Sie sind hier
E-Book

Der Hund an der Leine

Kommunikationshilfe und Signalübermittlung

AutorAnton Fichtlmeier
VerlagFranckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783440161517
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Ruhig und entspannt an der Leine gehen - Hundehalter, die ihrem Vierbeiner diese schwierige Übung beibringen wollen, hilft die einzigartige Fichtlmeier-Methode. Durch das leicht umsetzbare Konzept, bei dem mit dem Hund über die Leine kommuniziert wird, baut man innerhalb kürzester Zeit eine gut funktionierende Signalebene auf. Sowohl Welpenbesitzer als auch Halter erwachsener Hunde können mit der Methode des Hundetrainiers Anton Fichtlmeier problemlos arbeiten.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

THEMA 2: DER MENSCH – DER FÜHRT


Da Hunde nicht vernunftgesteuert agieren, muss der Mensch bereit sein, jederzeit mit allen Mitteln kontrollierend auf seinen Hund einzuwirken, um präventiv Schaden von diesem und seinem Umfeld abzuwenden.

Hundeführung heißt Verantwortung übernehmen! Dieser Verantwortung hat sich von Rechts wegen jeder Hundehalter zu stellen. Um dem zu genügen, würde es zwar reichen, seinen Hund angeleint zu führen, doch die Kontrollfunktion mittels der Leine allein reicht dem verantwortungsbewussten Hundehalter nicht. Er möchte natürlich, dass sein Hund auch ohne Leine freudig und locker neben ihm herläuft. Dazu habe ich das Konzept der fünf Freiraumzonen entwickelt.

KONTROLLE DURCH FÜHRUNGSANSPRUCH

Viele Menschen wollen führen, wissen aber gar nicht, wie das geht, und wundern sich dann, dass der Hund nicht (nach)folgt. Dabei kann er gar nicht folgen, weil weder Frauchen noch Herrchen ihm gegenüber Führungsansprüche signalisieren. Vielleicht, weil sie nicht wirklich führen wollen, oder weil sie einfach nicht wissen, wie es geht.

Unser Anspruch an uns selbst als verantwortungsvolle Hundehalter entscheidet darüber, wie wir den Hund führen und wie sehr wir bereit sind, Kontrolle über ihn ausüben zu wollen.

WAS BEDEUTET FÜHREN?

Wann immer Sie ein anderes Wesen dazu bewegen wollen, sich von A nach B zu begeben, ist Führung ein Mittel der Wahl. Denn Sie möchten ja, dass dieses andere Wesen einen ganz bestimmten Weg, vielleicht auch noch zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, geht, und zwar in einer von Ihnen definierten Weise.

Nehmen wir als Beispiel den Hundespaziergang. Führen bedeutet hier nicht nur von A nach B gehen, sondern zusätzlich das Tempo zu bestimmen und auf Verhaltensweisen, die gezeigt werden, Einfluss zu nehmen. Das heißt schlicht und einfach: Sie wollen, dass Ihr Hund Ihnen in einer bestimmten Art und Weise folgt. Sie wollen der „Führende“ sein, behütend und leitend. Damit brauchen Sie bestimmte Qualitäten.

Der Mensch muss führen wollen

Das bedeutet, ...

dass er die innere Haltung hat, tatsächlich bestimmen zu wollen, zum Beispiel den Weg und das Ziel.

dass er die für die Führung benutzten und dafür geeigneten Instrumente (zum Beispiel die Leine) beherrscht und sensibel verwendet.

dass er die an den Hund gestellten Aufgaben verständlich für diesen kommuniziert.

dass er weiß, was zu tun ist, um seinen Führungsanspruch gegenüber dem Hund auch gegen dessen Widerstand durchzusetzen.

dass er die Verantwortung für den Hund und sein eigenes Handeln im Umgang mit diesem übernimmt.

dass er sich mit dem Wesen des Hundes und dessen Ausdrucksverhalten auseinandersetzt, um so dem Hund an sich gerechter zu werden und diesem dadurch „gelungene Kommunikation mit dem Menschen als Sozialpartner“ ermöglicht.

dass er das Vertrauen, das der von ihm abhängige Hund ihm schenkt, nie missbraucht.

