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Von der Ursache dem Princip und dem Einen

AutorGiordano Bruno
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl95 Seiten
ISBN9788026815983
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Dieses eBook: 'Von der Ursache dem Princip und dem Einen' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Giordano Bruno (1548-1600) war ein italienischer Priester, Dichter, Philosoph und Astronom. Er wurde durch die Inquisition der Ketzerei und Magie für schuldig befunden und vom Gouverneur von Rom zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Am 12. März 2000 erklärte Papst Johannes Paul II. nach Beratung mit dem päpstlichen Kulturrat und einer theologischen Kommission, die Hinrichtung sei nunmehr auch aus kirchlicher Sicht als Unrecht zu betrachten. Zur Inhalt: Für Bruno stammte alles aus der Natur von der göttlichen Einheit von Materie und Dunkelheit ab. Zum einen trennte er Gott von der Welt und zum anderen tendierte er zu einem dazu entgegengesetzten Pantheismus. Bruno verband die These, dass Gott allem innewohne, mit dem Glauben, dass die Realität der Vorstellung entspringe. Damit nahm er die Gedanken von Gottfried Wilhelm Leibniz und Baruch de Spinoza vorweg. Er stellte sich gegen das geozentrische Weltbild, nahm stattdessen an, dass die Welt und die Menschen ein einmaliger 'Unfall' einer einzelnen lebenden 'Welt-Substanz' seien, und bekannte sich zur kopernikanischen Theorie (Heliozentrisches Weltbild).

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Leseprobe

Zweiter Dialog


Inhaltsverzeichnis


Personen: Dicson. Gervasio. Teofilo. Poliinnio.

DICSON. Um Vergebung, Magister Poliinnio, und du, Gervasio, unterbrecht nicht ferner unsere Gespräche!

POLIINNIO. Fiat; so geschehe es.

GER. Wenn der Herr Magister spricht, so kann ich noch sicher nicht schweigen.

DICSON. Ihr behauptet also, Teofilo, jegliches, was nicht selbst oberstes Princip und oberste Ursache ist, das habe ein Princip und eine Ursache?

TEOF. Ohne allen Zweifel und alle Widerrede. 

DICSON. Meint ihr also, derjenige, welcher die von der Ursache und dem Princip gesetzten Dinge kennt, kenne auch die Ursache und das Princip selber?

TEOFILO. Nicht leicht die nächste Ursache und das nächste Princip, aber äusserst schwer auch nur eine Spur von der obersten Ursache und dem obersten Princip.

DICSON. Wie denkt ihr euch denn, dass die Dinge, welche eine oberste und eine nächste Ursache, ein oberstes und ein nächstes Princip haben, wahrhaft erkannt werden, wenn sie doch der bewirkenden Ursache nach also einer der Ursachen nach, die zur wirklichen Erkenntnis der Dinge gehören, verborgen sind?

TEOFILO. Es mag leicht sein, über den Beweisgang in der Wissenschaft Theorien aufzustellen; aber das Beweisen selbst ist schwer. Sehr bequem ist es, über die Ursachen, die näheren Umstände und Methoden der Wissenschaften Vorschriften zu geben; aber nachher bringen unsere Methodiker und Analytiker ihre Organons, ihre methodischen Principien und ihre »Kunst der Künste« höchst ungeschickt zur Anwendung.

GER. Etwa wie Leute, welche wohl verstehen schöne Schwerter zu verfertigen, aber nicht sie zu handhaben?

POLIINNIO. Forme!

GER. Verm - aledeit seist du selber mit deinem Mundwerk, dass du es nie wieder öffnen könntest!

TEOFILO. Ich meine deshalb, es ist von dem Naturphilosophen nicht zu verlangen, dass er alle Ursachen und Principien aufzeige, sondern nur die physischen, und von diesen auch nur die hauptsächlichen und jedesmal eigenthümlichen. Freilich sagt man, weil sie von der obersten Ursache und dem obersten Princip abhängen, dies sei ihre Ursache und ihr Princip; indessen die Beziehung zwischen ihnen ist doch keine so enge, dass aus der Erkenntnis des einen auch die Erkenntnis des andern folgte: und deshalb ist auch nicht zu fordern, dass sie in einer und derselben Wissenschaft untergebracht werden. 

