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Der Gedanke der Vorsehung bei Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem

AutorGriseldis Wedel
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783955499457
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die Werke und Schriften des protestantischen Gelehrten Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (* 22. November 1709; ? 2. September 1789) wurden zu seinen Lebzeiten bewundert und verehrt, vielerorts sogar als Grundlage für den Erwerb theologischen Wissens angesehen und empfohlen. Heutzutage fehlt in der Theologie und in den Forschungsarbeiten nahezu jegliche Aufmerksamkeit für diesen Mann und seine Schriften. Im Fokus dieser Veröffentlichung steht die Analyse seines Hauptwerkes 'Die Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion' in Bezug auf die Prädestinationslehre. Diese systematische Arbeit soll den Gedanken der Vorsehung bei Jerusalem sorgfältig herausarbeiten, verstehen, woher er sein Vorwissen bezieht, und betrachten, welche weiteren Strömungen in seinem Jahrhundert zum Thema der Vorsehung entstanden und diskutiert worden sind.

Griseldis Laura Wedel wurde 1986 in Düsseldorf geboren. Ihr Studium der evangelischen Theologie und Germanistik an der Bergischen Universität Wuppertal schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem Ersten Staatsexamen erfolgreich ab. Bereits während des Studi

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.3, Das Vorsehungskonzept bei Thomas von Aquin: Die Prädestinationslehre bei Thomas von Aquin ist ein Resultat von Genese und Zusammenwachsen einzelner Elemente hin zu einem vollständigen System der Vorsehung. Sein Entwicklungsprozess im Bezug auf diese Thematik lässt sich in drei Stadien einteilen, in denen je eines seiner Werke als Vertreter der grundlegenden Gedanken steht. Zu Beginn seiner gedanklichen Entwicklung spricht Thomas dem Menschen noch eine mögliche Fähigkeit zu, selbstständig Verdienste zu erlangen. Damit folgt er dem anfänglichen Gedankengut des Augustins, da beide in ihrem Konzept von einer bedingten Prädestination ausgehen. In diesem Zusammenhang sei der thomanische Sentenzenkommentar hier besonders hervorzuheben. Bevor Thomas sein endgültiges Vorsehungs-konzept ausarbeitet, bieten seine Untersuchungen zur Wahrheit die Möglichkeit, in seinem Werk eine Art Zwischenstadium zwischen Anfang und Ende der theologischen Entwicklung der Prädestinationslehre zu betrachten. Es findet ein Umdenken hin zu einem Gott, der allmächtig ist, und einem Menschen, der einer nahezu absoluten Vorsehung unterlegen ist, statt. Dieses Übergangsstadium mündet dann in dem finalen thomanischen Prädestinationskonzept, in welchem eine absolute Vorseh-ung herrscht und der Mensch einer Verwerfung durch Gott ausgeliefert ist. Dieses System findet man in der Schrift Theologische Summe wiedergegeben. In seiner systematischen Schrift des Sentenzenkommentars positioniert sich Thomas zunächst positiv im Hinblick auf das freie menschliche Handeln. Er vertritt die Meinung, dass eine natürliche Vorbereitung des Menschen in Form einer eingeschränkten Vorhersehung hingehend auf die Gnade der Rechtfertigung existiert: 'Im Vorauswissen und Wollen des Heiles von einigen existiert das Sein der Prädestination.' Dabei ist das Vorsehungskonzept dadurch beschränkt, dass es nur dort dahingehend Gültigkeit findet, wo der Mensch an der Grenze seines natürlichen Vermögens angelangt ist: 'Die Prädestination verbindet das, was der Mensch von Natur aus nicht schaffen kann. Das ist nämlich die Gnade und die Glorie.' Der Mensch wird demnach mit Hilfe der Vorsehung dahingehend vorbereitet, dass er die notwendige Voraussetzung für die göttliche Gnade erfüllt. Dabei bleibt der menschliche Wille in seiner Entscheidung frei und sein Handeln durchweg autonom. In dieser Phase seines theologischen Denkens ist Thomas ebenfalls noch der Überzeugung, dass Gott für alle Menschen das Heil bereit hält, aber dass das unterschiedliche Verhalten der Menschen gegenüber dem Schöpfer entscheidet wer die Gnade erhält und damit zum Heil kommen kann. In seinem wichtigen Werk Theologische Summen wird der Gedanke einer bedingten Prädestination und die Möglichkeit der Menschen zu einem freien Handeln nichtig gesprochen. Thomas präsentiert nun vielmehr ein striktes Vorsehungskonzept, in welchem alles als ein Teil des Voraus-wissens Gottes gedeutet wird, welcher als unfehlbar und allwissend betrachtet wird. 'Die Prädestination ist das, was durch Gott von Ewigkeit, durch seine Gnade im Voraus angeordnet wurde und in der Zeit passieren soll.' Dem Schöpfer wird eine Allmacht zugesprochen, welche Gott zur Erstursache und zum Endziel erklärt. Diese Allmacht nutzt er zur Versorgung aller Wesen. Gott hat alle Dinge in der Vorsehung geordnet, damit alles in seinem Plan zum vorherbestimmten Ziel gelangen kann. Diesen Plan beziehungsweise diesen Entwurf einer Ordnung hat Gott in der Ewigkeit gewirkt und dafür gesorgt, dass dadurch seine geplante Ordnung durchgeführt wird. Jedes Wesen hat seine festgesetzte Natur, in deren Grenzen es sich frei bewegen kann. Dennoch verhilft der Schöpfer den auserwählten und vernunftbegabten Wesen, gerade diese Grenzen zu überschreiten und das Ziel außerhalb ihrer Natur - das ewige Leben - zu erlangen. Das bezeichnet Thomas als Prädestination: 'Das Vorhaben, das vernunftbegabte Wesen zum Ziel - dem ewigen Leben - hinüberzu-führen.' Also liegt sowohl der Grund als auch die zeitliche Umsetzung des ewigen Plans vollends beim Schöpfer selbst, der unfehlbar alles zum erdachten Ziel führt. Warum können wir Menschen dennoch nichts für unsere Verdienste tun und die Gnade gewollt empfangen? Nach Thomas liegt die Ursache darin, dass es außer Gott keine Instanz gibt, die selbst darüber entscheiden kann. Nur der Schöpfer ist der Grund für seine erbrachte Güte. Die Möglichkeit zum Verdienst durch das Individuum fehlt somit gänzlich, da Gott jeden Einzelnen von Ewigkeit her zu einem Schicksal vorherbestimmt hat. Im Gegensatz zu Augustin entwickelt Thomas von Aquin den Unterschied zwischen dem ewigen Plan und dessen zeitlicher Durchführung. Alle Handlungen, die ein Mensch vollführt, hat Gott von Ewigkeit her festgelegt. Der Schöpfer entscheidet, wann er die Anlagen und Motivationen, die er für eine Tat gegeben hat, beim Menschen aktiviert. Menschliche Fähigkeiten sind also durch Gott schon inaktiv in uns festgelegt und werden erst im Nachhinein durch ihn aktiviert. Alles, was vermeintlich aus dem freien Wille erwächst und getan wird, ist letztendlich schon durch die Prädestination festgelegt.
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