Motivation steht an erster Stelle

In meinem Führungskonzept steht Motivation immer an erster Stelle. Freiwilliges und freudiges Kontakthalten steht vor dem Einsatz der Leine.

Wir kommen jedoch situativ nicht umhin, gegenüber dem Hund einen Führungsanspruch in dem Sinne zu stellen, dass wir ein Nachfolgen auf unsere Aufforderung hin verlangen (beispielsweise Bei-Fuß-Gehen mit und auch ohne Leine). Dazu müssen wir den Hund entsprechend beeinflussen können. Diese Verhaltensbeeinflussung sollte idealer Weise über einen kommunikativen Abgleich stattfinden, der dem Ausdrucksrepertoire des Hundes nahekommt. Wie wir inzwischen wissen, läuft dieser Abgleich unter Hunden immer binär ab.

© Gila Fichtlmeier

Bei der Führung eines Hundes können wir auf Reglementierung nie ganz verzichten.

Motivation und Reglementierung

Hunde bedienen sich zur gegenseitigen Verhaltensbeeinflussung der Motivation über auffordernde Laute und Verhaltensmuster. Das Reglementieren ihres Gegenübers findet mittels Drohgebärden und, wenn nötig, mittels Drohschnappen und Zubeißen statt. Hunde stehen tendenziell in Konkurrenz zu Sozialpartnern. Sie verstehen es ausgezeichnet, sich präzise abzugrenzen und ihren Vorteil zu wahren. Im schnellen Wechsel zwischen „Das gefällt mir“ oder „Das gefällt mir nicht“ äußern sie ihre Gestimmtheit. Ebenso sollten die Verhaltensmuster des Menschen für den Hund eindeutig sein und Stimmung wie Inhalt entsprechend vermitteln.

© Gila Fichtlmeier

Wenn liebevolle Ausgelassenheit den Tagesablauf mit dem Hund bestimmt, führt das dazu, dass der Hund aus freien Stücken Kontakt sucht und diesen freudig hält.

Kongruente Signalübermittlung

Jedes Verhalten, das ein Mensch gegenüber einem Hund zeigt, muss für den Hund eindeutig zuzuordnen sein. Es darf nicht willkürlich erscheinen. Wichtig ist, dass der Mensch auf erwünschtes Verhalten durch freundlichen Körperausdruck und hohe Stimme deutlich positiv reagiert, auf unerwünschtes Verhalten umgekehrt mit deutlichem Unmut. Stellt der Hund daraufhin seine Aktion nicht ein, muss energischer, wenn nötig auch „aggressiv“ auf ihn eingewirkt werden. Dabei möchte ich eines klarstellen: Aggression ist nicht gleichbedeutend mit Gewalttätigkeit. Prosoziale Aggression ist ein natürlicher Bestandteil in der Kommunikation unter Hunden. Es gestattet den Sozialpartnern, sich abzugrenzen, Missfallen zu bekunden und Unsicherheit zum Ausdruck zu bringen.

© Gila Fichtlmeier

Diese Geste vermittelt dem Hund simpel und einfach: „Bleib und warte“.

Soziale Übereinkünfte in der Gruppe

Hunde versuchen Gefahren abzuschätzen oder zu meiden, um möglichst keinen Schaden zu nehmen. Sie versuchen, den Sozialpartner zu beeinflussen, beispielsweise um sich abzugrenzen oder um an Ressourcen partizipieren zu können. Nachgeben ist dabei ein äußerst wichtiges Kriterium, so auch im Umgang mit uns Menschen.

