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E-Book

Durch Dick und Dünn mit Margot

... und das Huhn hieß Ilsabein Teil 2

AutorAnneliese Koch
VerlagBookRix
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl277 Seiten
ISBN9783730931349
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,49 EUR
Meine Schwester Lilibeth war gestorben und kurz darauf starb auch Mama. Wir waren jetzt noch drei Kinder: Heinz, mein großer Bruder, und Lena unsere kleine Schwester. Ja und ich, ich war damals fast vier Jahre alt. Unser Vater lag schwer verletzt im Lazarett. Dort wurde er bedrängt uns zur Adoption freizugeben. Weil es ihm schlecht ging, und er nicht glaubte wieder gesund zu werden, unterschrieb er was man von ihm verlangte. Zwei 'braune Schwestern' brachten uns in drei verschiedene Familien. Lena war so klein, sie gewöhnte sich gleich an ihr neues Zuhause. Heinz kam zu Pflegeeltern, die ihn nicht adoptierten. Mich brachten sie gleich in die Nachbarschaft von Heinz. Ich konnte meine Geschwister, Mama und Papa nicht vergessen, und handelte mir dadurch bei meiner neuen Mutter viel Ärger ein. Heinz durfte nach mehreren Monaten nach Hause, weil Papa wieder gesund geworden war. Ich konnte nicht verstehen, warum er mich nicht auch abgeholt hatte.

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Leseprobe

Ich brauchte dringend einen neuen Mantel


Am Sonntag nach dem Mittagessen zog Mutti ihr gutes Kostüm an und setzte ihren neuen Hut auf. Vati schlug vor, mit dem Fahrrad zu fahren, aber Mutti war strikt dagegen. Tante Minna hatte ihren neuen Hut noch nicht gesehen, und mit den guten Sachen wollte sie nicht Radfahren. Also gingen wir den Feldweg.

Kurz vor der Hauptstraße wollte Vati zum Friedhof abbiegen, aber Mutti passte das überhaupt nicht. Sie hatte es eilig. Mir war kalt, ich hatte nur die Strickweste übergezogen und das Wetter war heute richtig herbstlich. Wir gingen über die Straße und kamen zu Onkel Heinis Laden. Der Umbau war inzwischen fertig, das Haus war sehr schön geworden. Jetzt hatte er zwei richtig große Schaufenster im Laden.

Durch die Hintertür kamen wir zuerst in die alte Flurküche. Wenigsten die war nach wie vor im Umbau. Rechts ging es in den neuen Laden, und der war riesig. Tante Minna kam die Treppe herunter und freute sich, dass wir gekommen waren. Sie hatte einen Verband um den Kopf und erzählte uns jetzt, dass sie während der Umbauzeit von der Treppe gestürzt sei.

Bernd und ich gingen in den Hof zum Spielen, während die Erwachsenen oben in der Stube beim Kaffee saßen. Wir spielten mit dem Ball, und da ich von Fußball keine Ahnung hatte, warfen wir uns den Ball ganz einfach zu. Vati und Onkel Heini kamen über den Hof, sie wollten jetzt erst auf den Friedhof gehen. Bernd sagte: „Komm mit, ich werde dir das Kriegerdenkmal zeigen." Wir gingen auch über die Straße bis zum großen Friedhofstor. Rechts und links neben dem Tor, standen zwei riesige Soldaten aus Stein mit Gedenktafeln auf denen alle Namen standen, von den Soldaten, die im Krieg gefallen waren. „Sind die alle hier beerdigt?", wollte ich von Bernd wissen. Bernd wusste es nicht, er wusste auch nicht ob das Soldaten aus dem ersten oder dem zweiten Weltkrieg waren. Er meinte, sie seien wohl aus beiden Kriegen. Mit unseren Vätern gingen wir wieder zurück ins Haus.

Tante Minna und Mutti kamen gerade die Treppe herunter. Wir nutzten die Gelegenheit, um alle zusammen in den Laden zu gehen.

