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Diakonische und gemeindepädagogische Studien- und Ausbildungsgänge

Eine Erhebung im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

VerlagEvangelischer Verlag Stuttgart GmbH
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783791880570
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Die Berufsgruppen im Diakonat tragen in großer Vielfalt zur Gestaltung von Kirche und Diakonie bei. In der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit, in der Gemeindediakonie und im Religionsunterricht, als Diakone und Diakoninnen in der Sozialen Arbeit und Pflege in diakonischen Unternehmen und Einrichtungen. So vielgestaltig wie die Berufsfelder sind die Studien- Ausbildungswege, die für diakonische und gemeindepädagogische Arbeitsfelder vorbereiten. Mit dieser Publikation werden in einer Vollerhebung erstmals empirische Daten von 56 Studien- und Ausbildungsgängen differenziert vorgestellt. Dargestellt werden Daten zum Studienaufbau, zu Arbeitsfeldern und Profilschwerpunkten, zu den Amts- und Dienstbezeichnungen und zur Berufungs- und Einsegnungspraxis. Mit dieser umfassenden Erhebung, die im Auftrag der Ad-hoc-Kommission zu' diakonischen und gemeindepädagogischen Berufsprofilen' der EKD durchgeführt wurde, liegen Daten vor, die die Vielfalt und Gemeinsamkeiten der diakonischen und gemeindepädagogischen Studien und Ausbildungsgänge im Raum der EKD sichtbar und diskutierbar machen. (Schriften der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg im Verlag der Evangelischen Gesellschaft)

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Leseprobe

Einleitung: Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf kirchliche Berufsgruppen


Annette Noller/Peter Höfflin

Die hier vorgestellten Ergebnisse einer Online-Umfrage zu den diakonischen und gemeindepädagogischen Studien- und Ausbildungsgängen wurde auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Erhebungsmethoden vom Institut für Angewandte Forschung (IAF) der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg in Zusammenarbeit mit der Ad-hoc-Kommission der EKD für ‚diakonische und gemeindepädagogische Berufsprofile‘ durchgeführt. Seit in der Evangelischen Kirche vor 40 Jahren die erste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung in Auftrag gegeben wurde, werden sozialwissenschaftliche Methoden in den Kirchen eingesetzt, um Glaubensüberzeugungen, Mitgliedschaftsverhalten, kirchliche Milieus, Gemeindepraxis, Kirchgang, Kasualpraxis und die Entwicklung kirchlicher Berufsgruppen, insbesondere die der Pfarrer/-innen, zu untersuchen. Neben der dogmatisch basierten Ekklesiologie hat sich die sozialwissenschaftlich fundierte Kirchentheorie als praktisch-theologische Wissenschaft seither etabliert. Mit ihrer Hilfe werden Gemeindeentwicklungskonzepte erstellt und Handlungsstrategien für kybernetische Herausforderungen der Kirchen entworfen.

Sozialwissenschaftliche Erhebungen geben Meinungen, Einschätzungen und Aussagen der Befragten zu denjenigen Fragekomplexen wieder, die von Auftraggebern und Forschenden als relevant und dem Forschungsfeld angemessen angesehen werden. Auf der Grundlage von Pretests werden Fragestellungen konzentriert und konkretisiert. Das ist auch in dieser Umfrage der Fall gewesen. Durch die Analyse der erhobenen Daten werden Beziehungen zwischen Antwortkomplexen hergestellt (z. B. Arbeitsfelder nach Trägerschaft). Dabei werden alte und neue Perspektiven auf bekannte Phänomene eröffnet. Vertraute Wahrnehmungen, wie beispielsweise die Diversität der Bildungslandschaft im diakonischgemeindepädagogischen Berufsfeld, werden bestätigt und differenziert abgebildet. Auch unerwartete Erkenntnisse über den Forschungsgegenstand werden sichtbar. So wurde die Kohorte der jährlich aus allen befragten Bildungsangeboten in den Arbeitsmarkt entlassenen Studien- und Ausbildungsabgänger/-innen mit 1127 angegeben – einer unerwartet großen Zahl. Auch die relative Homogenität von Antworten z. B. bei den Amts- und Dienstbezeichnungen (als Diakon/-in und seltener als Gemeindepädagogen) und Konvergenzen in gemeinsamen Arbeitsfeldern und Profilschwerpunkten (Gemeindepädagogik, Gemeindediakonie und Soziale Arbeit) können als erhellend angesehen werden. Mit Hilfe der sozialwissenschaftlichen Methodik werden somit einerseits Vorannahmen bestätigt und konkretisiert. Es werden aber auch andererseits vertraute Wahrnehmungen destruiert und neue Perspektiven eröffnet.