Ein Beispiel: Kommt ein Hund in eine Gruppe, wird er immer als Erstes versuchen, jeden der einzelnen Sozialpartner, egal ob Mensch oder Hund, einzuschätzen:

Wie steht der zu mir?

Freundlich oder nicht?

Können wir miteinander auskommen oder gehen wir uns besser aus dem Weg?

Erkennt er meine Position an?

Kann ich ihn in seiner Position anerkennen?

Jeder Hund will das Gefühl und die Sicherheit haben, dass er den anderen beeinflussen kann, und er lässt sich auch von diesem beeinflussen. Die wechselseitige Beeinflussbarkeit schafft die Basis dafür, dass Hunde sich rasch zu einer bindungsflexiblen Gruppe zusammenschließen können.

Hunde leben diese soziale Kommunikation nicht nur unter ihresgleichen, sondern auch mit den Menschen. Diese gegenseitige Beeinflussbarkeit zwischen Mensch und Hund sollte von Anfang an als soziale Übereinkunft gelebt werden.

Hier sind wir Hundebesitzer besonders gefordert, da der Hund die meiste Zeit seines Lebens mit uns und nicht mit Artgenossen verbringt.

Verlust von Selbstwertgefühl

Fehlt bei der Erziehung der Wechsel zwischen motivierender Aufforderung und Reglementieren über Androhung von Strafe bzw. Setzen einer Strafsanktion, können Hunde nicht lernen, mit Androhungen und Drohverhalten richtig umzugehen. Es ist ihnen nicht mehr möglich, ihr Selbstbewusstsein differenziert zum Ausdruck zu bringen. Sie neigen dann entweder zu übertriebener Ängstlichkeit gegenüber Menschen und Artgenossen, oder sie erkennen nicht mehr, dass sie andere verunsichern und ihnen Angst machen, beziehungsweise sie ignorieren es.

Rücksichtslosigkeit und Respektlosigkeit

Gänzlicher Verzicht auf Reglementieren von Hunden führt vielfach dazu, dass diese vermehrt respektlos und damit rücksichtslos gegenüber Menschen und demzufolge auch gegenüber Artgenossen auftreten. Solche Hunde agieren gefühlsroh und ohne Anerkennung von Grenzen. Dieser Mangel findet sich oft als Resultat ganz bestimmter Erziehungskonzepte, die vorgeben, ausschließlich über Motivation zu funktionieren und in denen bereits ein scharf gesprochenes „Nein“ verboten ist.

Jedoch ist Reglementierung von sozialem Fehlverhalten nicht nur notwendig, sondern es ist sogar ein fester Bestandteil des Verhaltensrepertoires von Hunden.

© Andreas Grossek

Hunde zeigen keine Skrupel, wenn es darum geht sich nötigen Respekt zu verschaffen.

Reglementieren ist hündisch

Reglementierung sehen wir bereits bei Welpen, die bei ihrer eigenen Mutter erste Erfahrungen machen, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht toleriert werden. Haben Sie schon einmal beobachtet, wie klar eine Mutterhündin ihre Welpen zurechtweist, wenn diese zum Beispiel ihrem Futternapf zu nahe kommen? Auch ältere Hunde signalisieren jüngeren völlig eindeutig, wie sie deren Verhalten einschätzen. Sie agieren und reagieren hierbei unmittelbar, ausgelöst durch Verhaltensmuster und Lautäußerungen.

© Gila Fichtlmeier

Stimmt die Chemie zwischen zwei Hunden, finden auch bei erwachsenen Hunden, die sich nicht vorher kannten, dem Zufall geschuldete Interaktionsspielmuster statt.

