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Die Annäherung des Freien Arztberufes an das Gewerbe.

Eine verfassungs-, sozial- und berufsrechtliche Untersuchung.

AutorCatrin Gesellensetter
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheSchriften zum Gesundheitsrecht 8
Seitenanzahl262 Seiten
ISBN9783428522972
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis79,90 EUR
Von jeher wird der ärztliche Stand mit den Begriffen Humanität und Wissenschaft in Verbindung gebracht. Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient sowie Besonderheiten in der Honorierung ärztlicher Kunst haben dazu geführt, dass der Arztberuf traditionell als der Inbegriff des Freien Berufes betrachtet wird. In einem immer komplexer werdenden öffentlich-rechtlich dominierten Gesundheitswesen wirft die Frage nach dem Fortbestand ärztlicher Freiberuflichkeit jedoch erhebliche Probleme auf. Das ärztliche Berufsbild ist ebenso wie das ihm zugrunde liegende Ethos einem massiven Wandel unterworfen. So ist es für die meisten Mediziner wirtschaftlich unumgänglich geworden, an der vertragsärztlichen Versorgung teilzunehmen. Sie unterliegen dadurch einer Vielzahl sozial- und berufsrechtlicher Restriktionen, die auch und gerade im Bereich der degressiven Honorierung ihre Wirkungen entfalten. Die Annäherung an klassische Gewerbeberufe ist kaum noch zu übersehen. Es ginge daher fehl, den Arzt nur deshalb zum Freiberufler qualifizieren zu wollen, weil seine Ziele altruistisch motiviert und nicht vorrangig auf die Erzielung finanzieller Gewinne gerichtet sind. Die ärztliche Tätigkeit ist wie die eines Gewerbetreibenden auf Erwerb und damit auf die Erzielung eines Markteinkommens gerichtet - trotz der Besonderheiten des Gutes Gesundheit. Auch dessen Ausschüttung steht nicht außerhalb marktwirtschaftlicher Betrachtungen. Diese Ökonomisierung spiegelt sich auch in der Arzt-Patienten-Beziehung wider, die sich vom Paternalismus zu einem kostenoptimierten Dienstverhältnis zwischen Leistungsanbieter und gleichberechtigtem Gesundheitskunden entwickelt hat. Vor diesem Hintergrund wird auch die Frage virulent, inwieweit ärztliche Kooperationen sich mit dem freiberuflichen Charakter des Arztberufes vereinbaren lassen. Neben den bereits etablierten Kooperationsformen sollte daher auch die gemeinsame ärztliche Berufsausübung in der Form einer Kapitalgesellschaft zugelassen werden.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Abkürzungsverzeichnis15
A. Wandel des ärztlichen Berufsbildes22
I. Einführung in die Problematik22
II. Historische Entwicklung26
1. Der Weg zur Einheit des Arztberufes26
a) Vom Quasi-Beamten zum Gewerbetreibenden27
b) Von der Gewerbetätigkeit zur anerkannten Freiberuflichkeit28
2. Freiberuflichkeit und ärztliches Selbstverständnis29
a) Schwierigkeiten bei der Begriffsbestimmung der Freien Berufe30
aa) Von den freien Künsten zu den Freien Berufen30
bb) Der Freie Beruf als Rechtsbegriff32
(1) Der berufsrechtliche Begriff der Freien Berufe33
(2) Der steuerrechtliche Begriff der Freien Berufe33
cc) Der (nicht) gewerbliche Charakter der Freien Berufe36
dd) Freie Berufe als Typus37
b) Typische Wesensmerkmale der Freien Berufe38
aa) Fachliche und sachliche Unabhängigkeit38
bb) Besondere Verantwortung für das Gemeinwohl39
cc) Besonderes Vertrauensverhältnis40
dd) Persönliche Leistungserbringung41
ee) Fachliche Vorbildung42
ff) Fehlen des Gewinnstrebens43
c) Unterscheidung zwischen Berufsstand und Berufsangehörigen44
3. Grundrechtlicher Schutz der ärztlichen Tätigkeit45
a) (Privat-)Arzt in freier Praxis46
b) Ärzte als Arbeitnehmer46
c) Verbeamtete Ärzte47
d) Vertragsarzt47
III. Gesellschaftliche Bedeutung des freien Arztberufes49
