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E-Book

Der Pflanzenarzt

Mein großes Praxisbuch für Garten und Balkon

AutorRené Wadas
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783644406674
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Die wichtigsten Ratschläge des Pflanzenarztes - kompakt und übersichtlich. Egal ob in Bauerngärten, Gemüsebeeten, Schrebergärten oder auf den Balkonen der Stadt - immer mehr Menschen entdecken die Lust an der Natur und suchen grüne Oasen. Dabei blüht und gedeiht längst nicht immer alles so, wie es soll. Hier kommt René Wadas ins Spiel: Schädlinge, Ungeziefer und Pflanzenkrankheiten sind sein Spezialgebiet. Mit seiner mobilen Pflanzenapotheke befreit er von Blattläusen, Raupen und Pilzerkrankungen. Ob kränkelnde Rosen, Rasen, Bonsais oder Bäume - fast allen grünen Patienten kann der Pflanzenarzt helfen, von der ersten Diagnose über die Behandlung bis zur Nachkontrolle.

René Wadas ist Gärtnermeister und lebt in Börßum bei Braunschweig. Als Pflanzenarzt ist er seit vielen Jahren im Norden unterwegs und hilft Hobbygärtnern mit ihren 'Sorgenkindern'. Der gebürtige Berliner schult mittlerweile in ganz Deutschland Mitarbeiter aus Gärtnereien und Baumärkten, Landwirte und Biologen.

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Leseprobe

Einleitung


Dass Tiere miteinander kommunizieren und wir Menschen langsam verstehen, was sie sich untereinander zu sagen haben, ist kein großes Geheimnis mehr. Wir erleben Tiere mal laut und mal leise, mal schnatterhaft gesprächig und dann wieder maulfaul, so gar nicht redselig. Da wird gesäuselt, vor Feinden gewarnt, einfach aus Wohlgefühl gegrunzt. Aber machen Pflanzen das auch? Frage ich das bei Vorträgen oder bei meinen Hausbesuchen als Pflanzenarzt, ernte ich meist Schulterzucken, gerade noch weiß man, dass die Pflanzen den Sauerstoff produzieren, den wir zum Atmen brauchen, dass sie am Anfang unserer Nahrungskette stehen, sie als fossiler Brennstoff eine wertvolle Energiereserve sind und dass sie die wunderbare Eigenschaft haben, heilen zu können – sei es als Rohstoff für Heilmittel oder in Form eines langen, seelenberuhigenden und immunstärkenden Waldspaziergangs.

Während man gelernt hat, Tiere für sich zu beobachten und ihnen ein Leben mit eigenen Emotionen zuzugestehen, ist man bei Pflanzen noch weit davon entfernt. Bis heute kennen wir Pflanzen nicht wirklich. Erst seit wenigen Jahren wissen wir, dass sie über ihre Wurzeln kommunizieren können, vor Fressfeinden warnen, bei Schädlingsbefall bestimmte Insekten zu Hilfe rufen, über Duftstoffe, also chemische Signale, aber auch über elektrische Impulse – Pflanzen können in Wurzeln wie Delfine Klicklaute produzieren – die unterschiedlichsten Signale und Botschaften aussenden und austauschen. Und zwar nicht nur einfache Informationen, sondern höchst komplexe. Pflanzen sind nämlich ganz schön clever.

Sie können sogar Umweltveränderungen wahrnehmen und darauf reagieren. Was auch notwendig ist, denn in den letzten Jahren waren sie hierzulande heftigen Witterungsschwankungen ausgesetzt. Einige Sommer hintereinander regnete es zum Beispiel Bindfäden, die Pflanzen mussten mit den Wassermassen regelrecht kämpfen – und manchmal verloren sie auch den Kampf. Mit viel Mühe hatte ich im Frühjahr 2017 in meinem Garten Kartoffelpflanzen angelegt, die Ernte konnte ich aber leider vergessen, sie ging im wahrsten Sinn des Wortes baden. Mein Wurzelgemüse verfaulte, Pilzkrankheiten breiteten sich aus.

