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Der Mann, der Judas Iskariot war

Eine Ermittlung

AutorGeorg Naundorfer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl564 Seiten
ISBN9783842304673
Altersgruppe12 – 
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Das ist ein Report über die Entstehung des Christentums anhand des Lebenslaufes des Jesusjüngers und Apostels Johannes. Auf der Grundlage des Neuen Testamentes der Bibel und den Schriften des Flavius Josephus wird den Spuren der historischen Person des Jüngers Jesu und Apostels Johannes nachgegangen. Aus der Untersuchung ergibt sich die zentrale Funktion des Apostels Johannes bei der Herausbildung des christlichen Glaubens. Das ist im Spannungsfeld der gegenläufigen Interessen der Akteure des 1. Jahrhunderts und dem gnadenlosen Machtkampf innerhalb des Führungszirkels der Urchristen dargestellt. Der Kampf um politische Positionen und theologische Standpunkte scheint vordergründig entscheidend. Am Ende sind aber ganz andere Gründe maßgebend. Es erhebt sich angesichts der Fakten die Frage, ob die Geschichte der Entstehung des Christentums nicht neu geschrieben werden muss.

Georg Naundorfer befasst sich in mehreren Schriften mit der Entstehung des christlichen Glaubens auf der Basis der historischen Überlieferungen des 1. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Dabei geht er der Identität der im Neuen Testament der Bibel genannten Personen in diesen Überlieferungen nach, um zu klären, wer sie wirklich waren. Ausgehend von ihren historisch gesicherten Aktivitäten und deren Einbindung in die Tagespolitik des Römischen Reiches wird hier das dem gegenübergestellt, was die Bibel von ihnen berichtet, woraus sich dann ergibt, was damals ursprünglich beabsichtigt war, und was dann daraus tatsächlich resultierte. Angesichts der Auseinandersetzung, welche sich derzeit zwischen Christentum und Islam immer stärker abzuzeichnen beginnt, dürften die durchaus ähnlichen Probleme der damaligen Zeit, und wie man sie zu bewältigen versuchte, auch für uns eine aufschlussreiche Hilfestellung für politische Lösungen sein.

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Leseprobe

Flavius Josephus, das Problem der Identität von Essenern und Christen, der Judäische Krieg und Johannes


Was uns das Neue Testament der Bibel textlich vermittelt, liest sich zwar wie ein Bericht, aber es ist historisch nur sehr unscharf an bestimmte historische Ereignisse angebunden, die sich bei näherer Untersuchung oft als nicht belegbar erweisen, oder sogar gegenseitig ausschließen. Um zu ermitteln, was sich historisch nachweisbar in der Zeit und dem betreffenden Gebiet tatsächlich ereignete, und unter welchen politischen Bedingungen welche Interessengruppen diese Zeit dominierten, muss man ziemlich weit ausholen, um zu neuen und vor allem tragfähigen Erkenntnissen zu gelangen.

Beginnen wir mit dem, der es uns übermittelte. Es ist der uns als einer der wichtigsten jüdischen Historiker des hellenischen Judentums für das 1. Jahrhundert bekannte Flavius Josephus. Er lebte von 37/38 bis nach 100 unserer Zeitrechnung und war der Sohn einer angesehenen priesterlich-königlichen Familie aus Jerusalem. Studiert hat er die drei theologischen Grundrichtungen des Judentums: Die der Sadduzäer, der Pharisäer und der Essener. In seinen Anschauungen schließt er sich schon früh den Pharisäern an.

Josephus ist in der Zeit des judäischen Krieges der Römer (66–70) kurzzeitig der offizielle Militärkommandant der Juden in Galiläa. Die Truppen des von Nero mit der Niederschlagung dieses Aufstandes gegen Rom beauftragten Feldherrn und späteren Kaisers Vespasian nehmen Josephus im Jahre 67 gefangen, nachdem er vergeblich auf genauere Instruktionen aus Jerusalem gewartet hat, ob er infolge der sich abzeichnenden Gesamtniederlage in Galiläa weiterkämpfen oder in Verhandlungen mit den Römern eintreten soll. Josephus, dessen Schicksal normalerweise der sofortige Tod, bzw. die Aufsparung für einen der Triumphzüge in Rom gewesen wäre, in dessen Verlauf man ihn hingerichtet hätte, entkommt seinem Schicksal durch einen genialen Trick. Er verblüfft den Oberkommandierenden der Römer, Vespasian, indem er ihm dessen spätere Ernennung zum Kaiser prophezeit. Das hat ihm vermutlich auch nach eigenen Angaben das Leben gerettet und ihm auch seine Gefangenschaft sehr erleichtert.

