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Der Standort als Erfolgsfaktor für professionelle Fußballunternehmen. Eine Standortfaktorenanalyse

Eine Standortfaktorenanalyse

AutorTobias Schelter
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl236 Seiten
ISBN9783640549924
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,99 EUR
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2010 im Fachbereich BWL - Industriebetriebslehre, Note: 2, Universität Regensburg (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit thematisiert einen potentiellen Einfluss des Standortes professioneller Fußballunternehmen auf deren Erfolg. Vor diesem Hintergrund werden die wirtschaftlichen Zusammenhänge im Profifußball und der Produktionsprozess von Fußballunternehmen in einen standorttheoretischen Kontext gebracht und daraus Hypothesen hinsichtlich potentieller Standortfaktoren abgeleitet. Diese Hypothesen werden schließlich mittels statistischer Methoden auf Basis empirischer Daten auf ihre Gültigkeit hin überprüft. Die Vergabe der olympischen Spiele im Jahre 1972 war nicht nur ein Glücksfall für die Stadt München, sondern auch für den FC Bayern München. Denn die Errichtung des Olympiastadions als moderne Arena, wo fortan die Heimspiele des Vereins ausgetragen wurden, gilt als einer der entscheidenden Faktoren, der die nationale wirtschaftliche und sportliche Dominanz im Profifußball in den folgenden Jahrzehnten ermöglichte. Aber spätestens seit der Ausrichtung der WM 2006, ist die moderne Fußballarena eines Profivereins in Deutschland kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Daher stellt sich die Frage worauf der Erfolg der Vereine der letzten Jahre basiert. Denn dies ist aufgrund der Entwicklung, die den Fußball mit aktuellen Saisonumsätzen von über 1,5 Mrd.? zur Wirtschaftskraft gemacht hat, nicht mehr nur von Interesse für die Vereine. In welcher Stadt oder Region und aufgrund welcher lokalen Faktoren sich ein Profiverein wirklich etablieren kann, wurde bisher jedoch kaum untersucht. Doch gerade vor dem Hintergrund der seit 1998 erlaubten Umwandlung der Lizenzspielerabteilungen in Kapitalgesellschaften, stellt sich für Vereine und ihre Kapitalgeber zwangsläufig die Frage nach den wirtschaftlichen Erfolgsaussichten am Standort. Die dafür notwendige wirtschaftliche Betrachtungsweise setzt eine Standortanalyse und damit die Überprüfung der lokalen Bedingungen auf die jeweilige Zielsetzung voraus. Der Standort stellt somit durch zunehmende Kapitalisierung und Investitionen im Profifußball nicht mehr länger nur eine hinzunehmende Gegebenheit für den Verein dar. Er kann vielmehr, vergleichbar dem US-amerikanischen Franchise-System, durch seine Voraussetzungen die Entscheidung von Investoren und die daraus resultierende finanziellen Rahmenbedingungen beeinflussen und demzufolge das Erreichen des Ziels langfristigen Profifußballs mitbestimmen.

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Leseprobe

B. Terminologische und systematisierende Grundlagen


 

I. Wirtschaftsgeographie


 

Die Wirtschaftsgeographie bündelt als Teilbereich der Humangeographie bzw. Anthropogeographie[24] viele Felder, die von der gesamtwirtschaftlichen Perspektive bis hin zur einbetrieblichen Betrachtung reichen.[25] Vorrangiges Forschungsobjekt der Wirtschaftsgeographie sind ökonomische Raumsysteme unterschiedlicher Maßstabsgröße,[26] die hinsichtlich ihrer aus dem wirtschaftlichen Handeln verschiedener Akteure resultierenden Organisationsund Interaktionsformen untersucht und bewertet werden.[27]In der Literatur finden sich zahlreiche Definitionen verschiedener Autoren für Wirtschaftsgeographie,[28] ohne dass eine als unumstritten gelten könnte. Daher werden im Folgenden nur einige zentrale Ansätze zitiert und auf eine genauere Auseinandersetzung mit einzelnen Definitionen verzichtet.

