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Diagnostische Erhebungsverfahren

AutorFranz Petermann, Monika Daseking
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl364 Seiten
ISBN9783840921476
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis30,99 EUR
Das Fach »Psychologische Diagnostik« hat als angewandte Disziplin der Psychologie in den letzten Jahrzehnten in mehrfacher Weise an Bedeutung gewonnen. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Psychologie an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen hat. Immer mehr Entscheidungen werden durch die Expertise der Psychologie begründet oder optimiert. Dabei spielen diagnostische Erhebungsverfahren eine immer größere Rolle. Diagnostische Erhebungsverfahren werden in allen Bereichen der Psychologie eingesetzt; besonders zentrale Anwendungsgebiete stellen die Intelligenz-, Persönlichkeits- und Entwicklungsdiagnostik dar. Der Band geht auf die klinisch-psychologische, pädagogisch-psychologische Diagnostik genauso ein wie auf neuropsychologische Ansätze und Vorgehensweisen in der Eignungs- und Rehabilitationsdiagnostik. Der vorliegende Band vermittelt praxisnah Einblick in die Arbeitsweise der Psychologischen Diagnostik. Er verdeutlicht dabei die Methodenvielfalt und erläutert an ausgewählten Beispielen zentrale Basiskompetenzen des Handelns als Diagnostiker. Zahlreiche Kästen strukturieren die Inhalte, Reflexionsfragen dienen der optimalen Prüfungsvorbereitung.

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Kapitelübersicht
  1. Diagnostische Erhebungsverfahren
  2. Kapitel 1: Diagnostische Erhebungsverfahren: Eine Standortbestimmung
  3. Kapitel 2: Entwicklungsdiagnostik
  4. Kapitel 3: Persönlichkeitsdiagnostik
  5. Kapitel 4: Intelligenzdiagnostik
  6. Kapitel 5: Klinisch-psychologische Diagnostik
  7. Kapitel 6: Eignungsdiagnostik
  8. Kapitel 7: Pädagogisch-psychologische Diagnostik
  9. Kapitel 8: Neuropsychologische Diagnostik
  10. Kapitel 9: Rechtspsychologische Diagnostik
  11. Kapitel 10: Rehabilitationsdiagnostik
  12. Anhang
Leseprobe
Kapitel 2 Entwicklungsdiagnostik (S. 32-33)

In diesem Kapitel werden wichtige Grundlagen und Modelle der Entwicklungsdiagnostik erläutert; es erfolgt eine Konzentration auf das Kindesalter, da dieser Altersbereich auch heute noch den zentralen Einsatzbereich der Entwicklungsdiagnostik darstellt. Nach einer Übersicht über Ziele und Aufgaben der Entwicklungsdiagnostik wird auf den Einsatz allgemeiner und spezifischer Entwicklungstests eingegangen. Das Vorgehen wird an Beispielen illustriert und die Bedeutung von Screeningverfahren im Bereich der Entwicklungsdiagnostik hervorgehoben. Die Befunde der Entwicklungsdiagnostik dienen in erster Linie Ärzten sowie Mitarbeitern verschiedener Gesundheits- und pädagogischer Berufe als Arbeitsgrundlage; einige ausgewählte Fragestellungen aus diesen Bereichen werden ausgeführt.

2.1 Historisches

Die moderne Entwicklungsdiagnostik weist zumindest zwei historische Wurzeln auf: (1) das Erstellen von Tagebüchern, die die Entwicklung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen nachzeichnen; (2) strukturierte und ausführlich dokumentierte Verhaltensbeobachtungen aus dem Alltag von Säuglingen. Tagebücher, bei denen Eltern und/oder Forscher über die Entstehung ihrer Kinder berichten, bilden eine wichtige Quelle moderner Entwicklungspsychologie, auch wenn solche Methoden der Datenerhebung an Reputation verloren haben (vgl. Hoppe-Graff, 1998).