Bei der Belagerung Jerusalems, als bereits Vespasians Sohn Titus die Führung der militärischen Aktionen der Römer übernommen hatte, versuchte Josephus sogar auf der Seite der Römer offen zwischen den feindlichen Parteien zu vermitteln, um die Zerstörung Jerusalems zu verhindern. Er wird aber von der jüdischen Seite als Abtrünniger beschimpft. Dabei gerät er sogar in Lebensgefahr, als er vor der Stadtmauer Jerusalems zur Einstellung der Feindseligkeiten aufruft. Sein Ziel, Jerusalem und den Herodianischen Tempel vor der Vernichtung zu retten, schlägt damit fehl. Die Römer erobern unter Titus auch Jerusalem.

Anschließend kommt Josephus als Gefangener des inzwischen zum Kaiser aufgestiegenen Vespasian nach Rom. Dort wird er frei gelassen und erhält das römische Bürgerrecht unter dem Namen Titus Flavius Josephus. Der Kaiser gibt ihm eine Villa und setzt ihm auch eine Pension aus. Josephus widmet sich von da an literarischen Arbeiten. Es steht zweifelsfrei fest, dass Josephus eine enge persönliche Beziehung zur Familie der Flavier hatte. Er war ihr Historiker. Seine Schriften beweisen es. Von diesen Schriften ist „Die Geschichte des Judäischen Krieges“ die wichtigste, weil sie ein weitgehend authentisches Bild der damaligen militärischen Vorgänge liefert. Josephus schreibt diesen Bericht in den Jahren 75–79 nieder.

Diese Schrift über den Krieg in der syrischen Provinz Roms, den Judäischen Krieg, ist mit Cäsars „Der Gallische Krieg“ vergleichbar. Bei solchen unmittelbar nach den Ereignissen abgefassten, und als Rechtfertigungsschriften angelegten Berichten, erfährt man aus der Art der versuchten Verschleierung unliebsamer Vorkommnisse und Pannen oft noch allerhand von dem was zwar passiert ist, aber besser nicht bekannt wird. Die Nähe der Augenzeugen verbietet noch die allzu gefällige oder unterschlagende legendäre Bearbeitung der Tatsachen für die Nachwelt. Dieser judäische Krieg war die Niederschlagung eines religiös motivierten Volksaufstandes in der damaligen syrischen Provinz des Römischen Reiches. Er diente der Sicherung der Weltmacht Rom. Dem Anspruch Roms, den Gewaltfrieden der pax romana mit allen Mitteln zu sichern, sind die religiösen und nationalistischen Ziele der Aufständischen und auch des dort wohnenden Volkes und seiner Repräsentanten völlig untergeordnet.

Das eigentliche Ziel war für Rom ein strategisches. Das Reich der Parther, welches sich östlich dieser Provinz befindet, war stets auf dem Sprung, diesen östlichen Küstenstrich des damals von den Römern beherrschten Mittelmeeres wieder zurückzuerobern. Dem war mit allen Mitteln vorzubeugen, was uns Josephus verschweigt, was aber letztlich die Ursache für die Gnadenlosigkeit ist, mit der dieser Krieg seitens der Römer gegen die Aufständischen geführt wurde.

Im Judäischen Krieg steckt gleich zu Anfang ein Beschreibung, der man bisher zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat, weil sie nur wie eine einleitende folkloristische Umrahmung für den Kriegsbericht erscheint. Im 8. Kapitel, des zweiten Buches dieser Schrift, gibt uns Josephus eine Übersicht über die in diesem Gebiet, welches wir auch als Heiliges Land kennen, verbreiteten wichtigsten Varianten des jüdischen Glaubens.