Im Unterschied zu gängigen Umfragen handelte es sich nicht um eine Stichprobenerhebung, sondern um eine Vollerhebung. Schließlich kam es darauf an, möglichst alle Ausbildungseinrichtungen einzubeziehen. Um dies zu erreichen und auch wegen der Komplexität der Materie, war eine umfassende Kommunikation in der Feldphase zu leisten. Als eine Herausforderung erwies sich die Bestimmung der Grundgesamtheit. Die Einschränkung auf die, in den drei kirchlichen Konferenzen (KTRF/KAL/KMA) organisierten Studien- und Ausbildungsgänge trägt einerseits zu einer klar definierten Gruppe von befragten Studien- und Ausbildungsgängen bei, sie schließt möglicherweise aber andererseits auch andere Perspektiven auf die Ausbildungslandschaft aus. Auch machte die kleine Kohorte der Befragten Probleme angesichts möglicher fehlerhafter Angaben oder auf Missverständnissen beruhender Aussagen. Diskussionswürdig sind in jeder empirischen Studie die Auswahl der in Grafik und Text präsentierten Daten, auch Kreuzungen von Daten beruhen auf Vorannahmen, die bereits Beziehungen von Datensätzen zueinander als sachgerecht und plausibel voraussetzen.

Trotz dieser ausschnitthaften Erfassung von Wirklichkeit bilden die empirischen Daten dennoch u. E. in erfreulicher Weise das differenzierte Feld der diakonischen und gemeindepädagogischen Studien- und Ausbildungsgänge, ihre Organisation der doppelten Qualifikation, ihre intendierten Arbeitsfelder und kirchlichen Amts- und Dienstbezeichnungen ab. Sie geben Aufschluss über Größe, Profilschwerpunkte und Bildungsniveaus der diakonischen und gemeindepädagogischen Berufsgruppe, über die bisher kaum empirischen Daten vorliegen.1 Dargestellt werden kann, aus welchen Ausbildungsstätten und mit welchen Bildungsabschlüssen und Profilen Absolventen und Absolventinnen der diakonisch-gemeindepädagogischen Studien- und Ausbildungsstätten im Jahr 2012/2013 nach Ansicht der 56 befragten Ausbildungsleitenden in die kirchlichen, diakonischen, missionarischen und gesellschaftlichen Handlungs- und Berufsfelder entlassen werden. Die hier dargestellten Daten tragen dazu bei, die diakonischen und gemeindepädagogischen Berufsgruppen innerhalb der EKD differenzierter aus der Perspektive der Ausbildung wahrzunehmen und Potenziale und Herausforderungen für deren Weiterentwicklung zu beschreiben.

