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Der Ruhestand als Krise: Ursachen des seelischen Ungleichgewichts und Möglichkeiten der psychosozialen Versorgung

AutorLea Riedl
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl165 Seiten
ISBN9783656275794
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1, FH Campus Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Pensionsantritt bringt viele Veränderungen mit sich. Auf der einen Seite verändert sich die finanzielle Situation der betroffenen Personen, andererseits ändert sich ihr Zeitmanagement und der Freundes- und Bekanntenkreis. Die meisten Veränderungen werden positiv empfunden. Mehr Zeit für Freundinnen und Freunde oder die Familie zu haben oder häufiger zu verreisen sind Vorteile, die die Pensionierung mit sich bringen kann. Auf manche Personen wirkt sich die neue finanzielle Situation allerdings negativ aus, da sie nun weniger Geld zu Verfügung haben. Oder sie haben nun so viel Zeit, dass sie gar nicht wissen was sie tun sollen, da sie nicht ausreichend sinnstiftende Freizeitaktivitäten haben. Der Pensionsantritt kann also in eine Krise führen. Um dies zu vermeiden sollten sich die betroffenen Personen auf die Pensionierung vorbereiten. Befinden sich die Personen allerdings schon in einer Krise so ist die klinische Soziale Arbeit gefragt um hier entgegen zu steuern und die Betroffenen aus der Krise wieder herauszuholen. In dieser Arbeit wird die Frage behandelt, ob und unter welchen Umständen die Pensionierung in eine Krise führt und wie sich die psychosoziale Versorgung für kürzlich pensionierte Menschen in Wien darstellt.

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Leseprobe

3 Das Alter


 

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Definitionen von Alter. Zu Beginn wird kurz auf das Bio-Psycho-Soziale Modell von Gesundheit und Krankheit eingegangen, um zu erläutern, warum für diese Arbeit die vorliegenden Definitionen gewählt wurden. Des Weiteren wird der Begriff der Sozialisation im Lebenslauf erklärt und verschiedene Definitionen von „Alter“ beschrieben. Es werden hier einerseits biologische als auch psychologische Phänomene des Alterns und des Alters beschrieben, es wird aber auch eine Erläuterung des Begriffs des sozialen Alterns bzw. Alters gegeben. Am Schluss wird noch eine kurze Erklärung zum Begriff „Lebenserwartung“ gegeben. Dies soll deutlich machen, wieviel Zeit in der Pension noch verbracht werden kann.

 

3.1 Ganzheitlicher Ansatz – Das Bio-Psycho-Soziale Modell


 

Die klinische Sozialarbeit geht vom Bio-Psycho-Sozialen Modell  für Gesundheit und Krankheit aus. Dieser ganzheitliche Ansatz beschreibt Gesundheit nicht nur als „die Abwesenheit von Krankheit“ (Sonneck, 2002, S. 16) sondern sieht Gesundheit als ein Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozio-kulturellen Faktoren, die für das Wohlbefinden des Menschen eine wesentliche Rolle spielen (vgl. Sonneck, 2002, S. 16).

 

Da in dieser Arbeit von der klinischen Sozialarbeit ausgegangen wird, wird in diesem Kapitel das Alter ebenfalls von der biologischen, der psychologischen und der sozialen Seiten betrachtet.

 

 

Abbildung 2: Das Bio-Psycho-Soziale Gesundheitsmodell modifiziert nach Sonneck (von: Sonneck, 2002, S. 18)

 

In Abbildung 2 ist die gegenseitige Beeinflussung von biologischen, psychologischen und sozio-kulturellen Faktoren dargestellt. Dadurch, dass diese Faktoren in einer Beziehung miteinander stehen, führt eine Veränderung in einem Bereich auch immer zu Veränderungen in den anderen Bereichen (vgl. Sonneck, 2002, S. 19).

 

3.2 Sozialisation im Lebenslauf


 

„Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess – von der Wiege zur Bahre.“ (Schroeter/Prahl, 1999, S. 58).

 

 

Abbildung 3: Phasen des Lebenszyklus nach Donald Bogue (von: Höhn, 1982, S. 90)

 

In Abbildung 3 findet sich eine Einteilung des Lebens in vier verschiedene Phasen nach Donald Bogue. Diese Phasen teilen sich in die Kindheit, die Jugend, die Erwachsenenzeit und das Alter auf. In jeder dieser Phasen werden Sozialisationsprozesse durchlaufen, die es zu bewältigen gilt (vgl. Schroeter/Prahl, 1999, S. 58).

 

Im Gegensatz zu der Einteilung in Phasen trat in den letzten Jahren vermehrt das Konzept des Lebenslaufs in den Vordergrund. Hierbei handelt es sich nicht mehr um ein in starre Kategorien eingeteiltes System, sondern ein gesellschaftlich konstruiertes Modell. Es wird in Sequenzen eingeteilt und erstreckt sich über die gesamte Lebensspanne vom Zeitpunkt der Geburt bis hin zum Tod (vgl. Schroeter/Prahl, 1999, S. 58f).

 

3.3 Das biologische Alter


 

Im Allgemeinen wird eine Unterscheidung zwischen dem biologischen und dem biographischen Alter getroffen. Das biographische Alter wird mittels Zeitangabe in Jahren seit der Geburt beschrieben. Das biologische Alter hingegen beschreibt den Zustand, in dem sich der Körper befindet, welcher normalerweise mit einer anderen Person im ungefähren gleichen Alter vergleichbar ist (vgl. MedizinInfo, 2011, Online).