DICSON. Inwiefern das?

TEOFILO. Bedeutet doch die höchste Erkenntnis des obersten Princips und der obersten Ursache, welche wir aus der Erkenntnis aller abhängigen Dinge ableiten können, gegen jenes gehalten, immer noch weniger als eine blosse Spur. Denn das All entspringt aus dem Willen oder der Güte desselben; diese ist das Princip seines Wirkens, und aus ihm geht die Gesamtheit aller Wirkungen hervor. Das Gleiche lässt sich bei Kunstwerken beobachten. Wer die Statue sieht, sieht nicht den Bildhauer, wer das Bild der Helena sieht, nicht den Apelles, sondern nur das Product seiner Thätigkeit. Diese entspringt zwar aus der Grösse seines Genies; dennoch ist dies alles nur eine Wirkung der Accidentien und Beschaffenheiten an der Substanz jenes Mannes, der, was sein Wesen an sich anbetrifft, durchaus unerkannt bleibt.

DICSON. Das Universum erkennen hiesse demnach so viel, als von dem Wesen und der Substanz der obersten Ursache gar nichts erkennen; es hiesse vielmehr nur: die Accidentien der Accidentien erkennen. 

TEOFILO. Ganz recht; aber ich möchte nicht, dass ihr euch einbildetet, ich meinte, in Gott gäbe es Accidentien, oder er könne durch das, was gleichsam Accidenz an ihm ist, erkannt werden. 

DICSON. Dazu traue ich euch doch zu viel Verstand zu und weiss wohl, dass es ganz etwas andres ist, sagen, dass jedes Ding, welches aussergöttlicher Natur ist, Accidenz sei, etwas anderes, es sei Accidenz an ihm, etwas anderes, es sei gleichsam seine Accidenz. Mit diesem letzten Ausdruck, glaube ich, meint ihr, dass es Wirkungen der göttlichen Thätigkeit sind, welche zwar die Substanz der Dinge, oder vielmehr die natürlichen Substanzen selbst sind, aber wo es darauf ankommt, ums zu einer adäquaten Erkenntnis des göttlichen übernatürlichen Wesens zu verhelfen, doch nur entferntesten Accidenzen gleichen. 

TEOFILO. Sehr richtig.

DICSON. Mithin können wir von der göttlichen Substanz gar nichts wissen, sowohl weil sie unendlich, als weil sie von den Wirkungen, welche die äusserste Grenze des Gebietes unseres Verstandesvermögens darstellen, sehr weit entfernt ist; höchstens können wir von ihr nur etwas im Sinne einer Spur erkennen, wie die Platoniker, einer entfernten Wirkung, wie die Peripatetiker, einer Hülle, wie die Cabalisten sagen; wir können ihr gleichsam von hinten nachschauen, nach dem Ausdruck der Talmudisten, oder sie im Spiegel, im Schatten, im Räthsel sehen, nach dem Ausdruck der Theosophen. 

TEOFILO. Noch mehr. Weil wir dies Universum, dessen Substanz und hauptsächlicher Inhalt so schwer zu begreifen ist, nicht einmal vollständig übersehen, so erkennen wir das oberste Princip und die oberste Ursache aus ihrer Wirkung noch weit weniger, als Apelles aus den von ihm geformten Gestalten erkannt werden kann: denn diese können wir ganz übersehen und Theil für Theil prüfen, aber nicht so das grosse und unendliche Werk der göttlichen Macht. Deshalb darf man auch bei dem von uns gebrauchten Bilde die Analogie nur mit Einschränkung verstehen.

DICSON. Ganz recht; grade so verstehe ich es auch. 

TEOFILO. Es wird also gut sein, sich des Sprechens von einem so hohen Gegenstande zu enthalten. 

