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E-Book

Der Weg des Künstlers

Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität

AutorJulia Cameron
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783426422229
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Der Welt-Bestseller zur Entfaltung der eigenen Kreativität - das funktionierende 12-Wochen-Programm. Julia Cameron bietet ein zwölf-wöchiges Trainingsprogramm zur Freisetzung der eigenen Kreativität. Dieses hat bereits Millionen Menschen geholfen, an Selbstvertrauen zu gewinnen und das eigene kreative Potenzial neu zu entdecken. Das 12-Wochen-Programm der international anerkannten Erfolgsautorin Julia Cameron fördert soziale, emotionale und intuitive Fähigkeiten. Es beseitigt Hindernisse wie Ängste und kreative Blockaden. Die Autorin und angesehene Seminarleiterin zeigt mit einfachen und effektiven Übungen einen Weg, wie man seine kreative Freiheit wieder entdeckt und das Leben reicher, lebendiger und erfüllter gestalten kann. Der Ratgeber mit Kreativitätstechniken begleitet den Leser mit wöchentlichen Aufgaben bei seiner kreativen Reise, indem er ihm dabei hilft, bestehende Ängste und Zweifel sowie ein negatives Selbstbild zu überwinden.

Julia Cameron ist Künstlerin, Bestseller-Autorin und international bekannte Seminarleiterin. Sie schreibt Drehbücher für Film und Fernsehen und produziert Dokumentarfilme; ihre journalistischen Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt in Santa Fé/New Mexico. Sämtliche ins Deutsche übersetzte Bücher von Julia Cameron sind bei Knaur MensSana erschienen.

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Leseprobe

Mein eigener Weg


Meine ersten Kreativitätsworkshops gab ich in New York. Ich tat es aus einem inneren Bedürfnis. Eines Tages war ich im Licht der Nachmittagssonne im West Village spazieren gegangen. Auf einmal wusste ich, dass es meine Aufgabe war, anderen Menschen Zugang zu ihrer Kreativität zu ermöglichen. Vielleicht hatte ich zufällig gehört, wie ein anderer Spaziergänger über seine Kreativität nachdachte – schließlich verfügt Greenwich Village über eine größere Künstlerdichte als irgendein anderer Ort in Amerika.

»Ich muss meine Blockaden beseitigen«, könnte jener Spaziergänger gesagt haben.

»Ich weiß, wie man das macht«, habe ich vielleicht geantwortet. Mein ganzes Leben lang hat mir mein Inneres unmissverständliche Anweisungen – ich nenne sie Marschbefehle – gegeben.

Auf jeden Fall wusste ich mit einem Mal, dass ich mich mit der Beseitigung von Blockaden auskenne und dazu bestimmt war, anderen Menschen damit zu helfen. Meine Aufgabe war es, an Ort und Stelle mit den Lektionen zu beginnen, die ich selbst gelernt hatte.

Woher kamen diese Lektionen?

Im Januar 1978 gab ich den Alkohol auf. Ich hatte natürlich nicht geglaubt, dass Alkohol mich zur Schriftstellerin machte, aber nun war mir plötzlich der Gedanke gekommen, ob er mich nicht vielleicht davon abhielt, eine gute Schriftstellerin zu sein. In meinem Kopf waren Alkohol und Schreiben so unzertrennlich wie Scotch und Soda. Für mich war es immer eine besondere Herausforderung gewesen, die Angst vor dem leeren Blatt Papier zu überwinden und mit dem Schreiben zu beginnen. Ich setzte mich mit meinem Glas hin und versuchte etwas zu Papier zu bringen, bevor mich der Alkohol zu sehr benebelte und mir den Zugang zu meiner Kreativität verstellte. So befand ich mich in einem permanenten Wettkampf. Wer würde eher fertig sein, ich mit meinem Text oder der Alkohol mit mir?

Ich hatte ein Büro auf dem Gelände der Paramount und Karriere mit dieser Art Kreativität gemacht: Kreativität in krampfhaften Schüben, Kreativität als Willensakt, Kreativität auf Abruf für andere. Ja, ich war kreativ, aber nach einem Jahrzehnt der Schriftstellerei wusste ich es nicht besser, als mich Mal um Mal mit dem Kopf voraus und mit selbstmörderischer Energie gegen die Wand meiner inneren Widerstände zu werfen. Wenn Kreativität etwas Spirituelles war, dann tat ich jedenfalls alles, um mich dieser Einsicht nur ja nicht zu stellen.