Verlust sozialer Kompetenz

Pseudoliberale Erziehungsmodelle führen oft zum...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Sonstiges

Schimmelpilze in Wohngebäuden

E-Book Schimmelpilze in Wohngebäuden
Ursachen, Vermeidung und Bekämpfung Format: PDF

Mit der Verringerung des Lüftungsaustausches in den Wohnungen, der Entstehung von Wärmebrücken nach der Sanierung u.a. werden die schon immer vorhandenen Schimmelpilze durch lokale…

Schimmelpilze in Wohngebäuden

E-Book Schimmelpilze in Wohngebäuden
Ursachen, Vermeidung und Bekämpfung Format: PDF

Mit der Verringerung des Lüftungsaustausches in den Wohnungen, der Entstehung von Wärmebrücken nach der Sanierung u.a. werden die schon immer vorhandenen Schimmelpilze durch lokale…

Daumendrücken

E-Book Daumendrücken
Der ganz normale Aberglaube im Alltag Format: PDF

Warum klopfen wir auf Holz? Warum gilt die Sieben als Glückszahl, warum aber nicht im 'verflixten siebten Jahr'? Warum sind selbst 'Sonntagskinder' nicht vor 'Hexenschuss' gefeit? - Ob wir wollen…

Daumendrücken

E-Book Daumendrücken
Der ganz normale Aberglaube im Alltag Format: PDF

Warum klopfen wir auf Holz? Warum gilt die Sieben als Glückszahl, warum aber nicht im 'verflixten siebten Jahr'? Warum sind selbst 'Sonntagskinder' nicht vor 'Hexenschuss' gefeit? - Ob wir wollen…

Generation 50 plus

E-Book Generation 50 plus
Ratgeber für Menschen in den besten Jahren Format: PDF

Vor gar nicht allzu langer Zeit galt ein Mensch jenseits der 60 als 'alt'. Heute wissen wir, dass mit '66 noch lange nicht Schluss' ist. Dank der Erkenntnisse der modernen Medizin ist es den meisten…

Generation 50 plus

E-Book Generation 50 plus
Ratgeber für Menschen in den besten Jahren Format: PDF

Vor gar nicht allzu langer Zeit galt ein Mensch jenseits der 60 als 'alt'. Heute wissen wir, dass mit '66 noch lange nicht Schluss' ist. Dank der Erkenntnisse der modernen Medizin ist es den meisten…

Networking

E-Book Networking
Kontakte nutzen, Beziehungen pflegen Format: PDF

Networking ist für die Karriere von großer Wichtigkeit - und nicht zu verwechseln mit Vetternwirtschaft. Wie man ein persönliches Netzwerk aufbaut und Kontakte pflegt, beschreibt…

Grammatik 5. und 6. Klasse

E-Book Grammatik 5. und 6. Klasse
Format: PDF

Du bist mit deiner Deutschnote nicht zufrieden? Du könntest beim Aufsatzschreiben und beim Diktat noch besser sein, wenn du in der deutschen Grammatik sicherer wärst? Möchtest du die…

Weitere Zeitschriften

Menschen. Inklusiv leben

Menschen. Inklusiv leben

MENSCHEN. das magazin informiert über Themen, die das Zusammenleben von Menschen in der Gesellschaft bestimmen -und dies konsequent aus Perspektive der Betroffenen. Die Menschen, um die es geht, ...

Augenblick mal

Augenblick mal

Die Zeitschrift mit den guten Nachrichten "Augenblick mal" ist eine Zeitschrift, die in aktuellen Berichten, Interviews und Reportagen die biblische Botschaft und den christlichen Glauben ...

Berufsstart Gehalt

Berufsstart Gehalt

»Berufsstart Gehalt« erscheint jährlich zum Sommersemester im Mai mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

ea evangelische aspekte

ea evangelische aspekte

evangelische Beiträge zum Leben in Kirche und Gesellschaft Die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland ist Herausgeberin der Zeitschrift evangelische aspekte Sie erscheint viermal im Jahr. In ...

Evangelische Theologie

Evangelische Theologie

Über »Evangelische Theologie« In interdisziplinären Themenheften gibt die Evangelische Theologie entscheidende Impulse, die komplexe Einheit der Theologie wahrzunehmen. Neben den Themenheften ...