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E-Book

Der Tod in der mittelhochdeutschen Dichtung

Die Mären

AutorRadovan Glovna
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl159 Seiten
ISBN9783668167735
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1, Univerzita Kon?tantína Filozofa v Nitre (UKF) (Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Gegenstand der Untersuchung sind literarische Darstellungen des Todes und Sterbens am Beispiel von dreißig ausgewählten mittelhochdeutschen Mären im Stichprobenvergleich mit motivisch verwandten altfranzösischen Fabliaux und Novellen Boccaccios. Im Anschluss an die Einzeluntersuchungen wird ein Gesamtbild des literarischen Umgangs mit diesem Thema, dessen Funktionalisierung und Entwicklung skizziert. Im ersten Schritt wird konstatierend und kommentierend das zusammengetragen, was sich an Reflexen von Todesdenken und Sterbebrauchtum im Korpus der dreißig ausgewählten Mären findet - auch anhand eines Stichprobenvergleichs mit drei Fabliaux und neun Novellen Boccaccios. Dazu ist noch zu sagen, dass mit diesen dreißig auch schon nahezu alle Mären aufgezählt sind, die für eine solche Untersuchung fruchtbar gemacht werden können (vielleicht ausgenommen einiger weiterer wie z.B. Der Richter und der Teufel). Diese Mären stellen immerhin einen Anteil von etwa 14% des gesamten Märenkorpus. Zusammenfassend soll dann im zweiten Schritt aus dem Mosaik der Einzelergebnisse ein Gesamtbild des literarischen Umgangs mit diesem Thema skizziert werden, auch wenn dieses notwendigerweise eher einem aus den Befunden zu den jeweiligen drei Märentypen zusammengesetzten Triptychon ähneln muss.

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Leseprobe

4. Zusammenfassung / Schlussfolgerungen


 

Der vorangegangene detaillierte Überblick einzelner Thematisierungen von Tod und Sterben anhand einer weitgehend repräsentativen Auswahl der in Frage kommenden Mären samt ihrem Vergleich mit einigen wenigen Vertretern benachbarter fremdsprachlicher Kurzerzählungen der Gattungen Fabliau und Novelle zeigte da, wo denn vom Tod gehandelt wird, dass dies in der Regel zentral geschieht. Das ist einerseits durch die Gedrungenheit, meist Einsträngigkeit der kurz erzählten Handlung gegeben, andererseits durch die novellistische Nutzbarkeit des an sich schon erschütternden Themas, die Faszination am Unerhörten und am unkonventionellen Umgang mit den letzten Dingen. In der mittelhochdeutschen Epik kommt er so – mit Ausnahme vielleicht einiger Spielmannsepen – sonst nicht vor. Mären greifen im Allgemeinen gerne provokative Inhalte auf, erforschen und überschreiten Grenzen und Tabus. Nicht selten auf verblüffende Weise verflochten werden in allen drei Märentypen die Themen Ehe, Liebe, Sex und Tod. Die folgende Übersicht der Tode und deren Opfer zeigt die Unterschiedlichkeit der literarischen Darstellungen des Tötens und / oder Sterbens auch in Abhängigkeit von der Funktion der Texte:[230]

 

[Abtreibung:

 

- vermeintliche Abtreibung durch Gewalteinwirkung in Des mönches Not (SM)

 

- vermeintliche medikamentöse Abtreibung in Dekameron IX,3 (NO)]

 

Dekomposition:

 

- Frau in Die undankbare Wiedererweckte (EM)

 

Enthauptung:

 

- erste Ehefrau und ihr Geliebter in Der Herr mit den vier Frauen (EM)

 

- Ritter in Die unschuldige Mörderin (HG/EM)

 

- [? Pfarrer in Die Suche nach dem glücklichen Ehepaar (EM); unklar, ob

 

Enthauptung hier die Todesursache ist oder postmortal durchgeführt wurde]

 

[Entrückung:

 

- eine der vermeintlichen Todesursachen des Pfarrers in Der fünfmal getötete Pfarrer (SM)]

 

Erdrosseln:

 

- Guiscardo in Dekameron IV,1 (NO)

 

Erhängen:

 

- Knecht in Die unschuldige Mörderin (HG/EM)

 

- neun Räuber und Helmbrecht in Meier Helmbrecht (EM)

 

- Henker in Der Dieb und Henker (EM)

 

- [Turnierteilnehmer erhängt in Helmbrechts Erzählen in Meier Helmbrecht (EM)]

 

- [Ruggeri droht Erhängen in Dekameron IV,10 (NO)]

 

Erschlagen:

 

- alte Frau erschlagen von der Leiche des Pfarrers in Der fünfmal getötete Pfarrer (SM)

 

- Ehemann in De trois boçus erschlagen mit Stößel (FA)

