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Der politische Einfluss der Frauen in der späten Römischen Republik

AutorDiana Beuster
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2003
Seitenanzahl72 Seiten
ISBN9783638211512
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: gut, Universität Leipzig (Historisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Da den Frauen juristisch keine Rechte in Bezug auf die Teilnahme am öffentlichen politischen Leben zustanden, uns aber die Quellen reichlich Hinweise auf derartige Aktionen bzw. Ambitionen liefern, sollte die Arbeit untersuchen, welche anderen Möglichkeiten der politischen Einflussnahme den römischenFrauen zur Verfügung standen. Den Frauen war demzufolge der politische Raum verschlossen, d.h. die Ämter und Institutionen, in welchem Politik in Form von Abstimmungen und Gesetzen 'gemacht' wurde. Doch gerade die politische Struktur der römischen Republik, welche auf Konsens angelegt war, lässt den Schluss zu, dass Abstimmungen und Ergebnisse bereits vor ihrer Publikation im politischen Raum anderweitig besprochen und ausgehandelt wurden. Dies würde bedeuten, dass wir diese Konsensbildung in einem vor dem politischen Raum gelagerten Gebiet annehmen müssen; dabei spricht man dann vom vorpolitischen Raum. Es trat hierbei die Erkenntnis zu Tage, dass die dargestellten Frauen in ihrem Typus und Auftreten und in der Wirkung, die sie erzielten, alles andere als homogen waren. Die Möglichkeiten der Frau in der späten Republik waren aufgrund der sich ändernden politischen Grundlagen des Gemeinwesens somit vielfältiger als die der Frauen im Prinzipat. Somit konnte man schlussfolgern, dass der vorpolitische Raum und seine Transparenz zum politischen Raum für die Frauen gerade in der späten römischen Republik erweitert waren und verschiedenste Möglichkeiten der Einflussnahme boten. Jedoch mit der Konsolidierung des Prinzipates verschwand diese Transparenz zumindest für die Frauen, die keine Angehörigen des Kaiserhauses waren, ganz beträchtlich und beschränkte die Frau wieder auf ihre traditionelle Rolle.

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Leseprobe

III. Ausgewählte Frauen der späten römischen Republik


 

III.1. Servilia


 

Servilia, geboren um 100 v.Chr., war die Tochter des Quintus Caepio[42] und der Livia[43], der Schwester des Volkstribunen von 91 v.Chr., des M.Livius Drusus.

 

Nach der Scheidung von Q.Caepio[44] heiratete Servilias Mutter den M.Porcius Cato, dem  sie einen Sohn, den Cato Uticensis, gebar.[45]

 

Da Servilia die älteste von mehreren Geschwistern und Halbgeschwistern war, kann man ihr schon in früher Jugend Erfahrung und eine gewisse Autorität zugestehen,[46] was ihre Stellung in der ausgehenden römischen Republik verdeutlicht.[47]

 

Servilia ging zwei Ehen ein; die erste mit M.Iunius Brutus, dem Volkstribunen von 83 v.Chr., welcher 78 v.Chr. verstarb, und die zweite Ehe um 75 v.Chr.[48] mit D.Iunius Silanus[49] dem Konsul von 62 v.Chr.[50]., der wahrscheinlich nur kurze Zeit später, um 60 v.Chr. verstarb; aus dieser Ehe stammen drei Töchter, von denen eine den späteren Caesarmörder Cassius ehelichte und eine andere den späteren Triumvirn Lepidus.[51]

 

Servilias Sohn aus erster Ehe war Marcus Iunius Brutus, der spätere Caesarmörder. Diesen Sohn erzog sie in der Tradition der servilischen Vorfahren[52], denn M.Iunius Brutus entstammte sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits[53] dem servilischen Geschlecht[54], so dass man eine besondere Wertschätzung hierfür bzw. eine besondere Verpflichtung unterstellen darf.