 

 „Wirtschaftsgeographie handelt in erster Linie von den gegenseitigen Beziehungen, welche zwischen Menschen (homo oeconomicus) und der Erde bestehen."(Boesch 1977)[29]

 

 „Nach heute vorherrschender Lehrmeinung lässt sich die Wirtschaftsgeographie definieren als die Wissenschaft von der räumlichen Ordnung und der räumlichen Organisation der Wirtschaft." (Schätzl 1996)[30]

 

 „Wirtschaftsgeographie kann umschrieben werden als RaumWissenschaft, als Wissenschaft von der „räumlichen Ordnung"

 

sozialer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Situationen und Prozesse, ..." (Staudacher 2005)[31]

 

Diese hohe Anzahl an Definitionen resultiert auch aus der historischen Entwicklung der Wirtschaftgeographie. die ihre Anfänge im 19. Jahrhundert mit der Länderkunde nahm.[32]

 

 

Abb. 2: Die fünf Entwicklungsstufen der Wirtschaftsgeographie, eigene Darstellung

 

Doch selbst in der mittlerweile fünften Entwicklungsphase der „New Economic Geography"[33] hat sie noch keinen gesamtheitlich wissenschaftlichen Rahmen erhalten, der allgemeine Anerkennung findet. Daher erscheint es sinnvoller ihre Inhalte und Ziele anhand einer Gliederung der Wirtschaftsgeographie in konkretere Teilbereiche zu definieren.

 

I.1. Gliederung der Wirtschaftsgeographie


 

Dazu ist nach gängiger Literaturmeinung zunächst die Trennung in eine einzelwirtschaftliche und eine gesamtwirtschaftliche Ebene vorzunehmen.[34]Während sich der einzelwirtschaftliche Ansatz lediglich mit den elementaren Wirtschaftseinheiten beschäftigt, können im gesamtwirtschaftlichen Ansatz Raumsysteme regionalen bis globalen Umfangs Kern der Untersuchung sein. Mit Bezug auf die Zielsetzung der Untersuchung wird im weiteren Verlauf der Arbeit der Fokus jedoch lediglich auf regionale Systeme gelegt. Als Zwischenform der beiden Ansätze sind Unternehmensnetze zu sehen, die bereits über deutlich komplexere Strukturen als die elementaren Wirtschaftseinheiten verfügen.[35]In ähnlicher Form lassen sich auch die Ziele wissenschaftlicher Arbeit in drei Bereiche gliedern. Bestehend aus Theorie, Analyse und Politik weißen sie eine explikative, eine deskriptive/explorative und eine normative Ebene auf.[36] Die sich daraus ergebende Matrixstruktur der Aufgaben, Ziele und Perspektiven der Wirtschaftsgeographie ist im Folgenden dargestellt.

 

 

Abb. 3: Die Bereiche & Dimensionen der Wirtschaftsgeographie, vgl. Staudacher (2005) S. 34

 

Über diese Gliederung hinaus lässt sich noch eine weitere Aufgabe der Wirtschaftgeographie festhalten, die sich aus dem dynamischen Prozess der Weiterentwicklung der Wirtschaftgeographie ableiten lässt: Die Analyse und Erklärung des wirtschaftlichen Strukturwandels in seiner räumlichen Perspektive ist eine neuere aber immer häufiger genannte Thematik, die u.a. den Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft und der Verschiebung ökonomischer Schwerpunkte beinhaltet.[37]

 

I.1.1. Paradigmen der Wirtschaftsgeographie

 

Durch die Weiterentwicklung der Wirtschaftsgeographie in der Vergangenheit haben sich immer wieder unterschiedliche Forschungsrichtungen ergeben, die auch als Paradigmen[38] bezeichnet werden.[39] Diese fachspezifischen Grundausrichtungen beschreiben als Entwicklungsphasen den Wandel der Inhalte der Wirtschaftsgeographie. Die bedeutendsten sollen im Folgenden in chronologischer Reihenfolge genannt werden.[40]

 

 Länder- und Landschaftskunde im 19. Jahrhundert[41]

 

 Raumwirtschaftslehre: Raumwirtschaftlicher Ansatz nach Schätzl[42]

 

 Handlungs- und akteursorientierter Ansatz: Akteursgruppenansatz nach Kulke[43]

 

 Geographie der Unternehmen nach Staudacher[44]

 

 "New Economic Geography": Relationaler Ansatz nach Bathelt/ Glückler[45]

 

Aufgrund ihrer Relevanz in Literatur und Forschung und der Zielsetzung der Arbeit sollen im Folgenden lediglich die Ansätze nach Schätzl, Kulke und Bathelt/Glückler genauer erläutert werden. Während Schätzl die zentrale Grundlage in der Literatur und somit auch für die Entstehung der späteren Ansätze bildet, weisen die Paradigmen nach Kulke bzw. Bathelt/Glückler den stärksten Bezug hinsichtlich der durchzuführenden Untersuchung auf und sollen daher näher beleuchtet werden.

