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Die Alten 3.0

Von fatalen Vorurteilen und verheißungsvollen Fakten

AutorRoger Harrison, Roswitha Casimir
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783738681130
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Daten, Tatsachen und Befunde über das Altwerden und das Altsein in Vergangenheit und Gegenwart. Historischer Abriss über die Stellung alter Menschen und überraschende Erkenntnisse über das heutige dritte und vierte Lebensalter. Ketzerische Gedanken und neue Chancen für die Zukunft der Alten. Geschrieben von zweien, die sich aus dem Erwerbsleben verabschiedeten, unvorbereitet in die Seniorenwelt eintauchten und schlagartig merkten, wie ahnungslos sie waren.

Roswitha Casimir, geboren 1952 in Koblenz. Die gelernte Betriebswirtin war zunächst in einer Anwaltskanzlei und seit 1984 in einer internationalen Behörde in München, Berlin, Wien und Den Haag tätig. 2005 wurde sie aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

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Leseprobe

EINLEITUNG


Wir empfinden das Altsein als etwas Statisches. Wir teilen es in Generationen ein: Großvater und Großmutter sind uralt, Mutter und Vater sind alt, wir selbst, unsere Geschwister und unsere Freunde sind jung. Großvater war alt, so lange wir denken konnten und in unserer Vorstellung daher so lange er lebte. Unsere Eltern gehören »von Anfang an« (nämlich dem Moment, als wir geboren wurden) zur Generation der Erwachsenen. Natürlich wissen wir, dass alle Menschen, somit auch unsere Großeltern und Eltern, einmal Babys, Jugendliche und junge Erwachsene waren, dass sie in die Windeln machten, wie unsere eigenen Kinder oder in die Pubertät kamen, wie einst wir selbst. Wir wissen, dass unsere Eltern sich dazumal verliebten, miteinander Sex hatten und vielleicht ein ziemlich wildes, »jugendliches« Leben führten. Natürlich wissen wir das, allerdings wollen wir es nicht wissen.

Das Altsein ist uns selbstverständlich, ja vertraut, weil wir es bei anderen sehen und erleben, das Altwerden hingegen können wir nicht wirklich verstehen. Es ist in unserer intuitiven Vorstellung kein kontinuierlicher Prozess, sondern geschieht, wenn überhaupt, sprunghaft. »Mein Gott, was bin ich alt geworden«, erschrecken wir eines Morgens vor dem Spiegel. Obwohl wir täglich mehrfach hineinsehen, können wir doch den Alterungsprozess als solchen nicht nachvollziehen, weil wir ihn nicht erkennen.

Bemerkenswert ist, dass uns das Älterwerden und Altsein je nach Lebensabschnitt etwas anderes bedeutet:

»Wenn ich endlich sechs Jahre alt werde, dann darf ich zur Schule. Hurra!«

»Wenn ich endlich 18 bin, darf ich den Führerschein machen. Wurde auch Zeit, schließlich bin ich längst erwachsen!«

»Oje, ich werde schon 30. Jetzt werde ich alt!«

»50! Schrecklich! Soll das nun alles gewesen sein?«

»Wenn ich endlich 65 bin, dann …«

Wir fragen uns: Alt – was ist das, und wann beginnt das Altsein? Schauen wir nach bei Wikipedia: »Unter dem Alter versteht man den Lebensabschnitt rund um die mittlere Lebenserwartung des Menschen, also das Lebensalter zwischen dem mittleren Erwachsenenalter und dem Tod. Das Altern in diesem Lebensabschnitt ist meist mit einem Nachlassen der Aktivität und einem allgemeinen körperlichen Niedergang (Seneszenz) verbunden.«

Von diesen Grundtatsachen abgesehen sind Alter, Altern und Altsein keine leicht zu beschreibenden Begriffe.

