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Der islamistische Stereotyp in der medialen Berichterstattung bei Terror-Anschlägen: Eine Framing-Analyse medialer Stereotypisierung des Anschlags in Oslo am 22.07.2011

AutorRobert Bußler
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl67 Seiten
ISBN9783863419608
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
In der zivilisierten westlichen Welt explodiert eine Bombe und bringt kriegsähnliche Zustände in den Alltag, unterbricht die Routine. Was ist passiert? Wer ist dafür verantwortlich? Das sind die unweigerlich aufkommenden Fragen, die nach Antwort suchen. Als Ergründer und Finder von Antworten wird das mediale System angesehen. Die Betrachtung dieser Arbeit richtet den Fokus auf die Live-Berichterstattungen im Fernsehen über die Anschläge in Oslo am 22.07.2011. Gerade dahingehend, inwiefern sie ihrem Aufklärungsauftrag nachkommen, wenn keine detaillierten Informationen, Details und Hintergründe über das Ereignis vorliegen und die Medien sich dennoch verpflichtet fühlen, darüber zu berichten. Tatsächlich haben nach den Anschlägen im Zentrum Oslos viele TV-Sender, Radiostationen, Zeitschriften und Zeitungen auf Live-Berichterstattung gesetzt, ohne Wissen um Attentäter, Hintergründe, Motive - ohne über jegliche Anhaltspunkte informiert gewesen zu sein. Dabei ist das mediale System nicht alleinverantwortlich für diesen Zustand, vielmehr ist eine bedenkliche Verschmelzung zu identifizieren: Zum einen liegt ein Zwang der Medien vor, schnell neue und aktuellste Inhalte zu produzieren, und demgegenüber besteht der Wunsch des Publikums nach unmittelbarer Aufklärung solcher Ereignisse. Diese Studie beinhaltet das Anliegen zu hinterfragen, wie sinnstiftend Live-Berichterstattungen generell bei kenntnisarmer Faktenlage sind? Weiter sollte bedacht werden, welche Effekte auf Rezipientenebene und Gesellschaft folgen. Bei Terrorismusberichterstattungen ist oft die Aktivierung des Schemas 'islamistischer Terroranschlag' zu beobachten. Auch auf visueller Ebene scheint eine stereotype Darstellung erfassbar. Wenn nämlich in schnellem Wechsel verwackelte Bilder privater Videoaufnahmen und die hastigen Darstellungen von Augen- und Ohrenzeugen laufen und dazu die improvisierten Vermutungen von selbst ernannten Terrorismus-Experten ausgestrahlt werden, schalten sich schnell die Bilder vom '09/11-Anschlag' auf das World Trade Center in New York im Kopf ein. Beim Zuschauer könnte zügig der Verdacht einsetzen, es hier mit einem islamistischen Anschlag zu tun zu haben. Im Fall des Osloer Anschlags stellt sich am späten Abend heraus, dass ein Norweger selbst für die Anschläge verantwortlich ist - zur Identifizierung stereotyper Inhalte ein geeigneter Vorfall.

Robert Bußler, B.A., wurde 1982 in Wismar geboren. Sein Studium der Kommunikationswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena schloss der Autor im Jahre 2012 mit dem Hochschulgrad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Während des Studiums hat

