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Der Triumphbogen des Septimius Severus und die historischen Reliefs der Partherkriege

Ein Triumphalmonument am Beginn der späten Kaiserzeit

AutorMonika Hinterhöller
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl91 Seiten
ISBN9783638036238
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Archäologie, Note: 1,0, Universität Salzburg, Veranstaltung: Römische Archäologie, 60 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Untersuchung zum Triumphbogen des Septimius Severus am Forum Romanum entstand im Zuge eines Seminars zum Thema 'Römische Staatsreliefs' am Fachbereich für Klassische Archäologie der Universität Salzburg im WS 2007/08. Die Arbeit versteht sich dabei als kritischer Überblick zur Forschungsliteratur, deren Argumentationen beleuchtet und gegebenenfalls durch neue Überlegungen und Thesen ergänzt werden sollen. Ein solcher methodischer Zugang, der die systematische Zusammenstellung der bisherigen Literatur zum Ausgangspunkt nimmt, scheint im Hinblick auf den Severusbogen insofern gerechtfertigt, als die letzte Monographie zum Thema 1967 erschienen ist. Zwar darf Brilliants wegweisende Studie zum Severusbogen noch immer als wichtigstes Standardwerk gelten, in etlichen Fragen ist die Arbeit aber mittlerweile veraltet und spiegelt naturgemäß nicht mehr den aktuellen Forschungsstand wider. Eine neuerliche Beschäftigung mit dem Severusbogen und seinen historischen Triumphalreliefs erschien also durchaus wünschenswert, weshalb die vorliegende Arbeit hier eine Lücke zu schließen und einen kleinen Beitrag zu leisten versucht.

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Leseprobe

2. Der Severusbogen als Triumpahlmonument


 

2. 1. Topographie und Lage

 

203 n. Chr. anlässlich der Parthersiege des Septimius Severus errichtet, stellt der Triumphbogen des ersten severischen Kaisers aufgrund seines hervorragenden Erhaltungszustandes eines der wichtigsten historischen und politischen Denkmäler für die spätere römische Kaiserzeit dar (Abb.1/2). Das prominente Monument am Forum Romanum ist mit Ausnahme seines Statuenschmuckes vollständig erhalten und darf aufgrund seines umfangreichen Reliefprogramms als bedeutendes Zeugnis römischer Staatsreliefs gelten.

 

Der Triumphbogen des Septimius Severus erhebt sich mit einer Höhe von über 20m an der Nord-West-Ecke des Forums (Abb.3)[3]. Damit bildet der Bogen einen architektonischen Abschluss des freien Forumsplatzes nach Nord-Westen hin und wurde an der Stelle des alten, republikanischen Comitiums errichtet[4]. Vom Forum aus gesehen, also von Süd-Osten aus, lässt sich die signifikante Lage des Bogens besonders gut erschließen:

 

Zur Linken des Bogens befindet sich die Rostra Augusti, die kaiserzeitliche Anlage der berühmten Rednertribüne. Der Severusbogen schließt sich direkt an die Rostra an und diese optische Verknüpfung wurde in der Zeit Caracallas[5] noch durch eine

 

bauliche Verbindung intensiviert. Auf der anderen Seite der Rostra befand sich der Triumphbogen des Tiberius, der 16 n. Chr. infolge der Germanen-Siege errichtet wurde. Dieser eintorige Triumphbogen feierte die Rückgewinnung der römischen Feldzeichen aus der Varus-Schlacht durch Germanicus[6].

 

Zur Rechten des Severusbogens liegt die Curia Senatus, der Tagungsort des Senats. Der erhaltene Ziegelbau wurde unter Diocletian nach dem Brand von 283 n. Chr. errichtet und im 7. Jh. in die Kirche S. Adriano umgewandelt.

 

Hinter dem Severusbogen befanden sich der Tempel der Concordia und jener Aufstieg, der vom Forum hinauf auf den Kapitolshügel führte, der clivus Capitolinus[7].

