Die Entwicklung der deutschen Krankenhauslandschaft zu dienstleistungsorientierten Unternehmen fordert von allen Versorgungseinrichtungen im Gesundheitswesen wirtschaftlich zu arbeiten und qualitätssichernde Maßnahmen zu ergreifen: Krankenversorgung im 21. Jahrhundert verlangt kontinuierliche, wirtschaftlich vertretbare und qualitative Versorgung. Um diese Anforderungen zu unterstützen wird seit 2003 ein neues Vergütungssystem, die German-Diagnosis-Relatead-Groups (G-DRG) angewendet. 'Das neue Vergütungssystem ist der Schlüssel zu mehr Effizienz, Qualität und Wettbewerb.' Doch das allein reicht nicht aus um die immer komplexer werdenden Ansprüchen zu bewältigen. Ein weiterer Bestandteil ist die Systematik einer Prozessbetrachtung, diese soll in der Krankenpflege durch die Anwendung des Pflegeprozesses gesichert werden. Mittlerweile sind pflegerische Handlungsfelder jedoch von einer hohen Komplexität gekennzeichnet. 'Die pflegerische Praxis unterliegt zahlreichen objektiven und subjektiven Einflussfaktoren, ändert sich ständig und stellt zunehmend höhere Anforderungen an die Leistungsbereitschaft und Flexibilität der Mitarbeiter.' Der Pflege- und Betreuungsbereich insgesamt ist von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung, bei dem immer stärker Fragen der Kosteneffizienz, der Qualität sowie der Effektivität medizinischer und pflegerischer Leistungen diskutiert werden. Hinzu kommt der demographische Wandel - insbesondere die Zunahme älterer und sehr alter Menschen - die Auswirkungen des medizinischen Fortschritts und ein weiterer Anstieg von chronischen Krankheiten insgesamt. Trotz der Verankerung im Krankenpflegegesetz, trotz der Qualitätsvorgaben im Sozialgesetzbuch (SGB) V und XI, trotz der Richtlinien zur Pflegedokumentation der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und zahlreicher interner Normen und Dienstanweisungen '(...) scheint es, dass der Pflegeprozess in der Praxis nicht realisiert wird.' Die Abbildung des Pflegeprozesses in der pflegerischen Dokumentation ist ein wichtiger Anhaltspunkt, wie systematische Pflege geleistet wird. Ohne ein Grundgerüst, welches einen vergleichbaren Rahmen zur Durchführung und Begründung von Pflegeleistungen sowie zur Planung der Ressourcen verwendet wird, ist die Anwendung von professionellen Pflegehandlungen intuitiv bzw. beruht es auf traditionellem Handeln. Fehlt die Evaluation der Wirksamkeit der Pflegemaßnahmen ist es problematisch zu prüfen, ob die angewendeten Leistungen für den Patienten zweckmäßig und angemessen sind. Welche Schritte des Pflegeprozesses sich in der Pflegedokumentation finden, ist Inhalt der vorliegenden Studie. Exemplarisch wird in vier Krankenhäusern Thüringens mit unterschiedlichen Trägerschaften eine quantitative Studie durchgeführt. Eine Erhebung mittels eines kriteriengeleiteten Fragebogens soll zeigen, welche Phasen des Pflegeprozesses sich in der Dokumentation finden lassen.
Susanne Graudenz, Krankenschwester und Diplom-Pflegewirtin (FH) arbeitet seit 18 Jahren am Universitätsklinikum Jena in Thüringen. Nach 14 Jahren in der Pflegepraxis ist sie gegenwärtig als Mitarbeiterin der Pflegedirektion damit beschäftigt Prozesse und Vorgänge in Krankenhäusern zu analysieren. 2005-2007 leitete sie ein Projekt zur Einführung der Selbstpflegedefizit-Theorie.
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