Vati wollte zuerst einen Mantel für mich kaufen. Onkel Heini zog den Kleiderständer mit Kindermänteln mitten in den Raum, damit wir alle gucken konnten. Der erste Mantel den er mir zum Anprobieren gab, war wunderschön, in kräftigem Blau, und er gefiel mir besonders gut. Ich zog ihn an und fühlte mich wie eine Prinzessin, er kleidete mich gut. Mutti zupfte an dem Mantel herum und sagte: „Der ist zu klein, er soll ja noch zwei Jahre passen."

Traurig zog ich den Mantel wieder aus. Ein dunkelroter Mantel, war so eng geschnitten, dass ich aussah wie eine Bohnenstange. Den mochte ich gar nicht, und ich zog ihn gern wieder aus. Da kam Onkel Heini mit einem schwarzen, edlen Lodenmantel. Der war sehr hübsch genäht und da war viel Platz darin. Auch in der Länge hatte er noch ein ganzes Stück zum Einschlagen. Für den Winter hatte der Mantel noch ein kariertes Winterfutter, das war innen hinein geknöpft. Der Mantel war so ähnlich wie mein alter Lodenmantel, und ich sagte nicht, dass er mir gefiel. Onkel Heini brachte noch einen Schal passend zum Futter. Wenn Mutti gewusst hätte, dass er mir gefiel, hätte sie ihn nicht gewollt. So beschloss sie: „Den nehmen wir." Vati wollte wissen ob er mir gefalle, aber Mutti meinte. „Es kommt nicht darauf an, was dem Kind gefällt, praktisch muss er sein und groß genug. Da perlt der Regen ab, und er wird nicht so schnell schmutzig."

Mutti wollte jetzt auch einen Mantel. Sie zog einen Mantel aus der Reihe, der sah so aus wie der, den ich zuerst anprobiert hatte, nur dunkler. Vorne war er mit zwei Knopfreihen, das war jetzt große Mode. Tante Minna musste den Mantel abstecken, weil Mutti ja klein war. Dann steckte sie meinen Mantel auch gleich ab. Mutti wollte auch noch ein Tuch zu dem Mantel und sie brachte mehrere, und fragte uns welches sie denn nehmen solle. Vati und ich waren uns gleich einig, und suchten eines aus mit Blumenmuster. Da nahm sie dann ein anderes. Vati war enttäuscht, aber ich hatte nichts anderes erwartet.

Jetzt begann Vati sich die Anzugstoffe anzusehen. Er zog mich zu sich an den Ladentisch und meinte: „Hilf mir aussuchen, deine Meinung ist mir sehr wichtig." Ich war stolz, er hatte gesagt ich sei wichtig für ihn. Onkel Heini legte viele Ballen Anzugstoff auf den Tresen und wollte, dass wir die Stoffe anschauten. „Gestreift habe ich schon zwei, das will ich nicht“, erklärte ihm Vati. Da kam alles was gestreift war zurück ins Regal. Nun war die Auswahl schon etwas einfacher geworden. „Magst du braun?" fragte er mich nun. „Nee, ganz sicher nicht und auch kein grün", antwortete ich, und dabei kam ich mir ganz groß vor. Der braune und der grüne Anzugstoff verschwanden auch im Regal. Jetzt war die Auswahl übersichtlich.

Onkel Heini erklärte die Qualität und Vorzüge der verschiedenen Stoffe. Nun erklärte Vati, dass er einen Anzug etwas heller für den Sommer, und einen dunkleren für den Winter wolle. Der Winterstoff solle mit Wolle sein, und der Sommerstoff mit Seide. Der Onkel legte noch einmal mehrere Stoffballen zurück ins Regal. Jetzt waren es nur noch drei. Mit meiner Hand streichelte ich über die Stoffballen. Die Stoffe waren alle schön, einer jedoch war ein wenig kratzig. Ich fragte Vati: „Kratzt der nicht?" „Doch, aber ich habe ja noch Unterwäsche darunter“, meinte er. Für mich kamen jetzt nur noch zwei Stoffe in Frage. „Das Muster vom hellen Stoff heißt Pfeffer und Salz“, erklärte mir Onkel Heini. „Hat der dunkle Stoff auch einen Namen?", fragte ich neugierig. „Ja sicher, das Muster heißt Vogelauge“, war seine Antwort. Während der Onkel  mit dem Abmessen beschäftigt war, schaute ich, was Mutti machte.

