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Der Zweite Punische Krieg

AutorEsther Hornung
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl103 Seiten
ISBN9783638729697
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 50 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit will einen Überblick über den Zweiten Punischen Krieg geben, der von 218 bis 201 in weiten Teilen des Mittelmeerraumes herrschte. Die Quellenlage, auf der die Darstellung des Zweiten Punischen Krieges und die vielfältige Fachliteratur basieren, spiegelt die Seite des Siegers Rom wider. Karthagische Quellen liegen heute nur noch in Form von phönikischen Inschriften und archäologischen Funden vor. Lediglich in der griechischen Geschichtsschreibung wurde Karthagos Anschauung beschrieben, jedoch ist aufgrund der schlechten Quellenlage nur noch die Möglichkeit vorhanden, dies in Polybios Werken zu suchen. Wobei auch hier wieder eine Deutung aus der Sicht des Gewinners zu verzeichnen ist. Die Darstellung aus der Sicht des Gewinners wird noch durch die römischen und griechischen Klischees über die Karthager ergänzt. Seibert fasst diese wie folgt zusammen: 'Punisch war in der Antike synonym für hinterlistig, treulos und vertragsbrüchig. Perfidia punica oder Poeni foedifragi waren beliebte Schlagwörter.' Zeitgenössische Geschichtswerke antiker Autoren liegen uns nicht mehr vor. Polybios ist der Geschichtsschreiber, dessen Werk uns heute noch größtenteils vorliegt und der die geringste zeitliche Distanz zum Zweiten Punischen Krieg hatte. Polybios wurde im Jahre 200 v. Chr. geboren, also bereits nachdem der Krieg beendet war. Er liefert zwar einen sehr detaillierten Überblick über die ersten Jahre, jedoch liegt das Werk ab dem Jahr 216 nur noch in Fragmenten vor. Auch Diodor verfasste sein Geschichtswerk auf Griechisch, da er im 1. Jahrhundert v. Chr. in Agyrion auf Sizilien geboren wurde. Sein Werk ist wissenschaftlich umstritten. Die einzige heute noch vollständig erhaltene Darstellung des Zweiten Punischen Krieges ist die des Livius. Er lebte ungefähr von 59 v. Chr. bis 17 n. Chr., und zwischen dem Ereignis und seiner Niederschrift liegen demnach ungefähr 200 Jahre. Livius war Römer und gilt allgemein als prorömisch. Auch Appian behandelt den Zweiten Punischen Krieg. Er lebte in Alexandrien in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Appian ist sehr prorömisch und hielt selbst das Amt des procurator inne. Cassius Dios Geschichtswerk stammt aus dem 3. Jhd n. Chr. Der zeitliche Abstand zum Ereignis ist hier zum einen sehr groß und zum anderen ist das Werk auch nur noch fragmentarisch erhalten.

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Leseprobe

3. Der Kriegsverlauf


 

3.1 Vom Überschreiten des Ebros bis zu den Alpen


 

In Rom wollte man einen raschen Sieg erzielen, wobei der römische Kriegsplan vorsah, die beiden Machtzentren Karthagos einzunehmen, welche in Nordafrika und auf der Iberischen Halbinsel lokalisiert waren. Die beiden amtierenden Konsule waren Publius Cornelius Scipio und Tiberius Sempronius.[168] Über das weitere Vorgehen berichtet Livius:

 

„Nominatae iam antea consulibus provinciae erant; tum sortiri iussi. Cornelio Hispania, Sempronio Africa cum Sicilia evenit. Sex in eum annum decretae legiones et socium, quantum ipsis videretur, et classis, quanta parari posset. Quattuor et viginti peditum Romanorum milia scripta et mille octingenti equites, sociorum quadraginta milia peditum, quattuor milia et quadringenti equites; naves ducentae viginiti quinqueremes, celoces viginiti deducti.”[169]

 

Die Römer wollten demnach offensiv vorgehen. Sie waren dem karthagischen Heer sowohl personell wie materiell überlegen. Bengtson vermutet, dass Rom zu diesem Zeitpunkt die Gefahr, die von Karthago ausging noch nicht begriffen hatte, was man daran sieht, dass nur sechs Legionen für das erste Kriegsjahr laut Livius festgelegt wurden.[170] Bei Livius hält Hannibal zudem eine Rede, die zum einen den bevorstehenden Krieg rechtfertigt und zum anderen soll sie die Motivation bei seinen Truppen schüren. In dieser beschuldigt er die Römer, die Karthager eingeengt zu haben, indem sie ihnen Grenzen wie den Hiberus setzten. Außerdem soll Hannibal nach dem Raub an Sizilien und Sardinien Angst vor einem ähnlichen Schicksal für die beiden verbliebenen karthagischen Machtzentren, Spanien und Afrika, gehabt haben.[171] Diese Stelle bei Livius spielt sehr darauf an, was in der Zeit während und nach dem Zweiten Punischen Krieg geschehen sollte. Deshalb ist fraglich, ob Hannibal schon zu seiner Zeit diesen Vorausblick hatte, oder ob Livius mit seinem Wissen, was Karthago noch erfahren würde, dies schon mit in diese Situation gebracht hat.