Dann kam der Sommer 2018, so heiß und trocken wie seit langem nicht mehr. Die Pflanzen litten unter großem Durst, viele Rasen wiesen eine Kokosoptik auf, selbst die robuste Goldrute machte leicht schlapp. Zugleich steuerte die Natur dagegen. Die Rosen blühten gefühlt so prachtvoll wie nie, der gefürchtete Pilz des Buchsbaumtriebsterbens (Cylindrocladium buxicola) hatte in diesem Sommer keine Chance, auch andere Pilzkrankheiten wurden von Mutter Natur in die Schranken gewiesen. Und an den Obstbäumen sah man vielerorts mehr Birnen, Äpfel, Kirschen und Pflaumen als Blätter. Ein Hinweis dafür, dass viele Insekten sich reichlich vermehren und die Obstblüten bestäuben konnten. Es bedeutete aber auch, dass die Vögel genügend Futter hatten, um ihre Brut über die Runden zu bringen. Die Natur sorgt irgendwie immer für einen Ausgleich. Man kann sich also auch ein wenig entspannen, das Wetter ist für Pflanzen nicht das größte Problem.

Selbst harte und kalte Winter (die oft auf heiße und trockene Sommer folgen) können ihnen nur bedingt etwas antun, wobei dennoch die eine oder andere Pflanze erfrieren wird. Aber auch dem einen oder anderen eingewanderten, nervtötenden Plagegeist (in Fachkreisen werden diese Schädlinge auch invasive Arten genannt) können starke Minusgrade den Garaus machen. In den vergangenen Jahren waren unsere Winter aber eher mild – und nicht minder nass als die vorherigen Sommer. Die Vegetationszeit, also der Zeitraum, in dem sich Pflanzen entwickeln können, hat sich dadurch verlängert. Erste Fröste sind inzwischen erst im Januar zu erwarten und nicht wie früher Mitte bis Ende Oktober.

Sie als Gärtner – ganz gleich, ob Sie nur Ihren Balkon bepflanzen, eine Terrasse, ein Stück Erde groß wie ein Handtuch oder ein Fußballfeld – muss das nicht beunruhigen. Werfen Sie also nicht gleich die Flinte ins Korn, es gibt für Sie kein schlechtes Wetter. Gartenpflanzen, die über Jahre ihren angestammten Standort haben und zudem noch heimisch sind, mithin ihren Ursprung in Europa haben, werden Ihnen kaum Schwierigkeiten bereiten. Es kann sein, dass durch veränderte klimatische Bedingungen eine Art überhandnimmt und sich rasch vermehrt, aber wenn Sie selbst nicht eingreifen, werden Sie beobachten können, wie die Natur einen Weg findet, um dem entgegenzuwirken. Ob Pflanze oder Tier, da macht sie keine Ausnahme.

In Braunschweig zum Beispiel gab es vor ein paar Jahren eine Kaninchenplage. Wer irgendetwas anpflanzen wollte, musste die Flächen kaninchensicher einzäunen. Ganze Häuser wurden unterwühlt, und so mancher Kleingärtner wurde zum Raubtier, obwohl Kaninchen ja putzige Tiere sind. Doch in Massen wurden sie zu Fressmaschinen und futterten ganze Kleingärtnerkolonien leer. Bis eines Tages immer weniger Tiere auf Wiesen und in Gärten gesehen wurden, stattdessen sichtete man vermehrt verendete Kaninchen. Ursache war die Myxomatose (Kaninchenpest), eine Virusinfektion, die durch Insekten übertragen wird. Die Krankheit sorgte dafür, dass die Kaninchenbestände radikal zurückgingen. So kann Selbstregulierung aussehen.

Die Oker ist ein kleiner Fluss, 128,3 Kilometer lang, ein linker Nebenfluss der Aller in Niedersachsen, und aus den Höhenlagen des Harzes fließt sie auch durch meine Heimat Börßum. Hier lassen sich tolle Kanufahrten veranstalten, doch nicht ohne Folge: Neophyten sind auch hier mittlerweile in großem Ausmaß zu finden. Das sind Pflanzen, die in dieser geographischen Region nicht heimisch sind und in jüngster Zeit eingeschleppt wurden, wobei sie die an der Oker etablierten Arten verdrängen. Erwähnen möchte ich dabei das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), auch als Indisches Springkraut bezeichnet. Ursprünglich ist diese Art als Zierpflanze von Indien nach Europa gewandert. In kürzester Zeit kann sie Wuchshöhen von über 2 Metern erreichen und überdeckt so andere heimische Pflanzen. Dafür braucht sie eine ausreichende Wasserversorgung, die sie an der Oker bekommt. Die Ausbreitung erfolgt zum Beispiel durch abgerissene Pflanzenteile, die durch das Wasser verteilt werden. Oder durch Samen, die am Gefieder oder Fell von Tieren kleben bleiben und so neue Ausbreitungsmöglichkeiten finden. Auch hier wird die Natur früher oder später eingreifen, denn Monokultur ist in der Natur nicht vorgesehen. Artenvielfalt ist ihr angesagtes Programm.

