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Der freche Vogel fängt den Wurm

7 überraschende Führungsprinzipien für mutige Manager

AutorKlaus Schuster
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783864141942
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Wer hätte gedacht, dass man mit Laissez-faire, Lästigkeit oder schlechtem Benehmen mehr erreicht als mit herkömmlichen Managementprinzipien? Und dass Die-Sau-rauslassen, Es-sichleicht-machen oder Den-Vorstand-vergessen sich durchaus positiv auf die eigene Karriere auswirken können?

Klaus Schuster war Vorstand einer internationalen Bankengruppe, hat mit seinem Team die Volksbank in Serbien aufgebaut und als Troubleshooter des Topmanagements die Volksbank Slowenien reorganisiert. Heute leitet er sein Beratungsunternehmen, coacht junge Führungskräfte und ist Mitglied des Vorstands der slowenischen Managervereinigung.

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Leseprobe

2. Vergiss den Vorstand!


© Dirk Meissner
 
 
 
 

»Mein Volk,

deine Führer führen dich in die Irre.«

Jesaja 3, 12

Hin und wieder muss man den Chef vor sich selbst schützen

Haben Sie einen Chef? Sicher haben Sie einen. Sogar Vorstände haben einen (den Aufsichtsrat oder den Eigentümer). Frage: Haben Sie Ihren Vorgesetzten jemals ignoriert? Für gestandene Manager und Managerinnen ist das keine Frage. Jeder kann sie bejahen. Das machen wir doch alle manchmal! Warum nur manchmal?

Was sich »normale« Menschen nur ausnahmsweise trauen, machen Supermanager regelmäßig.

Was? Aber das ist doch Insubordination! Ein Grund für fristlose Kündigung! Moment mal, Sie haben nicht genau genug gelesen: Supermanager ignorieren Vorgesetzte regelmäßig. Das heißt, nicht pausenlos, sondern einer Regel folgend. Und diese Erfolgsregel lautet:

Drittes Trau-dich!

Trauen Sie sich, Ihren Chef zu ignorieren, wenn er wünscht, was nicht gut für ihn ist.

Erinnern Sie sich an Gerhard, den mit Erfolg gekrönten Bankmanager, den ich im Vorwort erwähnte? Sein Vorstand hatte ihn angewiesen, voll und ganz in US-Hypothekenpapiere zu investieren. Gerhard »überhörte« diese Aufforderung aber schlichtweg, weil: »Ich konnte mir nicht vorstellen, dass uns der Vorstand in ein hoch riskantes Abenteuer stürzen wollte. Er wünschte zwar den Einstieg in den US-Hypothekenmarkt, doch im Grunde ging es ihm um den Gewinn. Also verschaffte ich ihm diesen – ohne das exorbitante Risiko einzugehen, das er vielleicht falsch eingeschätzt hatte.« Donnerwetter, der Mann traut sich aber was! Genau genommen traut er sich zwei recht unterschiedliche Dinge. Erstens riskiert er es, seinen Vorstand zu »überhören«. Und zweitens wagt er Folgendes:

Viertes Trau-dich!

Trauen Sie sich, Ihrem eigenen Urteil zu vertrauen! Auch und gerade gegen das Wort der Mächtigen, der Experten, der Respektierten.

Diese beiden Trau-dichs! haben Gerhard mitten in der Wirtschaftskrise zum King of the Hill, zum Superbankmanager gemacht – und machen ihn noch immer dazu. Ich kenne jede Menge Manager, die ihm am liebsten nachgeeifert hätten: »Ich wollte damals auch nicht alles auf eine Karte setzen und ausschließlich in US-Hypothekenpapieren anlegen!« Wenn ich diese Manager dann frage, warum sie trotzdem nicht die Finger davon ließen, antworten viele dasselbe. Sicher ahnen Sie es schon: »Ich habe mich nicht getraut!« Sie haben sich weder getraut, ihren Vorstand nicht wörtlich zu nehmen, noch haben sie es gewagt, auf ihr eigenes Urteil zu vertrauen. Sind Manager mit Millionengehalt und satten Boni denn so feige?