Ich war dreißig Jahre alt, als ich den Alkohol von einem Tag auf den anderen aufgab.

Wenn ich mit dem Schreiben auf die gewohnte, quälende Weise hätte fortfahren können, würde ich es sicher bis heute tun. In der Woche, in der ich nüchtern wurde, hatte ich zwei Beiträge für eine überregionale Zeitschrift zu verfassen, ein Drehbuch für ein Feature umzuschreiben und ein fettes Alkoholproblem zu bewältigen.

Ich redete mir ein, dass ich den Verzicht auf Alkohol mit meiner Kreativität zu bezahlen hätte. Trotzdem war ich zu der Erkenntnis fähig, dass der Alkohol irgendwann mich und meine Kreativität umbringen würde. Ich musste lernen, in nüchternem Zustand zu schreiben, oder das Schreiben aufgeben. Not und nicht Tugend steht am Anfang meiner Spiritualität. Ich war gezwungen, einen neuen kreativen Weg zu finden. Und hier begannen meine Lektionen.

Ich lernte, meine Kreativität dem einzigen Gott zu überantworten, an den ich glauben konnte, an den Gott der Kreativität und Lebenskraft, den Dylan Thomas »die Kraft, die durch die grüne Sicherung die Blume wachsen lässt«, nannte. Ich lernte, aus dem Weg zu gehen und mich dieser kreativen Energie zu ergeben. Ich lernte, meine Gedanken auf das Papier fließen zu lassen und aufzuschreiben, was ich in mir hörte. Mein Schreiben hatte nun mehr mit dem Lauschen nach innen als mit dem Erfinden von Knalleffekten zu tun. Ich musste keine Tricks mehr anwenden, um Texte aus mir hervorzulocken, und das Schreiben kam auch nicht mehr über mich wie ein Sturzbach. Ich musste nicht mehr auf die richtige Stimmung und nicht mehr auf Inspiration warten. Ich schrieb einfach. Kein Geschacher mehr. War das Produkt gut oder schlecht? Das ging mich nichts an. Nicht ich schrieb. Als Autorin, die sich selbst im Wege steht, trat ich ab und konnte freiheraus schreiben.

Rückblickend bin ich erstaunt, dass ich aus der Rolle der Künstlerin, die sich selbst quält, so leicht aussteigen konnte. Nichts ist zäher und langlebiger als falsche Vorstellungen. Und kaum eine Vorstellung ist so unzutreffend wie die, die wir uns von der Kunst machen. Der Rolle der gequälten Künstlerin lässt sich ja so viel in die Schuhe schieben: Alkoholmissbrauch, Promiskuität, Steuerprobleme, Rücksichtslosigkeit oder die Selbstzerstörung in Herzensdingen. Wir alle wissen, wie pleite, verrückt, unzuverlässig und bindungsunfähig Künstler sind. Und wenn man als Künstler gar nicht so sein muss, wie kann ich dann mein Verhalten rechtfertigen?

Die Vorstellung, dass ich gesund, unabhängig vom Alkohol und zugleich kreativ sein könnte, erschreckte mich, denn sie verlangte von mir, Verantwortung für mich zu übernehmen. »Soll das etwa heißen, dass Begabung mit einer Verpflichtung einhergeht?« Ja, genau.

Die Vorsehung wollte es, dass mir ein anderer von einer Schreibhemmung gequälter Schriftsteller über den Weg lief, mit dem und an dem ich arbeiten sollte. Ich ließ ihn an meinen eben erworbenen Erkenntnissen teilhaben. (Geh aus dem Weg. Lass es durch dich arbeiten. Häufe Seiten an, keine Vorurteile.) Auch er überwand seine Blockaden. Damit waren wir zu zweit. Schon bald fand ich ein neues »Opfer«, diesmal einen Maler. Die Techniken funktionierten auch bei bildenden Künstlern.

Das war sehr aufregend für mich. In Augenblicken des Überschwangs stellte ich mir vor, dass ich, die Kartographin der Kreativität, für mich selbst und alle anderen Betroffenen einen Weg aus der Verwirrung fand. Ich hatte nie vorgehabt, Lehrerin zu werden. Aber mich trieb die Wut darüber an, dass ich selbst nie eine gute Lehrerin gehabt hatte. Warum musste ausgerechnet ich alles nach der Methode Versuch und Irrtum lernen und ständig mit dem Kopf durch die Wand? Ich fand, Künstlern etwas beizubringen, müsse ja wohl leichter sein. Abkürzungen und Gefahren auf dem Weg gehörten ausgeschildert.

