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E-Book

Die 4 Uhr Woche

AutorChristian Eller
VerlagTWENTYSIX
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl592 Seiten
ISBN9783740772963
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Es ist die Geschichte eines halben Lebens. Meines Lebens. Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt, mit Höhen und Tiefen und manchmal auch mit etwas dazwischen. Warum es genau diese Geschichte ist, die es Wert ist geschrieben, erzählt und gelesen zu werden? Weil sie nicht typisch ist. Nicht typisch, genau wie meine Familie und ich. Eine untypische Geschichte über Erlebnisse, den Weg durch Krankheit, Beziehung, Depression, Hoffnung, Lernen, Liebe und Verlust. Ein Kampf, gegen mich selbst, gegen die Depression und gegen das, was mir und meinem Bruder im Weg gestanden hat, um das zu erreichen, was wir nun sind. Bärenbrüder.

Christian Eller wurde in München geboren und wuchs mit seinem Bruder bei ihrer alleinerziehenden Mutter auf. Nachdem er 2009 sein Abitur abschloss, studierte Christian Umweltingenieurwissenschaften in Darmstadt. Aktuell ist er dabei zu promovieren.

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Leseprobe

Sommer 2003


„Du bist so tapfer und musst das meiste aushalten – von allen. Ich kann kaum noch schreiben, alles ist so anstrengend. Auf jeden Fall will ich Dir sagen wie doll lieb ich dich habe!“

-06. Dezember 2011 –

Die Sommerferien begannen und ich hatte ein großartiges Jahr hinter mir. Die Schule war gut gelaufen und ich hatte beim Schwimmen endlich mein Ziel und noch mehr erreicht. Als mich meine Mama mit neun Jahren beim Schwimmen anmeldete und ich regelmäßig jede Woche im Becken plantschte, bekam ich mit wie immer wieder Jugendliche beim Trainer vorbeikamen. Sie redeten über Wettkämpfe und von Leuten die jeder im Verein kannte. Damals wollte ich unbedingt auch, dass jeder meinen Namen kennen sollte. Und so kam es, dass ich nach einer langen Zeit beim gleichen Trainer, irgendwann in die bessere Gruppe und ein größeres Schwimmbad durfte. Dort war ich nur kurz bis mich die Wettkampforganisatoren ansprachen und mich fragte, ob ich nicht für den Verein Wettkämpfe schwimmen wollte. Ich kam zum Wettkampftraining und bei meinem ersten Wettkampf belegte ich Platz 1. In diesem Jahr war es nun soweit, dass mich alle kannten im Verein, ich mit einer Mannschaft und Einzeln schwamm. Ich war gut, hatte Talent und wurde sogar von einer Sportschule angesprochen, um dort schwimmen zu gehen. Das war ein Traum ganz groß rauskommen und das obwohl ich schon so alt war und so spät angefangen hatte. Ich freute mich und ich genoss die Beliebtheit im Verein, da diese mir in der Schule versagt blieb.

Ich war eher als Streber bekannt, auch wenn meine Noten wie durch die gesamte Schulzeit immer gut nicht sehr gut waren. Aber ich war ein Lehrerliebling, machte brav das Geforderte und konnte schon sehr früh mit meiner Art die Lehrer um den Finger wickeln. Später konnte ich das zu meinem Vorteil nutzen, wenn ich zu spät kam, Stunden schwänzte oder sogar manchmal um vorab Prüfungsfragen zu erfahren. Aber von den Schülern wurde ich eher gemieden, war ein Außenseiter und mit diesen auch gemeinsam in den unbeliebten Ecken der Schule. Aber nun waren Ferien und ich würde zu meinem Vater fahren.

Mein Vater lebte mit seiner Familie, dass waren seine Frau und meine Schwester Alisa in Meran. Meine Eltern waren nie zusammen gewesen und ich habe meine Lebensberechtigung einer Pizza und Semesterferien zu verdanken.

