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E-Book

Der Islam und die Gewalt

AutorEberhard Troeger
VerlagBrunnen Verlag Gießen
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783765573842
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Eberhard Troeger beobachtet seit vielen Jahren die Entwicklungen im modernen Islam. Er will wissen ... - Was der Koran mit Gewalt zu tun hat - Wie die heutige islamistische Szene entstanden ist - Warum Kritik am Islam verboten ist - Wer bestimmt, was islamisch ist und was nicht - Was die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem heutigen 'Kampf für Allah' und den mittelalterlichen Kreuzzügen sind - Wie Gott heute unter Muslimen wirkt

Brigitte Troeger, geboren 1941, lebt mit ihrem Mann in Wiehl bei Gummersbach. Nach neun bewegten Jahren in einem diakonischen Projekt in Ägypten unterstützte sie ihn viele Jahre in der Leitung der 'Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten' (EMO) in Wiesbaden. Zahlreiche Reisen in den Nahen Osten vertieften die eigenen Erfahrungen.

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Leseprobe

3. Vom Prediger zum Kämpfer – das Leben Mohammeds

Für Historiker liegt die Person Mohammeds weitgehend im Dunkeln. Denn die Quellen zum Leben Mohammeds – der Koran, die Sammlungen seiner angeblichen Aussprüche und Handlungen (Hadith) sowie biografische Texte – sind ausnahmslos muslimisch und erst etwa 150 Jahre nach Mohammeds Tod als Literatur fassbar. Dennoch gehen die meisten Islamwissenschaftler auch im Westen bisher davon aus, dass Mohammed eine historische Person war.

Zwischen den genannten Quellen besteht ein eigenartiges Verhältnis. Im Koran redet Allah durchgängig eine nicht mit Namen genannte Person an. Sie soll die Rede Allahs öffentlich verkündigen. Aus dem Koran lässt sich aber keine Biografie dieses Verkündigers gewinnen. In der Frühgeschichte des Islams hat man diesen anonymen Prediger mit Mohammed gleichgesetzt. Eine richtige Biografie Mohammeds entstand erst im Laufe des 8. und 9. Jahrhunderts aus vielen Legenden. Mithilfe dieser biografischen Details legen Muslime die vagen Andeutungen des Korans aus, während dieser die ideologische Basis für die Biografie liefert – ein Zirkel, der schwer aufzubrechen ist.

Religiöse Situation zur Zeit Mohammeds

Auf der Arabischen Halbinsel gab es lange nur am Nordrand und im Süden (Jemen) staatliche Strukturen. In der Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. drängten die arabischen Stämme aus dem Zentrum der Halbinsel heraus, setzten sich im syrischen Raum und im Zweistromland fest und übernahmen hier die Herrschaft. Auslöser waren sowohl die starke Zunahme der Bevölkerung als auch eine religiöse Revolution, die mit dem Namen Mohammeds verbunden wird.

In vielen Oasen lebten jüdische Stämme und im Norden und Süden der Halbinsel gab es zahlreiche Christen. Unter ihrem Einfluss hatte das arabische Heidentum seine religiöse Kraft verloren. Der Glaube an einen einzigen, höchsten Schöpfergott (arabisch: Allah) war attraktiv. Es war eine offene Frage, ob die heidnischen Stämme sich dem Judentum oder dem Christentum anschließen würden. Es kam anders. Unter dem Einfluss Mohammeds wählte die Masse der Araber den Islam (Hingabe an Allah, Unterwerfung unter seine Gebote) als eine „typisch arabische“ Variante des Eingottglaubens.

Die Araber wussten, dass die „Eingottreligionen“ sich jeweils auf einen bestimmten „Gesandten“ (zum Beispiel Mose und Jesus) berufen, der ihnen eine göttliche Schrift mit Anweisungen für Glaube, Kultus und Leben vermittelt hatte. Wann brachte endlich ein „arabischer Gesandter“ den Arabern eine göttliche Schrift in ihrer Sprache? Diese Frage bewegte offensichtlich viele Araber. Mohammed gab darauf die Antwort.