Prominente und frühe Vertreter, die Babybiografien publizierten, waren Darwin (1877) oder Shinn (1900). So veröffentlichte etwa Charles Darwin (1877) eine biografische Aufzeichnung der Entwicklung seines ersten Kindes, wobei er von der Zielsetzung geleitet wurde, Aussagen über die Natur des Menschen zu treffen, bevor dieser durch die Erziehung seine Natürlichkeit verloren hat. Mit solchen Tagebüchern sollte anhand von Alltagsbeobachtungen der Entwicklungsverlauf von Kindern am Einzelfall beschrieben werden. Bei diesem Vorgehen kamen die Methoden der Fremdbeobachtung (also Eltern/Forscher berichten über ihre Kinder) und der Selbstbeobachtung (Jugendliche verfassen Tagebücher über ihr Erleben und Verhalten) zum Einsatz. So berichteten der Physiologe Wilhelm Preyer (1882) und das Psychologenehepaar William und Clara Stern (1909) über die Entwicklung ihrer eigenen Kinder. Charlotte Bühler (1922), eine Wiener Entwicklungspsychologin, legte einen Tagebuchbericht einer weiblichen Jugendlichen vor, der die „Psychologie des Jugendalters“ jahrzehntelang prägte.

Auch wenn man die Aussagen dieser subjektiven Fallberichte und den Einsatz der biografischen Methode kritisch bewerten muss, da Einzelfallaussagen nur eingeschränkt verallgemeinert werden können (vgl. zusammenfassend Thomae & Petermann, 1983), sind die Leistungen dieser Pioniere zu würdigen, welche die moderne Entwicklungs- und Kinderpsychologie eingeleitet haben. In diesem Zusammenhang sind die Beobachtungen des Genfer Kinderpsychologen Jean Piaget (1975) besonders hervorzuheben, der aus dem Entwicklungsverlauf seiner eigenen Kinder wesentliche Beiträge zur Entwicklungspsychologie, aber auch zur kognitiven Psychologie ableitete. Besondere Verdienste um die Entwicklungsdiagnostik kommen dem Kinderarzt Arnold Gesell zu, der an der Yale Clinic of Child Development arbeitete. Gesell (1925, 1928) begann in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts mit einer besonders detaillierten und objektiven Entwicklungsbeschreibung, wobei es ihm auch gelang, Altersnormen für verschiedene Entwicklungsbereiche (z.?B. Motorik, Sprache) zu erstellen.

Eine besonders extreme Form, einen Entwicklungszustand zu beschreiben, stellte die Beobachtung eines Jungen über 24 Stunden dar, die ein dickes Buch füllt (Barker & Wright, 1951). Gerade die 24-Stunden-Beobachtungsmethode inspirierte Bühler und Hetzer (1932) zur Konstruktion ihrer Kleinkindertests, die eine Altersspanne vom ersten Lebensmonat bis zum Ende des 6. Lebensjahrs umfassten. Durch sehr detaillierte Beobachtungen von Kindern wurden von Bühler und Hetzer alterstypische Verhaltensweisen bestimmt, die den Testverfahren zugrunde gelegt wurden. Die Bühler-Hetzer-Kleinkindertests differenzieren dabei nach den folgenden sechs Entwicklungsdimensionen:

