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E-Book

Der Weg zur Prosperität

AutorStephan Schulmeister
VerlagecoWing
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl480 Seiten
ISBN9783711052155
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Von der Vollbeschäftigung in die Krise - und wieder heraus Seit 45 Jahren nehmen in Europa Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung zu. Der Sozialstaat wurde geschwächt, Millionen Menschen leben in Armut. Immer mehr erhoffen sich soziale Wärme in der nationalen Volksgemeinschaft oder flüchten sich in populistische Weltbilder. Doch was löste die Finanzkrise aus und weshalb wird sie durch neoliberale Empfehlungen nur noch verschärft? Wie prägt eine Ideologie, nach der nur die Konkurrenz das ökonomisch Beste ermöglicht, unser Zusammenleben? Welche Alternativen gibt es? Verständlich und detailliert erklärt Stephan Schulmeister in Der Weg zur Prosperität die vorherrschende neoliberale Wirtschaftstheorie und benennt die Ursachen für den beständigen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Niedergang Europas. - Was können wir aus der unterschiedlichen Beurteilung der Krise in Griechenland lernen? - Wie unterscheiden sich Keynesianismus und Neoliberalismus in ihrem Blick auf Wirtschaft, Märkte und Menschen? - Wie konnte der europäische Wohlstand gelingen und was gefährdet ihn heute? - Auf Basis welcher Theorien entstand die Eurozone? Ist sie stabil? - Wie radikal haben neoliberale Grundwerte unser politisches und gesellschaftliches Leben verändert? Warum wir den Finanzkapitalismus überwinden müssen Stephan Schulmeister, einer der bekanntesten Ökonomen Österreichs, erklärt in seinem Buch den »marktreligiösen« Charakter der neoliberalen Theorien. Er kritisiert den Neoliberalismus als Ideologie im Interesse des Finanzkapitals. In dieser Form des Kapitalismus werden keine realen Werte produziert, sondern nur noch versucht, Geldwerte zu vermehren. Die Realwirtschaft benötigte noch gutverdienende Menschen, die die Produkte kaufen können. In der neoliberalistischen Weltordnung erscheint der Arbeiter nur noch als Kostenfaktor, den es zu senken gilt. Dies führt zu einem Teufelskreis aus zunehmender Arbeitslosigkeit, Staatsschulden und Sozialabbau. Doch »Am Ende einer Sackgasse muss man neue Wege suchen.« Der Ökonom Stephan Schulmeister rechnet nicht nur mit dem Neoliberalismus ab - er hat die Navigationskarte für den Weg aus der Finanzkrise entworfen!

Stephan Schulmeister, geboren 1947, forschte von 1972 bis 2012 am von Friedrich A. von Hayek gegründeten Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO in Wien und gehört zu den bekanntesten Ökonomen Österreichs. Seine Forschungsschwerpunkte sind die längerfristige Wirtschaftsentwicklung und das Verhältnis von Real- zur Finanzwirtschaft. Er kritisiert den Neoliberalismus als Ideologie im Interesse des Finanzkapitals, nicht des Realkapitals, und sieht sich daher als Freund des Unternehmertums.

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Leseprobe

2.DER MARKT ALS HÖHERES WESEN: IDEALISTISCHE VERSUS REALISTISCHE WIRTSCHAFTSTHEORIEN


Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften kann man zwei gegensätzliche »Denkstile« und Theorietypen unterscheiden, die idealistische und die realistische Ökonomie.

Im ersten Fall geht der Theoretiker von einem Idealzustand aus: Die ökonomische Interaktion von Menschen auf Märkten führt zu einem allgemeinen Gleichgewicht, das den effizientesten Einsatz knapper Mittel und den maximalen Nutzen gewährleistet. Man analysiert, welche Annahmen über Akteure und Markteffizienz nötig sind, damit eine solche Modelllösung möglich wird: Menschen werden als nur individuelle, nur rationale, nur eigennützige Wesen mit identischen Präferenzen und vollkommener Information »modelliert«.1

Der Denkprozess ist deduktiv. Empirisch beobachtete Abweichungen vom theoretischen Optimum werden »theoriekonsistent«, also innerhalb der Logik des Modells, erklärt. Daher muss etwa Arbeitslosigkeit durch überhöhte Lohnkosten und/oder Regulierungen verursacht sein. Idealistische Ökonomen sehen sich als »wertfreie Wissenschaftler«, Abstraktion verdeckt ihr Erkenntnisinteresse, Mathematik verleiht den Schein von Objektivität.2