1. Entstehungskontext und Anlass der Umfrage


1.1 Diakonische und gemeindepädagogische Studien- und Ausbildungsgänge im Kontext der europäischen Bildungslandschaft

Die Bildungslandschaft im europäischen Raum hat sich seit dem Beginn des Bologna-Prozesses im Jahr 1999 zunehmend flexibilisiert und ausdifferenziert. Eine Pluralisierung der Bildungslandschaft und ihrer Bildungsangebote prägt den sogenannten Bildungsmarkt in der EKD, in der Bundesrepublik und in Europa. Zugleich wurde mit dem ‚European Credit Transfer System (ECTS)‘ eine Systematik geschaffen, die Studien- und Ausbildungsgänge in Europa vergleichbar macht und die Mobilität im europäischen Bildungsraum steigern soll. Auch die Entwicklung des „Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen (DQR)“ trägt mit der Ausdifferenzierung in acht Qualifikations-Niveaus zur besseren Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen bei. Alle diese Veränderungsprozesse haben auch Auswirkungen auf die diakonischen und gemeindepädagogischen Ausbildungs- und Studienabschlüsse, auf ihre Kompatibilität und Aktualität im Vergleich mit anderen Ausbildungsangeboten. Sie werden Einfluss nehmen auf die zukünftige Praxis der diakonischen und gemeindepädagogischen Berufsgruppen und auf ihre Berufsfelder.

Die diakonischen und gemeindepädagogischen Berufsgruppen gelten aus ihrer Geschichte herkommend als inhomogen. Sie sind von den regionalen Traditionen ihrer jeweiligen EKD-Gliedkirchen bzw. ihrer diakonischen oder missionarischen Gemeinschaften geprägt. Mit der Entwicklung einer doppelten Qualifikation in multiplen, interdisziplinären Kompetenzen wurden für diese Studien- und Ausbildungsgänge wiederum gemeinsame Standards ausgearbeitet, die seither im diakoniewissenschaftlichen und gemeindepädagogischen Diskurs rezipiert und diskutiert werden.2 Gleichzeitig ist die Mobilität der Berufsgruppe noch immer eingeschränkt und die Anerkennung von Abschlüssen innerhalb der EKD-Gliedkirchen disparat. Die geregelte Anerkennung und Weiterentwicklung der Studien- und Ausbildungsgänge gilt als ein Desiderat zur nachhaltigen Sicherung und Weiterentwicklung der diakonischen und gemeindepädagogischen Berufsgruppen und ihrer kirchlich-diakonischen Berufsfelder.

Die 11. Synode der EKD beschloss vor diesem Hintergrund im Jahr 2010 die Einsetzung einer Ad-hoc-Kommission zu ‚diakonischen und gemeindepädagogischen Berufsprofilen‘. Anlass und Aufgabe der Kommission werden im Bericht der Synode folgendermaßen skizziert:

„Hintergrund ist die starke Veränderungsdynamik, die Ausbildungsgänge und Ausbildungseinrichtungen im Bereich von Diakonie und Gemeindepädagogik derzeit erleben. Inzwischen entwickeln sich neue, gemeindenahe Berufsbilder, die pädagogische, beratende und pflegerische Profile verbinden. Zugleich haben diakonische Unternehmen zunehmend Interesse an einem spezifisch diakonischen Profil, das über die fachliche und betriebswirtschaftliche Qualifikation hinausgeht. Auf diesem Hintergrund hat der Rat (der EKD, A.N.) der Ad-hoc-Kommission den Auftrag gegeben, in den nächsten drei Jahren ein Kompetenzraster zu erarbeiten und Empfehlungen für ein abgestimmtes Anerkennungs- und Zertifizierungsverfahren zu entwickeln, die die bisherige gliedkirchliche Praxis aufnehmen und zugleich der wachsenden Mobilität gerecht werden.“3

Um diese Aufgabe zu bewältigen setzte sich die Kommission zunächst die Aufgabe, den aktuellen Stand der diversen Ausbildungswege empirisch zu erfassen. Dazu wurde als Instrument eine Online-Umfrage gewählt. Die hier publizierte Erhebung zu den Studien- und Ausbildungsgängen mit diakonischem und gemeindepädagogischem Profil wurde am 11.5.2011 in der Sitzung der Ad-hoc-Kommission beschlossen, mit dem Ziel, Daten derjenigen Studien- und Ausbildungsgänge zu erfassen, die für diakonische und gemeindepädagogische Berufsfelder in der EKD ausbilden.

1.2 Diakonische und gemeindepädagogische Berufsgruppen in der Vielfalt historischer und gegenwärtiger Berufsfelder

Die Ausbildungswege in diakonische und gemeindepädagogische Berufsfelder sind historisch...

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