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E-Book

Der Papst und die Freimaurer

Ein wissenschaftlicher Diskurs

AutorHarald Schrefler
VerlagStudienverlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783706557672
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Seit den ersten Logengründungen im 18. Jahrhundert bekämpft die katholische Kirche die Bruderschaft der Freimaurer. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Auch der derzeitige Papst Benedikt XVI., der ehemalige Kardinal Ratzinger (von 1981 bis 2005 Vorsitzender - Präfekt - der Kongregation für die Glaubenslehre und damit auch 'moderner Großinquisitor' am Heiligen Stuhl bzw. der vatikanischen Römischen Kurie) hält nicht viel von der toleranten, humanitären Vereinigung der Freimaurer. Warum diese Angst, warum diese Feindschaft? Wie sehen Kirchenfürsten und prominente Freimaurer diese Entwicklungen? Das untersucht Harald Schrefler, promovierter Historiker, Soziologe und Religionswissenschaftler, in dem vorliegenden Buch.

Harald Schrefler arbeitet seit vielen Jahren an historischen und religionssoziologischen wissenschaftlichen Themen. Seine Recherchen zu dem Thema dieses Buches basieren auf seiner Dissertation. Erst nachdem er sein erfolgreiches Berufsleben in den letzten bewegten Jahren als Bankfachmann beendet hat, widmete er sich ausführlich seinen, bereits früher begonnenen Forschungen und Wissenschaften. Harald Schrefler ist Jahrgang 1941 und lebt in Wien.

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Leseprobe

2 Rituelles in der Freimaurerei


2.1 „Weil wir als freie Männer bauen am Tempel der allgemeinen Menschenliebe“


2.1.1 Der Versuch einer kurzen Definition

Auch wenn es bereits Tausende von Büchern über die Freimaurerei gibt, muss auch hier am Anfang eine kurze Definition stehen.

In der Verfassung der Großloge von England und auch der Großloge von Österreich werden dafür die „Alten Pflichten“ angeführt. In Deutschland wird in den „Leitgedanken der Freimaurerei“ definiert: „Das Wesen des Freimaurerbundes besteht in der Einheit von leitender Idee, tragender brüderlicher Gemeinschaft und vertiefendem symbolischem Erlebnis. Als Glieder eines ethischen Bundes treten die Freimaurer für Menschlichkeit, Brüderlichkeit, Toleranz, Friedensliebe und soziale Gerechtigkeit ein. Als Gemeinschaft brüderlich verbundener Menschen ist die Loge Übungsstätte dieser Werte. Als Symbolbund dient die Freimaurerei der Verinnerlichung von Idee und Gemeinschaft.“6

Und Friedrich Ludwig Schröder7 definiert: „Die Freimaurerei soll das Band der Eintracht und des gegenseitigen Wohlwollens zwischen Menschen werden, welche sonst durch Religionsbegriffe, Erziehungsvorurteile oder Nationalverhältnisse in einer ewigen Entfernung leben würden.“8

Letztlich geht es darum, dass „freie Männer bauen am Tempel der allgemeinen Menschenliebe.“ In einem deutschen/österreichischen Lehrlingsritual heißt es:

deutsches

österreichisches

„Bruder Erster Aufseher, warum nennen wir uns Freimaurer?

Weil wir als freie Männer an dem großen Bau arbeiten.

An welchem Bau, mein Bruder?

Wir bauen den Tempel der Humanität.

Bruder Zweiter Aufseher, welche Bausteine brauchen wir dazu?

Die Steine, deren wir bedürfen, sind die Menschen.

Was ist notwendig, um sie fest miteinander zu verbinden?

Menschliebe, Toleranz und Brüderlichkeit sind der Mörtel des Tempelbaus.“9

„Bruder Zweiter Aufseher, warum nennen wir uns Freimaurer?

Weil wir als freie Männer bauen am Tempel der allgemeinen Menschenliebe.

Mit welchen Steinen bauen wir diesen Tempel?

Unsere Bausteine sind die Menschen.

Bruder Erster Aufseher, was bindet diese Steine zu einem Ganzen?

Die Brüderlichkeit.“10

In dieser deutschen Ritualkunde heißt es weiter: „Der Freimaurer erkennt im Weltenbau, in allem Lebendigen und im sittlichen Bewusstsein des Menschen das Wirken eines göttlichen Schöpfergeistes und verehrt ihn als den Großen Baumeister der Welten. … Er (der Tempel der Humanität) ist das Symbol einer idealen Welt, der Religion geweiht, in der alle Menschen übereinstimmen, um die Menschen einem besseren und glücklicheren Leben näher zu bringen. Die Freimaurerei greift grundsätzlich nicht in die Angelegenheiten der Kirche und Religionsgemeinschaften ein, …“11

Damit ist auch bereits das wesentlichste Problem mit der katholischen Kirche skizziert, die sich als Offenbarungsreligion im alleinigen Besitz der Wahrheit eines – ihres – einzigen Gottes sieht.