Als »realistische Ökonomie« bezeichne ich einen Denkansatz, der vom Konkreten ausgeht, die »Polaritäten« der Menschen als rationale und emotionale, individuelle und soziale, eigennützige und altruistische Wesen berücksichtigt und auf induktivem Weg Regelmäßigkeiten in ihren Verhaltensweisen und Interaktionen herauszufinden sucht. Auch in diesem Falle werden die Beobachtungen vorstrukturiert, doch ist das Wahrnehmungsraster beweglicher und weiter als in der idealistischen Ökonomie und daher offen für Neues. Realistische Ökonomen begreifen sich selbst nicht als wertfreie Wissenschaftler, weil sie wissen: Theorien verändern sich als Reaktion auf – »rätselhafte« – Entwicklungen in der Realität; haben sie sich durchgesetzt, verändern sie umgekehrt die Realität.

Der unübertroffene Meister der realistischen Ökonomie ist Adam Smith (siehe Kapitel 4). Andere große Ökonomen wie David Ricardo, Karl Marx, John Maynard Keynes oder Friedrich von Hayek folgen in manchen Bereichen dem idealistischen, in anderen dem realistischen Denkstil.3

Umwälzende Erkenntnisse werden immer auf realistisch-induktivem Weg gewonnen. Denn sie stellen Lösungen großer »Rätsel« dar, die nur gelingen können, wenn man aus den »eingeschliffenen Gedankenbahnen« ausbricht, sich in die Widersprüche zwischen der herrschenden Theorie und der Empirie vertieft und die »kognitiven Dissonanzen« nutzt, um sie in Impulse für das Neue zu verwandeln.

Das Wechselspiel zwischen Theorie und Realität prägt die langfristige Wirtschaftsentwicklung. So hat die Dominanz der idealistischen Gleichgewichtstheorie in den 1920er-Jahren zur nachfolgenden Depression beigetragen. Deren Erklärung durch die realistische Theorie von Keynes prägte die Entwicklung bis in die 1970er-Jahre. Seither dominiert wieder der idealistische Denkstil.

Das Marktdiagramm als Wahrnehmungsraster


Um den idealistischen Denkstil zu begreifen, muss man jenes Raster kennen, das Ökonomen zur Ordnung und Interpretation ihrer Beobachtungen verwenden: das Marktdiagramm. Es stellt gewissermaßen den »Grundschliff« der »neoliberalen Brille« dar. Mit ihm erklärt man die Veränderungen von Preisen und Mengen eines Gutes aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Der Marktmechanismus sorgt dafür, dass sie ins Gleichgewicht kommen.

Nachfrage- und Angebotskurven sind gedankliche Konstruktionen, die (hypothetische) Veränderungen von angebotener und nachgefragter Menge als Folge von (hypothetischen) Preisänderungen darstellen.4 Empirisch beobachtbar sind die Kurven nicht, sondern lediglich einzelne Tauschakte – ob sie zu Gleichgewichtspreisen erfolgten, weiß man nicht. Nur unter der Annahme, dass der Preis- und Konkurrenzmechanismus allein ausreicht, angebotene und nachgefragte Menge zum Ausgleich zu bringen, lassen sich Ungleichgewichte auf Abweichungen der tatsächlichen Preise von ihren Gleichgewichtswerten zurückführen.

Ist etwa eine Theateraufführung frühzeitig ausverkauft (die nachgefragte Menge übersteigt das Angebot), war der Eintrittspreis zu niedrig; bleibt ein Kinosaal fast leer, so war der Preis zu hoch; droht ein Obsthändler am Wochenendmarkt auf seinem Erdbeerangebot (teilweise) sitzen zu bleiben, so hat er den Preis zu hoch angesetzt (und senkt ihn gegen Verkaufsschluss).

Abbildung 2.1 a): Das Marktdiagramm (Basisdiagramm)

Abbildung 2.1 zeigt das Marktdiagramm von Nachfragekurve D0, Angebotskurve S0 sowie Preis und Menge im Gleichgewicht (D und S stehen für »demand« und »supply«). Die Nachfragekurve hat fallenden Verlauf: Je niedriger der Preis, desto größer die nachgefragte Menge (ist die Kurve steil, so reagiert die Nachfrage auf Preisänderungen nur schwach, wie etwa jene nach Zigaretten oder Erdöl). Die Angebotskurve hat einen steigenden Verlauf: Je höher der Preis, desto mehr wird angeboten bzw. produziert (kurzfristig ist die Kurve steil, weil die Produktion nicht rasch auf Preisänderungen reagieren kann).