 

I.1.1.1. Raumwirtschaftlicher Ansatz

 

Die Aufgabe des auf Isard[46] zurückgehenden Ansatzes[47] liegt gemäß Schätzl in der Erklärung, Beschreibung und Bewertung der räumlichen Strukturen und ihrer Veränderungen aufgrund interner Entwicklungsdeterminanten und räumlicher Interaktion.[48] Weiter ist gemäß Schätzl „die Verteilung ökonomischer Aktivitäten im Raum (Struktur), die räumlichen Bewegungen von Produktionsfaktoren, Gütern und Dienstleistungen (Interaktion) sowie deren Entwicklungsdynamik (Prozess) als interdependentes Raumsystem zu verstehen."[49] Zentrale Fragen sind dabei u.a. die räumliche Verteilung von Industriebranchen, Ursachen für Standortverlagerungen oder die Entstehung von Kundeneinzugsgebieten.[50]Dabei unterteilt Schätzl den Ansatz in die drei Bereiche Theorie, Empirie und Politik.[51] Durch das weitere Aufgliedern des Bereichs der Raumwirtschaftstheorien in drei Komplexe,[52] Standorttheorien,[53] räumliche Mobilitätstheorien und regionale Wachstums- bzw. Entwicklungstheorien, wird auch hier der Rahmen gemäß der Gliederung der Wirtschaftsgeographie in Abbildung 3 deutlich. Als hauptsächlichen Kritikpunkt am raumwirtschaftlichen Ansatz nennt die neuere Literatur die Nichtberücksichtigung sozialwissenschaftlicher Erklärungsdimensionen.[54]

 

I.1.1.2. Akteursgruppenansatz

 

Dieser relative junge Ansatz[55] betrachtet Standortsysteme nicht wie die meisten Ansätze nur aus Unternehmens- oder Industriesicht, sondern erweitert die Perspektive um die Dimensionen der Konsumenten und der Politiker. Somit ergeben sich für Standortsysteme drei Haupteinflussgruppen: Anbieter, Nachfrager und Planer.[56] So wählen Anbieter (Unternehmen/Betriebe) ihren Standort v.a. aufgrund von aus internen Merkmalen resultierenden Notwendigkeiten (Fläche, Infrastruktur) und externer Einflüsse (Agglomeration, Nachfragepotential). Nachfrager (Haushalte/Endverbraucher) dagegen beeinflussen das Standortsystem durch ihre persönlichen Gegebenheiten und Präferenzen (Einkommen), während Planer (Politiker) durch Standorttheorie geleitet, mittels standortgestalterischer Maßnahmen (Wirtschaftsförderung, Subventionierung) Einfluss nehmen.[57] Diese Betrachtungsweise ermöglicht somit eine exaktere Analyse der Kausalitäten in räumlichen Systemen, da darüber hinaus auch die im raumwirtschaftlichen Ansatz noch fehlende sozialwissenschaftliche Erklärungsdimension zumindest teilweise (nachfrageseitig) berücksichtigt wird.

 

I.1.1.3. "New Economic Geography"

 

Der in der angelsächsischen Literatur entstandene Ansatz der "New Economic Geography" hat sich seit dem Ende der 1980er als Gegenposition zum raumwirtschaftlichen Ansatz etabliert. Bis heute verfügt der Ansatz, der sich aus verschiedenen, selten konsistenten Ansätzen zusammensetzt,[58] noch über kein komplettes Theoriegebäude und definiert sich so hauptsächlich über die Kritik an der Raumwirtschaftslehre. Diese besteht vor allem aus der geforderten höheren Komplexität in der Analyse ökonomischer und sozialer Prozesse, die im raumwirtschaftlichen Ansatz moniert wird.[59]

 

Die Integration sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Ansätze ist das zentrale Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Ansätzen.[60] Dabei wird die Herangehensweise anderer Ansätze ins Gegenteil verkehrt und nicht untersucht welche Standorte sich aufgrund ihrer bestehenden Ausstattungen besonders gut für die Ansiedlung von Unternehmen eignen.[61] Vielmehr werden die Möglichkeiten von Unternehmen untersucht, ihr regionales Umfeld so zu gestalten,[62] dass bestmögliche Bedingungen für den Unternehmenserfolg herrschen.[63] Es wird somit...

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