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E-Book

Von der Welt und den Elementen

AutorPlinius
Verlagmarixverlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783843803878
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
'Sei mir gegrüßt, Natur, du Mutter aller Dinge, und nimm es gütig auf, dass unter den Quiriten ich allein es bin, der dich in allen deinen Werken verherrlicht hat.' Gaius Plinius Secundus Gaius Plinius Secundus war so etwas wie der Diderot der römischen Antike. Seine ausführliche Naturgeschichte liefert einen umfassenden Überblick über alle bekannten Kulturtechniken und den Wissensstand seiner Zeit. Damit stellt sie eine unschätzbare Quelle des antiken Wissens dar. Dieser Auszug behandelt die damals gängige Elementenlehre und Kosmologie und dient als Einführung in das übrige Werk. Plinius rühmt die Freigiebigkeit und Hoheit, die Erhabenheit und Kraft der Natur und schreibt ihr göttliche Providenz zu.

DR. LENELOTTE MÖLLER studierte Geschichte, Latein und evangelische Theologie in Saarbrücken, Basel und Mainz; die Promotion in Geschichte folgte im Jahr 2000; sie unterrichtet am Gymnasium Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis. Im marixverlag sind von ihr u.a. folgende übersetzungen erschienen: Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, die Cicero-Briefe, Titus Livius' Römische Geschichte, Senecas Vom glücklichen Leben, Plutarchs Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft,Polybios' Der Aufstieg Roms und Lukians Vom beinahe vollkommenen Menschen. Sie ist außerdem Mitherausgeberin der 2-bändigen Plinius-Ausgabe. GAIUS PLINIUS SECUNDUS (der Ältere) wurde 23 n. Chr. im heutigen Como geboren. Er war römischer Verwaltungsbeamter, Naturphilosoph, Universalgelehrter, Offizier und enger Freund des Kaisers Vespasian. Er starb 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuv. Heute gilt Plinius als einer der wichtigsten Schriftgelehrten der Antike, dessen umfassende Naturgeschichte Naturalis Historia heute als Ur-Enzyklopädie bekannt ist. In insgesamt 37 Büchern versammelt er das Wissen der antiken Welt. Sie ist ein unvergleichlicher Schatz für Historiker und in vielen Belangen überhaupt die einzig erhalten gebliebene Quelle für bestimmte Informationen über Kulturtechniken und den Wissensstand der römischen Antike: Botanik und Kosmologie, Geographie, Medizin, Agrartechnik und Bergbau, Kunst und Zoologie. Der hier vorliegende Auszug aus dem monumentalen Werk dient als kosmologische und naturphilosophische Einleitung zum Übrigen