 

In der Umgebung des Triumphbogens, die genaue Lage ist nicht mehr bekannt, befand sich noch ein weiteres Ehrendenkmal des Septimius Severus. Es handelte sich um eine bronzene Reiterstatue des Kaisers, die anlässlich eines prophetischen Traumes von Severus errichtet wurde, in dem er sich selbst als glorreichen Reiter und Nachfolger des Pertinax sah[8].

 

Schräg gegenüber dem Severusbogen und am anderen Ende des Forums-Platzes gelegen, erhob sich der ebenfalls dreitorige Augustusbogen. Womöglich wurde der ältere Actiumsbogen durch den späteren Partherbogen an derselben Stelle südlich des Caesartempels ersetzt (Abb.4)[9].

 

Die topographische Situation des Severusbogens ist auf den zeitgenössischen Historienreliefs des Konstantinsbogens von 315 n. Chr. anschaulich nachzuvollziehen (Abb.5). Auf der Nordseite des Bogens ist auf dem linken Reliefband die adlocutio des Konstantin anlässlich seines Sieges über Maxentius an der Pons Milvius 312 n. Chr. zu erkennen, die sich auf dem Forum Romanum ereignet. Auf der Rostra hält der Kaiser inmitten der Senatoren gerade seine Ansprache, hinter ihm erhebt sich das tetrachische Fünfsäulen-Denkmal. Zur Linken der Rednertribüne befindet sich der eintorige Triumphbogen des Tiberius und die Basilica Iulia, zur Rechten ist der dreitorige Severusbogen zu sehen[10].

 

Hervorzuheben ist die Lage des Severusbogens auch im Rahmen des Triumphzuges, der seinen Weg traditionell über das Forum Romanum nahm, bevor er das Kapitol erreichte. Vom Marsfeld gelangte der Triumphzug durch die porta triumphalis[11] in das pomerium. Das Forum Romanum betrat der Triumphzug durch den republikanischen Fabier-Bogen (fornix Fabianus), um anschließend den Augustusbogen zu passieren. Entlang der via sacra wälzte er sich über den Forumsplatz, durchschritt den Tiberiusbogen und zog schließlich durch den Severusbogen, bevor er über den clivus Capitolinus zum Tempel des Iupiter Capitolinus gelangte, wo das abschließende Opfer stattfand. Der Severusbogen wurde also ganz bewusst an einer Stelle errichtet, die auf dem traditionellen Weg des römischen Triumphzugs lag und die von der pompa triumphalis passiert wurdee[12]. Der Bogen des Severus fungierte also nicht allein als Schauund Repräsentationsbau, sondern übernahm auch die typische Funktion des Bogens als Durchgangspassage. Gerade aufgrund seiner topographischen Situation lässt sich der Severusbogen aber nicht auf seine Durchgangsfunktion reduzieren, sondern besitzt einen ambivalenten Charakter. Der Bogen markiert Durchgang und Begrenzung zugleich. Am Nord-Westende des Forums gelegen, erhält der Severusbogen eine ähnliche Wirkung wie ein Stadttor, da er die Grenze zwischen dem eigentlichen Forum und dem dahinter liegenden Stadtgebiet anzeigt[13]. Anders als ein Stadttor ist der Severusbogen aber nicht in einen übergeordneten Baukörper integriert, sondern entfaltet als freistehendes Monument eine größere und beherrschende Raumwirkung. Dadurch wird eine Gestaltung des Forumsplatzes in Form von Hauptachsen und Symmetrien erreicht[14]: In diesem Sinne sei noch einmal auf die symmetrische Anordnung und lineare Ausrichtung von Tiberius-Bogen, Rostra und Severusbogen verwiesen (vgl. Abb.5), während eine diagonale Blickachse quer über das Forum eine Verbindung zum Augustusbogen herstellt. Wer das Forum von Osten aus betrat und in Richtung Kapitol blickte, nahm den Severusbogen nicht nur als optischen Abschluss des Platzes wahr, sondern auch als dessen Kulminationspunkt.