 

Während des Alterungsprozesses gibt es viele Veränderungen im Körper. Die größten Veränderungen kann der Mensch von der Kindheit an bis zum frühen Erwachsenenalter, aber vor allem während der Pubertät, beobachten und erleben. Beim körperlichen Übergang vom Erwachsenenalter in das Seniorenalter lässt die körperliche Leistungsfähigkeit nach, die Haut bildet Falten, das Seh- und Hörvermögen wird schwächer, aber auch die Fortpflanzungsfähigkeit schwindet (vgl. Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 450f).

 

Nach Danner und Schröder ist aus biologischer Sicht der Begriff des Alterns ein zusammenfassender Begriff zur Erläuterung von körperlichen Veränderungen, die sowohl zeitabhängig, als auch irreversibel und vorhersagbar sind. Diese Veränderungen bestehen in einem fortschreitenden Verlust der Funktionen aller Körpergewebe und führen schlussendlich zum Tod (vgl. Danner/Schröder 1994, S. 96).

 

3.4 Das psychologische Alter


 

In der Psychologie wird im allgemeinen zwischen Lebensalter, also dem Alter gemessen in Jahren und Monaten seit der Geburt, und dem Entwicklungsalter unterschieden. Das Entwicklungsalter ist „jenes Lebensalter, in dem die meisten Menschen eine gegebene Stufe körperlicher oder geistiger Entwicklung aufweisen“ (Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 440).

 

Einer weiteren Definition nach wird das psychologische Alter „anhand eines veränderten Gedächtnisses, Denken oder Fühlen, einer abnehmenden psychischen Belastbarkeit oder Veränderungen in der Identität oder Lebenszufriedenheit einer Person gemessen“ (Vogelsteller, 2010, Online).

 

3.4.1 Kognitive Entwicklung im Erwachsenenalter


 

Entwicklungen im kognitiven Bereich werden im Laufe des Lebens als (zumeist) positive Veränderungen wahrgenommen. Gerade von der Kindheit bis ins Jugendalter werden während dieser Entwicklungen und Veränderungen Fähigkeiten gewonnen. Dies trifft auf Veränderungen im Alter nicht mehr zu, diese werden negativ bewertet und als Verschlechterungen empfunden (vgl. Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 460).

 

Die größten Veränderungen im kognitiven Bereich werden bei der Intelligenz und bei der Merkfähigkeit, dem Gedächtnis, verortet.

 

3.4.1.1 Intelligenz

 

Die Intelligenz wird in zwei Komponenten eingeteilt: die kristalline und die fluide Intelligenz. Die kristalline Intelligenz macht einen Großteil der verbalen Fähigkeiten aus und besteht „aus den kognitiven Fähigkeiten (...), in denen sich angehäuftes Wissen aus bisherigen Lernprozessen kristallisiert und verfestigt hat." (Myers, 2005, S.461).

 

Die fluide Intelligenz dagegen ist genetisch bedingt und befähigt den Menschen zu schnellem und sorgfältigem Lernen (vgl. Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 460). Außerdem ermöglicht diese Komponente "sich neuen Problemen und Situationen anzupassen, ohne dass es dazu umfangreicher früherer Lernerfahrungen bedarf" (Myers, 2005, S.461).

 

In diesen Bereichen kann nicht pauschal von einer Verschlechterung im Alter, sondern lediglich von einer „Verlangsamung der Verarbeitungsgeschwindigkeit“ (Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 460) gesprochen werden.

 

3.4.1.2 Weisheit

 

Paul Baltes und Ursula Staudinger untersuchten im Jahr 2000 die „Zugewinne an Weisheit“, die auf das Alter zurückzuführen sind. Demnach besteht Weisheit aus verschiedenen Merkmalen wie z.B. ein hohes Maß an Faktenwissen, prozedurales Wissen, Kontextwissen zum Leben und der Lebensspanne, sowie Wissen über die Unvorhersehbarkeit des Lebens (vgl. Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 460f).

 

Demnach werden Veränderungen im Bereich der Intelligenz durch Wissen aus Weisheit kompensiert.

 

3.4.1.3 Gedächtnis

 

Auch das Gedächtnis per se verschlechtert sich nicht. Länger zurückliegende Informationen können genauso gut abgerufen werden wie dies bei jüngeren Personen der Fall ist. Allerdings können neue Informationen schlechter verarbeitet und gespeichert werden. Bei neuen Informationen findet sich auch eine Verschlechterung der Abrufbarkeit (vgl. Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 462).

 

3.4.2 Phasen der psychosozialen Entwicklung nach Erikson


 

Erik Erikson entwickelte die Phasen der psychosozialen Entwicklung. Jeder Mensch durchläuft, laut Erikson, eine Reihe von psychosozialen Stadien, in denen in jeder eine Herausforderung als Krise auf den Menschen wartet. Diese Krisen müssen erfolgreich bewältigt werden, damit auch die folgende Phase erfolgreich gemeistert werden kann (vgl. Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 470 f).

 

 

Abbildung 4: Psychosoziale Stadien nach Erik Erikson (von: Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 471)

 

In Abbildung 4 sind die psychosozialen Stadien nach Erikson zu lesen. Wichtig hierbei sind die Phasen „Mittleres Erwachsenenalter“ und „Seniorenalter“. Nach Werner Stangl erstreckt sich das mittlere Erwachsenenalter von 45 bis 65 Jahren und das Seniorenalter dauert von 65 Jahren bis zum Tod.

 

In der Phase des mittleren Erwachsenenalters geht es um Generativität, während Personen im Seniorenalter die Ich-Integrität zu bearbeiten haben. Das bedeutet, dass im mittleren Erwachsenenalter begonnen werden soll, sich um die eigene Familie, die Gesellschaft und zukünftige Generationen zu kümmern. (vgl. Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 471) Wird die Krise nicht angemessen gelöst, so führt dies zu fehlenden Zukunftsperspektiven und...

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