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E-Book

Der Tod Kaiser Friedrichs III.

AutorChristian Mannsbart
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783640817870
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,3, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Fridericus III Romanorum Imperator semper Augustus, Austriae, Stiriae, Karinthiae, Carniolae Dux, Dominus Marchiae Scalvonicae ac Portus Naonis, Comes in Hapspurg, Tirol, Pherre & in Kyburg, Marchio Burgoviae & Landgravius Alsatiae. Obijt Anno MCCCCXCIII. M. AugustiD. XIX. Am 19.August 1493 starb Kaiser Friedrich III., Herrscher der Habsburgischen Erblande und Senior des österreichischen Fürstenhauses. Die Gestalt des ersten Kaisers aus dem Hause Habsburg polarisierte nicht erst seit ihrem Tode. Semper Augustus, diesem offiziellen Titelzusatz in seiner Fehldeutung, hätten weder zahlreiche Zeitgenossen, noch die Forschung bis in ihre jüngste Geschichte zugestimmt. Nicht einmal der Sohn in späten, oder auch die eigene Ehefrau in dessen frühen Regierungsjahren, schienen dem Kaiser viel Zuneigung entgegen zu bringen. Noch weniger Gefallen fanden die Historiographen seiner Zeit an ihm: Weder Enea Silvio Piccolomini , später Papst Pius II., noch Thomas Ebendorfer lobten den ersten und einzigen in Rom vom Papst gekrönten Habsburger. Zeitgenössische Dichter und Gelehrte waren ihm wohler gesonnen. Friedrich hatte sich als Förderer humanistischen Forschungsdrangs und der medizinischen Wissenschaft gezeigt. Während die eine Seite der Forschung in ihm des 'heiligen Reichs Erzschlafmütze' , den ewig schwachen Zauderer sah, neigte die andere Seite dazu, ihm diese Eigenschaft des Zögerlichen als Musterbeispiel an Nachsicht und Beharrlichkeit , nicht zuletzt im Hinblick auf kaiserliche Prinzipien, auszulegen. Nun, sicherlich war der Erzherzog von Österreich weder ein asinus coronatus, noch ein faß aller tugent, wie ein unbekannter Dichter nach dem glücklichen Ausgang des Neußer Krieges 1473 lobte. Ungeachtet dessen vermochte es kein anderer Kaiser, seit Zeiten Kaiser Augustus , wenn man dem Dichter Cuspinian in seiner Rückdatierung glauben mag, 53 Jahre, vier Monate und 5 Tage zu regieren . Als willkommene Begleiterscheinung überlebte Friedrich III. schlicht seine Gegner. Der letzte große politische Widersacher und Zeitgenosse fand mit dem Tod des ungarischen Königs Matthias Corvinus , der gleichzeitig auch ein Fürst des Reiches war, im Jahre 1490 sein Ende. Beharrlich, im Leben wie in der Politik, war der erste Kaiser aus dem Hause Habsburg.

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Leseprobe

I. Einleitung


 

Fridericus III Romanorum Imperator semper Augustus, Austriae, Stiriae, Karinthiae, Carniolae Dux, Dominus Marchiae Scalvonicae ac Portus Naonis, Comes in Hapspurg, Tirol, Pherre & in Kyburg, Marchio Burgoviae & Landgravius Alsatiae. Obijt Anno MCCCCXCIII. M. AugustiD. XIX.[1] Am 19.August 1493 starb Kaiser Friedrich III., Herrscher der Habsburgischen Erblande und Senior des österreichischen Fürstenhauses. Die Gestalt des ersten Kaisers aus dem Hause Habsburg polarisierte nicht erst seit ihrem Tode. Semper Augustus, diesem offiziellen Titelzusatz in seiner Fehldeutung, hätten weder zahlreiche Zeitgenossen, noch die Forschung bis in ihre jüngste Geschichte zugestimmt. Nicht einmal der Sohn in späten, oder auch die eigene Ehefrau[2] in dessen frühen Regierungsjahren, schienen dem Kaiser viel Zuneigung entgegen zu bringen. Noch weniger Gefallen fanden die Historiographen seiner Zeit an ihm: Weder Enea Silvio Piccolomini[3], später Papst Pius II., noch Thomas Ebendorfer[4] lobten den ersten und einzigen in Rom vom Papst gekrönten Habsburger.[5] Zeitgenössische Dichter und Gelehrte waren ihm wohler gesonnen.[6] Friedrich hatte sich als Förderer humanistischen Forschungsdrangs und der medizinischen Wissenschaft gezeigt.[7] Während die eine Seite der Forschung in ihm des „heiligen Reichs Erzschlafmütze“[8], den ewig schwachen Zauderer sah, neigte die andere Seite dazu, ihm diese Eigenschaft des Zögerlichen als Musterbeispiel an Nachsicht und Beharrlichkeit[9], nicht zuletzt im Hinblick auf kaiserliche Prinzipien, auszulegen. Nun, sicherlich war der Erzherzog von Österreich weder ein asinus coronatus, noch ein faß aller tugent, wie ein unbekannter Dichter nach dem glücklichen Ausgang des Neußer Krieges 1473 lobte. Ungeachtet dessen vermochte es kein anderer Kaiser, seit Zeiten Kaiser Augustus[10], wenn man dem Dichter Cuspinian in seiner Rückdatierung glauben mag, 53 Jahre, vier Monate und 5 Tage zu regieren[11]. Als willkommene Begleiterscheinung überlebte Friedrich III. schlicht seine Gegner. Der letzte große politische Widersacher und Zeitgenosse fand mit dem Tod des ungarischen Königs Matthias Corvinus[12], der gleichzeitig auch ein Fürst des Reiches war, im Jahre 1490 sein Ende. Beharrlich, im Leben wie in der Politik, war der erste Kaiser aus dem Hause Habsburg.

