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E-Book

Der Weg zum Narren

Den Verstand verlieren, das Leben gewinnen

AutorGrigorij Kurlov
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl624 Seiten
ISBN9783641182502
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Den Verstand verlieren, das Leben gewinnen. Grigorij Kurlov, ein russischer Eckhart Tolle, bietet uns mit dieser Lebensanschauung eine praktische Philosophie des Lachens. Mithilfe einiger einfacher Techniken gelingt es, ein lachendes Verhältnis zu sich selbst und der Welt zu gewinnen. Kern der von Kurlov gelehrten 'Narrosophie' ist das Wissen um die Dualität des Lebens, im Sinne von plus und minus, heiß und kalt, laut und leise. Das Streben nach Einheit ist Illusion. Daher müssen wir auch die Akzente unserer Existenz vertauschen: vom Kampf zur Freude. Statt gegen Probleme anzukämpfen, sollten wir versuchen, eine Akzeptanz zu schaffen: zu leben und zu lachen. Statt uns von dem Verstand dominieren zu lassen, gehen wir lachend auf Distanz zu den Problemen. Das ist die Quintessenz des Glücks.

Grigorij Kurlov, russischer Meister der Holistischen Therapie und 'Foolologe'. Gründer und Leiter der Schule für Holistisches Bewusstsein beziehungsweise der 'Narrenschule'. Der Autor über sich selbst: Alter? Je nach Situation. Bildung? Nach eigenen Bemühungen eifrig entbildet. Lieblingsbeschäftigung? Sich selbst finden. Hauptbeschäftigung? Narrenkunde. Dominierende Stimmung? Nicht enden wollendes Staunen.

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Leseprobe

ZUSTAND ZWEI – lachbereit

Ist es ein Windstoß, der das Meer aufreißt, oder der Himmel, der die Augen kneift, ist es das Märchen, das Schmarrn erzählt, oder ein Gott, der in Zorn gerät. Das Wasser steigt, der Mensch wird kleiner, aber er geht – unserer, nicht irgendeiner.

»Ein Märchen ist schnell erzählt«, brummte der Alte Peter, »aber eine Sache ist nicht schnell gemacht.« Und er wandte sich dem Meer zu, dem blauen Meer, dem Meer des Überflusses, mit einem goldenen Fisch in der Schatzkammer seiner Wellen.

»Meister sein ist eine raffinierte Sache«, sagte der Alte, über ein Grasbüschel stolpernd. »Fein, aber unbeständig. Und mit meiner alten Hexe kann man sich auf den Weg machen, aber wenn sie das Maul aufreißt, dann wehe dir – wo willst du dich verbergen?

Die alten Sorgen, die alte Qual. Die alten Leidenschaften – ist es nicht fatal? Kein Respekt vor dem Meister, nur Geläster, Spott, Hohn. Und meine Alte, die Wolgalaus, hat mich wieder zum Meer hinausgejagt – mit einer Bittschrift!«, brummte der Alte, als er ans Ufer trat und die schaumigen Wellenrücken von seinen Knien strich.

»Fischlein, hörst du mich?«, rief er. »Komm sofort her! Viele süße Worte hast du mir eingeflüstert. An meine vergangenen Zeiten hast du dich sogar erinnert. Viele Rechte und Kräfte hast du mir zugesprochen, aber ich stecke bis zum Hals in Problemen.«

Da teilten sich die blauen Wasser, die stürmischen Wellen, die starke Strömung. Und auf dem Wellenkamm, im goldenen Licht, tauchte der Fisch aus der Tiefe und sprach:

»Bist du’s, Peter? Bist du völlig im Märchen aufgegangen, oder hast du dich in deiner Marionette verloren? Oder hast du vielleicht Schaden an deinem Kopf genommen?«

»Sei nicht zornig, Fischlein, zürne nicht mir Leichtsinnigem«, sagte der Alte, »ich bin dem schönen Märchenklang nicht gewachsen. Ich habe viel Kraft aufgewendet, viele Spiele gespielt. Ich dachte, es wird was bringen – aber es ist alles weg. Ein einziges Durcheinander ist geblieben, das ist es, ja.«

Da tat dem Goldenen Fisch der alte Peter wieder leid. So alt ist er doch noch gar nicht!, dachte der Fisch.

Er schwamm näher heran.