Sind Manager feige?

Ich weiß, dass Manager in der Öffentlichkeit als Sinnbilder für mangelnde Moral, für Gier und für Feigheit gelten. Ich lese ja auch die Zeitung! Und mich ärgert dieses Fehlurteil maßlos, denn:

Manager sind nicht feige!

Feigheit oder Mut haben mit diesem Problem gar nichts zu tun. Es geht vielmehr um die ungeschriebenen Gesetze des Managements. Und ein ehernes Gesetz, das viele befolgen, lautet:

Lieber mit der Masse irren, als allein recht zu haben.

Sie können sich katastrophal irren (zum Beispiel indem Sie Lehman-Zertifikate kaufen), doch es passiert Ihnen nichts, solange alle anderen sich gleichfalls irren (und den Schrott ebenfalls kaufen). Doch wenn Sie allein recht behalten, kriegen Sie Probleme!

Den besten Beweis dafür lieferte der Bankensektor in der letzten Wirtschaftskrise: Jene Banker, die das Vermögen von Millionen Menschen verzockten, die Island, Ungarn und viele Länder Osteuropas in den Staatsruin trieben, die die Steuerzahler um Milliarden brachten und den Arbeitsplatz von Millionen Menschen auf dem Gewissen haben – was bekamen die als gerechte Strafe? Boni in Milliardenhöhe. Warum? Normalerweise wird doch bestraft, wer so kapitale Fehler macht! Normalerweise. Doch Management ist nicht normal. Management ist gesetzestreu. Und ein ehernes Gesetz lautet: Wer sich mit der Masse irrt, wird belohnt. Dieses Gesetz ist übrigens nicht von Managern verabschiedet worden, sondern gehört zu den rechtlichen Grundregeln der wirtschaftlichen Ordnung – doch diese muss man erst einmal kennen …

Wenn alle sich irren, wird keiner bestraft. Außer dem, der recht hat. Gerhard zum Beispiel. Als sein Vorstand mitbekam, dass er nicht wie fast alle seiner Kollegen das Vermögen der Bankkunden mit US-Papieren verzockt hatte, machte er ihm mächtig Feuer unterm Hintern. Er drohte, er machte ihn lächerlich, er ignorierte ihn in Meetings. Selbst dann noch, als sich nach und nach herausstellte, dass Gerhard recht gehabt hatte. Ist der Vorstand verrückt? Nein:

Das wichtigste Erfolgskriterium im Management ist nicht Erfolg, sondern Zugehörigkeit.

Die unausgesprochene Regel lautet: »Sie können machen, was Sie wollen, jeder Kapitalfehler wird Ihnen (ab Hierarchieebene X) verziehen – aber verlassen Sie niemals die Teamlinie!« Gerhard verließ sie und bekam prompt Probleme. Trotzdem hielt er am vierten Trau-dich! fest. Warum?

Aus einem einfachen Grund: Die letzte Weltwirtschaftskrise brach nur deshalb aus, weil das Management überwiegend seinem Herdentrieb folgte. Viele Manager misstrauten dem US-Immobilienboom, doch sie trauten sich nicht auszusteigen. Sie sagten zwar: »Die Blase muss irgendwann platzen.« Doch sie sagten sich auch: »Lieber mit allen anderen irren, als allein auf weiter Flur recht zu behalten.« Und sie kauften US-Papiere, weil alle anderen sie auch kauften. Deshalb gingen sie auch alle gemeinsam baden. Außer Gerhard und einigen wenigen anderen Supermännern und -frauen. Diese schwammen nicht mit dem Strom, sie trauten sich, ihre Vorstände freundlich, aber gezielt zu ignorieren – und wurden belohnt. Vom Erfolg und von der Presse, nicht unbedingt von den eigenen Kollegen und Vorgesetzten. Deshalb rate ich Ihnen:

Überlegen Sie sich gut, ob Sie sich im Management eine eigene Meinung bewahren möchten oder lieber der Herde in den Abgrund folgen.