Gedanken dieser Art wirbelten mir auf meinen Spaziergängen durch den Kopf, während ich die Lichter bewunderte, die sich im Hudson spiegelten, und ich überlegte, was ich als Nächstes schreiben würde. Nimm deinen Marschbefehl an: Du sollst unterrichten.

Noch in derselben Woche bot man mir eine Dozentenstelle und Räume in einem New Yorker Institut für feministische Kunst an, von dem ich nie zuvor gehört hatte. Mein erster Kurs – in ihrem Schaffen gehemmte Künstlerinnen, Romanschriftstellerinnen, Dichterinnen und Filmemacherinnen – versammelte sich. Ich brachte meinen Schülerinnen die Lektionen bei, aus denen sich jetzt dieses Buch zusammensetzt. Seit diesem ersten Kurs hat es viele weitere gegeben.

Der Weg des Künstlers begann mit informellen Kursaufzeichnungen, die mein Partner Mark Bryan von mir erbat. Als meine Arbeit bekannter wurde, forderten Interessierte immer öfter mein Unterrichtsmaterial an. Ein rastloser Jungianer namens John Giannini sprach, wo immer er auch lehrte – und das war scheinbar überall –, über meine Techniken. Menschen aus aller Herren Länder fragten bei mir an. »Ich arbeite im Schweizer Außenministerium. Bitte schicken Sie mir …« Und das tat ich.

Die Päckchen wurden dicker, und die Zahl der Schüler wuchs. Mark bat mich sehr eindringlich: »Schreib alles auf, du könntest mehr Menschen helfen, wenn du ein Buch daraus machst.« Also begann ich schließlich, meine Gedanken systematisch zu sammeln und zu ordnen. Ich schrieb, und Mark, der inzwischen mein Mitarbeiter und strenger Lehrmeister geworden war, sagte mir, was ich vergessen hatte. Ich schrieb weiter, und Mark wies mich darauf hin, was immer noch fehlte. Er erinnerte mich daran, dass ich viele Wunder erlebt hatte, die meine Theorien stützten, und drängte mich, sie nicht fortzulassen. Also schrieb ich schließlich auf, was ich ein Jahrzehnt lang praktiziert hatte.

Dieses Buch stellt einen spirituellen Werkzeugkasten der Selbstheilung dar. Es enthält Werkzeuge, die Sie bei der Überwindung Ihrer inneren Blockaden unterstützen, Ihnen das Tor zu Ihrer Kreativität öffnen und Sie aus Ihrer Verkrampfung befreien. Bitte nutzen Sie sie und geben Sie sie weiter.

Viele Male habe ich seither Aussagen wie die folgende gehört: »Bevor ich Ihren Kurs belegte, war ich vollkommen von meiner Kreativität abgeschnitten. Die Jahre der Bitterkeit und des Verlustes hatten ihren Tribut gefordert. Dann wurde allmählich das Wunder wahr. Ich ging wieder auf die Schauspielschule und machte meinen Abschluss. Zum ersten Mal seit Jahren nehme ich Termine zum Vorsprechen wahr. Ich schreibe regelmäßig – und was am wichtigsten ist, ich fühle mich endlich wohl dabei, wenn ich mich selbst als Künstlerin bezeichne.«

Wahrscheinlich werde ich Ihnen nicht vermitteln können, wie wunderbar es ist, als Lehrerin das Vorher und das Nachher bei den verschiedenen Kursteilnehmern zu sehen. Die rein physische Verwandlung während der Dauer des Kurses allein schon kann verblüffend sein und mir bewusst machen, dass der Begriff Erleuchtung wörtlich zu nehmen ist. Oft beginnen die Gesichter der Teilnehmer zu strahlen, sobald sie eine Verbindung zu ihrer kreativen Energie herstellen. Es entsteht dieselbe spirituell aufgeladene Atmosphäre, wie sie auch ein großes Kunstwerk erzeugt. Wir Menschen sind kreative Wesen, und das Wiedererwachen unserer Kreativität kann...

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