»Ja«, murmelte er, »zumindest sieht es so aus, freilich sagt man, dass es den Menschen eigen ist, die alten Fehler in neue zu verbessern. Wenn du es geschafft hast, dich nach unserem letzten Gespräch unglücklich zu machen … Na gut, heraus mit der Sprache, was ist dir denn geschehen?«

»Na, meine Alte eben«, sagte Peter, »die ist wie ein eingezogener Schiefer. Kein einziger Meister kann neben ihr bestehen. Nein, am Anfang sah alles gut aus, solange ich mich als Wolke gefühlt habe oder als Wind im Feld oder als ein kleiner Regen, besser geht’s nicht.

Aber wehe, ich vergesse mich darauf«, seufzte er, »und alles ist wie gehabt. Aber wie soll ich mich nicht vergessen? Es passiert einfach, dass sie keift: ›Alter! Wo bist du? Was machst du? Rühr dich, Verfluchter!‹ Da fällt mir das Herz aus Gewohnheit in die Hose!

Du glaubst nicht, mein lieber Fisch«, seufzte der Alte, »wie viele Jahre sie mich schon auf diese Weise verspottet. Jede meiner Zellen ist davon durchdrungen. Wie soll sich da ein Meister neben ihr einleben? Sogar die Kakerlaken haben wegen ihr längst das Weite gesucht …«

»Und warum hast du nicht«, sagte der Fisch und wackelte mit der Flosse, »deine Bitterkeit genommen und deine Uneinigkeit mit deiner Alten und hast sie in ein spielerisches Bild verwandelt? Warum hast du ihm nicht die Freiheit gegeben, dem Bild? Warum hast du dich nicht verbrüdert mit ihm, warum bist du nicht mit ihm verschmolzen, warum hast du dein Missfallen nicht ausgeräumt?«

»Weiß der Geier!«, erregte sich der noch gar nicht so alte Alte, »ich bin dem wohl noch nicht gewachsen, wie es aussieht, überhaupt ist mir das alles ganz neu … Ich bin es nicht gewohnt, ein Techtelmechtel mit einem Problem anzufangen, noch neige ich dazu, mich dagegen zu stemmen …«

Er bewegte die Lippen, zupfte an seinem Bart und sagte vertraulich zu dem Fisch:

»Siehst du, die Frau ist so ein schwaches und schutzloses Wesen, von dem man sich keine Rettung erwarten darf. Auch wenn man sie verstehen kann – wer erwartet schon was Gutes von einer Rippe? – aber ich habe einfach keine Kraft mehr.

Unlängst erst«, fuhr der Alte fort, »saß sie vor dem Spiegel, da saß sie also und fragte mich: »Und wie viele Jahre würdest du mir geben, wenn du mich so anschaust?« Als hätte die alte Hexe nicht genug an eigenen Jahren, dass man ihr noch welche extra geben muss. Genau so hab ich ihr geantwortet … Du hättest darauf ihr Keifen hören sollen! Sie schickte mich zu dir, ›geh zu deinem Fisch und frag um eine neue Jugend für mich‹.

Sie hat sich wohl verausgabt, sie hat sich abgenutzt, ihr Haltbarkeitsdatum ist wohl abgelaufen«, kicherte Peter schadenfroh.

»Ja«, sagte der Goldene Fisch, nachdem er aufmerksam gelauscht hatte. »Nicht alles ist so schlecht, wie du denkst. Alles ist noch viel schlimmer. Verstehst du wirklich nicht, dass du von allen Seiten nur von dir selbst umgeben bist, dass es sich niemals lohnt, schlecht über andere zu sprechen, weil er doch als Teil von dir immer zuhört?

Ich wollte dir eigentlich nur durch die Erinnerung an deine ursprüngliche Vollkommenheit helfen. Ich ließ dich den Zustand des Meisters erneut fühlen. Aber wie man sieht, war das zu wenig.