 

Einordnung des Themas in den historischen Kontext


 

Das Verhältnis zwischen Kaiser und König des heiligen Römischen Reiches war in den letzten Lebensjahren Friedrichs III. gespannt.[13] Trotz zunehmender gesundheitlicher Probleme schien sich der Senior des Hauses Habsburg nicht aus der Politik zurückziehen zu wollen. Insgesamt 120 Regesten des Kaisers sind für das Jahr 1493 erhalten. Seit 1489 hatte der Kaiser im Schnitt zirka 200 schriftlich fixierte politische Handlungen vollführt, seine Aktivität seit der Krönung Maximilians also nur um ein weniges verringert, wie folgende Tabelle[14] verdeutlicht:

 

[15]

 

Dabei gilt es festzustellen, dass die politische Relevanz der kaiserlichen Handlungen erst im Jahr 1493 stark abklang, als sich der Kaiser zunehmend gesundheitlich geschwächt zeigte. Nur selten noch lagen Kaiser und König auf einer politischen Linie.[16] Die Unstimmigkeiten brachten Maximilian in eine prekäre Lage, da die Ergebnisse eines jeden Reichstags, niedergeschrieben in den Artikeln der Kürfürsten und Fürsten, vom Reichsoberhaupt dem Kaiser bestätigt werden mussten. In den letzten Regierungsjahren, da Friedrich III. in Linz weilte, sollen sich Vater und Sohn nur noch durch Boten verständigt haben, ja der alte Habsburger soll sich sogar zurückgezogen haben, wenn die Ankunft seines Sohnes gemeldet worden war. Angeblich sei der Kaiser vielmehr einem unehelichen Sohn zugetan gewesen, über dessen Schicksal wir darüber hinaus aber nichts erfahren.[17] Die beiderseitige Verbitterung wurde seit Maximilians Krönung immer offensichtlicher. Auf dem Nürnberger Reichstag von 1491 erwogen die Stände und der König ein Zusammengehen, auch ohne Zustimmung des Kaisers.[18] Sie hatten wohl geahnt, dass sich der Habsburger gegenüber einem Großteil  der Beschlüsse sperren würde. So stimmte das Reichsoberhaupt lediglich in der Eröffnung des von Maximilian angestrebten Reichskrieges gegen Karl VIII. von Frankreich und der Eröffnung einer zusätzlichen Front in Stuhlweißenburg zu. Allerdings versicherte Friedrich III., dass er im Falle eines unrühmlichen Endes alle Verantwortung abstreiten werde.[19] Nicht nur in Reihen der Stände mehrte sich der Widerstand. Am Linzer Hof hatte sich wohl eine immer stärker ablehnende Haltung dem alten Herrscher gegenüber entwickelt. Der Schilderung Joseph Grünpecks zufolge, hätten sich die immer zahlreicheren Gegner Friedrichs zugeflüstert, der greise Monarch gewähre nur noch Mücken und Fliegen eine Audienz. Er pflege also niemanden vorzulassen, sei er nun in Angelegenheiten freudiger oder ernster Natur erschienen.[20] Dabei hatte sich Friedrich III. zeitlebens bemüht, die Geschicke des Reiches, aller Schwierigkeiten zum Trotz, stets gewinnbringend zu leiten. Ständige innere Spannungen[21] erforderten Gegenmaßnahmen, die gut überlegt sein mussten. Diese Unstimmigkeiten zwischen den Kräften des Reiches machten gepaart mit ständiger Finanznot, die weder die Revindikationspolitik[22] noch die Reichskammergerichtspraxis[23] beseitigen konnten, eine effektive Reichspolitik schwer möglich.[24] Nach der Krönung seines einzig verbliebenen Sohnes zum römisch-deutschen König im Jahre 1486, löste Maximilian den inzwischen 71 Jahre zählenden Kaiser schrittweise und wohl sehr zum Mißfallen des Seniors im Hause Habsburg in Regierungsfragen ab.