuchen, was er sonstwo billiger kaufen kann. So sucht der Schneider, seine Schuhe nicht selbst zu machen, er kauft sie vielmehr beim Schuhmacher. Dieser wiederum wird nicht eigenhändig seine Kleider nähen, sondern lässt sie vom Schneider anfertigen. [...] Was aber für das Verhalten einer einzelnen Familie vernünftig ist, kann für das eines mächtigen Königreichs kaum töricht sein. Kann uns also ein anderes Land eine Ware liefern, die wir selbst nicht billiger herzustellen imstande sind, dann ist es für uns einfach vorteilhafter, sie mit einem Teil unserer Erzeugnisse zu kaufen, die wir wiederum günstiger als das Ausland herstellen können.“[82]

 

Smith erkannte also, dass durch Arbeitsteilung und Spezialisierung die Güterversorgung und damit der Wohlstand gesteigert werden kann. „Der Produzent, der eine kleinere Inputmenge zur Produktion eines Guts benötigt, hat – wie man sagt – einen absoluten Vorteil bei der Produktion dieses Guts.“[83] Ebenso wie Personen sollen sich nach Smith auch Länder auf die Produktion verschiedener Güter spezialisieren. Spezialisiert sich jedes von zwei Ländern auf die Produktion der Güter, bei denen es einen absoluten Vorteil besitzt, und treten die beiden Länder anschließend in ein Tauschverhältnis, dann steigt die Güterversorgung und damit der Wohlstand in beiden Ländern.[84] Was aber geschieht, wenn ein Land sämtliche Güter besser und günstiger herstellen kann als andere Länder? Die Antwort auf diese Frage gab Smith nicht. Aber sein Buch brachte den Börsenmakler David Ricardo dazu, Nationalökonom zu werden.[85] Er zeigte in seiner Theorie, dass Freihandel die Wohlfahrt  aller daran beteiligten Länder steigert. Sogar dann, wenn ein Land alle Güter effektiver - also günstiger - herstellen kann als ein anderes Land. [86]

 

3.2. Komparative Produktionsvorteile nach David Ricardo

 

1817 veröffentlichte David Ricardo sein Buch „Principles of Political Economy and Taxation“. Darin erklärt er die Vorteile von Freihandel anhand von komparativen Vorteilen. Obwohl Ricardo seine Theorie vor mehr als 180 Jahren veröffentlichte, beeinflusst sie die Freihandelsdiskussion entscheidend und ist keineswegs veraltet. „Die überwältigende Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler stimmt auch heute noch Ricardos Theorie zu.“[87] Und nicht nur das. So schwärmt Breuss: „Das Prinzip der komparativen Vorteile gehört zu den großen Ideen der Ökonomie.“[88] Das Gründungs- und Vorstandsmitglied von Attac Österreich, Bernhard Obermayr, schreibt: „Die Theorie komparativer Kostenvorteile von David Ricardo ist die einflussreichste Theorie über den Welthandel.“[89] Und Borchert erkennt: „An Theorien ist ein weites Spektrum in der Literatur und den internationalen Wirtschaftsbeziehungen vorhanden, die aber alle praktisch auf die Theorie der komparativen Kosten zurückgeführt werden...

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