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Der Verkauf notleidender Kredite

Vom strukturierten Bieterverfahren zu bilateralen Transaktionsprozessen

AutorThomas Prüver
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl203 Seiten
ISBN9783835054943
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Thomas Prüver identifiziert Lösungsalternativen für den Verkauf notleidender Kredite abseits der bisher dominierenden, strukturierten Bieterverfahren und zeigt auf, dass Finanzintermediation in einem Umfeld hoher Informationsasymmetrien zu einer signifikanten Absenkung der Transaktionskosten beitragen kann.

Dr. Thomas Prüver promovierte bei Prof. Dr. Thomas A. Lange am Institut für Bankrecht und Bankwirtschaft der Universität Rostock.

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Leseprobe
1 Einleitung (S. 1)

1.1 Problemstellung und Ziele der Arbeit

Seit im Jahr 2003 erste Banken in Deutschland Teile ihres Bestands an notleidenden Krediten verkauft haben, rücken „Non Performing Loans" (NPLs) in Fachkreisen wie in der öffentlichen Wahrnehmung mehr und mehr in den Blickpunkt des Interesses. Unter anderem bedingt durch konjunkturelle Einflüsse, die deutsche Wiedervereinigung aber auch interne Faktoren im Rahmen des Kreditrisikomanagements von Banken entstand während der 90er Jahre in Deutschland ein beträchtliches Volumen an notleidenden Darlehensforderungen. Obwohl diesem enormen Angebot auch entsprechende Nachfrage unter den Investoren gegenüberstand, dauerte es zunächst einige Zeit, bis die ersten Transaktionen abgewickelt wurden und sich ein echter Markt etablieren konnte.

Erst ein Bündel aus vornehmlich regulatorischen Einflüssen, Kapitalmarktfaktoren und politischen Entwicklungen sorgte für die notwendigen Impulse und die Verkaufsbereitschaft unter den hiesigen Banken. Nach anfänglichen Transaktionen im Jahr 2003 entstand in der Folgezeit ein regelrechter Verkäufermarkt, in dem zwischenzeitlich geschätzte 30 bis 40 Mrd. € von ursprünglich etwa 130-175 Mrd. € notleidender Kredite veräußert wurden. Der Verkaufsprozess für die in dieser Arbeit thematisierten Portfoliotransaktionen orientierte sich dabei vornehmlich an bekannten M&,A-Verfahren.

Auf Grund der mangelnden Erfahrung im deutschen Markt, der Heterogenität der Transaktionsgegenstände und fehlender Markttransparenz wurden strukturierte Bieterverfahren gewählt, die oftmals sogar zweistufig ausgestaltet waren. Diese Form der Prozessgestaltung hat jedoch ihren Preis. Hohe Transaktionskosten als Folge bestehender Marktunvollkommenheiten sorgen dafür, dass es ein Mindestvolumen bei Portfoliotransaktionen im strukturierten Bieterverfahren gibt, welches momentan bei etwa 100 Mio. € Nennwert liegt und faktisch als Markteintrittsbarriere wirkt.

Bei noch immer mehr als 1.700 einzelnen Sparkassen und Genossenschaftsbanken stellt sich damit die Frage, inwieweit das zweifellos enorme Marktpotenzial in Deutschland tatsächlich auch marktfähig ist. In Abschnitt 5.2.2 wird gezeigt, dass bis zu 66 Mrd. € an NPLs im öffentlich-rechtlichen Bereich und im Genossenschaftssektor liegen, wobei Landes- und genossenschaftliche Zentralbanken bereits herausgerechnet wur- den. Vor dem Hintergrund, dass bisher größtenteils Kredit- und Hypothekenbanken als Verkäufer in Erscheinung getreten sind und diese sich ihrer notleidenden Darlehensbestände in weiten Teilen entledigt haben, ergibt sich nur folgerichtig die Problemstellung dieser Arbeit: Die weitere Entwicklung des NPL-Marktes in Deutschland wird entscheidend davon abhängen, inwieweit es gelingt, den Markt verkäuferseitig auch für Sparkassen und Genossenschaftsbanken zu öffnen.