• Sinnesrezeption (Stöcke reichen, lauschen, tanzende Kreisel beobachten),
• Körperbeherrschung (frei sitzen, frei gehen, auf einen Stuhl steigen usw.),
• soziales Lernen (organisiertes Spiel mit Ball, Wechselspiel mit der Uhr usw.),
• Lernen (erinnern, zwei von drei versteckten Dingen finden, Silben nachsprechen usw.)
Inhaltsverzeichnis
Diagnostische Erhebungsverfahren1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort13
Kapitel 1: Diagnostische Erhebungsverfahren: Eine Standortbestimmung15
1.1Historisches16
1.2Zur Begrifflichkeit „Psychologische Diagnostik“17
1.3Ziele der diagnostischen Datenerhebung18
1.4Diagnostische Erhebungsverfahren in unterschiedlichen Anwendungsgebieten22
1.5Klassifikation psychologischer Testverfahren24
1.6Datenvielfalt und Aussagekraft diagnostischer Informationen28
Zusammenfassung30
Weiterführende Literatur30
Fragen31
Kapitel 2: Entwicklungsdiagnostik33
2.1Historisches34
2.2Entwicklungspsychologische Grundlagen und Modelle37
2.3Ziele und Aufgaben der Entwicklungsdiagnostik41
2.4Screeningverfahren in der Entwicklungs­diagnostik50
2.5Anwendungsgebiete der Entwicklungs­diagnostik53
Zusammenfassung59
Weiterführende Literatur59
Fragen59
Kapitel 3: Persönlichkeitsdiagnostik61
3.1Historisches62
3.2Grundlagen65
3.3Persönlichkeitstests73
Zusammenfassung92
Weiterführende Literatur93
Fragen93
Kapitel 4: Intelligenzdiagnostik95
4.1Historisches96
4.2Grundlagen und Modelle100
4.3Grundlagen zur Anwendung von Intelligenztests107
4.4Anwendungsbereiche der Intelligenzdiagnostik121
Zusammenfassung127
Weiterführende Literatur127
Fragen128
Kapitel 5: Klinisch-psychologische Diagnostik129
5.1Historisches130
5.2Ziele und Aufgaben der klinisch-psycho­logischen Diagnostik132
5.3Anamnese und klinisches Interview136
5.4Selbstbeurteilungsverfahren140
5.5Fremdbeurteilungsverfahren144
5.6Diagnostik sozialer Interaktionen151
5.7Felddiagnostik154
5.8Apparative Diagnostik156
Zusammenfassung158
Weiterführende Literatur159
Fragen159
Kapitel 6: Eignungsdiagnostik161
6.1Historisches162
6.2Eignungsdiagnostik in der Personalauswahl und im Personalmanagement164
6.3Tests und Fragebögen166
6.4Arbeitsproben175
6.5Einstellungsinterviews177
6.6Assessment-Center179
6.7Eignungsdiagnostische Erhebungsmethoden im Vergleich181
Zusammenfassung187
Weiterführende Literatur187
Fragen188
Kapitel 7: Pädagogisch-psychologische Diagnostik189
7.1Historisches190
7.2Ziele und Aufgaben der pädagogisch-­psychologischen Diagnostik191
7.3Anwendungsfelder der pädagogisch-­psychologischen Diagnostik192
7.4Diagnostik von Lernergebnissen209
Zusammenfassung214
Weiterführende Literatur215
Fragen215
Kapitel 8: Neuropsychologische Diagnostik217
8.1Historisches218
8.2Grundlagen und Ziele neuropsychologischer Diagnostik220
8.3Neuropsychologische Tests233
8.4Anwendungsgebiete der neuropsychologischen Diagnostik240
Zusammenfassung252
Weiterführende Literatur252
Fragen253
Kapitel 9: Rechtspsychologische Diagnostik255
9.1Historisches256
9.2Grundlagen, Aufgaben und Ziele der Sachverständigen­tätigkeit258
9.3Diagnostik im Kontext des Strafrechts267
9.4Diagnostik im Kontext des Familienrechts277
Zusammenfassung281
Weiterführende Literatur281
Fragen282
Kapitel 10: Rehabilitationsdiagnostik283
10.1Historisches284
10.2Ziele und Aufgaben der medizinischen Rehabilitation285
10.3ICF als Bezugssystem287
10.4Rahmenbedingungen der Rehabilitations­diagnostik290
10.5Diagnostische Erhebungsverfahren im Rahmen der Rehabilitation295
10.6Beschwerdenvalidierung303
Zusammenfassung311
Weiterführende Literatur311
Fragen311
Anhang313
Literatur315
Glossar342
Sachregister356

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