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Deutsche Verhältnisse

Eine Sozialkunde

VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl574 Seiten
ISBN9783593419657
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Diese Sozialkunde der Bundesrepublik stellt dar, wie Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sich in Deutschland historisch gewandelt haben, wo wir heute stehen und wohin die Entwicklung geht. Ausgewiesene Experten schreiben unter anderem zu den Themen sozialer Wandel, Migration, Familie, Bildung, innere Sicherheit, Wirtschaftsordnung, Arbeitsmarkt und Arbeitswelt, Zivilgesellschaft, Regierungssystem und Medien. Darüber hinaus zeigen mögliche Zukunftsszenarien: Trotz sozialer Ungleichheit, Generationenkonflikt und Demokratieverlust besteht die Chance auf eine Gesellschaft, die von Wachstum und Nachhaltigkeit geprägt ist. Das Standardwerk bietet einen Überblick auf dem neusten Stand der Soziologie und Politikwissenschaft. Mit Beiträgen von Hans-Jörg Albrecht, Maurizio Bach, Rolf Becker, Johannes Berger, Hartmut Häußermann, Martin Heidenreich, Stefan Hradil, Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Hans-Peter Müller, Oskar Niedermayer, Uwe Schimank, Josef Schmid, Manfred G. Schmidt, Norbert F. Schneider, Wolfgang Seifert, Roland Sturm, Jürgen Wilke, Annette Zimmer, Sascha Zirra und Michael Zürn.

Stefan Dradil war von 1991 bis 2011 Professor für Soziologie an der Universität Mainz.

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Leseprobe
Kapitel 8

Werte, Milieus und Lebensstile Zum Kulturwandel unserer Gesellschaft

Hans-Peter Müller

1 Einleitung: Wertewandel, Individualisierung und Erlebnisgesellschaft

Jede Gesellschaft weist eine Doppelnatur auf: Zum einen existiert sie als objektive Wirklichkeit in Gestalt ihrer Sozialstruktur. Sozialstruktur* bezeichnet das innere Gefüge und den Aufbau der Gesellschaft, vor allem die soziodemografischen Merkmale wie Bevölkerung, Wirtschaft (Arbeitsmarkt und Erwerbstätigkeit), Bildung, Familie und Lebensformen, aber auch die sozialökonomische Gliederung nach Klassen und Schichten. Zum anderen existiert sie als subjektiv wahrgenommene, mit Sinn und Bedeutung versehene Realität in Gestalt ihrer Kultur. Kultur umfasst Wissen und Artefakte, Ideen und Ideale, Werte und Normen, aber auch Einstellungen und Meinungen. Zur Gesellschaft gehört stets der Diskurs über die Gesellschaft. Die Gesellschaft besteht also aus Sozialstruktur und Kultur, aus Faktizität und Normativität, aus Wirklichkeit und Idealität, aus Realität und Reflexion. Das sind gleichsam zwei Seiten einer Medaille. Die Soziologie als Wissenschaft untersucht die Gesellschaft in ihrer Doppelnatur als Sozialstruktur und Kultur und ist damit selbst Teil der Kultur. Ihre Begriffe und Theorien sind keineswegs unschuldige und neutrale Instrumente, sondern sie werden von der sozialen Wirklichkeit selbst beeinflusst und prägen diese Wirklichkeit mit. Die Gesellschaftsanalyse bliebe blass ohne solche »Gesellschaftsbilder«, die den empirischen Fakten erst Sinn und Bedeutung verleihen und das Verstehen erleichtern. Begriffe wie Industriegesellschaft, Dienstleistungsgesellschaft, Informations- und Wissensgesellschaft geben uns eine erste Vorstellung, in welcher Gesellschaft wir leben (vgl. Kapitel 2: Sozialer Wandel). Auch die in den 1970er- und 1980er-Jahren aufkommenden Begriffe Wertewandel, Individualisierung und Erlebnisgesellschaft markieren solche Gesellschaftsbilder, die das Verständnis der sozialen und kulturellen Wirklichkeit in der alten Bundesrepublik geprägt haben. Wie muss man diese neuen Selbstbeschreibungen verstehen?