Ein Blick in die Geburtsurkunde genügt, um das Alter eines Menschen zu erfahren. Mag sich vieles im Leben an diesem kalendarischen Lebensalter orientieren, Einschulung, Volljährigkeit, Wahlalter, Pensionierung, so ist es für den tatsächlichen Verlauf des Älterwerdens nicht von unmittelbarer Bedeutung. Da kommt vielmehr das »biologische Alter« ins Spiel, das die nachlassende Leistungsfähigkeit von Körper und Intellekt berücksichtigt. Diese biologischen Veränderungen treffen jeden, verlaufen bei den einzelnen Menschen allerdings höchst unterschiedlich.

Viele Philosophen haben sich Gedanken darüber gemacht, wann der Mensch alt ist. Dante war der Meinung, das Altsein beginne mit 45, nach Hippokrates war man mit 56 Jahren alt. Aristoteles (384–322 v. Chr.) befand, dass der »Körper mit 35, die Seele hingegen erst mit 50« alt sei.

Doch im Gegensatz zu heute setzte man in früheren Zeiten den Begriff »alt« mit »reif« gleich, was augenblicklich versöhnlicher klingt und auf die Aufgabe hindeutet, die im Leben erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen an die Jüngeren weiterzugeben, auf dass sie vom Wissen der Alten profitieren.

Auch was Altern genau ist, weiß die Wissenschaft im Grunde bis heute nicht. Seit Urzeiten ringen die Menschen darum, die biologische Funktionsweise des Alterns zu verstehen. Man kennt natürlich viele Teilaspekte. Man hat nachgewiesen, dass hohes Alter abhängig von der genetischen Disposition ist. Man beobachtet die allgemeine Verlangsamung des Stoffwechsels, was sich als träge Immunreaktion zeigen kann. Man weiß, dass die Degeneration der elastischen Fasern zur Austrocknung und Faltenbildung der Haut führt. Es scheint ein biologisches Wachstums- und Zerfallsmuster zu geben, das auf alle Menschen früher oder später zutrifft. So können sich bestimmte Zellen nicht beliebig oft teilen.

Hat sich eine beliebige Zelle 25 bis 50 Mal geteilt, ereilt sie ein permanenter Wachstumsstopp; sie wird in den Ruhestand versetzt, quasi in Rente geschickt. Mit der Folge, dass das entsprechende Organ altert. Das nennt die Wissenschaft – und die Kosmetikindustrie, wenn sie eine neue Anti-Falten-Wundercreme auf den Markt wirft – zelluläre Seneszenz. Obwohl es sich um einen überaus sinnvollen Schutzmechanismus des Organismus handelt (Die Seneszenz verhindert nämlich, dass sich im Zuge der Zellteilung und dem damit einher gehenden zellulären Stress genetische Fehler anhäufen), beschäftigt sich eine ganze Industrie damit, wie sich die Seneszenz stoppen oder wenigstens verlangsamen lässt. Bislang mit wenig Erfolg.

Und sonst? Man steht nach wie vor ziemlich am Anfang der Forschungen zum Thema Altern.

Fragen wir Mitmenschen im frühen oder mittleren Lebensalter, welches Lebensalter sie mit dem Altsein verbinden, wird gern das 60. oder 65. Lebensjahr genannt, zumindest als »Beginn des Altwerdens«. Fragen wir Personen dieser Altersgruppe, schätzen sie sich selten selbst als alt ein. Anderes ist lediglich zu beobachten, wenn eine krankheitsbedingte vorzeitige Gebrechlichkeit oder ernsthafte Erkrankung hinzukommt. Untersuchungen zufolge fühlen sich die Menschen ab 60 ansonsten viel später alt. In den höheren Altersklassen betrachten sich die meisten erst im Alter von über 70 Jahren selbst als »alt werdend« und über 80 Jahren als »alt«.