Ach, ich erzähle einfach die nette Geschichte. Meine Mutter kommt ursprünglich aus der Gegend von Bingen in Rheinland-Pfalz. Dort hat sie ihre Ausbildung gemacht und ist dann aufgrund einer Wette und der Flucht vor einem psychisch labilen Exfreund nach München gegangen. Ursprünglich war nur eine kurze Zeit dafür eingeplant, aber mehr als drei Monate, um die Wette zu gewinnen. Allerdings freundete sie sich sehr schnell mit ein paar Mädels an. Meine Mama arbeitete im Krankenhaus Bogenhausen und lebte in der Effnerstraße. Eine Gegend, die für die Krankenhausangestellten gebaut wurde. Auf jeden Fall, machte meine Mama sich zum Essen Pizza. Sie hatte allerdings viel zu viel gebacken und sah vom Balkon, erblickte dort meinen Vater und einen Freund. Kurzerhand rief sie runter und lud beide auf ein Stück ein. Aus dem Essen wurden mehrere Treffen und aus diesen wurde ich.

Naja, nach seinen Ferien ging mein Vater wieder nach Bozen, um sein Matura abzuschließen und in Wien zu studieren. Er hätte seinen Studiengang auch in München an einer renommierten Universität studieren können, aber entschied sich dagegen. Er entschied sich gegen mich. So lebte ich alleine mit meiner Mutter, ohne die Unterstützung des jungen Studenten und nur mit einem Anruf pro Jahr. Mit neun Jahren habe ich dann all meinen Mut zusammengenommen und meinem Vater bei einem unserer wenigen Treffen – ich zähle sieben bis zu diesem Tag – und Aktivitäten, angesprochen und gesagt, dass ich mir einen Vater wünsche, der mich mehr als einmal im Jahr anruft. Ich forderte mindestens zwei Anrufe, da ich ansonsten nicht mehr wollte, dass er mein Vater ist und aus meinem Leben verschwinden sollte. Es war das erste von sechs oder sieben solcher Gespräche. Damals nahm er es sich sehr zu Herzen, meldete sich genau zwei Mal im Jahr und mit elf gingen wir zusammen zelten. Erst alleine, dann mit Familie, beide Male am Wagginger See in Bayern. Meine Schwester konnte ich damals nicht sehr leiden, sie war unendlich eifersüchtig und wollte meinen Papa nur für sich. Und er, er mochte sie immer lieber, konnte ihr nie etwas abschlagen, nie Nein sagen. Und so versprach er mir jeden Tag, nachdem Alisa schlafen gehen musste mit mir einen Männerabend zu machen. Jeden Abend freute ich mich tierisch darauf, vertröstete meine Eifersucht unter Tags damit. Doch immer wenn mein Vater mit Alisa ins Zelt ging, schlief er ein, kam ewig nicht und, wenn ich ihn weckte, meinte er immer „Wir machen das morgen.“ Bis zum Ende des Urlaubs ist es nie dazu gekommen. Aber ich fand die Zeit trotzdem schön, war zelten und entdeckte die Liebe zur Hängematte. Konnte den ganzen Tag baden und im Wasser meine Zeit verbringen. Manchmal schwamm ich mit meinem Vater auf die andere Seite, aber selbst mit Flossen war ich ihm immer mindestens 30 Meter voraus. Es war ein Freiheitsgefühl, was mein Vater verkörperte, eine Unbeschwertheit, die ich sehr beneidete.

Dennoch beschäftigte mich das Verhältnis zu meinem Vater sehr. Ich verstand nicht, warum er ein so geringes Interesse an mir, so wenig Zeit für mich hatte und seine Versprechen nicht hielt. Es waren meist nur kleine Dinge, dennoch hatte er seine Art, sie nicht zu erfüllen. Mich beschäftigte seine Geschichte und warum er so zu mir war, wie er. Deshalb schrieb ich ihm einen Brief, um zu fragen, ob er sich interessiert, warum er so war und ich stellte Forderungen, meine Familie kennen zu lernen, ihn kennen zu lernen. Ich wollte seine Sichtweise auf mich erfahren und wohl wie jeder Junge, der langsam ein Mann wurde, verstehen, warum ein Vater nicht da war. Dies ist die Antwort, die ich am 17. Juli 2003 einmal handschriftlich geschrieben und am PC abgedruckt für die bessere Lesbarkeit erhielt:

„Lieber Peter!

