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Der Stockholmer Sergels Torg als kultureller Ort im 20. Jahrhundert: Eine Studie über Raum und Zeit

AutorDorit Elisa Baetcke
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl73 Seiten
ISBN9783955496616
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Mit dem drastischen Ende des historischen Stadtteils Nedre Norrmalm, bis hin zum Bau des Sergels Torg in der modernen City, wird in dieser Arbeit ein beispielloses Kapitel der Stockholmer Stadtgeschichte unter die Lupe genommen. Dieser Platz musste neben großem Zuspruch auch viel Kritik über sich ergehen lassen und wird in Zukunft vermutlich noch viel über sich ergehen lassen müssen. Bei der Frage welcher zusammenhängender Kräfte es bedarf, dass sich Raum im allgemeinen und konkret der Sergels Torg als öffentlicher Platz im Laufe der Zeit verändert oder gar verändern muss, stehen die Relation zwischen Raum und Zeit sowie die Interaktion zwischen Architektur und Raum im Mittelpunkt. Wie lässt sich (sozialer) Raum planen und wo liegen die Grenzen im Bereich der Planung? Neben den reinen Fakten aus den Bereichen der Geschichte, Architektur und Urbanistik wird darüber hinaus auch die Adaption dieses Platzes in Tagespresse, Belletristik und Film in die Untersuchung miteinbezogen.

Dorit Elisa Baetcke, M.A., wurde 1981 in Lübeck geboren. Ihr Studium der Skandivaistik, Fennistik und Phonetik schloss sie an der Universität zu Köln im Jahre 2010 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Nach längeren Aufenthalten in