Zu Mohammeds Lebensweg

Der Koran lässt erkennen, dass die Durchsetzung des Islams und die damit verbundene Staatwerdung der arabischen Stämme ein längerer Prozess war, bei dem es nicht ohne Kämpfe abging. Am Anfang überwog noch der jüdische Einfluss, aber am Ende hatte sich ein typisch arabischer Eingottglauben durchgesetzt. Der arabische Islam siegte über das fremde Judentum. Der Koran ist die Urkunde dieses Sieges.

Dabei muss die Frage offenbleiben, ob hinter diesem Triumph nur eine einzelne prophetische Person (Mohammed) oder eine Gruppe von Personen oder gar eine Bewegung stand. Für Muslime ist die Sache klar: Es war der siegreiche Kampf des „arabischen Gesandten“ Mohammed. Für den Ablauf seines Lebens hat sich im Islam eine relativ einheitliche Erzählung durchgesetzt. Kurz gefasst und mit einigen Interpretationen versehen, lautet sie folgendermaßen:

Mohammed Ben Abdallah Ibn Muttalib soll etwa 570 n. Chr. in Mekka geboren und als Kind Vollwaise geworden sein. Verwandte zogen den Jungen auf. Im Koran finden sich Hinweise auf dieses Schicksal: „Hat er dich nicht als Waise gefunden und (dir) Aufnahme gewährt …?“ (Sure 93,6) Schreiben und Lesen hat Mohammed vermutlich nicht gelernt. Er fand Arbeit als Kaufmann und heiratete eine Kaufmannswitwe. Chadidscha gebar ihm etliche Kinder, von denen vier Töchter überlebten. Bis zu ihrem Tod war Mohammed nur mit ihr verheiratet. Sie unterstützte ihn bei seiner religiösen Suche und war seine erste Anhängerin. Für Muslime gilt sie als „Mutter der Gläubigen“.

Im Alter von etwa vierzig Jahren muss sich Mohammed intensiv mit religiösen Fragen beschäftigt haben. Offensichtlich litt er unter dem Materialismus seiner Berufskollegen und dem oberflächlichen Götzenkult an der Kaaba, dem Stadtheiligtum von Mekka. Er verstand sich zunächst als „Gottgläubiger“, der in Allah den einen Gott erkannt hatte. Er versuchte zu fasten und zu beten und hatte in einer Höhle in der Nähe von Mekka Hör- und Seherlebnisse. Ein Engel forderte ihn auf, einen göttlichen Text zu rezitieren. Darauf spielt der Koran an: „Trag vor im Namen deines Herrn …“ (Sure 96,1). Dadurch wusste sich Mohammed zum „arabischen Propheten“ und Gesandten Allahs für sein Volk berufen. Er verstand seine Lehre als Worte aus einem himmlischen Koran, die ihm Gabriel vortrug („rezitierte“). Darin zeigte Allah ihm und seinem Volk den richtigen Weg zu seiner Verehrung.

Beginn seines öffentlichen Wirkens

Mohammed begann öffentlich zu predigen. Er rief zur Absage an den Götzendienst und zum Glauben an Allah auf. Damit formulierte er bereits den Kern des muslimischen Bekenntnisses, dass es „keine Gottheit außer Allah gibt und dass Mohammed der Gesandte Allahs“ ist. Er predigte das Gericht Allahs für alle, die dem Götzendienst nicht absagten, und sammelte eine Gruppe von Gläubigen um sich. Die führenden Leute in Mekka sahen in Mohammeds Aktivitäten eine Bedrohung der Wallfahrten zur Kaaba und lehnten ihn deshalb ab. In seiner Bedrängnis suchte Mohammed Unterstützung bei Juden und Christen und fand Stärkung in den biblischen Erzählungen vom Schicksal der Gottgläubigen. Auf diese Weise fanden Anklänge an biblische Themen Aufnahme im Koran. Mohammed verkündigte sie als seine Offenbarungen; seine Anhänger lernten sie auswendig und begannen mit dem Rezitieren zusammenhängender Stücke.