1. Freie Berufe als Wirtschaftsfaktor50
2. Die öffentliche Aufgabe des Arztes51
3. Wahrung der medizinischen Ethik52
B. Berufsethos und modernes Gesundheitssystem56
I. Gemeinwohlorientierung56
II. Zurückstellen des Gewinnstrebens58
1. Kritik an der Altruismusthese59
2. Annäherung an das Gewerbe60
3. Sonderstatus aufgrund des Berufs- und Standesrechts61
a) § 1 Abs. 2 BÄO62
aa) Keine Regelung der Berufszulassung62
bb) Keine Regelung des Handelsrechts63
b) § 1 Abs. 1 S. 2 MBO-Ä63
aa) Reichweite des Satzungsrechts der Ärztekammern63
bb) Regelung zur Berufsausübung für Kammerangehörige64
(1) Kassenarzthonorare65
(2) Kaufpreis von Arztpraxen66
III. Rückkopplung und Patientenverantwortung67
1. Das ethische Vermögen des Patienten68
2. Koppelung an das ärztliche Berufsethos69
3. Zwischenergebnis69
C. Rechtliche Bindung des Arztberufes71
I. Freie Berufsausübung und gesetzliche Reglementierung73
1. Europarecht74
2. Verfassungsrecht77
3. Standes- und Berufsrecht79
a) Formelle Gesetze79
b) Materielle Gesetze80
c) Ethik80
4. Wechselwirkungen zwischen Fremd- und Selbstkontrolle81
a) Staatliches ärztliches Berufsrecht81
aa) Kompetenzverteilung81
(1) Berufszulassung82
(2) Berufsausübung82
bb) Einzelfälle staatlicher Beschränkung83
(1) Mittelbare Eingriffe in die Berufsfreiheit am Beispiel von Pflichtmitgliedschaften in ständischen Versorgungswerken83
(2) Unmittelbare Eingriffe in die Berufsfreiheit am Beispiel der Zwangsmitgliedschaft in der Ärztekammer84
(3) Besondere Reglementierung vertragsärztlicher Tätigkeit85
(a) Grundprinzipien der GKV86
(aa) Solidarprinzip87
(bb) Sachleistungsprinzip87
(b) Rechtsbeziehungen zwischen Vertragsarzt und Kassenpatient89
(aa) Vertragskonzeption89
(bb) Versorgungskonzeption90
(cc) Stellungnahme und Zwischenergebnis91
(c) Vertragsarzt und öffentlich-rechtliches Gesundheitssystem92
(d) Die Kassen(zahn)ärztlichen Vereinigungen94
(e) Freiberuflichkeit im vertragsärztlichen Leistungs- und Vergütungssystem95
(aa) Budgets im System der GKV96
(a) Besonderheiten des Budgetbegriffs im SGB V96
(ß) Auswirkung auf die Freiheit der Berufsausübung97
(bb) Angemessenheit der Vergütung98
(a) Objektives Gebot statt subjektivem Anspruch99
(ß) Ausgestaltung durch die Vertragsparteien100
(.) Berechnungsmethoden102
(d) Risikoverteilung103
(cc) Zulässigkeit der Beschränkung104
(a) Budgets als zulässige Gestaltungsform105
(ß) Grundrechtsrelevanz der Vergütungsregelungen106
(.) Risikoverlagerung als Sonderopfer107
(d) Rechtfertigung des Sonderopfers110
(dd) Zwischenergebnis und Auswirkungen in der Praxis115
(f) Sozialgesetzgebung und Therapiefreiheit117
(aa) Dokumentation und Verwaltung119
(bb) Therapiefreiheit und medizinischer Dienst120
(g) Standardisierung ärztlicher Berufsausübung als Mittel zur Qualitätssicherung121
(aa) Der Begriff des medizinischen Standards123
(bb) Begriff und Funktionsweise von Richt- und Leitlinien124
(cc) Rechtsnatur und Bindungswirkung125
(a) Sozialrechtliche Verbindlichkeit129
(ß) Haftungsrecht131
(dd) Zwischenergebnis132
(h) Ärztliches Inkasso und Praxisgebühr133
(aa) Private Indienstnahme als Berufsausübungsregelung135
(bb) Verfassungsmäßigkeit des Eingriffs136
b) Ärztliches Standesrecht139
aa) Wesen und Bedeutung der ärztlichen Selbstverwaltung140
(1) Aufgabenvielfalt und Ambivalenz141
(2) Politisches und gesellschaftliches Umfeld142
bb) Veränderungen und Ökonomisierung des standesrechtlichen Selbstverständnisses am Beispiel des Werbeverbots144
(1) Europarechtliche Grundlagen144
(2) Formelle Verfassungsmäßigkeit145
(3) Materielle Verfassungsmäßigkeit146
(4) Liberalisierung des standesrechtlichen Werbeverbotes149
c) Effektivität von Selbstregulierung und Staatskontrolle151