Habe deinen Brief heute gelesen. Du willst deine Geschichte –im Sinne deiner Herkunft- erfahren. Du verlangst nach ehrlichen Auskünften. Deine Entstehungsgeschichte ist lange her, sie begann vor 14 Jahren, das war das Jahr 1989. Die „Wahrheit“ von der Vergangenheit wiederzugeben erscheint mir schwierig. Ich versuche meine Erinnerungen, so ehrlich wie mir möglich ist, zu beschreiben. Das wird dir zum Teil, mit dem was Bärbel dir erzählt hat, widersprüchlich vorkommen. Meiner Ansicht liegt das daran, dass jeder Mensch anders empfindet und wahrnimmt. Deine Herkunft ist mit meiner „Geschichte“ eng verbunden und meine Erinnerung ist folgende:

Ab dem Zeitpunkt meiner Pubertät, mit ca. 13, 14 Jahren, entwickelte sich das Verhältnis zu meinem Vater zusehends schlechter. Ich fühlte mich unverstanden und missbraucht. […]

Im Jahre 1989, ich war 17 Jahre alt, hatte ich die Schnauze voll und die Kraft in den Sommermonaten einmal nicht mehr für meinen Vater zu arbeiten. Ich wollte endlich mal etwas Taschengeld verdienen und etwas Freiheit haben dürfen. Zusammen mit meinem Jugendfreund Fridolin organisierten wir einen Sommerjob in München. […]

Fridolin hatte in der Nachbarschaft Bekanntschaften gemacht und Bärbel lud uns zum Pizza-Essen ein. Ich war total hingerissen: das eigenständige Leben das Bärbel führte, die eigene Wohnung, liebe Freunde, usw…. dass alles faszinierte mich sehr und ich wünschte mir auch, so leben zu können. Bärbel verkörperte für mich Freiheit, Eigenständigkeit, Zu Hause, Frieden… und dass waren lauter Dinge, die ich in meinem Elternhaus zu wenig fand. Eingehüllt in diesen wunderbaren Eindrücken entstandst du, was ich damals natürlich weder wusste, noch ahnte. Ich genoss das „neue“ Leben in München und war glücklich, dass mein Leben hier anders als Daheim sein konnte. Irgendwann rückte das Ende des München–Aufenthaltes näher und ich musste wieder zurück nach Bozen fahren. Ich wusste, dass ich unbedingt auf alle Fälle noch ein Jahr und zwar das Jahr 1998/1990 in meinem Elternhaus überstehen musste, damit ich meine Schulausbildung beenden kann. Das war mir äußerst wichtig […]. Bärbel spielte für mich die Rolle der Erinnerung, da mich nicht das Gefühl der Liebe mit ihr verband.

Umso überraschter war ich, als im Herbst 1989 – ich glaube es war September - ein Brief von ihr eintraf. Was in dem Brief enthalten war, ist leicht zu erraten: deine Anreise. Ich war total „überrumpelt“ und wusste nicht was ich denken sollte und schon gar nicht mit wem ich darüber sprechen könnte. Zwar habe ich schon mal davon gehört, dass die Kinder nicht der Storch auf die Welt bringt und dass die Spermien Eier befruchten können, aber das mit dem „Kinder Kriegen“ war mir eine Nummer zu steil. So saß ich mit Bärbels Brief in meinem Zimmer und wusste nicht, was ich machen sollte.

Fridolin war der erste, der es erfuhr. Seine Reaktion war, dass er es nicht korrekt findet, wie ich mit Frauen umgehe… das half mir auch nicht weiter. Meine Eltern wollte ich es auch nicht mitteilen und vor allem nicht meinem Vater. Der Grund warum ich diese „Neuigkeit“ meinem Vater vorenthalten musste,...

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