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E-Book

Der Meistermediator

Integriertes Konfliktmanagement

AutorS Amin Talab
Verlagcomeon-Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl222 Seiten
ISBN9783950226942
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Dieses Lehr- und Praxisbuch stellt die wesentlichen Elemente des Konfliktmanagements und der integrierten Mediation dar. Die erfahrenen Autoren geben eine bunte Übersicht über Möglichkeiten, Kon-flikte in verschiedensten Bereichen strukturiert und zukunftsweisend beizulegen. Der Bogen spannt sich von der Konfliktanalyse über das Mediationsverfahren bis zu Kommunikationstechniken und behandelt auch rechtliche und ökonomische Aspekte. Überlegungen zur Haltung und Persönlichkeit des Konfliktmediators geben gute Anstöße, um das eigene Konfliktverhalten kritisch zu reflektieren und zu verbessern. Dieses Buch ist ein hilfreicher Assistent für alle, die Konflikte in ihrem Umfeld besser beilegen und auch als Chance für alle Beteiligten nutzen wollen.

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Leseprobe

KAPITEL 1:
GRUNDZÜGE DER MEDIATION


Die wunderbare Welt der Mediation


Die Mediation ist eine Methode der außergerichtlichen Konfliktlösung und zählt zu den alternativen Konfliktlösungsverfahren (ADR). Sie hat zum Ziel, durch die Unterstützung einer außenstehenden Person, des Mediators, eine für alle Konfliktparteien akzeptable, tragbare Lösung herbeizuführen. Dazu bedient sie sich eines strukturierten Verfahrens und bestimmter Kommunikations- und Fragetechniken. Sie erfordert ein grundlegendes Verständnis von Konflikten und Lösungsmechanismen und eine vertrauliche, ergebnisoffene Grundhaltung.

Es ist diese Haltung und die Grundgedanken und Prinzipien der Mediation, welche sie so wunderbar machen. Mediation ist mehr als nur ein Beruf oder hilfreiche Techniken. Es ist eine Einstellung, eine Lebensart, ein Umgang mit sich selbst und anderen.

Der Begriff „Mediation“

Der Begriff Mediation wird vielseitig und teilweise mit unterschiedlicher Bedeutung eingesetzt. Ursprünglich heißt mediieren vom lateinischen medere „heilen“. Heil liegt in der (ge)rechten Mitte, lat. „Medium“ und ist mit dem Begriff „moderatio/moderare“, dem „mäßigen“, „in Schranken weisen“, „lenken“, „steuern“ des Moderators verwandt.

Durch den Mediator findet eine Moderation ohne Beratung statt. Erfolgreich ist sie, wenn eine einvernehmliche Lösung entwickelt und vereinbart wird.

Das Zivilrechtsmediationsgesetz definiert Mediation in Österreich in § 1 Abs. 1 als:

„eine auf Freiwilligkeit der Parteien beruhende Tätigkeit, bei der ein fachlich ausgebildeter, neutraler Vermittler (Mediator) mit anerkannten Methoden die Kommunikation zwischen den Parteien systematisch mit dem Ziel fördert, eine von den Parteien selbst verantwortete Lösung ihres Konfliktes zu ermöglichen“.

Mediation tritt aber auch unter anderem Namen auf. So definiert die UNCITRAL3 „conciliation” als Prozess, welcher:

„Conciliation, Mediation oder ähnlich benannt, bei welchem die Parteien eine oder mehrere dritte Personen (“Conciliator”) damit beauftragen, ihnen bei dem Versuch einer gütlichen Beilegung ihres aus einem vertraglichen oder aus einem Rechtsverhältnis entstandenen oder betreffenden Konfliktes zu unterstützen. Der Conciliator selbst kann keine Lösungsentscheidung treffen.“

Grundgedanken und Leitbilder

Der Mediator nimmt schon von seiner gesetzlich geregelten Aufgabenstellung her weitgehend die Aufgaben eines Moderators wahr.

Geht es aber in der Moderation vornehmlich darum, Konflikte gar nicht erst aufkommen zu lassen oder möglichst auszuklammern, so ist es die Aufgabe der Mediation, einen unmittelbar anstehenden bzw. bereits ausgebrochenen Konflikt zu lösen.

Sowohl von der Stellung als auch den Aufgaben des Mediators und des Moderators her sind die Gemeinsamkeiten besonders auffallend. So sind beide neutral und als Prozessexperten und Katalysatoren berufen. Beide können inhaltlich nicht entscheiden oder bestimmen. Beiden gleich sind – mehr oder weniger – freiwillige und selbstverantwortliche Teilnehmer.

Der Mediator ist „Katalysator für den Verhandlungsprozess“, denn das einzigartige an der Mediation ist die Tatsache, dass die am Konflikt beteiligten Personen (Medianden) Lösungsmöglichkeiten und -vorschläge als eigenständige Verhandlungspartner entwickeln und sich sämtliche Entscheidungen vorbehalten.

Diese Stärke der Mediation ist gleichzeitig auch ihre Schwäche. Es ist für Streitparteien oft angenehmer und leichter, einen Dritten mit der Entscheidung zu beauftragen als mühsam selbst einen Lösungsweg zu suchen. Je hierarchischer familiäre und gesellschaftliche Strukturen sind, desto ungewöhnlicher und schwieriger ist es für Menschen, selbstverantwortlich auf gleicher Augenhöhe eine Lösung zu entwickeln. Es ist nicht verwunderlich, dass die ersten bekannten Überlieferungen von Mediationen aus dem antiken demokratischen Griechenland stammen.