Also, alles wie gehabt«, fügte er nachdenklich hinzu. »Aber kränke dich nicht, wenn das Erwünschte nicht sofort eintritt, das kann manchmal auch ein Glück sein. Und mit dir zusammen werden wir ein Bündel Maßnahmen ergreifen. Dein Fall ist kompliziert in seiner Banalität …«

»Eine Banalität?«, fragte der Alte irritiert. »Wenn es um etwas Kompliziertes geht, dann schaff ich das wohl nicht. Ich bin nicht mehr in dem Alter …«

»Lernen werden wir gar nichts«, lachte der Fisch. »Wir werden nur ein bisschen herumblödeln. Und was deine Jahre angeht, da denk dir nichts, du schaffst das, und nicht nur im Märchen. Du kriegst ein Rezept zum Jungbleiben, und wirst überhaupt ein richtig toller Kerl.«

»Danke dir, mein Fisch«, sagte der Alte ganz aufgeregt. »Ich dachte, das ist alles nur Geflunker mit der Jugend. Aber du wirst mir helfen, hast du beschlossen …«

»Ach!«, rief der Goldene Fisch »Auch ein Knebel, der in Honig getaucht ist, ist ein Knebel. Besonders, wenn man ihn nicht in den Mund steckt, sondern direkt ins Hirn … Die Zeit zu helfen ist vorbei, Peter, such dir jetzt selber dein Glück. Einen Rat gebe ich dir noch, aber nicht mehr.

Meine Zeit in deiner Geschichte läuft ab«, fuhr der Fisch fort. »Andere werden dir über den Weg laufen, höre ihnen aufmerksam zu. Es gibt keine zufälligen Begegnungen im Leben. Auch wenn der Zufall die Welt regiert, so bist es doch du, der den Zufall regiert. Dir steht noch bevor zu begreifen, dass sich dein ganzes Schicksal unter deiner Mütze versteckt.

Vergiss niemals, dass in dieser Welt nur das existiert, was du über diese Welt empfindest.

Und suche dich selbst«, fuhr der Fisch fort, »aber nicht den armseligen, gequälten, sondern den freien und glücklichen Peter. Schweife nicht in die Ferne. Sei nicht vorschnell klug. Zum Anfang schau dich einfach an. Wer in dir wohnt, das weißt du bereits.

Tritt aus dir heraus, Peter«, sagte der Fisch, »verlasse dich, den unansehnlichen, aber gewohnten und vertrauten Peter. Betrachte dich von der Seite. Schau dich an, bis du zu lachen anfängst. Denn es ist wirklich komisch, wenn du deine Marionettenwichtigkeit wie im Theater von außen betrachtest. Dann beginnt vielleicht dein richtiger Weg.«

So sprach er, wedelte mit der Schwanzflosse und verbarg seinen Glanz im blauen Meer.

–––

Lange noch stand der Alte am Ufer und starrte auf die schaumigen Wellenkämme, bis er zitterte vor Kälte. Da umschlang er sich selbst mit seinen Armen, so nass und erbärmlich wie ihm zumute war, und schleppte sich hängenden Kopfes fort.

Im Gehen stützte er sich auf die Uferfelsen und murmelte vor sich hin.

»Es ist Zeit zum Steinewerfen«, grämte er sich, »und Zeit, über diese Steine zu stolpern …

Wenn ein Stein auf einen Menschen fällt, ist es schlecht für den Menschen. Wenn ein Mensch auf einen Stein fällt, ist es wiederum schlecht für den Menschen … Wie man es dreht und wendet, für den Menschen ist es immer schlecht …

Moment, was hat das mit mir zu tun?«, rief sich Peter zur Ordnung. »Die Alte ist gar nicht hier, und trotzdem jammere ich. Kopf hoch, ein bisschen dreister, versteck dich nicht, du Meister!«

Peter blickte nach innen, da sah er sein schweres Herz, er fühlte den Steinbrocken seiner Seele, grau und kalt, vom Wind gezeichnet … Da umgab er den Stein mit seiner inneren Wärme, tat, als würde er ihm Zauberkraft schenken, und dachte: Such dir dein Glück selber! Da löste sich der Stein und fiel ins Nirgendwo. Er spürte die Weite und eine seltsame Leichtigkeit, die im Winde spielte. Und schon erblickte ihn Peter, der Alte, aber nicht mehr als Stein, sondern als, ja, als Vogelscheuche, bunt und auf der weiten Ebene im Wind flatternd.

Da spreizte der Alte seine Arme, richtete sich zu seiner ganzen Größe auf, spürte eine hölzerne Schlankheit in sich und eine lumpenhafte Leichtigkeit, als wäre er wirklich zur Vogelscheuche geworden. So stand er da und schwankte im Wind, und wurde von Ruhe erfüllt …

Und da hatte er genug davon, mit zur Seite gestreckten Armen im...

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