 

Die Karthager hatten im Ersten Punischen Krieg eine folgeträchtige Niederlage erlitten, was dazu führte, dass sie auch beinahe ihre ganze Seemacht eingebüßt hatten. Ein erneuter Seekrieg war deshalb ausgeschlossen. Hannibal war klar, dass ihm keine Zeit für eine Aufrüstung blieb, wenn er einen Krieg im karthagischen Machtbereich Nordafrikas und Spanien vermeiden wollte. Dies war nötig, denn das karthagische Heer konnte nicht gegen das zahlenmäßig größere römische Heer gleichzeitig auf zwei Kriegsschauplätzen kämpfen. Deshalb fasste Hannibal den Entschluss, dem römischen Plan zuvorzukommen, indem er mit einem relativ kleinen Heer seinen Marsch nach Italien zu startete um gegen die Römer auf deren Boden zu kämpfen.[172] Huss fasst zu dieser Entscheidung treffend zusammen: „Karthago war in Spanien zu einer Landmacht geworden.“[173]

 

Die folgende Karte soll einen Überblick über die Marschroute Hannibals und dessen Heers verschaffen:

 

 

Abb. 2: Die von Hannibal eingeschlagene Route

 

Polybios gibt detailliert über die Maßnahmen Hannibals Auskunft, die dieser vor seinem Marsch traf. In Neukarthago hatte er mit seinen Truppen überwintert. Die Iberer ließ er in dieser Zeit in ihre Heimat zurückkehren, da er sich davon eine gute zukünftige Bindung erhoffte. Hannibal wies außerdem seinen jüngeren Bruder an, wie er die Herrschaft und die Truppen führen sollte und wie die Rüstungsmaßnahmen gegen die Römer auszuschauen hatten, wenn er selbst das Land verlassen haben würde. Außerdem traf Hannibal Vorkehrungen zur Sicherung der beiden karthagischen Machtzentren in Nordafrika und in Spanien. Polybios nennt es sehr klug, dass sich Hannibal dafür entschied, dass die Streitkräfte Nordafrikas Spanien schützen sollten und umgekehrt, da dies zu einer gegenseitigen Treue hilfreich war. So wurden rund 16000 Männer der Miliz Spaniens aufgestellt, um Afrika zu schützen. Diese Truppen waren Mastianer, Thersiten, Oreten und Olkaden, bestehend aus 1200 Reitern und 13850 Fußsoldaten. Hinzu kamen noch 870 Balearer. Für den Schutz der Stadt Karthago sollten 4000 Mann aus den Städten der Metagoniten sorgen, welche zugleich als Geiseln fungierten. In Spanien wurden rund 15000 Männer aus Afrika stationiert, die einmal für den Schutz Spaniens zuständig waren. Zweitens sollte durch sie die Expansion zwischen Ebro und den Pyrenäen fortgeführt werden. Die Fußsoldaten setzten sich aus 11850 Libyern, 300 Ligurern und 500 Balearern zusammen. Die Reiterei bestand aus 450 Libyphoinikern und Libyern, 300 Ilergeten und 1800 Numidern. Hinzu kamen noch 21 Kriegselefanten. Hannibal überließ Hasdrubal zudem eine karthagische Flotte zum Küstenschutz Spaniens, welche aus 57 Schiffen bestand, davon waren 50 Fünfruderer, zwei Vierruderer und fünf Dreiruderer. Nicht alle dieser Schiffe waren jedoch einsetzbar, da nur 32 Fünfruderer und fünf Dreiruderer bemannt waren.[174] Livius macht an dieser Stelle identische Angaben.[175] Die Vorkehrungen zum Schutz Spaniens und Karthagos traf Hannibal, da er sich klar darüber war, dass die Römer diese beiden Zentren sonst ungestört angreifen könnten, sobald er selbst mit dem Hauptheer auf dem Weg nach Italien wäre.[176]

 