Im Schnittpunkt befindet sich der Markt im Gleichgewicht, und zwar bei einem Preis von P0 und einer Menge Q0 (angebotene und nachgefragte Menge sind gleich). Liegt der Preis darüber, etwa bei P2, dann ist die angebotene Menge Q2 größer als die nachgefragte Menge Q1, das Umgekehrte gilt bei einem Preis unter dem Gleichgewichtsniveau. Die Konkurrenz zwischen Anbietern bzw. Nach-fragern wird dann den Preis zu seinem Gleichgewicht treiben.

Innerhalb dieser erdachten Welt lassen sich Preis- und Mengenänderungen auf Verschiebungen der Nachfrage- bzw. Angebotsfunktion reduzieren, ohne dass man deren Ursachen kennen muss. Wenn Preise und (umgesetzte) Mengen steigen, dann muss die Nachfrage stärker geworden sein (die entsprechende Kurve hat sich nach rechts oben verschoben). Dahinter können eine höhere Kaufkraft der Konsumenten (als Folge von Lohnsteigerungen), eine erfolgreiche Werbekampagne oder eine Mode stecken. Gehen hingegen Preis und Menge gleichzeitig zurück, kann das nur daran liegen, dass die Nachfrage sinkt, sei es wegen nachlassender Kaufkraft oder weil das Gut außer Mode kommt (die Kurve verschiebt sich somit nach links unten).

Abbildung 2.1 b): Angebotsverschiebung

Abbildung 2.1 c): Nachfrageverschiebung

Veränderungen von Preisen und Mengen werden im Rahmen dieses Kreuzdiagramms interpretiert. Sinkt etwa ein Güterpreis von P0 auf P1 bei gleichzeitiger Erhöhung der umgesetzten Mengen von Q0 auf Q2, dann muss sich die Angebotskurve nach rechts unten verschoben haben (von S0 nach S1 in Diagramm b von Abbildung 2.1 = Ausweitung des Angebotes). Steigt hingegen der Preis bei gleichzeitiger Umsatzreduktion, so muss sich die Angebotskurve nach links oben verschoben haben (von S0 nach S2). Dabei wird immer angenommen: Der Markt ist im Gleichgewicht (angebotene = nachgefragte Menge).

Steigt der Preis von P0 auf P2 bei gleichzeitiger Erhöhung der umgesetzten Mengen von Q0 auf Q2, so muss sich die Nachfragekurve nach rechts oben verschoben haben (D0 > D2 in Diagramm c von Abbildung 2.1). Beobachtet man hingegen einen gleichzeitigen Rückgang von Preis und Menge, so muss die Nachfrage insgesamt schwächer geworden sein (D0 > D1). Wieder wird unterstellt, dass es sich um Gleichgewichtspreise handelt.

Die Angebotsfunktion verändert sich in Abhängigkeit von den Produktionskosten oder durch »Schocks« wie Naturkatastrophen oder Ernteschwankungen. Steigen etwa die Kosten oder kommt es zu einer Missernte, so verschiebt sich die Angebotskurve nach links oben, und der Schnittpunkt »wandert« auf der Nachfragekurve aufwärts. Umgekehrt gilt: Wenn ich steigende Preise und sinkende Umsätze beobachte, so muss sich die Angebotskurve nach links oben verschoben haben.

Das Marktdiagramm bildet das Fundament jedes Ökonomiestudiums und dient jedem Ökonomen als Orientierungssystem. Innerhalb dieser Denkwelt lassen sich Beobachtungen leicht zuordnen und erklären. Wenn etwa Griechenland weniger exportiert als importiert, dann müssen griechische Güter zu teuer sein und können am besten durch eine Abwertung verbilligt werden (daher sollte Griechenland die Währungsunion verlassen). Zu solchen Schlüssen regen Gedankenexperimente auf Basis des Marktdiagramms an. Dazu muss man freilich immer die Annahme ceteris paribus machen (»wenn alles andere gleich bleibt, dann …«) – leider ist das in der Praxis nie der Fall.

Für eine detaillierte empirische Analyse der Entwicklungen auf konkreten...

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