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E-Book

Der kleine Alltagsphilosoph

AutorDr. phil. Christoph Quarch
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783833840548
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,49 EUR
Der kleine Alltagsphilosoph erfüllt, was viele sich von der Philosophie erwarten: Orientierung bei allen möglichen Fragen des modernen Lebens. Was bedeutet eigentlich heute Freundschaft - angesichts von 714 Facebook-Freunden? Was ist Glück? Bin ich ein Egoist, wenn ich mich mal nur um mich kümmern will? Oder auch: Woran erkennt man guten Sex? Diese und viele weitere spannende Fragen beantwortet der Autor, indem er abendländische Philosophen und Denker klug zu Rate zieht. Letztlich geht es um Fragen nach den Grundlagen des Zusammenlebens, nach menschlichen Werten, die doch über die Jahrtausende seit Platon dieselben geblieben sind, aber dennoch vor dem Hintergrund des heutigen Zeitgeists neu beantwortet werden müssen. Das Buch besticht durch typische Fragestellungen aus dem richtigen Leben, mit denen sich jeder identifizieren kann. Die Antworten sind ebenso ratgeberisch wie unterhaltsam. Als Zugabe wird jeder zitierte Philosoph kurz und einprägsam portraitiert.

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Leseprobe

Glück und Sinn


Im Einklang mit der Welt

Glücklich sind wir dann, wenn wir zu uns und der Welt »Ja« sagen können: wenn wir das Leben als sinnvoll erleben. Ob uns das gelingt, hängt vor allem davon ab, ob wir uns auf die Wirklichkeit einlassen können.

Der griechische Philosoph Aristoteles lehrte einst, jeder Mensch strebe danach, glücklich zu sein. Nur gebe es beträchtliche Meinungsverschiedenheiten darüber, worin das Glück des Menschen eigentlich bestehe.

Tatsächlich haben die Philosophen über die Jahrhunderte sehr unterschiedliche Deutungen des Glücks vorgetragen. Nach alledem erscheint es am überzeugendsten, Glück als die Erfahrung von Stimmigkeit zu deuten: Es macht uns glücklich, wenn alles stimmt, wenn sich die Dinge zu einem Ganzen fügen, wenn wir unser Leben als sinnvoll und harmonisch erfahren, sodass wir »Ja« sagen können. Dazu braucht es gar nicht viel. Oft sind es unerwartete, geschenkte Augenblicke, die uns glücklich machen.

»Geld regiert die Welt«,
sagt das Sprichwort. Und tatsächlich: Alles scheint sich nur ums Geld zu drehen. Aber macht Geld wirklich glücklich?

Klare Frage, klare Antwort: Nein. Glück kann man nicht kaufen. Auch wenn es ganze Heerscharen von Werbeleuten gibt, die uns weismachen wollen, wenn wir nur dieses oder jenes Produkt erwerben, erhielten wir das Glück gleich mit dazu. Oder wir müssten unbedingt in diesen oder jenen Ferienflieger steigen, um zuverlässig im Glück zu landen. Ja, wenn es doch so einfach wäre! Dann bräuchten wir nur hinter jedem verheißungsvollen Schnäppchen herzulaufen oder bis zum Umfallen zu schuften, um immer mehr materielle Reichtümer anzuhäufen. Nur: Wer solches tut, ist meist nicht glücklich. Und wenn doch, dann nicht wegen, sondern trotz des Geldes.

Das wussten schon die alten Griechen. Ohne dass sie deshalb auf die Idee gekommen wären, das Geld in Bausch und Bogen zu verdammen. Geld ist ein Mittel, das Menschen ersonnen haben, um sich das zu verschaffen, was sie zum Leben brauchen. Platon, der wohl einflussreichste Denker Europas, hat einmal die Geschichte erzählt, am Anfang hätten die Menschen die Güter und Dienstleitungen, die sie brauchten, einfach gegeneinander eingetauscht. Erst als das zu kompliziert wurde, hätten sie das Geld erfunden. Das sei auch gut gegangen, solange sie das Geld als bloßes Instrument betrachtet hätten: als Mittel zu einem guten- Leben, nicht aber als Sinn und Zweck des Lebens; als Mittel, um Bedürfnisse zu befriedigen, nicht aber als etwas, das selbst zum Bedürfnis wird – zum Bedürfnis, ja zur Gier nach immer mehr Geld. Das Mehrhaben-Wollen, so Platon, ist aller Übel Anfang.