Bevor Hannibal mit seinen Truppen aber den Marsch begann, traf er noch Vorbereitungen, die sich auf die Erkundung und die Sicherung der zu durchquerenden Gebiete im Westen der Alpen bezogen. Er schickte dafür Boten aus, die Informationen über die Gebietsbeschaffenheiten selbst einzogen. Zudem erbaten sie zum einen bei den ansässigen Stämmen westlich der Alpen die freie Durchquerung und zum anderen boten sie den Kelten, die in der Poebene ansässig waren an, mit ihnen Bündnisse zu schließen. Beide Aktionen belohnten sie durch Versprechungen und Geschenke. Die Kelten waren bereit, mit den Karthagern zu kooperieren, was für Hannibal von großer Bedeutung war. Zu der gleichen Zeit hatten die karthagischen Truppen ihr Winterlager in Neukarthago bezogen.[177]

 

Bei der weiteren Kriegsplanung entschied sich Hannibal also für den Weg über Gallien nach Italien. Hannibals Heer, das ihn auf seinen Marsch begleiten sollte, war in seiner Zusammensetzung sehr heterogen, da es sich um Söldner handelte. Polybios spricht anerkennend davon, dass das Heer sich aus Iberern, Ligurern, Kelten, Italiern, Phoinikern, Libyern und Griechen zusammensetzte und diese weder dieselbe Sprache noch Gesetze oder Sitten hatten. Das Heer lehnte und würde sich auch in Zukunft nicht gegen Hannibal auflehnen, worin Polybios dessen herausragende Führungsqualitäten sieht.[178]

 

Heute wird meist der Beginn des Marsches auf ungefähr Ende des Frühjahrs, genauer auf etwa Mai des Jahres 218 in Neukarthago festgesetzt.[179] Die karthagische Streitkraft umfasste zu diesem Zeitpunkt ungefähr 90000 Infanteristen und 12000 Kavalleristen unter der Führung Hannibals.[180] Außerdem umfasste der Tross 37 Kriegselefanten.[181] Appian gibt die selben Zahlen an, jedoch behandelt er den weiteren Verlauf sehr oberflächlich und soll deshalb für die nächsten Kapitel nicht mehr zu Rate gezogen werden.[182]

 

Hannibal teilte das Heer in drei Abteilungen und rückte mit ihnen über den Ebro zu den Pyrenäen hin vor.[183] Gleich zu Beginn gab es in den Pyrenäen heftige militärische Auseinandersetzungen mit den dortigen Stämmen der Barguiser, Airenosier, Ilergeten und Andosiner. Diese wurden zwar von dem karthagischen Heer rasch unterworfen, jedoch waren die Verluste auf der karthagischen Seite höher als erwartet. Der Offizier Hanno wurde im Gebiet zwischen dem Gebirge und dem Ebro mit 10000 Infanteristen und 1000 Kavalleristen als Statthalter zurückgelassen. Über die Bargusier gab Hannibal Hanno die despotische Gewalt, da er diese durch ihre römischen Sympathien am kritischsten betrachtete. Ungefähr die gleiche Zahl, die er mit Hanno zurückgelassen hatte, entließ Hannibal in ihre Heimat. Davon erhoffte er sich deren Wohlwollen und ihre Unterstützung für den Fall, dass er sie benötigte. Außerdem hoffte Hannibal, dass die Aussonderung der Unfähigeren die Disziplin des Heeres, das ihn begleiten sollte, festigen würde. Als Hannibal mit seinem Heer Ende Juli die Pyrenäen überquert hatte, umfasste es nur noch 50000 Infanteristen und 9000 Kavalleristen.[184] Bath vermutet, dass die Auseinandersetzungen in den Pyrenäen mit den dort ansässigen Stämmen so stark waren, da diese den Karthagern nicht zur Loyalität verpflichtet waren. Er mutmaßt, dass sie wahrscheinlich bereits von römischen Boten aufgesucht worden waren, was Polybios an der eben genannten Stelle eventuell mit der römischen Sympathie angibt. Es ist wahrscheinlich, da von den Karthagern bei ihren Vorbereitungen zuvor unter anderem auch die Kelten in Norditalien aufgesucht worden waren.[185]

 

Seinen Bruder Hasdrubal ließ Hannibal mit dem oben genannten Teil des Heeres, welches für den Schutz Spaniens und die weitere Herrschaftsausdehnung vorgesehen war, in Spanien zurück.[186]

 

Der Zeitpunkt des Aufbruchs Hannibals im Mai 218 in Neukarthago war angesichts der geplanten...

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