 

Die signifikante Positionierung des severischen Triumphalmonuments und seine topographische Situation spielt für die Interpretation des Monuments also eine entscheidende Rolle: Mit der Aufstellung am Forum Romanum setzte Septimius Severus ein Zeichen seiner Restaurationspolitik und präsentierte sich als Erneuerer traditioneller Leitbilder und traditioneller Orte. Während das alte Forum Romanum durch die Errichtung der Kaiserforen viel von seiner Bedeutung als politisches Zentrum eingebüßt hatte, versuchte Septimius Severus das Forum durch seine Monumente wiederzubeleben und zeigte seine patriotische Gesinnung[15]. Gerade die Nähe des Severusbogens zum Senatsgebäude unterstreicht das Anknüpfen des nordafrikanischen Kaisers an traditionelle Wertvorstellungen. Dabei kann das unmittelbare Nebeneinander von Curia und severischem Triumphalmonument als Versprechen und als Drohung zugleich betrachtet werden: Einerseits als Respektsbezeugung und als Zeichen der Eintracht mit dem Senat, andererseits als ein Symbol der Kontrolle und der uneingeschränkten Macht des Kaisers, die den Senatoren stets vor Augen stand.

 

2. 2. Architektur und Bauornamentik: Entwurf und Vergleiche

 

Um das Monument des Septimius Severus als Triumphbogen zu charakterisieren, erscheint es zunächst notwendig den Ausdruck definitorisch einigermaßen zu umreißen, sprich ihn zu explizieren. In republikanischer Zeit wurden Bogenmonumente ähnlich dem Severusbogen als ‚fornix’ bezeichnet, etwa der fornix Fabianus, wobei der Ausdruck ‚fornix’ in etwa die Bedeutung ‚Gewölbe’ hat[16]. Seit der Kaiserzeit war der Terminus ‚arcus’ zur Bezeichnung von Bogenmonumenten in Gebrauch, wobei der Ausdruck ‚arcus triumphalis’ erst ab dem 3. Jh. n. Chr. bezeugt ist und nicht für stadtrömische Monumente verwendet wurde. Die in der Antike gängige Bezeichnung lautete: ‚arcus cum tropaeis’, also ‚Bogen mit Trophäen’. Wenn im Folgenden dennoch der Ausdruck ‚Triumphbogen’ gebraucht wird, orientiert sich die Bestimmung in Ansätzen an Heinz Kähler[17]:

 

Demnach sprechen wir genau dann von einem Triumphbogen, wenn es sich um ein freistehendes und Statuen tragendes Bogenmonument handelt, das einer oder mehreren Personen von einer Körperschaft oder einer Person gestiftet wurde, um damit eine Ehrung oder eine Kommemoration anlässlich eines militärischen Sieges, einer Eroberung oder eines Triumphzuges auszudrücken, wobei Anlass und geehrte Person(en) meist explizit in Form einer Inschrift genannt werden.

 

Wie sich im Folgenden noch näher zeigen wird, genügt der Bogen des Septimius Severus allen diesen Kriterien, da es sich bei ihm um ein freistehendes Bogenmonument handelt, das anlässlich der Partherkriege für Severus und seine Söhne im Auftrag des Senats errichtet wurde und ursprünglich von Bronzeskulpturen bekrönt war[18].

 

Die eindrucksvolle Architektur ist als dreifaches Bogenmonument konzipiert und weist die stattlichen Dimensionen von 20,88m Höhe, 23,75m Breite und 11,20m Tiefe auf[19]. Es handelt sich um den größten Triumphbogen der am Gelände des Forum Romanum errichtet wurde (Abb.1/2). Als Monument ist der Severusbogen vor allem in die Fläche gebreitet, die Fassade wird mit einer reichen architektonischen Gliederung und dem aufwendigen Reliefschmuck betont (Abb.6), die Schmalseiten im Dekor eher vernachlässigt[20]. Bereits diese Dichotomie zwischen dreidimensionalem...

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