Und noch eines lehrte er: Glücklich werden wir nicht dadurch, dass wir vieles haben – selbst dann nicht, wenn wir alles hätten, was wir zum Leben in Wohlstand und Sicherheit brauchen. Gewiss: Wir brauchen Geld, um unsere Miete zu zahlen, um Nahrungsmittel zu kaufen, um uns weiterzubilden, uns fortbewegen und erholen zu können. Ja, wir brauchen Geld, um uns den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen. Gegen all das ist überhaupt nichts einzuwenden. Nur sollten wir nicht glauben, dass wir dadurch schon glücklich werden.

Glücklich werden wir Platon zufolge nämlich erst dann, wenn wir das, was wir haben, auf eine gute und sinnvolle Weise verwenden. Und sinnvoll und gut ist in seinen Augen, das Leben so zu gestalten, dass es stimmt: dass wir mit uns und der Welt im Reinen sind, in Harmonie. Das echte, tiefe Glück – das Glück, das unsere ganze Seele vor Freude vibrieren lässt – erfüllt uns dann, wenn wir »Ja« sagen können: zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen, zu der Welt, in der wir leben. Glücklich werden wir nicht dadurch, immer mehr zu haben, sondern immer mehr zu sein, immer mehr in Balance zu sein. Das heißt: nur so viel zu uns zu nehmen, wie wir verdauen können; zu geben, ohne uns zu verausgaben; unser Leben zu arrangieren wie eine Symphonie, bei der aus der Vielfalt der einzelnen Klänge ein geordnetes, stimmiges Ganzes entsteht – ein Ganzes, zu dem wir »Ja« sagen können und das uns glücklich macht. Dafür braucht es nicht viel: nur, dass wir der Wahrheit ins Gesicht schauen und der Welt unser Herz öffnen, uns von Gier befreien und die Geschenke des Lebens annehmen. Mit ihnen kommt dann auch das Glück.

Platon (428 — 348 v. Chr.)

Der englische Philosoph A. N. Whitehead hat einmal gesagt, die europäische Philosophie sei nichts anderes als eine Fußnotensammlung zu Platon. Das stimmt. Platon ist der bedeutendste Philosoph des Abendlandes. Und sicher auch einer der spannendsten. Vor allem wenn es um die großen Fragen des Lebens geht. Denn in seinen Schriften leuchtet noch ganz viel von der uralten Weisheit der mythologischen Zeit durch. Das gibt seiner Philosophie eine Ursprünglichkeit, die man bei späteren Denkern vergeblich sucht. Sein wichtigster Gedanke: Alles lebt und gut leben bedeutet: im Einklang mit dem großen kosmischen Leben sein.

Seines Glückes Schmied
zu sein – ist das möglich? Blättert man in Zeitschriften, könnte man meinen, es gibt tatsächlich wirksame Glücksrezepte oder -programme.

Schön wär’s! Wenn es ein Zehn-Punkte-Programm gäbe, das einem zuverlässig den Weg zum Glück wiese – die ultimative Glücksdiät, die allein selig machende Methode! Tja, dann … dann gäbe es weniger- Gejammer in der Welt. Aber gejammert wird reichlich. Ganz so leicht ist es offenbar nicht, sein Glück zu machen.

Dass der Mensch seines eigenen Glückes Schmied sein könne, ist eine relativ junge Idee. Erst mit Beginn des technischen Zeitalters hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass uns Menschen alles machbar wäre – dass wir nur die richtige Methode oder Technik anwenden müssten, um alles erreichen zu können – zum Mond fliegen, Atomkraftwerke bauen … und glücklich sein.

