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Der 'Student Adaptation to College Questionnaire (SACQ)' von R. W. Baker und B. Syrik. Entwicklung, psychometrische Überprüfung und Validierung einer deutschen Fassung

AutorSonia Sippel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl114 Seiten
ISBN9783638585569
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Psychologie, Note: 1,7, Justus-Liebig-Universität Gießen, 227 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Übergang von der Schule zu einer Universität oder Fachhochschule stellt für jeden Studenten eine Herausforderung dar. Das Leben an einer Hochschule unterscheidet sich in vielen Bereichen von bisherigen Erfahrungen. Nicht selten befinden sich die Hochschulen außerhalb des Heimatorts und die Studenten müssen in diesem Fall entweder von Zuhause ausziehen oder pendeln. Eine universitäre Ausbildung verlangt von Studierenden viel Selbstdisziplin, Eigenverantwortung und Selbständigkeit. Dies führt dazu, dass viele Studienanfänger sich gerade in der Anfangszeit an das Leben an der Universität anpassen müssen. Die Umstellung gelingt den Studierenden unterschiedlich leicht und schnell. Es gibt diverse Anforderungen, die bewältigt werden müssen. Nicht nur das Lernen und Studieren an sich muss erst erlernt werden, auch die sozialen Kontakte, finanzielle Aspekte, persönliche Erwartungen und Ziele werden teilweise neu strukturiert. Während der Anpassung an die neue Studiensituation können Schwierigkeiten auftreten. Um die zu unterscheidenden Problembereiche gezielt und separat aufgreifen zu können, ist eine Erfassung der Stärken und Schwächen des Studenten erforderlich. Auf diese Weise kann im Anschluss eine passende Intervention angewendet werden. Baker und Siryk haben 1984 die erste Version eines Fragebogens zur Erfassung der multifaktoriellen Struktur der Anpassung an ein Studium entwickelt. Der Student Adaptation to College Questionnaire (SACQ) ist inzwischen erweitert worden und beinhaltet in seiner Endfassung 67 Items. Der große Vorteil dieses Messinstrumentes (1999) liegt daran, dass es mehrere Aspekte der Anpassung an die Anforderungen eines Studiums berücksichtigt und voneinander trennt. Es handelt sich um ein Selbstbeurteilungsverfahren. Der SACQ ist ein englischsprachiger Test und liegt bis jetzt nur in englischer und holländischer Sprache vor. In Europa fand bis jetzt nur eine Übersetzung im holländischsprechenden Teil von Belgien statt. Das Ziel dieser Diplomarbeit besteht darin, eine deutschsprachige Fassung des Student Adaptation to College Questionnaire zu entwickeln, diese psychometrisch zu überprüfen und zu validieren. Der Fragebogen soll reliabel, stabil und valide sein. Damit wäre die Anwendung dieses Untersuchungsinstrumentes auch bei deutschsprachigen Studenten möglich und somit in Forschung und Praxis einsetzbar.

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Leseprobe

II. Empirischer Teil


 

3 Übersetzung


 

3.1 Entwicklung einer deutschen Fassung des „Student Adaptation to College Questionnaire“


 

Der Student Adaptation to College Questionnaire (SACQ) von R.W.Baker und B.Syrik ist ein englischsprachiges Messinstrument und wurde im Rahmen dieser Diplomarbeit ins Deutsche übersetzt. Die erste wörtliche Übersetzung der 67 Items wurde von mir selbst durchgeführt. Die Items wurden wortwörtlich übersetzt und von zwei weiteren Personen auf ihre Richtigkeit überprüft. Im Anschluss erfolgte die Rückübersetzung ins Englische durch einen Native Speaker. Mit seiner Rückübersetzung wurde die Genauigkeit der ersten Übersetzung überprüft. Der Native Speaker bekam die Anweisung, so genau wie möglich und wortwörtlich die 67 Sätze ins Englische zu übersetzen. Danach erfolgte der Vergleich der rückübersetzen Sätze mit dem Original von Baker und Syrik.

 

 Nachdem die wörtliche Übersetzung überprüft worden war, wurden die Items weiter bearbeitet. Das Ziel war eine sinngemäße Gleichheit der Übersetzung mit dem Original. Die Sätze sollten für die Studenten natürlich klingen und der deutschen Sprache angepasst sein. Das Item “Most of the things I am interested in are not related to any of my course work at college” zum Beispiel wurde wörtlich in das deutsche Item “Die meisten Dinge, an denen ich interessiert bin, sind nicht verwandt mit irgendeiner meiner Kursarbeiten an der Universität“ übersetzt und anschließend in den Satz “Meine eigenen Interessen spiegeln sich in der Arbeit für das Studium kaum wider“ umgewandelt. Diese Satzversion entspricht eher der deutschen Redeform, weicht aber semantisch nicht von dem Original ab.

