Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 2, Universität Leipzig (Historisches Seminar), Veranstaltung: Alltag im Sozialismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Der 'goldene Westen' ist als Metapher für die fantastische Vorstellung vieler ostdeutscher Bürger von der BRD zu gebrauchen - unendliche Möglichkeiten des Konsumierens, beträchtliche Chancen zu Wohlstand zu kommen, ungehinderter Bewegungsfreiraum und viel individuelle Entscheidungsfreiheit. Wie diese Vorstellung entstehen konnte und was für Auswirkungen sie hatte, soll in der vorliegenden Arbeit erörtert werden. Dabei geht es weniger um die politische Dimension des Ost-West-Vergleichs - während die Westorientierung der realsozialistischen Politik und ihrer Vertreter oft eher sublim verraten wurde und erkennbar war, trat sie im Alltag der DDR-Bürger offensichtlich zutage. Alltag, der gerade am Gebrauchsgegenstand gut ablesbar ist; deshalb leistet ein Blick auf die Konsumgewohnheiten einen wichtigen Beitrag zur Schreibung der Alltagsgeschichte, an der widerum politische und gesellschaftliche Gegebenheiten und Prozesse verdeutlicht werden können. So sagt z.B. die Erlebniswelt der Plattenbauten auch etwas über das sozialistische Urbanisierungs-System aus; modernisierte Haushaltsgeräte hingegen verraten Einzelheiten des Genderdiskurses. Die sechziger Jahre als gewählten Zeitraum bieten sich zur intensiveren Betrachtung deshalb an, weil die Nachkriegszeit als Phase der unmittelbaren Bedarfsdeckung vorbei war und nun auch gehobene Bedürfnisse empfunden und geäußert werden konnten. Außerdem spielte der Kalte Krieg als wichtiger politischer Faktor in den DDR-Alltag mit hinein: allein der Mauerbau 1961 bedeutete Stabilisierung des Landes einerseits und den Zwang, sich mit der Situation abzufinden bzw. sich darin einzurichten, andererseits. Dass der Wettstreit des kommunistischen gegen das kapitalistische System nicht nur im Bereich der Aufrüstung und Raumfahrt, sondern auch im Haushalt geführt wurde, unterstreicht die Bedeutung konsumkultureller Eigenheiten im Alltag der DDR. Die Gründe dafür, dass man sich bei diesem Vergleich häufig als Verlierer einstufte, sei es aufgrund offensichtlicher Misswirtschaft oder den damit einhergehenden Qualitäts- und Quantitätsmängeln bei Waren, werden angeschnitten, jedoch aus Platzmangel nicht näher analysiert. Die ungünstige Lage als gegeben hinnehmend geraten eher die Auswirkungen ins Blickfeld: Wie gingen die Konsumenten damit um, was für eine Beziehung entwickelten Sie zu dem reicheren, bevorteilten westdeutschen Staat, wie war eine Meinungsbildung über die Grenze überhaupt möglich und geartet? [...]
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