[25] Der Kaiser aber behielt sich ein finales Veto in Sachen Reichstagsbeschlüsse vor. Die Doppelregierung, wie auch der angeschlagene Gesundheitszustand schlugen sich im Itinerar Friedrichs III. nieder. Während sich der Kaiser in den Jahren 1487 bis 1489 vergleichsweise mobil zeigte[26], gelangte er in den Jahren vor seinem Tode zu einer bereits endgültig erscheinenden Ruhe. Er verweilte nunmehr gänzlich in Linz[27], das bereits unter Albrecht IV. von 1458 – 1463 fürstliche Residenz gewesen war,[28] und seit der Eroberung durch die Ungarn erklärte Hauptstadt des heiligen Römischen Reiches[29]. Joseph Grünpeck, selbsternannter „Historicus kaiserlicher Majestät“[30] Maximilians I., verzeichnet hierzu: Als er von den Unbequemlichkeiten einer geschwächten Gesundheit belästigt zu werden anfing, hat er sich die Burg Linz, die infolge ihres Alters beinahe den Einsturz drohte, zu einem Ruhesitz ausgewählt.[31] Der „Rückzug“ in die, aufgrund ihrer Lage, leicht zu verteidigende Linzer Burg, war dem Fall Wiener Neustadts zu verdanken, das durch den König der Ungarn, Matthias Corvinus eingenommen worden war und nicht primär der angeschlagenen Gesundheit. Der Kaiser ließ sogleich die Verteidigungsanlagen ausbauen. Wurfmaschinen, die der Volksmund „Mäusefallen“ nannte, wurden errichtet. Der Schilderung Grünpecks nach hätten Spieler und Schlemmer[32] nun gehöhnt, der Kaiser sei zum Mäusetödter, ja zum Sammler von Mäusekoth und Fliegenfänger[33] geworden.

 

Ein Jahr zuvor, im Oktober, war Friedrich III. gemäß des Itinerars noch im Salzkammergut in der Begleitung des Markgrafen Siegmunds von Brandenburg zur Jagd geritten. Mit ihnen andere feine Herren.[34] Von einem brandigen Bein, das ein Jahr später amputiert werden sollte oder der zunehmenden Ablehnung dem Kaiser gegenüber ist in diesem kurzen Eintrag nichts zu bemerken. Im November traf der Kaiser dann, nach dem rund zweiwöchigen Ausflug, wieder in Linz ein und blieb dort. Er empfing weiterhin Gesandtschaften auf der Burg[35], sammelte Edelsteine[36] und beklagte sich über den mangelnden Rückhalt bei den Fürsten, die seiner Einschätzung nach immer zahlreicher in das Lager des Königs und zukünftigen Kaisers abwanderten.[37] Der Habsburger hatte nicht weit gefehlt, im Juli 1493 dachten Thronfolger und Reichsstände ernsthaft an eine Abdankung Friedrichs III.[38] Maximilian versuchte in dieser Zeit die Türkenabwehr gemeinsam mit Ladislaus II. von Ungarn und Böhmen sowie Jan Olbracht, dem Monarchen von Polen zu organisieren. Außerdem musste der Habsburger die Besitzungen des Herzogtums Burgund ständiger Übergriffe seitens der Franzosen erwehren. Des Weiteren trieb der Römische König die Heirat mit Bianca Maria Sforza voran. Sie galt als einer der, wenn nicht als die reichste aller Erbinnen europäischer Herrscherhäuser.[39] Der Kaiser opponierte offen gegen diese Verbindung, wie schon zuvor in anderen politischen Fragen. Unstimmigkeiten bestimmten das Verhältnis zwischen Kaiser und König, doch der Tod des Habsburgers kam allen vermuteten Anstrengungen einer Absetzung zuvor.

 

Quellenlage


 

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