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.2, Die kognitive Verarbeitung visueller Inhalte: Wie in 4.1. dargestellt wurde, sind Bilder keineswegs rein dekorative Elemente. Ihre Aufgabe besteht nicht nur in der Gewinnung von Aufmerksamkeit und zur Initiierung eines Wahrnehmungsprozesses. Sie sind bedeutsame, inhaltlich vollwertige Botschaften, wie auch Analysen von Gibson und Zillmann (2000) beziehungsweise Zillmann, Gibson und Sargent (1999) belegen (vgl. Lobinger, 2012, S. 80-81). Zillmann, Gibson und Sargent (1999) ermittelten, dass visuelle Stimuli die Beurteilung von Sachverhalten beeinflussen. Mittels Erweiterung eines ausgewogenen Nachrichtentext um Bilder, die jeweils nur eine Seite der Botschaft hervorhoben, konnte mit dieser Studie nachgewiesen werden, dass RezipientInnen verzerrte Wahrnehmungen des berichteten Sachverhaltes hatten. Eben in Richtung der vom Bild forcierten Aussage (vgl. ebenda, S. 81). Gibson und Zillmann führen dies auf den 'Picture-Superiority-Effekt' zurück, der in nachfolgenden Ausführungen zur Dual-Coding-Theorie (vgl. 4.3.) erklärt wird. Die Dominanz visueller Elemente in Wahrnehmung und Verarbeitung, sowie insbesondere die Dominanz visueller über verbale Elemente nach einer größeren Zeitspanne interpretieren Gibson und Zillmann (2000) als ein Resultat der Konkretheit und Direktheit visueller Repräsentationen (vgl. Lobinger, 2012, S. 81). Auch Childers und Houston (1984) bestätigen einen Picture-Superiority-Effekt in Experimenten mit unterschiedlichen visuell oder verbal dominierten Werbeanzeigen. Er fällt sogar besonders deutlich aus, wenn die Messung der Erinnerung von Reizen nach einer größeren Zeitspanne erfolgt (vgl. Childers/Houston, 1984, S. 652f, zit. nach Lobinger, 2012, S. 81). Interessant ist der Fakt, damit verbale Inhalte gleich gut wie Bilder erinnert werden, ist eine höhere Frequenz von wiederholten Darbietungen erforderlich (vgl. ebenda). Speziell für die Analyse von Bewegtbildern wie in Fernsehnachrichten sind Analysen zu multimodal präsentierten Inhalten. So besagt, die 'Cue-Summation-Theorie', dass die Präsentation von Inhalten, die in mehr als einer Modalität, also visuell und verbal, präsentiert werden, die kognitive Verarbeitung dieser Information aufwertet, was sich in gesteigerter Erinnerungsleistung oder der genaueren Betrachtung ausdrückt (vgl. Sundar, 2000, S. 482, zit nach Lobinger, 2012, S. 80). Weiter stellen visuelle Inhalte zusätzliche Lernhinweise dar, wenn sie textlichen Informationen hinzugefügt werden (vgl. Coleman/Wasike, 2004, S. 456, zit. nach Lobinger, 2012, S. 80). 4.3, Dual-Coding-Theorie: Der folgende Abschnitt widmet sich der multimodalen Verarbeitung von visuellen und verbalen Inhalten. Mit modalitätsabhängigen Rezeptionsprozessen und der kognitiven Verarbeitung von Bild und Text befasst sich eben genau die Dual-Coding-Theorie, zurückgehend auf den Psychologen Allan Paivio (1986; gemäß Lobinger, 2012, S. 79). Unterschieden wird hierbei zwischen zwei unabhängigen Arten des menschlichen Gedächtnisses, in denen Encodierung, Speicherung, Organisation, sowie der Abruf von Informationen ablaufen. Eines ist auf die Speicherung von sprachlich-numerischer Information spezialisiert (sprachliches System) und das andere auf nonverbale, sensorische Eindrücke (visuell-imaginales System) (vgl. ebenda, S. 79-80). Paivios Theorie zufolge werden konkrete Reize, unabhängig davon, ob in nonverbaler Form oder sprachlicher Form, in beide Speicher aufgenommen und somit doppelt kodiert. Dagegen werden abstrakte Reize nur einfach kodiert, also in einen Speicher aufgenommen. Sprachliche Informationen werden vom sprachlichen Sytem und nonverbale vom visuell-imaginalen System gespeichert. Diese nonverbalen Reize werden in Form eines 'Bildercodes' gespeichert, welcher besser erinnert wird (vgl. ebenda, S. 80). Da Bildern die besondere Charakteristik der Konkretheit zugeschrieben wird, ist eine doppelte Codierung wahrscheinlich. Dieses 'Dual-Coding' bei Bildern im Vergleich zu Worten führt nun zum Picture-Superiority-Effekt. Demzufolge haben visuelle Eindrücke eine höhere Einprägsamkeit und bessere Erinnerung (vgl. Childers/Houston, 1984, S. 643f., zit. nach Lobinger, 2012, S. 80). Die Dual-Coding-Theorie von Paivio, geht also davon aus, dass Bild und Text in unterschiedlichen Systemen verarbeitet werden. Zur Vollständigkeit soll an dieser Stelle darauf verwiesen werden, dass diese Theorie von einigen Forschern ebenso stark kritisiert wurde. Zenon Pylyshyn (1973) vertritt etwa eine Propositions-Theorie, die keine unterschiedlichen Speicher für visuelle und verbale Inhalte bestätigt (Pylyshyn, 1973, S. 1ff, zit. nach Lobinger, 2012, S. 81-82). Vielmehr bezeichnet er die Bildmetaphern als irreführend. Nach seinen theoretischen Ausführungen erfolgt die Speicherung in Form eines abstrakten Codes, der weder bildlich noch sprachlich ist. Es handelt sich um Verschlüsselungen in Propositionen, die in Netzwerken verbunden sind (vgl. ebenda, S. 82). Allerdings wird die Theorie der propositionalen Speicherung im Vergleich zur Dual-Coding-Theorie in Literatur und Forschung weitaus seltener als Erklärungsmuster aufgegriffen (vgl. ebenda). Hingegen wird eher die Annahme vertreten, dass Bilder und Worte zwar in einem gemeinsamen semantischen Code gespeichert sind, aber Bilder einen direkteren Zugang haben. Während bei Paivio die Encodierung von Bild und Text unterschiedlich erfolgt, geht solch ein Modell von unterschiedlichen Abrufprozessen aus (vgl. Lobinger, 2012, S. 82).
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