Inhaltsangabe:Einleitung: Peer Gynt hat in Henrik Ibsens Schaffen einen besonderen Stellenwert. Das dramatische Gedicht wird in der Sekundärliteratur immer wieder als „Übergangswerk“ bezeichnet. Die Dramaturgie ist nur schwer einzuordnen. Es gibt vergleichsweise sehr wenig Sekundärliteratur, vor allem Sekundärliteratur neueren Datums ist kaum zu finden. Dies ist erstaunlich, da es sich bei Peer Gynt um ein „Schlüsselwerk“ handelt, weil es als Vorläufer für das moderne Theater gesehen wird. Es ist, wie Ruprecht Volz schreibt, weit seiner Zeit voraus und nimmt Elemente des Symbolismus, des Expressionismus und des absurden Theaters vorweg. Doch auch in Ibsens Schaffen ist Peer Gynt ein „Schlüsselwerk“. Es ist ein Übergangswerk von den historischen Dramen Ibsens zu seinen analytischen Gesellschaftsdramen, ein Übergangswerk von der Romantik zum Naturalismus. Auch Ibsens Persönlichkeit hat sich zu der Zeit, als er Peer Gynt schrieb, verändert. Die psychologische Dimension, die sich 100 Jahre nach Ibsens Tod daraus ergibt, mag der Grund sein, warum es so wenig neuere Sekundärliteratur dazu gibt und Peer Gynt noch immer als ein Stück gilt, das schwierig zu inszenieren ist. Dies liegt sicher auch an dem zahllosen Szenenwechsel, der Hauptgrund dafür ist aber, dass die Interpretation des Stückes so schwierig ist. Schon Ibsen selbst hatte Zweifel, ob das Drama außerhalb Norwegens verstanden werden würde. Ibsen hat als Grundlage für Peer Gynt eine märchenhafte Gestalt aus den „Norwegischen Feen- und Volksmärchen“ verwendet. Es herrschte die Meinung, dass man, um Peer Gynt verstehen zu können, mit den Sagen und Mythen Norwegens vertraut sein müsste und auch die politischen und historischen Hintergründe kennen müsste. Eine andere Interpretation, die teilweise heute noch vertreten wird, ist, dass es sich bei Peer Gynt um den „norwegischen Faust“ handelt. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, da Goethes Faust nach dem Absoluten sucht, nach dem Sinn des Lebens, hingegen sucht Peer „nur“ nach sich selbst. Ibsen hat in ironischer Weise einige Passagen aus Goethes Faust einfließen lassen und die Frauen sind Schlüsselfiguren in beider Leben, dies könnte eine Erklärung für diese Interpretation sein. Der Fokus dieser Arbeit liegt nicht auf den oben genannten Interpretationen, sondern auf der psychologischen Dimension dieses Werkes, die sich einerseits aus den Parallelen von Ibsens und Peers Leben, andererseits aus Ibsens Persönlichkeitsveränderung ergibt. Diese [...]
Brigitte Fochler,geb. 1947 in Wien, arbeitete ab 1992 sieben Jahre als Sekretärin der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und vertiefte ihre seit ihrer Jugend bestehende Theaterleidenschaft ab 2000 mit dem Studium der Theater- Film und Medienwissenschaft an der Universität Wien, das sie 2006 mit der Magisterarbeit „Der Narziss Peer Gynt“ abschloss.
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