Sie sah sich viele Kleiderstoffe an und konnte sich nicht entscheiden. Sie schob mich zur Seite und konnte mich nicht gebrauchen.

Bernd zog mich am Arm. „Komm wir gehen nach oben, Lore hat gerufen." Wir sprangen die Treppe hinauf direkt in die Küche. Ich hatte den Geruch von frischen Waffeln erkannt. Lore lachte freundlich und sagte: „Du magst doch so gern Waffeln, die habe ich extra deinetwegen gebacken." Bernd und ich stürzten uns auf die Waffeln, und weil Mutti es nicht sah, vergaß ich, mich gut zu benehmen. Die Waffeln schmeckten uns direkt aus der Hand am allerbesten.

Lore ermahnte mich, mein Kleid nicht zu beschmutzen, damit ich keinen Ärger bekäme. Nach der dritten Waffel dachte ich, es sei an der Zeit zu sagen wie gut die Waffeln waren. Ich sagte: „Lore, du bist die beste Waffelbäckerin auf der Welt." Sie freute sich so sehr darüber, dass sie mich in den Arm nahm und mir einen Kuss gab.

Das war jetzt für mich zu viel, ich fing an zu weinen. „Entschuldigung“, sagte Lore erschrocken, „habe ich dir wehgetan?" „Nein" schluchzte ich, „aber mich küsst sonst niemand, mich hat keiner lieb." „Aber das stimmt doch nicht, wir haben dich doch lieb!", kam es von Lore und Bernd gleichzeitig. „Wenn du geküsst werden willst, musst du nur zu uns kommen“, grinste Bernd. Unten rief Mutti, und Lore ging an die Treppe. „Anneliese ist bei mir gut aufgehoben!", rief sie hinunter. Schnell schnappte ich mir noch eine Waffel, dann würde ich wieder nach unten gehen. Lore, die meinen großen Appetit auf Waffeln beobachtet hatte, wollte wissen ob es denn bei uns nie welche gäbe. „Nein, wir haben kein Waffeleisen“, erklärte ich ihr. Das fand sie komisch, sie dachte in jedem Haushalt hätte man so etwas.

Schnell lief ich die Treppe nach unten, um Mutti nicht zu verärgern. Bernd kam hinterher. Sie hatte einen Seidenstoff in dunkelblau mit Blumenmuster ausgesucht, und einen Wollstoff in schwarz weiß, mit Hahnentritt-Muster. Onkel Heini war schon am Päckchen schnüren, und bemerkte: „Jeder trägt das was er gekauft hat." War ich froh, dass ich nur den Mantel und den Schal hatte. Vati hatte das größte Paket zu tragen und bedauerte, dass wir nicht mit dem Rad gefahren waren. Mutti meinte: „Och, so weit ist es ja nun nicht." Wenn sie redete, hörte man immer ein bisschen von ihrem Plattdeutsch heraus.

Also marschierten wir den Feldweg entlang, jeder trug sein Paket. Vati nahm seinen Schirmstock zur Hilfe, er steckte den Stock unter dem Bindfaden durch und trug sein Paket über der Schulter. Mutti musste mehrfach stehen bleiben, ihr taten die Finger weh. Vati hatte kein Mitleid, sie war es schließlich gewesen, die nicht mit dem Fahrrad fahren wollte, weil sie unbedingt ihren neuen Hut zeigen musste. Er hatte gesagt: „Radfahren kann man auch mit Hut."  

Als wir endlich zu Hause angekommen waren, durfte Mutti gleich ins Haus. Vati und ich kümmerten uns um die Tiere, Vati versorgte das Schwein und ich die Hühner. Wir sammelten die Eier und schlossen die Türen. Dann gingen wir auch in die Küche.

Mutti hatte Feuer angemacht und der Herd wurde langsam warm. Das war gut, denn es hatte sich abgekühlt. Morgen würde ich den alten Mantel anziehen müssen, der neue war ja noch zu lang. Beim Abendessen konnte ich fast nichts mehr essen, so satt war ich noch von den Waffeln. Ich aß ein Brot und hatte Mühe damit. Mutti bemerkte: „Lore hat wohl Waffeln gebacken, es roch mal danach."

Als alle...

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