Insofern hängt der Rückgriff auf die Mediation und ihre Beliebtheit eng mit dem gesellschaftlichen Verständnis des Zusammenlebens zusammen. Der Humanismus, bis hin zu der von den Vereinten Nationen 1948 verabschiedeten „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ und der 1950 unterzeichneten Europäischen Menschenrechtskonvention prägen daher diese Konfliktlösungsform. Umgekehrt trägt die Mediation stark zum Verständnis der (staatlichen) Konfliktlösungsverfahren als Dienstleistungsangebot, das durch Steuern finanziert wird, bei.

In diesem Zusammenhang soll auch erwähnt werden, dass es unterschiedliche Mediationsansätze gibt.4 Der grundlegende, auf einem Prozess basierende Ansatz des Informationsaustausches mit Optionsfindung wird oft facilitative Mediation genannt.

Die transformative Mediation fokussiert auf die sozialkommunikative Grundlage der Beziehung der Konfliktparteien. Die Konfliktlösung wird dabei in einem engen Zusammenhang mit dem Kommunikationsmuster der Parteien gesehen. Durch „Empowerment“ (Ermächtigung) und „Recognition“ (Anerkennung) wird während der Mediation die Kommunikation so verändert, dass dadurch der Konflikt behoben werden kann.5

Bei der evaluativen Mediation nimmt der Medatior eine einschätzende Rolle ein und evaluiert die Stärken und Schwächen der jeweiligen Positionen. Dieser Ansatz wird manchmal auch „topdown“ genannt und setzt Sachkenntnis des Mediators voraus.

Geschichte der Mediation

Als Konfliktlösungsverfahren ist die Mediation schon viele Jahrtausende bekannt. Die Grundprinzipien und -ideen wurden in verschiedenen Kulturkreisen entwickelt und eingesetzt, wobei die gesellschaftliche und politische Struktur ausschlaggebend für ihre Entwicklung waren. So ist uns der Einsatz der Mediation aus dem alten Griechenland, Ägypten, China,6 Mazedonien, Jordanien, Spanien und von etlichen afrikanischen und lateinamerikanischen Volksstämmen überliefert. Anhand ihrer Geschichte können die wesentlichen Abgrenzungslinien, Voraussetzungen und Einsatzmöglichkeiten dieser Methode ersehen und nachvollzogen werden.

Solon

Die „Vermittlung“ war schon durch diese Art der Konfliktlösung bei Uneinigkeiten innerhalb und zwischen griechischen Stadtstaaten bekannt. Einer der ersten ausdrücklichen „Vermittler“ in Europa war der attische Grieche Solon, welcher ca. 640-561 v. Chr. als Archont (Regierungspräsident) der athenischen Polis vorstand und damit gleichzeitig Gesetzgeber war.

Der Konfliktfall war durchaus ein politisch-öffentlicher: Zwischen der Minderheit der Aristokraten und der ärmeren Mehrheit sollte eine Entschuldung und damit zusammenhängend eine neue Gesetzeslage ausgehandelt werden. Gemeinsam von beiden wurde Solon als Vermittler und Regierender für ein Amtsjahr gewählt.7 Auffallend ist die Mehrfachfunktion Solons als Regent, Gesetzgeber und Vermittler. Damit ist auch die Eigenverantwortung und Freiwilligkeit der Parteien eingeschränkt bzw. fraglich. So kann Solon als erster integrierter Mediator gesehen werden. Bemerkenswert ist auch, dass die Mediation in einer Zeit entsteht, in der die Demokratie ansatzweise heranwächst.

Alvise Contarini

Ein Meilenstein für die Mediation war ihr Einsatz bei der Beendigung des 30-jährigen Krieges 1648. Die Methode war für die Situation wie geschaffen: In Glaubens- und Religionsfragen ist ein Rückgriff auf die objektive Wahrheit schlicht unmöglich, beansprucht ja gerade jede Religion ebendiese bedingungslos für sich. Die Entscheidung der Frage durch Gewalt schien nach unzähligem Leiden schlussendlich aussichtslos. Wiederum handelt es sich um eine öffentlich-politische Streitlage, die den Einsatz eines Diplomaten als Mediator erfordert. Als Venezianer hatte der berufene Contarini8 schon von seinem Hintergrund her eine unparteiliche Stellung, da Venedig geographisch nicht involviert und von seiner Motivation als Handelsstadt an einer allseitigen Lösung interessiert war, zumal potentielle Gefahr von türkischer Seite gegeben war. Er war als Diplomat im Auslandseinsatz mediationserprobt, hatte schon zwischen Frankreich und England, in Konstantinopel und den Niederlanden mediiert und musste nun als Pendelmediator hin und her reisen.

Obwohl er inhaltlich involviert war und sogar seinerseits Vorschläge machte, war doch die Freiwilligkeit und Eigenverantwortung der Parteien sowie die Vertraulichkeit und Neutralität des Mediators gegeben. Daher zählt Contarini zu den ersten modernen Mediatoren.

Johan Friedrich Wilhelm Neumann in Wien

Im 17. und 18. Jahrhundert beschäftigen sich mehrere Leute auch theoretisch mit der Mediation und ihrem Einsatz in der Politik.

So zählt 1676 Wilhelm Neumann in seiner Doktorarbeit De mediatoris officio, eiusque requisitis (Über die Aufgabe des Mediators und ihre Erfordernisse)9 die Aufgaben eines Mediators auf: Neutralität, persönliches Desinteresse, grundsätzliche Kommunikationstechniken wie Fragen, Ermahnen und Bitten, aber ohne Druck auszuüben.

Ernst Friedrich Meurer in Jena

Etwa zur gleichen Zeit wird in Jena die Doktorarbeit „Mediator“ vorgelegt. Der Zeit gerecht werden theologische Fragen, etwa die Mittlerschaft von Moses und Jesus, untersucht. Die Mediatorenrolle wird hier auch von der eines...

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