DICSON. Das meine ich auch, weil es für Moral und Theologie genügt, das oberste Princip so weit zu erkennen, als die höheren Mächte es uns offenbart und die gottgesandten Männer es uns verkündigt haben. Ueberdies lehrt nicht nur jedes Gesetz und jede Theologie, sondern auch jede gesunde Philosophie, dass es das Zeichen eines ungeweihten und unbesonnenen Geistes ist, über jene Dinge, die über die Sphäre unserer Vernunft hinausliegen, in maassloser Unbesonnenheit Untersuchungen anzustellen und sich feste Begriffe darüber bilden zu wollen.

TEOFILO. Gut; aber so tadelnswerth diese sind, diejenigen verdienen gleichwohl das höchste Lob, welche sich um die Erkenntnis dieses Princips und dieser Ursache bemühen, um seine Grosse zu erfassen, so weit es möglich ist, indem sie mit den Blicken eines maassvoll geordneten Gemüthes jene prächtigen Gestirne und flammenden Körper überschauen, welche ebensoviele bewohnte Welten, gewaltige Organismen, herrliche Gottheiten sind und welche unzählbare Welten zu sein scheinen und wirklich sind, ganz ähnlich derjenigen, welche uns umschliesst. Sie können unmöglich das Sein von sich selber haben, weil sie ja zusammengesetzt und zerstörbar sind, wenn sie auch, wie im Timaeus gut bemerkt ist, nicht gerade deshalb unterzugehen verdienen. Sie müssen also nothwendig das Princip und die Ursache erkennen und folglich mit der Grösse ihres Seins, Lebens und Wirkens im unendlichen Raum mit unzähligen Stimmen die unendliche Herrlichkeit und Majestät ihres obersten Princips und ihrer obersten Ursache bezeugen und verkündigen. Wir unterlassen also eurer Meinung entsprechend diese Untersuchung, sofern sie über jeden Sinn und Verstand hinaus geht, und wollen vom Princip und der Ursache handeln, sofern die Natur entweder selber ihre Spur ist oder sie doch in ihrem Umfange und Schoosse wiederstrahlt. Ihr also fragt mich in rechter Ordnung, wenn ihr wollt, dass ich euch in rechter Ordnung antworten soll. 

DICSON. So sei's. Aber zuerst möchte ich, weil ihr Ursache und Princip zu sagen pflegt, wissen, ob ihr diese beiden Wörter in gleicher Bedeutung gebraucht?

TEOFILO. Nein.

DICSON. Mit welchem Unterschiede also?

TEOFILO. Wenn wir Gott oberstes Princip und wenn wir ihn oberste Ursache nennen, so meinen wir eine und dieselbe Sache in verschiedener Beziehung; wenn wir aber von Principien und Ursachen in der Natur sprechen, so meinen wir verschiedene Dinge in verschiedenen Beziehungen. Wir nennen Gott oberstes Princip, insofern alle Dinge nach bestimmter Reihenfolge des früher und später, oder nach Natur, Dauer, Würdigkeit ihm nachstehen. Wir nennen Gott erste Ursache, insofern alle Dinge von ihm unterschieden sind wie die Wirkung vom Wirkenden, das Hervorgebrachte vom Hervorbringenden. Diese beiden Bedeutungen nun sind deshalb verschieden, weil nicht jedes Ding, welches höher steht und werthvoller ist, die Ursache des niedriger stehenden und werthloseren ist, und weil nicht jedes Ding, welches Ursache ist, zeitlich früher und werthvoller ist, als das Verursachte, wie man bei näherer Ueberlegung leicht einsieht. 

DICSON. Nun erklärt euch doch auch über den Unterschied zwischen Ursache und Princip bei Gegenständen der Natur. 

TEOFILO. Zuweilen wird wohl der eine Ausdruck statt des anderen gebraucht; nichtsdestoweniger ist in strengem Sprachgebrauch nicht jedes, was Princip ist, auch Ursache. So ist der Punkt wohl Princip der Linie, aber nicht ihre Ursache; der Augenblick wohl das Princip der Thätigkeit, der Terminus a quo das Princip der Bewegung, und doch nicht ihre Ursache; die Vordersätze sind das Princip des Beweisverfahrens, aber nicht seine Ursache; Princip ist also ein umfassenderer...

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