Die vorliegende Dissertation möchte sich dieser Problemstellung annehmen. Ziel ist es, auf wissenschaftlicher Basis Ergebnisse bzw. Empfehlungen zur Gestaltung eines Transaktionsmodells abzuleiten, mit Hilfe dessen auch Portfolien unterhalb von 100 Mio. € Nennwert effizient einer Marktlösung zugeführt werden können. Es gilt, Alternativen zum strukturierten Bieterverfahren zu entwickeln, gleichzeitig aber einen Prozess anzubieten, der bestehenden Unsicherheiten unter den Verkäufern in angemessener Weise Rechnung trägt. Ein erstes Teilziel dabei ist, die bisherige Markttätigkeit zu analysieren und theoretisch zu begründen.

Dadurch sind die Voraussetzungen gegeben, anhand bestehender Marktunvollkommenheiten die wesentlichen Ursachen der Existenz hoher Transaktionskosten herauszuarbeiten, bevor im Anschluss daran Lösungsvorschläge für eine nachhaltige Reduzierung dieser Kosten im Rahmen eines Transaktionsmodells unterbreitet werden können. Die Arbeit erscheint zu einem Zeitpunkt, in dem die Erfahrungen aus nunmehr etwa drei Jahren Markttätigkeit in Deutschland genutzt werden können. Mit einer klaren Fokussierung auf Verkäufer von NPLPortfolien unter 100 Mio. € Nennwert bestehen damit ideale Voraussetzungen, der Zielsetzung dieser Arbeit gerecht zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Abbildungsverzeichnis12
Abkürzungsverzeichnis14
1 Einleitung17
1.1 Problemstellung und Ziele der Arbeit17
1.2 Forschungsmethodik und Aufbau der Arbeit18
2 Grundlagen25
2.1 Begriffsklärungen und Fokussierung im Rahmen der Arbeit25
2.2 Marktüberblick30
3 Notwendige rechtliche Voraussetzungen37
3.1 Bankgeheimnis und Datenschutz37
3.1.1 Transaktionsrelevante Aspekte und Rechtsprechung38
3.1.2 Schlussfolgerungen42
3.2 Umsatzsteuerproblematik44
3.2.1 Transaktionsrelevante Aspekte und Rechtsprechung44
3.2.2 Schlussfolgerungen47
3.3 Erlaubnisfragen nach KWG und RBerG49
3.4 Übertragung der Sicherheiten52
3.5 Transaktionsstrukturen56
4 Eine Marktanalyse im Kontext von Theorie und Praxis63
4.1 Neue Institutionenökonomik als theoretischer Rahmen63
4.1.1 Principal-Agent-Theorie66
4.1.2 Transaktionskostentheorie69
4.2 Ursachen für die Entstehung notleidender Kredite71
4.2.1 Externe Faktoren72
4.2.2 Interne Faktoren75
4.3 Markttreiber und Motive78
4.3.1 Rechtliche Treiber80
4.3.2 Kapitalmarkt- und bankwirtschaftliche Treiber86
4.3.3 Strukturell-politische Treiber91
4.4 Der Transaktionsprozess im strukturierten Bieterverfahren96
4.4.1 Vorbereitungsphase98
4.4.2 Bieterverfahren102
4.4.3 Due Diligence107
4.4.4 Verhandlungsphase und Closing112
4.5 Verwertungsstrategien des Investors117
4.5.1 Eigenes Workout120
4.5.2 Restrukturierung126
4.5.3 Weiterplatzierung am Sekundärmarkt: Verbriefung von NPLs129
5 Entwicklung eines Transaktionsmodells für Portfoliotransaktionen unter 100 Mio. Euro Nennwert135
5.1 Bestehende Marktunvollkommenheiten135
5.2 Folgen bestehender Marktunvollkommenheiten138
5.2.1 Hohe Transaktionskosten139
5.2.2 Mindestvolumen für Portfoliotransaktionen143
5.2.3 Geringe Marktliquidität146
5.3 Mögliche Lösungsansätze148
5.3.1 Bündelung148
5.3.2 Etablierung von Finanzintermediären151
5.3.3 Standardisierung des Transaktionsprozesses153
5.4 Vorschlag eines Transaktionsmodells156
5.4.1 Intermediär als notwendige Voraussetzung156
5.4.2 Gestaltungsempfehlungen in der Vorbereitungsphase161
5.4.3 Gestaltungsempfehlungen im Bieterverfahren und der Due Diligence164
5.4.4 Gestaltungsempfehlungen in der Verhandlungsphase167
5.5 Fallstudie: Immofori GmbH173
5.5.1 Geschäftsmodell der Immofori GmbH173
5.5.2 Vergleich mit dem Transaktionsmodell aus Kapitel 5.4175
5.5.3 Kritische Würdigung178
6 Fazit181
Literaturverzeichnis185

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