Nein, das ist kein Jux. Das hört sich nur so an. Natürlich wollen wir alle Supermanager sein. Wie Gerhard. Doch wir sollten nicht vergessen: Als Dank dafür, dass Gerhard seine Bank rettete, bekam er vom geretteten Bankvorstand ganz schön Ärger. Davor, währenddessen und auch noch danach. Wir leben in einer paradoxen Welt. Nicht der Leistungsstarke wird (immer) belohnt, sondern eher der, der sich konform verhält. Deshalb ist es ja so schwer, seinen Vorgesetzten auch einmal wohlwollend zu ignorieren und sich auf die eigene Meinung zu verlassen: Der Konformitätsdruck macht (gute!) Manager fast wahnsinnig und ist Grund dafür, dass die meisten diesem Druck nachgeben. Viele Manager haben ihm in der Vergangenheit so lange und so gut nachgegeben, bis sie die Weltwirtschaftskrise heraufbeschworen hatten. Seither mehren sich bei mir die Anfragen aus dem Management, die Manager wollen wissen: »Sollten wir nicht öfter unsere Vorgesetzten darauf aufmerksam machen, dass sie auf gefährlichen Abwegen unterwegs sind?« Diese Fragen machen vor allem eines deutlich:

Vielleicht zum ersten Mal in der modernen Wirtschaftsgeschichte wird Konformismus in einem hierarchischen System zwar weiterhin belohnt, führt aber trotzdem oder genau deshalb direkt in den Abgrund.

Gerhards Kollegen sind ihrem Vorstand unbeirrt gefolgt. Und was hat es ihnen gebracht? Den Lower Managern die Entlassung, den Middle Managern den Verlust ihrer Boni und Karrieren und den Topmanagern die öffentliche, politische, mediale und vor allem moralische Ächtung. Wer will das? Wer will so leben und sich weiter Manager nennen? Ich kenne keinen. Deshalb glaube ich:

Früher war es sinnvoll zu sagen: »Im Zweifelsfall folge ich dem Vorgesetzten.« Heute ist es weitaus sinnvoller zu fragen: »Der Vorstand sagt X – und was sagt mein gesunder Menschenverstand?«

Weder rufe ich zur Rebellion gegen Vorgesetzte auf noch empfehle ich, ihnen offen, unhöflich und undiplomatisch zu widersprechen. Was ich vielmehr sagen möchte, ist:

Wir müssen uns mehr zutrauen. Wir müssen die Meinung der anderen (etwa der Vorgesetzten) prüfen, aber auch unsere eigene Meinung befragen.

Damit wäre schon viel gewonnen. Wir sollten und dürfen nicht mehr alles für bare Münze nehmen, was »von oben« kommt. Wir sollten auch nicht per se dagegen rebellieren. Gott bewahre! Sondern lediglich den Herdentrieb für zwei Sekunden aus- und unseren gesunden Menschenverstand wieder einschalten und fragen: Was ist meine Meinung dazu? Das nennt man nicht Rebellion, sondern wie einst Immanuel Kant »kritische Vernunft«. Und Kant kann sich darin nicht fundamental geirrt haben.

Anstatt Management by Lemming zu betreiben, sollten wir uns auf Management by Kant besinnen.

Und wenn Sie glauben, dass Vorgesetzte das langfristig übel nehmen, möchte Ihnen Gerhard widersprechen: Vorgesetzte lieben Kant!

Vorgesetzte lieben Kant!

Es macht schon stutzig, dass Gerhard überhaupt noch einen Job hat. Normalerweise hätte er längst gefeuert werden müssen. Nicht weil er recht behalten hat, sondern weil er sich einer Anweisung widersetzt hat. Warum hat sein Vorstand ihn...

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