 

- Lorenzo in Dekameron IV,5 (NO), nicht näher konkretisiert

 

- [vom geworfenen Stein als eine der vermeintlichen Todesursachen des Pfarrers in Der fünfmal getötete Pfarrer (SM)]

 

Ersticken:

 

- Ehemann in Der begrabene Ehemann (EM)

 

- drei Spielleute in De trois Boçus (FA)

 

- [Anstiftung zum Begraben der lebenden Frau in Der Gevatterin Rat (EM)]

 

- [Ersticken an Essen als eine der vermeintlichen Todesursachen des Pfarrers in Der fünfmal getötete Pfarrer (SM)]

 

- Selbstmord durch Luftanhalten, zusammen mit gebrochenem Herz: Girolamo in Dekameron IV,8 (NO)

Ertrinken:

 

- Leander in Hero und Leander (HG)

 

- Adelheid in Die böse Adelheid (EM)

 

- Mönch in Drei Mönche zu Kolmar (SM)

 

- Pförtner in Die unschuldige Mörderin (HG/EM)

 

Gebrochenes Herz: s. Liebestod

 

[Gestank:

 

- vermeintlich fauler Zahn des Mannes angeblich lebensbedrohlich für die Frau in Drei listige Frauen B (SM)

 

- vermeintlich fauler Zahn des Mannes angeblich lebensbedrohlich für die Frau in Die Rache des Ehemannes (EM)]

 

[Innere Verletzungen:

 

- drohender Tod der Frau durch Kleid im Bauch in Die drei Wünsche (EM)]

 

Liebestod / gebrochenes Herz:

 

- Ritter im Herzmäre (HG)

 

- Frau im Herzmäre (HG)

 

- (schwangeres?) Mädchen in Der Schüler von Paris A (HG)

 

- Herzversagen aus Freude: Schüler in Der Schüler von Paris B (HG)

 

- Mädchen in Der Schüler von Paris B (HG)

 

- Herzversagen aus Freude: Schüler in Der Schüler von Paris C (HG/EM)

 

- Mädchen in Der Schüler von Paris C (HG/EM)

 

- Frau in Die Frauentreue (HG)

 

- Hero in Hero und Leander (HG)

 

- Salvestra in Dekameron IV,8 (NO)

 

- Lisabetta in Dekameron IV,5 (NO)

 

- Infarktähnliche Symptome: Gabriotto in Dekameron IV,6 (NO)

 

- [Infarktähnliche Symptome: Frau in Der Gevatterin Rat) (EM)]

 

- [angedeuteter Tod am gebrochenen Herzen: Frau in Des trois Dames qui trouverent lʼAnel (FA)]

 

Pfählung:

 

- zweite Ehefrau und ihr Geliebter in Der Herr mit den vier Frauen (EM)

 

[Schmelzen:

 

- Sohn in Schneekind A (EM)

 

- Sohn in Schneekind B (EM)]

 

Scham/Schmach:

 

- Mann in Die drei Wünsche

 

Stich- und Schnittwunden:

 

- Lanzenstich: Cabestanh in Dekameron IV,9 (NO)

 

- Schwertstich, Selbstmord: Pyramus und Thisbe in Pyramus und Thisbe (HG)

 

- [Selbstmordversuch durch Kampfeinsatz ohne Rüstung und folgende Verweigerung ärztlicher Hilfe in Frauentreue]

 

- [drohender Messerstich in Dekameron IV,10 (NO)]

 

Sturz:

 

- Mord: dritte Ehefrau und ihr Geliebter in Der Herr mit den vier Frauen (EM)

 

- Selbstmord: Frau in Guilhem de Cabestanh (Vida)

 

- Selbstmord: Frau in Dekameron IV,9 (NO)

 

- [als eine der vermeintlichen Todesursachen des Pfarrers in Der fünfmal getötete Pfarrer (SM)]

 

[Teufel:

 

- Drei listige Frauen A (SM)]

 

Verbluten:

 

- Kampfverwundung + gebr. Herz: Ritter in Die Frauentreue (HG)

 

- Tod im Schlaf nach Aderlass und Koitus: Schüler in Der Schüler von Paris A (HG)

 

- Nadelstich als Unfall: Pfarrer in Der fünfmal getötete Pfarrer (SM)

 

Verbrühen:

 

- drei Mönche in Drei Mönche zu Kolmar (SM)

 

Verbrennen:

 

- Zofe in Die unschuldige Mörderin (HG/EM)

 

- [Angst vor Feuertod auf dem Scheiterhaufen in Dekameron IX,1 (NO)]

 

Vergiftung:

 

- Selbstmord: Ghismonda in Dekameron IV,1 (NO)

 

[Verhungern:

 

- Mann in Der Gevatterin Rat...

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