Einer, der dieses Denken aufs Korn genommen hat, war Friedrich Nietzsche. Zwar war der kauzige Denker durchaus davon überzeugt, dass es in der Macht des Menschen stehe, das eigene Leben so zu gestalten, dass man es gutheißen kann. Was für ihn allerdings viel mehr bedeutete, als selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Die Glücksvorstellungen des modernen Menschen waren ihm zuwider – dieses Glück, das aus ein bisschen Freude über erfüllte Wünsche und gestillte Bedürfnisse besteht. Worum es Nietzsche ging, war etwas anderes: ein Leben, zu dem man jeden Augenblick »Da capo!« rufen möchte: »Noch einmal! Und: Immer wieder!« Selbst dann, wenn es nicht lustig ist; selbst dann, wenn man wie er unter ständigen Kopfschmerzen leidet.

Nietzsche glaubte, wirklich glücklich sein könne nur, wer das Leben aus freien Stücken bejaht; wer sich frei gemacht hat von den Glücksverheißungen der Werbestrategen und Moralprediger; wer sein Leben nicht mit dem Maßstab anderer misst, sondern herausgefunden hat, wie er sich zu sich selbst und zur Welt so ins Verhältnis setzen kann, dass es für ihn persönlich stimmt. Autorschaft über das eigene- Leben – das war Nietzsches große Idee. Mich wie ein Künstler zu mir selbst verhalten: meinen eigenen- Idealen folgen und mit dem Hammer des »Willens zur Macht« (wie er das nannte) die Skulptur meines Lebens meißeln.

Mit einem Glücksrezept hat das nicht viel zu tun. Wer wie Nietzsche denkt, dem wäre es peinlich, irgendeinem Glücksideal hinterherzudackeln, das ihm irgendwelche Marktschreier als Soll-Zustand anpreisen – für Nietzsche ein Symptom sklavischer Gesinnung. Er ruft stattdessen dazu auf, Meister des eigenen Lebens zu sein. Das heißt nun aber gerade nicht, dass sich alles nach den eigenen Wünschen formen lässt – weil der Stoff, aus dem wir unser Leben- meißeln, nicht beliebig formbar ist. Lebenskunst bedeutet nicht, so tun, als wäre man allmächtig. Es bedeutet vielmehr: mit den Gegebenheiten des Lebens klarkommen, wissen, wer man ist und was man kann, die eigenen Grenzen annehmen und mit ihnen etwas anfangen. »Amor fati« – das Schicksal lieben. Der österreichische Autor Karl Gamper hat dafür eine schöne Formel gefunden: »Wolle, was da komme«!

Friedrich Nietzsche (1844 — 1900)

Er selbst sah sich als »Philosoph mit dem Hammer«: als einer, der gründlich Kehraus macht mit dem Muff der – wie er meinte – lebensfeindlichen Kultur des christlichen Abendlands. Nietzsche predigte stattdessen Lebenslust und Weltbejahung. »Bleibt der Erde treu!«, rief er den Lesern seines »Also sprach Zarathustra« zu. Und: »Lernt mir lachen.« Er sagte »Gott ist tot«, sah sich aber als Gefolgsmann des antiken Gottes Dionysos – als Tänzer und Aufrührer, als Freund des Lebens und Verächter der Moral. Als er später erkrankte, sahen seine Gegner darin ein Zeichen seiner geistigen Verwirrung. Er selbst meinte, dass er zu früh gekommen war und erst nach seinem Tod verstanden werden würde. Eine tragische Figur, aber eine liebenswerte.

Manchmal trifft man
Menschen, die glücklich sind. Fragt man sie nach dem Grund dafür, erzählen sie oft ganz unspektakuläre Dinge. Ist Glück also gar nichts Besonderes?

Einer der schönsten Texte, die je über das Glück geschrieben wurden, stammt aus der Feder von Hermann Hesse. Er erzählt darin von einer Erfahrung aus Kindheitstagen, die so tief und so...

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