 

Noch bevor Servilia in nähere Beziehung zu C.Iulius Caesar kam und somit in den Kreis politischen Geschehens trat, kann man anhand der Ehen ihrer Töchter erahnen, das diese Frau Einfluss und Ansehen in der römischen Aristokratie hatte.[55]

 

Servilia, eine der Schwestern des Brutus, war die Gattin des P.Servilius Isauricus, cos. 48 v.Chr. und 41 v.Chr.[56]; Servilius Isauricus entstammte dem plebejischen Zweig der Servilier.[57]; sie war eventuell verlobt mit dem jungen C.Octavius, welcher dann jedoch Claudia heiratete[58], die Tochter der Fulvia und des P.Clodius Pulcher. Schließlich war eine Schwester - Iunia - mit dem späteren Triumvirn M.Aemilius Lepidus (cos. 46 v.Chr.) vermählt, wobei aus dieser Ehe mindestens ein Sohn entspross, welcher mit einer Servilia verheiratet war, wohl  einer Enkelin der Brutus-Mutter Servilia.[59] Die dritte Tochter der Servilia - genannt Iunia Tertia oder Tertulla - war mit C.Cassius verheiratet, dem späteren Caesarmörder.[60]

 

Dies zeigt eine Heirats- und Familienpolitik, wie sie in den Kreisen der römischen Aristokratie üblich war.

 

Diese Schwiegersöhne wurden von Caesar mit hohen Ämtern bedacht,[61] was ein Indiz für eine nähere Beziehung der Servilia zu Caesar darstellen könnte. Die Meinung, dass Servilia die Geliebte des Caesar war,[62] suchte man oftmals über dessen Verhältnis zu ihrem Sohn Brutus zu belegen[63], der im Verdacht stand, ein natürlicher Sohn des Caesar zu sein.[64]

 

Augenscheinlich gab es Beziehungen zu Caesar, welche als ein Liebesverhältnis gedeutet werden können. So berichtet Sueton von einem wertvollen Perlengeschenk Caesars an Servilia im Jahre 59 v.Chr.[65]; wobei jedoch zu beachten ist, dass sowohl Caesar - nach der Scheidung von Pompeia - als auch Servilia nach dem Tod ihres zweiten Gatten ungebunden waren und somit eine eheliche Verbindung[66] hätten anstreben können. Mit einer Art Heiratsantrag wäre dieses kostbare Geschenk durchaus zu erklären; dass Caesar letztlich die junge Calpurnia heiratete, könnte man mit einem Wunsch nach einem Erben erklären.

 

Auch gibt es die Überlieferung, dass Servilia derart in Caesar verliebt gewesen wäre, dass sie ihm sogar in den Senat Liebesbriefe sandte, die Caesar auch an Ort und Stelle las;[67] daraufhin kam es zu einer Auseinandersetzung mit Cato minor, dem Halbbruder [68]der Servilia.[69]

 

Eine weitere Episode, welche nicht nur auf einen intimen Umgang der Servilia mit Caesar deuten könnte sondern eventuell auf politisch motivierten Einfluss findet sich bei Cicero. Hierbei handelt es sich um die Anklage des L.Vettius, der im Senat u.a. Brutus Caepio der Verschwörung gegen Pompeius bezichtigt. Einen Tag später von Caesar vor das Volk geführt, erwähnt er den Brutus Caepio nicht mehr.[70] Eventuell haben wir hier einen Beleg für den Einfluss der Servilia, Brutus` Mutter, auf Caesar, einen Einfluss, den sie vorrangig für ihre familia zu nutzen wusste.

 

Noch während des Bürgerkrieges scheint zumindest ein freundschaftliches Verhältnis zu Caesar zu bestehen, unabhängig von den politischen Ambitionen ihres Sohnes bzw. Halbbruders.