Zunächst blieb Mohammeds Erfolg bescheiden. Durch den Tod Chadidschas und Abu Talibs, des Chefs seiner Sippe, verlor Mohammed zwei wichtige Stützen. Seine Feinde bedrohten nun offen sein Leben. Das veranlasste ihn, mit seinen Anhängern 622 n. Chr. nach Jathrib (später Medina, die „Stadt des Propheten“) auszuwandern bzw. zu fliehen. Dieses Jahr wurde zum Beginn der muslimischen Zeitrechnung, weil Mohammed hier die Wende zum Erfolg gelang. Nur zehn Jahre wirkte er in Medina. Alle politischen Schachzüge, Kriege und Heiraten Mohammeds in dieser relativ kurzen Zeit rechtfertigt der Koran mit Weisungen Allahs.

Medina war eine große Oase, in der zwei arabisch-heidnische und drei arabisch-jüdische Stämme lebten. Mohammed hatte hier bereits Anhänger, sogenannte Helfer, die ihn und die mekkanischen Muslime (die „Auswanderer“) aufnahmen. Dahinter stand vielleicht ein politisches Kalkül, denn die fünf Stämme waren zerstritten. Mohammed sollte die Stadt befrieden. Das gelang ihm vorläufig durch eine Gemeindeordnung, in welcher die Muslime – obwohl in der Minderheit – den Ton angaben. Der „arabische Prophet“ geriet in eine politische Rolle, aber man kann vermuten, dass er die Verschmelzung von religiöser und politischer Führung in seiner Person von Anfang an wollte – etwa nach dem Vorbild von Mose. Auf jeden Fall lag in der Gemeindeordnung die Keimzelle für die muslimische Gemeinschaft als eines religiös begründeten Staates. Mohammed war jetzt genötigt, Gesetze zu erlassen, die ihm jeweils „offenbart“ wurden.

Handeln gegenüber den Juden

Gleichzeitig regelte Mohammed den muslimischen Kultus. Dabei entfernte er sich immer mehr von den jüdischen Einflüssen. Anfangs hatte er versucht, die Juden für sich zu vereinnahmen. Diese blieben jedoch auf kritischer Distanz. Sobald Mohammed stark genug war, vertrieb er die jüdischen Stämme nach und nach aus der Oase. Beim letzten Stamm ließ er alle Männer öffentlich hinrichten und die Frauen und Kinder versklaven.

Der Bruch mit dem Judentum hatte weitreichende Konsequenzen. Mohammeds Islam entwickelte sich immer mehr zur „arabischen“ Religion mit dem Rückgriff auf das Heidentum. Er integrierte den Wallfahrtskult an der Kaaba in den Islam und begründete das mit Abraham und Ismael als den angeblichen Erbauern der Kaaba. Mohammed griff bewusst zurück auf Abraham, den vorjüdischen und „heidnischen“ Gottgläubigen. Damit machte Mohammed den Islam zur „wahren Religion“ für alle Menschen. Judentum und Christentum galten nun als verdorbene und überholte Varianten des Eingottglaubens. Hier liegt der Kern für die Entwicklung des Islams zu einer kämpferischen Religion mit universalem Herrschaftsanspruch. Allah hat „seinen Gesandten mit der Rechtleitung und der wahren Religion geschickt“, „um ihr zum Sieg zu verhelfen über alles, was es an Religion gibt …“ (Sure 61,9).

Handeln gegenüber den Heiden

Außer den jüdischen Stämmen bekämpfte Mohammed die sogenannten Heuchler, die nur formal Muslime geworden waren. Sie distanzierten sich von Mohammed, wenn ihn das Kriegsglück verließ. Mohammed unterwarf sie mit harter Hand. Diese Maßnahmen waren später das Vorbild für den Umgang mit allen abtrünnigen oder halbherzigen Muslimen.

Die entscheidende Front Mohammeds richtete sich gegen die heidnischen Mekkaner. Er ließ ihre Karawanen ausrauben, und daraus entwickelten sich größere kriegerische Auseinandersetzungen mit wechselndem Glück. Sie sind in dem berühmten „Buch der Schlachten des Propheten“ des Muslims...

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