 

 Aufgrund der statistischen Auswertung der Voruntersuchung mussten einzelne Items erneut umformuliert werden. Eine Auflistung aller Items im Original, nach der Übersetzung ins Deutsche (Vorstudie) und ihre Endfassung (Hauptuntersuchung) befindet sich im Anhang.

 

4 Vorstudie


 

4.1 Methode


 

4.1.1 Stichprobe

 

Die deutsche Übersetzung des SACQ wurde im Rahmen einer Vorlesung für Pädagogische Psychologie 99 deutschen Psychologie-Studenten an der Justus-Liebig-Universität in Gießen vorgelegt. An der Vorstudie nahmen 85 Frauen (85.9 %) und 14 Männer (14.1 %) im Alter zwischen 21 und 43 Jahren (M = 25 Jahre, SD = 3.99) teil. Die meisten Probanden befanden sich zum Erhebungszeitpunkt im siebten Fachsemester (Variationsbreite 3-15; SD = 2.34).

 

4.1.2 Messinstrument

 

Zur Messung der Anpassung an das Studium wurde die ins Deutsche übersetzte Fassung vom Student Adaptation to College Questionnaire von Baker und Syrik (1999) verwendet. Es handelte sich dabei um die Erstfassung der Übersetzung. Der Fragebogen umfasst 67 Items, die auf einer 9-stufigen Likert-Skala von 1 = „trifft auf mich überhaupt nicht zu“ bis 9 = „trifft auf mich völlig zu“ beurteilt werden. Die negativ gepolten Itemantworten wurden vor der Aufsummierung umgepolt. Der SACQ erfasst vier Komponenten der Adaptation an das Studium: akademische Anpassung (24 items), soziale Anpassung (20 items), emotionale Anpassung (15 items) und institutionelle Bindung (15 items). Die akademische Anpassung reflektiert die Wahrnehmung eigener Leistungen. Items dieser Skala fragen nach Studienarbeit, Prüfungen und Freude an der Studienarbeit. Ein Beispiel für Aussagen der akademischen Anpassung ist: „Meine Ziele und Absichten im Studium sind für mich völlig klar“. Die soziale Anpassung wird mit Items zur Wahrnehmung und Zufriedenheit mit dem eigenen Sozialleben erfasst. Dabei werden Freundschaften, Aktivitäten und Treffen erfragt. Die soziale Anpassung wurde zum Beispiel mit folgendem Item erfasst: „Ich beteilige mich sehr intensiv an sozialen Aktivitäten an der Universität“. Die emotionale Skala gibt die psychologischen und emotionalen Schwierigkeiten wider. Das kann zum Beispiel mit Fragen zu Depression, Nervosität und Schlafproblemen registriert werden. Ein Beispielitem für emotionale Anpassung ist: „Ich hatte in letzter Zeit Probleme, mich auf das Lernen zu konzentrieren“ (invers kodiert). Institutionelle Bindung bedeutet wie glücklich ein Student mit der Universität ist und wie stark verbunden mit der Institution er sich fühlt. Items in dieser Skala untersuchen die Zufriedenheit mit der Universitätswahl, Heimweh und Dazugehörigkeitsgefühl. Institutionelle Bindung wurde zum Beispiel mit Item „Ich wünschte, ich wäre an einer anderen Hochschule oder Universität“ (invers kodiert) registriert. Die interne Konsistenz für den Originalfragebogen beträgt zwischen α = .92 und α = .95 (je nach Untersuchung). Die deutsche Übersetzung erreichte bei der Vorstudie ein Cronbachs Alpha von .94.

 

4.1.3 Leistungsvariablen

 

Die Psychologie-Studenten wurden sowohl nach ihrer Abiturnote als auch nach dem Ergebnis der Zwischenprüfung in Psychologie (Vordiplomsnote) gefragt. Auf diese Weise wurde die schulische und akademische Leistungsvariable miterfasst.