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Textprobe: Kapitel 3.2, Platzfunktionen in der Gegenwart: Heute befinden wir uns möglicherweise in der Situation weder einen Lehrmeister in der Vergangenheit noch ein Vorbild in einer möglichen Zukunft finden zu können, sind allerdings um die Erkenntnis reicher, dass die Vielfalt des Platzes ein Symptom für die Vielfalt der Stadt darstellt. Zerlang leitet daraus einen 'kulturellen Gedächtnisschwund' ab, in einer Zeit, da die Kommunikation in stets wachsendem Grad über die Telekommunikation abgewickelt wird und der Parkplatz einen der wichtigsten Beiträge des 20. Jahrhunderts markiert. Erwartet den 'richtigen' Platz, als Aufenthaltsort, Versammlungsstätte und 'wimmelnde Szene für das soziale Leben', damit nur noch eine Zukunft als Museum oder Tivoli? Das Zusammenspiel von Raum und Erfahrung könnte das Produkt des sozialen Raumes nach Lefèbvre bedeuten. Der Veränderung des Platzes scheint also das Wachstum bzw. die Veränderung der Stadt - und der Bevölkerung! - zugrunde zu liegen. An dieser Stelle sei auch auf die Argumentation von David Harvey verwiesen, dass die Geographie bzw. der urbane Raum von der kapitalistischen Akkumulation und deren Wettbewerbsanforderungen geprägt sei und räumliche Strukturen mit Kapitalinvestitionen realisiert würden; stünden diese dann der weiteren Akkumulation im Wege, müssten bauliche Anlagen zerstört oder restauriert werden, um neue Akkumulation zu ermöglichen ; ein Gedanke, der den Ansatz des gesellschaftlich produzierten Raumes unterstützt. Im Rahmen der drei grundlegenden Dimensionen des Stadtraumes ist der Platz, nach wie vor, neben dem Weg als Richtungsweiser, und der Stätte, in der Auffassung des Heimes und Ausgangspunktes, der Treffpunkt für ein weites Spektrum von abgehenden Wegen und Interessen; der Platz vereint und trennt in gleicher Weise. Die Suche nach neuen Ausdrucksformen und deren Umsetzung werde zudem immer wieder durch die schöpferische Auseinandersetzung zwischen gestalterischen Ideen und den Möglichkeiten neuartiger Materialien bestimmt. Die Diskrepanz zwischen dem Schaffen des Künstlers und dem Denken des Architekten entspricht der umfassenden Auseinandersetzung zwischen den menschlichen Ansprüchen und den technischen Erfordernissen, die unsere Zeit durchzieht. Und eine Urbanität als Handel und Wandel, Geschmack, Stilempfinden, Verfeinerung der Sitten, als ein geistiges Klima, in dem politischer und kultureller Bürgersinn gedeihen, ein Ambiente, das Geschäftssinn, Weltoffenheit, Kommunikation, individuelle Freiheit und Gemeinschaftsdenken miteinander verbindet, bedarf geradezu der weiterentwickelten Tradition einer Stadtlandschaft mit unterschiedlichen Stilen. Dadurch lässt sich die Städteplanung für einen Raum, in dem nichts durch sich selbst erfahren wird, sondern alles in Zusammenhang mit seiner Umgebung steht, mit der Aufeinanderfolge von Ereignissen, die zu ihm hinführen, mit der Erinnerung an vergangene Erlebnisse, als eine 'zeitbemessene Kunst' interpretieren. So wird auch die Stadt, als Rahmen des Stadtplatzes, zum Produkt; zum Produkt vieler Baumeister, die ihre Struktur ständig ändern. Und weiter betont Lynch, bleibt die Stadt in ihren Hauptzügen für einige Zeit stabil, sind es doch nur die Einzelheiten, die sich ständig ändern. Ein Endresultat sei niemals zu erwarten, sondern nur eine dauernde Aufeinanderfolge von Phasen. Das Bild der Umwelt als das Ergebnis des Prozesses zwischen dem Beobachter und seiner Umwelt kann für den individuellen Betrachter jedoch variieren und es sei betont, dass der Betrachter seine Vorstellung stets an die unvermeidlichen baulichen Änderungen seiner Umwelt anpassen muss. Heute knüpft der Städtebauer, der 'Bearbeiter der physischen Umwelt', genau daran an, indem er sich an der von außen wirkenden Kraft in dem Wechselprozess, der das Vorstellungsbild der Umwelt hervorbringt, orientiert und indem er den Bau einer Umwelt anstrebt, die für viele gedacht ist. Für die Gegenwart, sowie für die Zukunft, gilt es den Platz ganz auf die Bedürfnisse der Bürger nach Komfort und Entspannung auszurichten und zeitgleich sein Engagement zu fördern; er muss öffentlich zugänglich sein und die Möglichkeit bieten sich frei zu entfalten. Schließlich muss der Platz auch eine sinnvolle Verbindung zwischen dem konkreten Ort, dem einzelnen Menschen und den großen, sozialen Zusammenhängen etablieren. Dadurch, dass der Platz als ein Rahmen der Erinnerung, als ein 'Gedächtnis-Theater' (hukommelsesteater), fungiert, führe er, nach Zerlang, zurück auf die Plätze, von denen der moderne Platz seine historischen Voraussetzungen bezieht. In diesem Raum zeichnet sich auf paradoxe Weise eine Kultur ab, die zum einen an 'zu viel' und zum anderen an 'zu wenig' Erinnerung leide: I den multikulturelle by kan hver eneste sten på pladsen blive en anstødssten, et sted hvor modstridende erindringer krydses. Men samtidig betyder den fremadskridende opløsning af stedets atmosfære i telemediernes infosfære, at al omsorg for det konkrete sted, denne bestemte plads, truer med at forsvinde. Derfor bliver det vanskeligere at tale om pladsen i bestemt form og ental. Pladsens historie afløses af de mange, forskellige pladsers mangfoldige historier. Im Gegensatz zur Philosophie oder den humanistischen Wissenschaften kann Kultur innerhalb der Architekturtheorie nicht nur 'gedeutet' werden, sondern muss sich zwischen Absicht und Ausführung bewegen, innerhalb der Verhandlungsdimension nach dem Leitgedanken 'vad som måste göras.' Dadurch, dass sich der Platz vom Raum löst und allmählich einen autonomen Status erreicht, gilt es, den Raum neu zu überdenken. Der Platz, als eines der Elemente des Stadtbildes und in seiner Eigenschaft als strategischer und intensiv genutzter Zentralpunkt, Knotenpunkt (hier müssen Entscheidungen getroffen werden!) oder Ziel- und Ausgangspunkt, bedeutet nach heutiger Auffassung einen 'Brennpunkt', an dem sich die Benutzungszwecke verdichten und in dem eine Struktur in die nächste übergeht. Die soziale Bedeutung eines Platzes, seine Funktion und seine Geschichte und sogar sein Name bilden seine 'Inhaltsangabe'. Dadurch, dass die architektonischen Vorgaben heute an keinen festen Baustil mehr gebunden sind, ist der kreative Gehalt zwar gewachsen, doch dieser gewonnene Freiraum birgt nun die Anforderung, den irrationalen Entwurfsvorgang auf neue funktionelle Vorgaben auszurichten. Sakamoto nennt den Enwurfsvorgang eine 'undefinierbare Mission', deren Komplexität sich durch die Feststellung über das Ziel eines Projektes und dessen Realisationsweg darstellt - dieser Anforderung müssen sich Städtebauer und Architekten gleichermaßen stellen. Denn, so Sakamoto, in den meisten städtischen Situationen gibt es einen Gesamtcharakter oder eine Eigenschaft, die es zu verstehen und zu kultivieren gilt. Eine rein analytische Betrachtung der Architektur sei nach Norberg-Schulz allerdings nicht ausreichend, da der konkrete Umweltcharakter somit außer Acht gelassen würde; er nennt den Umweltcharakter den 'Geist, der an einem Ort herrscht', den Genius loci. Die Gestaltidee müsse sich also zum einen aus dem Leitgedanken, der Idee des entwerfenden Individuums, und zum anderen aus dem Genius loci des betreffenden Ortes formen, da sich Stadtplätze nicht auf individuelle, sondern auf gemeinschaftliche Interessen beziehen und so ergeben sich für den gesamten Planungsprozess zwischen Mensch und Umwelt drei interaktive Ebenen: das Stadtbild als erlebte Umwelt, die Stadterscheinung als wirksame Umwelt und die Stadtgestalt als vorhandene Umwelt. Um den Genius loci eines Ortes als Basis der Gestaltidee zu erfassen, werden Informationen und Eindrücke aus schriftlichen Quellen (historische Texte, Prosa, Lyrik, Dokumentationen, Statistiken etc.), Film und Photographie oder graphische Objekte (Stiche, Pläne etc.) herangezogen. Dort wo ein neuer Ort entsteht, benötigt es auch Poeten, Romanverfasser, Maler und Liedermacher, die die neue Stadt und ihre neuen Menschen 'sehen' und diese dann so beschreiben, dass die Menschen, die dort arbeiten und wohnen, die Stadt wiedererkennen und denken, sie hätten die Erfahrung selbst gesammelt. Dies gilt nach Bergengren auch für die Mängel und das Unvollendete eines neuen Viertels. In manchen Fällen von Stadtbeschreibung nach treuem Authentizitätsprinzip werde der literarische Großstadterzähler geradezu zum Urbanisten.
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