II. Auswirkung auf die ärztliche Freiberuflichkeit151
1. Beschränkung freier vertragsärztlicher Berufsausübung durch Marktregulierungen im Gesundheitswesen152
a) Wirtschaftliche Ausgangslage153
b) Leistungsrationierung im System der GKV155
aa) Rationalisierung versus Rationierung155
bb) Rationierung auf der Makroebene158
cc) Rationierung auf der Mikroebene158
c) Regulierung von Angebot und Nachfrage160
aa) GKV-finanzierte Krankenbehandlung162
(1) Die öffentlich-rechtliche Aufgabe des Vertragsarztes163
(2) Umsetzung des Leistungskataloges durch den Vertragsarzt164
(a) Sicherstellungsauftrag und Behandlungspflicht164
(b) Rechtsprechung des Bundessozialgerichts165
(c) Kritik und Konsequenzen für die ärztliche Freiberuflichkeit166
bb) Behandlung außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung170
cc) IGeL-Leistungen und kommerzieller Gesundheitsmarkt171
(1) Qualität und Transparenz173
(a) Definition medizinischer Qualität173
(b) Mangelnde Objektivierbarkeit174
(2) Bedeutung ärztlicher Information175
(a) Wandel des Gesundheitsmarktes176
(b) Marketing als Instrument der Qualitätssicherung178
(aa) Patientenschutz und Eigenverantwortung178
(bb) Leistungsnachfrage und Kostenentwicklung180
(3) Gewinnerzielung182
2. Freiberufliche Zusammenschlüsse184
D. Gemeinschaftliche ärztliche Berufsausübung186
I. Notwendigkeit und Vorteile ärztlicher Zusammenarbeit187
1. Fortschreitende medizinische und technische Entwicklung188
2. Spezialisierung188
II. Grundformen des Zusammenschlusses190
1. Der Begriff der Arztpraxis190
2. Grundtypen ärztlicher Kooperation191
a) Berufsausübungsgemeinschaften192
b) Organisationsgemeinschaften193
3. Integrierte Versorgung193
a) Selektive Exklusivverträge197
b) Praxisnetze199
III. Rechtsformen nach Maßgabe des Zivil- und Gesellschaftsrechts203
1. Die Praxisgemeinschaft203
a) Nicht dem Gesellschaftsrecht zuzuordnende Zusammenschlüsse203
aa) Nutzungsüberlassung203
bb) Bruchteilsgemeinschaft204
b) Gesellschaft bürgerlichen Rechts204
c) Handelsgesellschaften205
d) Organisationsformen des Ärztehauses206
2. Die Gemeinschaftspraxis207
a) Organisation als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts207
aa) Fachgleiche Gemeinschaftspraxis208
bb) Fachübergreifende Gemeinschaftspraxis208
cc) Job-Sharing210
b) Alternative Gesellschaftstypen211
aa) Personenhandelsgesellschaften am Beispiel der OHG211
bb) Kapitalgesellschaften213
c) Die Sonderform der freiberuflichen Partnerschaftsgesellschaft214
aa) Rechtliche Selbständigkeit der Partnerschaftsgesellschaft215
bb) Berufsrechtsvorbehalt215
IV. Zulässigkeit und Grenzen berufsrechtlicher Beschränkungen216
1. Ärztliche Kooperation und freiberufliche Tätigkeit216
a) Vertrauensverhältnis und persönliche Leistungserbringung217
b) Fachliche und sachliche Selbständigkeit217
aa) Praxisgemeinschaft217
bb) Gemeinschaftspraxis218
(1) Fachgleiche und fachübergreifende Gemeinschaftspraxis218
(2) Job-Sharing219
(a) Leistungsbeschränkung als Ordnungsinstrument219
(b) Auswirkung auf die Freiberuflichkeit221
2. Zusammenschlussverbote am Beispiel der GmbH222
a) Zulässigkeit von GmbHs als Anbieter ambulanter heilkundlicher Leistungen224
aa) Legitimer Gesellschaftszweck225
bb) Berufsrechtliche Vorbehalte225
(1) Bundesärzteordnung225
(2) Heilberufs- und Kammergesetze227
(a) Unverhältnismäßiger Eingriff in Berufsfreiheit228
(b) GmbH-Anstellung als Niederlassung in eigener Praxis231
(aa) Traditionelle Definition der Niederlassung231
(bb) Erweiterung des Niederlassungsbegriffs232
(c) Zwischenergebnis236
b) Praktische Relevanz237
E. Zusammenfassung und Thesen239
Literaturverzeichnis245
Sachwortverzeichnis259

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