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Auf der Suche nach neuer Sicherheit

Fakten, Theorien und Folgen

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl435 Seiten
ISBN9783531912127
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Die Terroranschläge in New York, Madrid und London gaben in fast allen westlich orientierten Staaten den symbolischen Katalysator ab, mit dem weitreichende Veränderungen der Politik der Inneren Sicherheit legitimiert wurden und immer noch werden. Der vorliegende Band nimmt dies zum Anlass, den Prozess der Herstellung Innerer Sicherheit in Deutschland einer aktuellen Analyse zu unterziehen und die wichtigsten Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Forschung zur Inneren Sicherheit zu reflektieren.

Dr. Hans-Jürgen Lange ist Professor für Politikwissenschaft, Sicherheitsforschung und Sicherheitsmanagement an der Privaten Universität Witten/Herdecke.
H. Peter Ohly ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der GESIS.
Dr. Jo Reichertz ist Professor für Kommunikationswissenschaft und Leiter der Projektgruppe 'Empirische Polizeiforschung' an der Universität Duisburg-Essen.

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Leseprobe
Zur Ökonomie der Inneren Sicherheit (S. 161-162)

Cay Folkers, JürgWeißgerber

Einleitung

In Zeiten angespannter öffentlicher Haushalte ist die ausreichende Erfüllung der Rechtsstaatsaufgabe Innere Sicherheit keine Selbstverständlichkeit. Öffentliche Ausgaben für innere Sicherheit konkurrieren mit Ausgaben für andere staatliche Leistungen um knappe Etatmittel. Es stellt sich die Frage, in welcher Höhe Ausgaben für innere Sicherheit angemessen sind. Fließen zu viele oder zu wenige Steuermittel in diesen Bereich? Soll der Staat seine Aktivitäten ausdehnen oder einschränken? Zur Beantwortung dieser Fragen ist es notwendig, sich die ökonomische Dimension des Problems zu vergegenwärtigen.

Dabei geht es nicht so sehr darum, Geldbeträge für bestimmte Sicherheitsmaßnahmen zu ermitteln und nach möglichen Finanzierungsquellen zu suchen. Vielmehr steht das grundlegende ökonomische Problem im Vordergrund, dass Ressourcen, die für eine bestimmte Verwendung eingesetzt werden, für eine alternative Verwendung nicht mehr zur Verfügung stehen. In einer Welt knapper Ressourcen, aber unbegrenzter Bedürfnisse der Menschen ist es nicht sinnvoll, Ressourcen beliebig auf irgendwelche Verwendungen zu verteilen. Es werden Kriterien benötigt, anhand derer man Aussagen über einen „effizienten" Einsatz der knappen Ressourcen treffen kann, d.h. eine Verwendung der Ressourcen zur bestmöglichen Bedürfnisbefriedigung der Menschen.

Erst auf dieser Grundlage ist es möglich zu beurteilen, ob zu viele oder zu wenige Ressourcen in einen bestimmten Bereich fließen und ob durch eine andere Verwendung der Ressourcen eventuell ein höherer Nutzen für die Bürger erreicht werden kann. Während für viele öffentliche Aufgabenbereiche derartige Kriterien erarbeitet worden sind (so gibt es eine eigenständige Gesundheits-, Verteidigungs- oder Bildungsökonomie), existiert bisher kein geschlossenes Theoriegebäude einer „Ökonomie der Inneren Sicherheit". Mit dem vorliegenden Beitrag sollen daher die in der Literatur vorhandenen Ansätze zu diesem Thema zusammengeführt werden, um einen Einblick in die ökonomischen Zusammenhänge der inneren Sicherheit zu ermöglichen.

Der Aufbau des Beitrags ist wie folgt: Nach einer Einführung in die ökonomische Dimension der inneren Sicherheit werden die wesentlichen Akteure der Inneren Sicherheit und ihre Ziele erörtert. Im Anschluss folgt eine Einführung in die „Ökonomie der Kriminalität". Danach werden Überlegungen zur Nachfrage potentieller Opfer nach Sicherheitsmaßnahmen angestellt. Schließlich werden die Ergebnisse zusammengefasst mit dem Ziel, Aussagen über die effiziente Bereitstellung von Sicherheitsmaßnahmen durch den Staat zu begründen. Der Beitrag schließt mit einem Fazit.