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Leseprobe

Plinius’ praefatio zum
Gesamtwerk


C. Plinius Secundus an den Kaiser Titus Vespasianus


1 Die Bücher der Naturgeschichte, ein unter den Schriften1 Deiner Römer2 noch neues Werk, erst jüngst von mir vollendet, habe ich beschlossen, Dir, geliebtester Kaiser (dieser Titel, an den wir durch Deinen erhabenen Vater3 schon lange gewöhnt sind, sei auch der Deiner würdigste), in einer freimütigen Zuschrift vorzutragen. Du pflegtest ja meinen unbedeutenden Arbeiten einigen Wert beizulegen4 – dass ich den Catull, meinen Landsmann (Du kennst auch dieses militärische Wort), anzuführen wage; denn derselbe bediente sich, wie Du weißt, nicht der feinsten Ausdrücke, als ihm seine setabischen Tücher5 vertauscht waren, weil er sie als Geschenk von seinen Freunden Veraniolus und Fabullus sehr in Ehren hielt. 2 Zugleich soll aber durch diese meine Kühnheit das in Erfüllung gehen, über dessen Unterlassung Du Dich auf ein früheres ehrerbietiges Schreiben von mir beklagt hast, damit einige Deiner Taten ans Licht treten und jedermann erfahre, wie würdig Du der Beherrschung des Römischen Reiches bist. 3 Du hast Triumphe gehalten, warst Zensor, sechs Mal Konsul und Dir wurde die Macht eines Tribuns zuteil; aber groß und edel hast Du gehandelt, da Du, als Befehlshaber der Leibwache, Deinem Vater und dem Ritterstande Deine Dienste widmetest, und das alles tust Du für den Staat, mir aber bist Du ebenderselbe im Feldlager. Bei Dir hat die Größe des Glücks nichts geändert, als mehr und mehr nützlich zu sein. 4 Wenn daher den Übrigen alle jene Mittel zu Gebote stehen. Dir Verehrung zu erweisen, so bleibt mir, um Dir auf eine vertrauliche Weise zu huldigen, nur die Kühnheit übrig. Diese magst Du Dir selbst anrechnen, und, wenn ich schuldig bin, verzeihen. Ich wollte aller Blödigkeit entsagen, kann sie aber dennoch nicht ganz ablegen, denn Du trittst mir auf anderem Wege zu mächtig entgegen, und bestimmst mich durch Deine große Gelehrsamkeit, noch weiter zurückzuweichen. 5 Noch bei keinem glänzte so sehr die wahre rednerische Kraft, die Beredsamkeit der tribunizischen Gewalt. Wie donnerst Du das Lob des Vaters! Wie lieblich bist Du beim Lob des Bruders! Wie groß ist Dein Dichtertalent! Oh, welche Fruchtbarkeit des Geistes! Du wusstest auch den Bruder6 nachzuahmen. 6 Aber wer kann dies alles wohl ohne Furcht würdigen, wenn er sich dem überdies noch erbetenen Urteil Deines Geistes unterwerfen will? Denn die Lage derer, welche etwas öffentlich herausgeben, ist verschieden von denen, welche Dir speziell etwas widmen. In jenem Falle könnte ich sagen, warum liest Du dies, mein Kaiser? Es ist für das niedere Volk, die Bauern, Handwerker, zum Ausfüllen müßiger Stunden geschrieben; wer hat Dich zum Richter bestellt? Als ich dieses Werk schrieb, warst Du nicht mit auf jener Liste. Ich hielt Dich für zu erhaben, als dass ich glauben sollte, Du würdest Dich soweit herablassen. 7 Überdies gibt es ja auch eine öffentliche Zurückweisung bei den Gelehrten. Ihrer bediente sich M. Tullius7, der doch über alle Geistesarmut erhaben ist, und ließ sich, was mich wundert, durch einen Sachwalter verteidigen. »Es ist nicht für die gelehrtesten Männer bestimmt; ich will nicht, dass Manius Persius, ich will, dass lunius Congus mich lese«. Wenn dies Lucilius8, der zuerst eine satirische Schreibart einführte, von sich sagen zu müssen glaubte, wenn Cicero solches von ihm entlehnte, namentlich, als er über den Staat schrieb, um wie viel eher habe ich Ursache, mich vor irgendeinem Richter zu verwahren! 8 Aber dieses Schutzmittels habe ich mich durch meine Zuschrift selbst begeben; denn es ist ein großer Unterschied, ob jemand einen Richter durchs Los erhält oder ihn wählt; ferner sind die Zurüstungen bei einem geladenen Gast verschieden von denen bei einem unvermuteten.

9 Wenn bei Cato, jenem Feind von zudringlichen Amtsbewerbungen, der sich über versagte Anstellungen, gleichsam als wären sie unveräußerlich, freute, die Bewerber in den hitzigsten Versammlungen ihr Geld niederlegten, so gaben sie vor, sie täten dies ihrer Unschuld wegen, die sie für das beste aller menschlichen Güter hielten. Dahin zielt jener edle Ausruf des M. Cicero: »Du glücklicher M. Porcius, von dem niemand eine Ungerechtigkeit zu begehren wagte«! 10 Als L. Scipio Asiaticus sich an die Tribunen, unter denen auch Gracchus war, um Hilfe wandte, lieferte er dadurch den Beweis, dass er sich auch dem Urteil eines feindlichen Richters unterwerfen könne. So ernennt ein jeder irgendeinen zum höchsten Richter seiner Angelegenheit, wenn er wählt, und daher kommt auch der Ausdruck »Aufruf«.