Die Altersstruktur der Bevölkerung hat sich durch die technologisch-industrielle Entwicklung ab dem 20. Jahrhundert radikal verändert; die demografische Wende ist einzigartig in der Geschichte. Zwar hat sich im Lauf der Menschheitsgeschichte die altersmäßige Verteilung der Bevölkerung langsam verschoben, da die Menschen gesünder und die Umwelt für sie gefahrloser wurde, doch erst in den letzten Jahrzehnten deutete sich die dramatische Veränderung in der Zusammensetzung der Bevölkerung an, die nun im vollen Gang ist und sich in den nächsten Jahrzehnten noch zuspitzen wird.

Das Zeitalter der Alten hat begonnen. Um das Jahr 2030 sollen mehr als ein Drittel der Deutschen im Seniorenalter stehen. Das wirft Fragen auf: Wird ein Generationenkonflikt ausbrechen, wird es zu einem gnadenlosen Verteilungskampf kommen? Werden die Alten (wieder!) zu Almosenempfängern verkommen, weil die Erwerbstätigen sie nicht mehr finanzieren können? Oder: Werden Alte und Junge lernen, besser zu beiderseitigem Nutzen miteinander zu leben, als je zuvor? Wird den Alten ihre kommende zahlenmäßige Überlegenheit helfen, die Anerkennung der Jüngeren (wieder) zu erlangen, indem sie ihren Wissens- und Erfahrungsschatz zum gemeinsamen Nutzen einbringen?

Alle Macht den Alten? Wir haben es in der Hand.

Jedenfalls, wenn das Erwerbsleben zu Ende geht, die Kinder uns längst nicht mehr brauchen, ja sogar die Enkelkinder bereits heranwachsen, befinden wir uns in einer Lebensphase, die uns geradezu herausfordert, das Vergangene aufzuarbeiten, die Gegenwart aktiv zu gestalten und die zukünftigen Möglichkeiten, Freiheiten und Grenzen zu planen. Vielleicht ist das vorliegende Buch dabei nützlich. Wobei wir selbst noch gar nicht genau wissen, wohin es uns führt. Wir sind noch dabei, die uns offen stehenden Möglichkeiten der Gestaltung unserer Gegenwart zu erkunden.

Wollen Sie uns auf dieser Reise begleiten?

P.S.: Liebe Leser, bitte beachten Sie, dass dieses Buch kein wissenschaftliches Fachbuch ist, sondern ein Sachbuch von Laien für Laien. Von einem interessierten Ehepaar über 60 geschrieben, haben wir Wert darauf gelegt, so verständlich wie möglich zu sein und daher auf die Verwendung von Fachbegriffen weitgehend verzichtet. Wir legen mit vielen Fußnoten und einer Literaturliste unsere Quellen offen und haben halbwegs »ordentlich« zitiert, der Lesefluss war uns indes wichtiger als wissenschaftliche Korrektheit und Vollständigkeit. Das Buch soll unterhaltsam und informativ, ein wenig provokant und unbequem, vor allem allerdings gut lesbar sein und im Idealfall zur Reflektion und zum Dialog anregen.

P.P.S. : Noch etwas müssen wir miteinander besprechen: Möglicherweise ist dieses Buch politisch schrecklich inkorrekt. Sie werden nämlich das Binnen-I, die »Erektion im Text«, wie die taz den phallischen Buchstaben so trefflich bezeichnete, hier nicht finden – und hoffentlich nicht vermissen. Es war stets hässlich, gilt mittlerweile als überholt. Andere Herausforderungen, wie der, die oder das Gender_gap oder das »neutrale X«, berühmt geworden durch Lann Hornscheid, Professx für Genderstudies und Spracheanalyse in Berlin, hatten erfreulicherweise noch weniger Aussicht auf Erfolg. So war einige Zeit Ruhe an der Gender-Neusprechfront.

Doch mitten im Schreiben dieses Buches schreckte uns diese Meldung von Ende November 2015 auf: »Die Politiker*innen der Grünen wollen...

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