Die ökonomische Dimension der Inneren Sicherheit

Üblicherweise werden Fragen der Inneren Sicherheit rechts- und kriminalwissenschaftlich, soziologisch, historisch sowie politik- und verwaltungswissenschaftlich (vgl. Lange 1999: 25ff.) untersucht, eine eigene „Ökonomie der Inneren Sicherheit" wurde bisher nicht entwi ckelt. Für Nichtökonomen bedarf daher die Analyse der inneren Sicherheit aus ökonomischer Perspektive einer Rechtfertigung.Was kann man also darunter verstehen? Innere Sicherheit1 dient dem elementaren Bedürfnis der Bürger nach Schutz vor Verbrechen sowie der Sicherung der verfassungsmäßigen Ordnung des Staates.

Dieser Schutz ist nicht kostenlos erhältlich, sondern erfordert in beträchtlichem Ausmaß den Einsatz knapper Ressourcen. Potentielle Straftäter müssen abgehalten werden, Verbrechen zu begehen (präventive Aufgabe der Gefahrenabwehr), begangene Straftaten müssen aufgeklärt und sanktioniert werden (repressive Aufgabe der Strafverfolgung). Dafür werden Mittel aus dem Staatshaushalt für Polizei, Staatsanwaltschaften, Gerichte, Gefängnisse, Geheimdienste etc. aufgewendet, die anderen Verwendungen (z.B. Bildung, Straßenbau, Gesundheitssystem) nicht mehr zur Verfügung stehen.

Auch Privathaushalte geben beträchtliche Summen beispielsweise für Türschlösser, Alarmanlagen, Überwachungskameras oder Selbstverteidigungskurse aus, die nicht mehr für andere Zwecke wie Nahrungsmittel, Kleidung oder Kinobesuche verwendet werden können.3 Hier entstehen Opportunitätskosten, d.h. durch den Ressourceneinsatz für Sicherheit wird auf den alternativ möglichen Nutzen der Mittelverwendung in den nichtrealisierten Bereichen verzichtet (vgl. Schmidtchen 2004: 2f.).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Abkürzungsverzeichnis8
Auf der Suche nach neuer Sicherheit - Eine Einführung12
1 Ausgewählte Handlungsfelder19
Präventionskonzepte20
Kriminalität48
Organisierte Kriminalität62
Terrorismus - ImZentrum der politischen Debatte, immer noch an den Rändern der Forschung?73
Von der Pathogenie des Strafvollzugs Rationale Erklärung für ein irrationales Phänomen87
2 Politik der Inneren Sicherheit101
Akteure der Inneren Sicherheit: VomÖffentlichen zum Privaten102
Innere Sicherheit im Bund, in den Ländern und in den Kommunen111
Auf demWeg zu einer europäischen Architektur der Inneren Sicherheit145
3 Markt und Innere Sicherheit154
Zur Ökonomie der Inneren Sicherheit155
Zur Privatisierung verloren geglaubter Sicherheit in der Kontrollgesellschaft176
Technik und Systeme der Inneren Sicherheit196
polizei.de oder: Verändert das Internet die Praxis polizeilichen Arbeitens?213
4 Soziale Konstruktion der Inneren Sicherheit223
Kriminalitätsfurcht Erscheinungsformen, Trends und soziale Determinanten224
Erweiterung des Sicherheitsbegriffs243
Soziale Kontrolle im öffentlichen Raum259
Raum und Architektur der Inneren Sicherheit271
Medien und Innere Sicherheit282
5 Bürger und Rechtsstaat295
Innere Sicherheit und bürgerrechtliche Freiheit Von der „Rettungsfolter“ bis zur elektronischen Rundumüberwachung296
Freiwilliger Verzicht auf Bürgerrechte307
Sicherheitsgewährleistung im kooperativen Verfassungsstaat316
Susanne Krasmann338
Hans-Jürgen Lange341
Klaus Neidhardt345
Jo Reichertz351
Fritz Sack355
7 Szientometrische Analyse359
Die Inneren Sicherheit im Spiegel der deutschsprachigen Literatur360
Ausblick zur Sicherheitsforschung376
Anhang383
Weiterführende Informationen414

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