11 Dass Du auf den höchsten Gipfel des menschlichen Geschlechts gestellt, mit größter Beredsamkeit und Gelehrsamkeit begabt bist, ja selbst von den Dich Grüßenden ehrfurchtsvoll begegnet wirst, ist mir bekannt. Daher besorge ich, dass das, was Dir gewidmet wird, auch Deiner würdig sei. Aber es opfern ja die Landleute und viele Völker den Göttern mit Milch und spenden mit Salz vermischtes Mehl, weil sie keinen Weihrauch haben; und niemals wurde es für ein Laster gehalten, die Götter so zu verehren, wie man es vermochte. 12 Meine Kühnheit wird indessen noch dadurch vermehrt, dass ich Dir diese Bücher von leichterer Arbeit gewidmet habe; in ihnen vermisst man einen erhabenen Geist, der mir überdies nur in sehr mäßigem Grad zuteilward; auch fehlen darin, wegen Trockenheit der Materie, Abschweifungen, Reden, Gespräche, merkwürdige Ereignisse, verschiedene Vorfälle oder Gegenstände, welche angenehm zu nennen und interessant zu lesen wären.

13 Das Wesen der Dinge, d.h. ihr Leben wird darin beschrieben, und zwar von seiner schmutzigsten Seite, so dass vieles mit gemeinen oder auswärtigen, ja sogar barbarischen und von einem anständigen Vorwort begleiteten Namen bezeichnet werden musste. 14 Zudem ist dies bis jetzt nur erst ein Pfad, keineswegs eine von Schriftstellern schon betretene Straße oder eine solche, auf welcher der Geist gern wandeln möchte. Niemand unter uns hat ihn noch benutzt; niemand unter den Griechen, der alle diese Gegenstände allein behandelt hat. Viele suchen nur die angenehme Seite der Studien auf. Was aber von anderen mit außerordentlichem Scharfsinn bearbeitet sein soll, das liegt noch in tiefem Dunkel. Ich beabsichtigte nun, alles das zu berühren, was, nach dem Ausdruck der Griechen, in eine »Enzyklopädie« gehört, was entweder noch unbekannt oder noch nicht sicher erforscht ist. Andere Materien sind aber von vielen Autoren bereits zum Überdruss besprochen worden. 15 Es ist eine schwierige Sache, alte Dinge in ein neues Gewand zu kleiden, neuen Dingen Ansehen, abgenutzten Glanz, dunklen Licht, faden ein gefälliges Gewand, zweifelhaften Glauben, allen aber ihr Wesen und dem Wesen alles, was ihm gehört, zu geben. Daher erscheint schon der Wille löblich und schön, wenn auch das Ziel nicht ganz erreicht wird. 16 Ich bin wenigstens der Ansicht, dass ein besonderer Umstand in dem Bestreben derer liegt, welche nach überwundenen Schwierigkeiten, den Nutzen zu helfen der Sucht zu gefallen vorzogen, und dieses Prinzip habe ich auch in anderen Schriften befolgt. Daher gestehe ich meine Verwunderung über den berühmten Schriftsteller T. Livius9, welcher einen Band seiner vom Ursprung Roms beginnenden Geschichte also eröffnet: »er habe sich schon Ruhm genug erworben und hätte seine Tätigkeit einstellen können, wenn nicht sein rastloser Geist an dem Werk selbst Nahrung fände.« Denn ihm ziemte es wahrlich, zum Ruhm der Völker besiegenden Nation und des römischen Namens und nicht für seinen eigenen jenes Werk zu verfassen. Es wäre verdienstvoller gewesen, wenn er aus Liebe zur Sache, nicht seines Geistes wegen, und für das römische Volk, nicht aber für sich so beharrlich gearbeitet hätte.

17 Zwanzigtausend merkwürdige Gegenstände (sie sollten daher, wie Domitius Piso sagt, eher Schatzkammern und nicht Bücher heißen), gesammelt durch das Lesen von etwa zweitausend Büchern, unter welchen erst wenige ihres schwierigen Inhalts wegen von den Gelehrten benutzt sind, von Hundert der besten Schriftsteller10, habe ich in XXXVI Bänden zusammengefasst, dazu aber noch vieles gefügt, wovon entweder unsere Vorfahren nichts wussten, oder was das Leben erst später ermittelt hat. 18 Ich zweifle indessen nicht, dass auch mir manches entgangen ist; ich bin ja Mensch, mit Geschäften überhäuft, arbeitete an dem Werk nur in meinen Nebenstunden, d.h. des Nachts, um der Meinung nicht Raum zu geben, als...

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