 

4.2 Ergebnisse


 

4.2.1 Statistik und Reliabilität

 

Bei der Vorstudie wurde die interne Konsistenz von α = .94 für den Gesamttest erzielt. Die vier Skalen des SACQ erreichten Reliabilitäten zwischen α = .84 und α = .90. Tabelle 8 enthält Mittelwerte, Standardabweichungen und Reliabilitäten für alle Skalen bzw. Subskalen des SACQ.

 

Tabelle 8. Mittelwerte, Standardabweichungen und Reliabilitäten von SACQ und seinen Skalen bzw. Subskalen (Vorstudie)

 

 

4.2.2 Faktorenanalytische Datenauswertung

 

Die Trennung der 67 Items mit Hilfe der Faktorenanalyse nach Eigenwertkriterium ergab 18 Faktoren. Nach Betrachtung des Screeplots (Abb. 4) wurden für die Extraktion vier Faktoren voreingestellt und die Ladungen sowohl orthogonal als auch schiefwinklig rotiert. Dabei zeigte sich gleich, dass die Faktoren nicht vollständig unabhängig voneinander sind, was zum Teil durch die Überschneidungen der Items innerhalb der Skalen verursacht wird. Eine faktorenanalytische Trennung auf Itemebene konnte aufgrund der nur ausreichenden Datenmenge nicht befriedigend durchgeführt werden. Es wurden die vier erwarteten Faktoren extrahiert und tendenziell wiedererkannt, diese waren aber zu unscharf voneinander getrennt, weil die Ladungen oft auf zwei oder drei Faktoren gleichzeitig hoch luden. Eine Tabelle mit den Ladungen auf Itemniveau befindet sich im Anhang. Im Anschluss wurde eine Faktorenanalyse mit den zwölf Clustern, also Subskalen, durchgeführt. Zu diesen zwölf Subskalen gehören nach den Autoren: Motivation, Applikation, Leistung, akademische Umwelt, allgemeine soziale Anpassung, andere Personen, Nostalgie, soziale Umwelt, Psychisches, Körperliches, allgemeine Bindung und Dieses College. Die Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation ergab nach dem Eigenwertkriterium >1 eine 4-Faktorenlösung. Insgesamt klärten die vier Faktoren 73.46% der Gesamtvarianz auf. Das Ergebnis der faktoranalytischen Extraktion der zwölf Subskalen ist der Tabelle 9 zu entnehmen.

 

 

Abbildung 4: Screeplot für 67 Items des Student Adaptation to College Questionnaire.

 

Tabelle 9. Rotierte Komponentenmatrix für zwölf SACQ-Subskalen. Ladungen der vier Komponenten (Vorstudie)

 

 

Anmerkungen: Die Rotation ist in 9 Iterationen konvergiert. Rotierte Komponentenmatrix.

 

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse. Rotationsmethode: Varimax mit Kaiser-Normalisierung.

 

Faktor Ι (Soziale Anpassung) entsprach vollständig dem Faktor/Skala der amerikanischen Originalversion. Faktor ΙΙ (Akademische Anpassung) der vorliegenden Lösung enthielt alle entsprechenden Subskalen aus dem amerikanischen Original. Die Subskala „Leistung“ lud zwar auf dem dritten Faktor noch höher, aber auch auf Faktor ΙΙ ausreichend hoch. Faktor ΙΙΙ (Emotionale Anpassung) enthielt beide Subskalen aus der Originalversion. Faktor ΙV (eigentlich Institutionelle Bindung) beinhaltete die Subskalen „Dieses College“ und „Akademische Umwelt“. Die Subskala „Allgemeine Bindung“ fehlte auf diesem Faktor und lud stattdessen auf Faktor ΙΙ. Die Subskala „Akademische Umwelt“ gehörte laut Baker und Siryk der akademischen Anpassung an.

 

4.2.3 Trennschärfen

 

Nach Betrachtung der zwölf Subskalen zeigten nur drei der 67 Items eine Trennschärfe unter .30. Bezogen auf die vier Skalen wiesen sechs Items eine unzureichende Trennschärfe auf. Bei Item-Test-Korrelationen im Gesamttest schnitten 16 Items unter dem Wert von r = .30 ab. Die unscharfen Items wurden einzeln analysiert und zum Teil umformuliert. Die vorgenommenen Änderungen der einzelnen Items werden im Diskussionsteil abgehandelt.

 

4.2.4 Korrelationen mit Leistungsvariablen

 

Der SACQ-Gesamtwert und seine vier Skalen korrelierten mit Leistungsvariablen wie Abiturnote und Vordiplomsnote. Die Korrelation zwischen der Vordiplomsnote und...

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