Stirbt von vielen Arten eine aus, was im Laufe der Evolution immer wieder vorkommt, ist das normal. Aber damit das Aussterben nicht wahllos um sich greift, lautet die Devise bei Pflanzen: Überleben! Unbedingt überleben! Selbst bei massiven Schädigungen! Und damit das gewährleistet wird, haben Pflanzen, die seit über 400 Millionen Jahren unseren Planeten besiedeln, eine Menge Strategien entwickelt. Zu den Tricks, die sie auf Lager haben, gehört ihre ureigene Kommunikationsform. Sie müssen auch einiges in petto haben, um an die begehrten Nährstoffe im Boden zu gelangen, bevor ein Rivale sich diese schnappt. Knallhart wird da vorgegangen, damit die Art unter allen Umständen erhalten bleibt. Pflanzen müssen sich auch unentwegt schützen, insbesondere vor allen möglichen Fressfeinden, die mikroskopisch klein wie die Spinnmilbe sein können (sie saugen das Blattgrün aus einer Pflanze) oder riesengroß wie die Giraffe, die das komplette Blattwerk eines Baumes vertilgen kann. Nicht zu vergessen diese vermaledeiten Pilze, die ganze Blätter der befallenen Pflanzen abdecken und so das wichtige Licht nicht durchlassen. Mit der Folge, dass die lebensnotwendige Fotosynthese nicht stattfinden kann. Pilze haben auch die unangenehme Eigenschaft, Leitungsbahnen zu verstopfen, sodass Nährstoffe und Wasser nicht mehr fließen können. Den Klempner, der die Leitungen wieder frei macht, können Sie hier leider nicht rufen. Aber Pflanzen haben andere Möglichkeiten entwickelt.

Ich möchte, dass Sie mehr über Pflanzen erfahren, dass Sie nicht nur besser verstehen, wie diese für uns Menschen nützlich sein können, sondern auch mit welcher List sie sich ihr Überleben sichern – betrachtet aus der Sicht eines Gärtners. In meinem Beruf erlebe ich, wie Pflanzen tief im Verborgenen, im Raum der Dunkelheit, die begehrten Nährstoffe über ihre Wurzeln suchen, wie sie aber auch für andere zum Nähstofflieferanten werden. Wie sie mit Stängel und Blatt in die Höhe steigen, dem Licht entgegen, in ihrem für viele Fressfeinde unwiderstehlichen Grün. Wie sie Blüten bilden und Nektar spenden oder das auch nur vortäuschen. Wie sie weithin leuchtende Früchte produzieren, die schmackhaft oder auch giftig sein können, einzig dazu geschaffen, um die nächste Generation auf den Weg zu bringen. Ausgeklügelt in Millionen von Jahren, um weitere Millionen Jahre die Erde zu besiedeln. Mit oder ohne uns Menschen.

Pflanzen verstehen heißt erst einmal, Wurzel, Stängel, Blatt, Blüte und Frucht zu verstehen, im nächsten Schritt aber auch ihre Kommunikationsformen mit der Umgebung. Kennt man die einzelnen Teile der Pflanze vielleicht noch aus dem Anlegen eines Herbariums in der Schule, fehlt dann meist weiteres Wissen. Das wäre aber ganz nützlich, damit Sie Ihren Pflanzen im Notfall wieder auf die Sprünge helfen können.

Und damit wäre ich bei meinem zweiten Anliegen. Haben Sie ein tieferes Verständnis für Ihre Pflanzen entwickelt, so können Sie besser dafür sorgen, dass sie sich in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon wohlfühlen. Von uns Menschen kultivierte Pflanzen leben nicht wie in der...

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