Der Gesellschaftsumbruch im Verlauf der Moderne

Die moderne Gesellschaft ging aus drei Revolutionen hervor: der ökonomischen Revolution und der Entstehung des Kapitalismus; der politischen Revolution und der Heraufkunft der Demokratie; der kulturellen Revolution und der Durchsetzung des Individualismus. Alle diese Merkmale - Kapitalismus, Demokratie und Individualismus - charakterisieren bis heute moderne (westliche) Gesellschaften. Aber die ökonomischen, politischen und kulturellen Voraussetzungen für die massenhafte Verwirklichung der damit verbundenen Werte der Freiheit, Gleichheit und Solidarität wurden in Deutschland erst nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen. Mit der sozialen Marktwirtschaft kam der Wohlstand, mit der Demokratie wurden aus deutschen Untertanen gleichberechtigte Bürger, und mit dem Individualismus wurde eine persönlich gewählte Lebensführung möglich. Allerdings erfolgte dieser Durchbruch zunächst im klassischen Gewand einer industriegesellschaftlich-autoritären Moderne, für die die »Adenauer-Zeit« in Westdeutschland typisch war. Erst im Gefolge von »1968« konnte dieses alte Gewand abgestreift werden. Dafür stehen die drei Stichworte Wertewandel*, Individualisierung* und Erlebnisgesellschaft*. Um diesen Umbruch genauer zu charakterisieren, seien zunächst die wichtigsten Begriffe definiert (2.). In Abschnitt 3 wird ausführlicher auf den Wertewandel eingegangen, in Abschnitt 4 auf die Individualisierung und die Pluralisierung sozialer Milieus und Lebensstile. In den darauffolgenden Abschnitten geht es dann um den Wandel von Biografien und Lebensläufen (5.) und um die Frage der Säkularisierung oder Rückkehr der Religion (6.). Abschließend wird unter den Stichworten Knappheit, Unsicherheit und Flexibilität ein Ausblick auf denkbare weitere Entwicklungen gegeben.

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Kapitel 1: Sozialkunde Deutschlands – Einleitung – Stefan Hradil10
Kapitel 2: Sozialer Wandel – Wohin geht die Entwicklung? – Uwe Schimank18
Kapitel 3: Bevölkerung – Die Angst vor der demografischen Zukunft – Stefan Hradil42
Kapitel 4: Migration – Vom Gastarbeiter zum Menschen mit Migrationshintergrund – Wolfgang Seifert68
Kapitel 5: Familie – Zwischen traditioneller Institution und individuell gestalteter Lebensform – Norbert F. Schneider95
Kapitel 6: Bildung – Die wichtigste Investition in die Zukunft – Rolf Becker122
Kapitel 7: Soziale Ungleichheit – Eine Gesellschaft rückt auseinander – Stefan Hradil153
Kapitel 8: Werte, Milieus und Lebensstile – Zum Kulturwandel unserer Gesellschaft – Hans-Peter Müller186
Kapitel 9: Innere Sicherheit und soziale Kontrolle – Wie viel Freiheit ist möglich? – Hans-Jörg Albrecht210
Kapitel 10: Siedlungsstruktur – Die neue Attraktivität der Städte – Hartmut Häußermann230
Kapitel 11: Wirtschaftsordnung und wirtschaftliche Entwicklung – Vergangenheit und Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft – Johannes Berger248
Kapitel 12ArbeitsmarktFür alle wichtig, für viele unsichererWolfgang Ludwig-Mayerhofer285
Kapitel 13: Arbeitswelt – Die Entgrenzung einer zentralen Sphäre – Martin Heidenreich/Sascha Zirra309
Kapitel 14: Demokratie – Deutschlands schwieriger »Weg nach Westen« – Manfred G. Schmidt331
Kapitel 15: Zivilgesellschaft – Ein Leitbild – Annette Zimmer348
Kapitel 16: Regierungssystem – Herausforderungen für Regierung und Verfassung – Roland Sturm361
Kapitel 17: Parteien und Wahlen – Die Entwicklung des politischen Wettbewerbs – Oskar Niedermayer379
Kapitel 18: Medien – Die »vierte Gewalt«? – Jürgen Wilke399
Kapitel 19: Sozialstaat – Eine Institution im Umbruch – Josef Schmid423
Kapitel 20: Europäische Integration – Zwischen Markt und Solidarität – Maurizio Bach450
Kapitel 21: Supranationalisierung – Die Zukunft der Staatlichkeit – Michael Zürn473
Kapitel 22: Zukunftsszenarien für Deutschland – Stefan Hradil496
Glossar513
Literatur544
Autoren559
Sachregister566

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