 

So schreibt Cicero, dass sich das Neapolitanum des Pontius Aquila „im Besitz der Mutter des Tyrannenmörders befindet“.[71] Auch der Vorwurf, Güter von Proskribierten für einen Spottpreis erhalten zu haben, trifft Servilia.[72]

 

Doch nicht nur auf Caesar, auch auf ihren Sohn Brutus und andere Parteigänger der Caesarmörder scheint sie einen erheblichen Einfluss ausgeübt zu haben.[73]

 

So gibt Cicero an mehreren Stellen seiner Briefe an Atticus darüber Aufschluss, dass und wie sowohl Brutus[74] als auch Cassius[75] politischen Rat bei ihrer Mutter bzw. Schwiegermutter Servilia suchten. Dass es allerdings Servilia war, welche zum Treffen am 7.Juni 44 v.Chr. in Antium rief,[76] geht meines Erachtens aus dem Brief Ciceros nicht klar hervor; Cicero schreibt lediglich, daß die unmittelbar betroffenen weiblichen Verwandten der Caesarmörder M.Brutus und Cassius an diesem Treffen teilnahmen[77] und das zumindest Servilia ihre Stimme erhob und Cicero zurechtwies und auch versprach, den Auftrag für Brutus und Cassius zur Getreidebeschaffung aus dem Senatsbeschluß streichen zu lassen. [78]

 

Da keine Verwunderung über diese Absicht laut wird noch jemand ein Wort des Zweifels geäußert hatte, schienen die Anwesenden Servilia den Einfluss und die Mittel zugestanden haben, dieses Ziel zu erreichen. Indessen wird nicht explizit erwähnt, wie sie diese Änderungen zu erreichen gedachte. Jedoch schien es nicht das erste mal gewesen zu sein, dass Servilia versprach, ihren Einfluss geltend zu machen; sonst wäre Servilias Versprechen kaum unwidersprochen hingenommen worden.

 

Leider ist nicht überliefert, mit welchen Mitteln und auch durch bzw. über welche Personen Servilia so politisch tätig wurde. Wandte sich Servilia selbst an einzelne Senatoren, oder aber verfügte sie über Mittelspersonen?

 

Die Tatsache, dass keiner der Anwesenden Anstoß an ihren Worten nahm, bestätigte ihr Vermögen, dieses Versprechen auszuführen. Dass sie selbst auch davon überzeugt schien, ihr Ziel zu erreichen, beweist meines Erachtens, dass sie bereits zuvor ähnlich gelagerte Fälle erfolgreich zum Abschluss gebracht haben musste; daß sie demzufolge über ausreichend politischen Einfluß verfügte.

 

Auch in der Folgezeit sehen wir Servilia involviert in die Aktivitäten und die Korrespondenz ihres Sohnes.[79] Über sie scheinen andere Aktionen der Caesarmörder und ihrer Parteigänger gelaufen zu sein; so berichtet Cicero von einem heimlichen Treffen zwischen Servilia und M.Scaptius und darüber, daß Servilia alle etwaigen Informationen daraus weitergeben werde. Dies ist ein klarer Hinweis, dass sich Servilia im Zentrum des Geschehens befand[80] und politische Aktionen mit ihr abgesprochen wurden bzw. sie zumindest darüber unmittelbar unterrichtet wurde.[81]

 

Doch nicht nur die politischen Schritte ihres Sohnes Brutus und ihres Schwiegersohnes Cassius beobachtete und begutachtete sie, auch zu den Aktivitäten ihres zweiten Schwiegersohnes Lepidus äußerte sie sich.[82]

 

R.Bauman sieht in den wiedergegebenen Äußerungen von Brutus und Servilia in Cicero´s Briefen einen Beleg für die kontroverse Haltung Servilias zu den Caesarianern.[83] Betrachtet man jedoch Ciceros Brief an Brutus, in welchem zum Ausdruck kommt, dass Servilia im Namen der Kinder des Lepidus -  ihrer Enkel - die drohende Ächtung durch den Senat zu verhindern sucht und beachtet man ferner, dass Cicero dem Brutus schreibt, er könne seiner Mutter nicht willfahren, so sehe ich hierbei einen Beleg für eine gegensätzliche politische Ansicht einzig im Fall...

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