Er stellt uns drei philosophische Schulen vor. Es sind die Pharisäer, die Sadduzäer und die Essener. Vom Christentum berichtet er seltsamerweise nichts. Während er sich über die Pharisäer und Sadduzäer nur sehr vage äußert, macht er das bei den Essenern besonders ausführlich, was sich sogar bis auf spezifische Besonderheiten der individuellen Lebensführung und Tageseinteilung erstreckt. Ich bringe jetzt seinen Text, kürze aber den der Essener auf den Hauptinhalt:

Es gibt bei den Judäern drei Arten von philosophischen Schulen; die einen bilden die Pharisäer, die andere die Sadduzäer; die dritte, die nach besonders strengen Regeln lebt, die sogenannten Essener. Diese sind ebenfalls Judäer, aber untereinander noch mehr als die anderen durch Liebe verbunden ... Reichtum verachten sie, und bewundernswert ist bei ihnen die Gemeinschaft der Güter, so dass man niemand unter ihnen findet, der mehr besitzt als die anderen. Es besteht die Vorschrift, dass jeder, der der Sekte beitreten will, sein Vermögen der Gesamtheit abtreten muss … alle verfügen wie Brüder über das aus dem Besitz der einzelnen Sektenmitglieder gebildete Gesamtvermögen. Die Verwalter des gemeinsamen Vermögens werden durch Stimmenmehrheit gewählt und jeder ohne Unterschied muss zu Dienstleistungen für die Gesamtheit bereit sein.Sie haben keine eigene Stadt, sondern in jeder wohnen viele von ihnen. Sektenangehörigen, die von anderen Orten kommen, steht alles, was sie bei ihren Genossen finden, wie ihr eigener Besitz zur Verfügung … Untereinander kaufen und verkaufen sie nichts, sondern jeder gibt von seinem Eigentum dem anderen, was dieser nötig hat, und empfängt umgekehrt von ihm, was er selbst brauchen kann.

Josephus beschreibt nun das gemeinsame Gebet und die gemeinschaftliche Einnahme der Mahlzeiten. Er verweist auf die Ernsthaftigkeit der Essener, die er aus deren ziemlich spartanischer und vor allem nüchterner Lebensweise heraus erklärt:

Nichts tun die Essener ohne ausdrücklichen Befehl ihrer Vorsteher, und nur in zwei Dingen besitzen sie völlige Freiheit: in Hilfeleistung und Barmherzigkeit … Unterstützungsbedürftigen beizuspringen und Notleidenden Nahrung zu reichen … Zorn äußern die Essener nur, wo er berechtigt ist … Treu und Glauben halten sie hoch; den Frieden pflegen sie angelegentlich. Das gegebene Wort gilt bei ihnen mehr als ein Eid; ja sie unterlassen das Schwören, weil sie das für schlimmer als Meineid halten … Mit Vorliebe widmen sie sich dem Studium der Schriften der Alten … Wer schwerer Sünden überführt wird, den schließen sie aus der Sekte aus … Sehr gewissenhaft und gerecht verfahren sie bei gerichtlichen Entscheidungen … Nächst dem Gott zollen sie die größte Verehrung dem Namen des Gesetzgebers (Mose); wer ihn lästert, wird mit dem Tode bestraft. Dem Alter und der Mehrheit Gehorsam zu erweisen, halten sie für ehrenvoll ... Am Sabbat vermeiden sie es, zu arbeiten … Dabei lässt das schrecklichste Unglück sie kalt; denn Schmerzen überwinden sie mit Seelenstärke, und einen ruhmvollen Tod ziehen sie dem längsten Leben vor … Sie hegen den festen Glauben, dass der Körper zwar verwese und vergänglich sei, die Seele dagegen ewig fortlebe.

Josephus sieht die Besonderheit dieser jüdischen Glaubensrichtung darin, dass ungesühnte Verbrechen, die jemand zu Lebzeiten beging, im Jenseits bestraft werden.

Nach der Erwähnung, dass es weitere Spielarten des Essenerglaubens gibt, wendet sich Josephus nun den Pharisäern zu:

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