Rainer Hubert schreibt im Katalog des österreichischen Freimaurer Museums Rosenau: „…daß es sich bei der Maurerei um eine Sache handelt, über die man schwer objektiv berichten und diskutieren kann, weil ihr eigentlicher Inhalt das Erleben jedes einzelnen Freimaurers ist.“12 Und damit skizziert er auch bereits das so genannte Geheimnis der Freimaurerei. Wobei das „Geschehen im Tempel keine religiöse Zeremonie, kein Kult, sondern eine Art von geistig-spiritueller Übung ist, von der die Beteiligten glauben, dass sie ihnen bei ihrer Persönlichkeitsentfaltung hilft.“13 Der Maurer soll in der Tradition des Rationalismus und der Aufklärung sein, Ritual und Symbol sollen ihn zusätzlich vom Denkenden zum Fühlenden machen. „Es bedarf einer Vernunft, die Verstand und Gefühl, Analyse und Intuition in einer fruchtbaren Spannung integriert.“14

Im Zeitalter des Internets soll aber nicht nur auf pragmatische Gedanken von österreichischen Freimaurern im Katalog ihres Museums eingegangen werden, sondern auch kurze themenspezifische Definitionen auf Homepages skizziert werden.

2.1.2 Keine Religion, aber eine Lebenshaltung

Die Basler Logen schreiben:

„Das Denken der Freimaurer beruht auf drei Säulen:

1. Toleranz,

2. Kosmopolitismus und

3. Humanität.

… In der Loge sprechen wir deshalb nicht von „Gott“, sondern vom „Baumeister aller Welten“. Was der Einzelne sich darunter vorstellt, bleibt ihm überlassen …

… Freimaurerei ist keine Religion und auch kein Religionsersatz. Sie ist Lebensschule, eine Lebenshaltung und eine Philosophie ohne philosophisches System. Da die Freimaurer aber jegliches Dogma und jegliche Ideologie ablehnen, hat ihnen dies die Gegnerschaft kirchlicher Kreise zugezogen. Insbesondere … die katholische Kirche …verbietet ihren Mitgliedern einen Beitritt zu einer Loge.

… ihr Tempel ist kein religiöser Versammlungsort, sondern ein permanenter symbolischer Bauplatz.“15

Die Freimaurerei ist weder eine Ersatzreligion noch eine philosophische Schule. Denn eine Religion hat bestimmt Glaubenssätze und Dogmen, die geglaubt werden müssen. Es gibt Gebete, Sünden, Opfer und Heiliges. Das alles gibt es in der Freimaurerei nicht, ebenso wie es kein geschlossenes, ausgeformtes philosophisches System gibt.16

Ausführlicher ist die Gedankenwelt der Freimaurerei in den Grundsätzen der Schweizerischen Großloge Alpina zu lesen:

I. Der Freimaurerbund ist eine Verbindung freier Männer, die ihr Brauchtum von den Baubrüderschaften des Mittelalters herleitet. Die Vorschriften, wie sie für jene Brüderschaften gültig waren und in verschiedenen Urkunden, namentlich in den sogenannten „Alten Pflichten der Freimaurer von 1723“, und in den Ritualen enthalten sind, dienen dem Freimaurerbund auch heute noch als Richtlinien zur Belehrung.

II. Die Freimaurer betrachten sich als Brüder, ihren Bund als einen Bruderbund. Sie wissen, dass alle Menschen, so verschieden ihre Gaben und ihre Verhältnisse auch sein mögen, als gleichberechtigte Wesen geboren sind. Sie wissen aber auch, dass diese Wahrheit im Leben der Menschen häufig verkannt wird und erachten es deshalb als ihre Pflicht, brüderliche Gesinnung unter sich und gegenüber ihren Mitmenschen zu erwecken und zu betätigen.

III. Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung seiner Mitglieder zum wahren Menschentum. Die Mittel zu diesem Zweck sind: die Übung der von den Baubrüderschaften übernommenen symbolischen Gebräuche; gegenseitige Belehrung über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit; Pflege des Idealen und Anregung zu wahrer Freundschaft und Bruderliebe; Erfüllung der sozialen Pflichten und Pflege der Wohltätigkeit. Im weiteren setzt sich der Freimaurerbund zum Ziel, seine Grundsätze außerhalb der Loge zu verbreiten, die Bildung und Aufklärung nach Kräften zu fördern, gemeinnützige Anstalten zu unterstützen und nötigenfalls solche zu gründen und der Intoleranz entgegenzutreten.

IV. Der Freimaurerbund arbeitet zu Ehren des allmächtigen Baumeisters aller Welten*). Er huldigt dem Grundsatz der Gewissens-, Glaubens- und Geistesfreiheit und verwirft jeden Zwang, der diese Freiheit bedroht. Er achtet jedes aufrichtige Bekenntnis und jede ehrliche Überzeugung und verwirft jede Verfolgung Andersdenkender. Den alten Überlieferungen gemäss, liegen bei allen rituellen Arbeiten das Buch der Heiligen Gesetze, Winkelmass und Zirkel, die Drei Grossen Lichter der Freimaurerei, als Symbole auf dem Altar.*) vergleichbar mit dem in den christlichen Religionen verwendeten Ausdruck „Gott“.

V. Der schweizerische Freimaurer macht es sich zur Pflicht, die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes zu verteidigen und zur Erhaltung des inneren Friedens in Wort, Schrift und Tat nach Kräften beizutragen. Er tritt getreu der Tradition des Bundes für die Beachtung der Menschenrechte ein. Die einzelnen Mitglieder sollen sich in Betätigung der maurerischen Grundsätze an den öffentlichen Angelegenheiten beteiligen und dabei so handeln, wie es nach ihrer innersten Überzeugung für das Wohl und das Gedeihen des Vaterlandes am besten...

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