Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Ruhr-Universität Bochum (Germanistisches Institut), 90 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Das zentrale Thema dieser Arbeit ist die Analyse der Anonymität in dem Roman Das Parfum von Patrick Süskind. Dieses Buch wurde sofort nach seiner Veröffentlichung 1985 zum Bestseller - und dies, obwohl der öffentlichkeitsscheue Autor bei seinem Verlag zuvor schüchtern angemerkt hatte, es lohne sich gewiss nicht, mehr als 5000 Exemplare davon zu drucken. Inzwischen sind weltweit mehr als 1,5 Millionen Exemplare verkauft und das Buch wurde in ca. 25 Sprachen übersetzt. Neben die hohen Verkaufszahlen traten die Lobeshymnen der Kritiker. Selten hat ein literarisches Werk sowohl bei der breiten Öffentlichkeit als auch bei den Kritikern gleichermaßen An-klang gefunden. Lobend hervorgehoben wurden die Gewandtheit des Erzählens, die intertextuellen Bezüge, der souveräne Umgang mit der litera-rischen Tradition, die satirische Tonlage, die Synthese aus Kriminal-, Bildungs- und Künstlerroman, kritisiert wurden mitunter das Epigonentum und der Eklektizismus. Erstaunlicherweise wurden die subtile und detaillierte Konstruktion der anonymen Hauptfigur, als auch die Anonymität und Beziehungslosigkeit der Nebenfiguren in Das Parfum bisher kaum Gegenstand von Untersuchungen. Literaturwissenschaftliche Arbeiten zu dem von mir gewählten Diskurs der Anonymität liegen nach meiner Kenntnis nicht vor. Dies überrascht umso mehr, als der Roman das komplexe, weitgehend kohärente Bild einer leeren, identitätslosen Persönlichkeit entwirft, die fast von Anfang an durch ihr geruchloses Selbst die Anonymität im Roman impliziert. In mehrfacher kontextueller Ausweitung werden, die gesellschaftlichen, sozialpsychologischen und ästhetischen Implikationen der Identitätslosigkeit und der Anonymität unter der Oberfläche des Erzählens sichtbar, sei es durch das postmoderne Spiel mit dem Bildungsroman, durch die Anlehnung an die Geniedarstellungen des Sturm und Drang oder die Vergleiche des Protago-nisten mit dem Teufel und dem Zeck. In dieser Arbeit werde ich zeigen, dass unter den Masken dieser Leitmotive der wahre, anonyme Charakter des Protagonisten durchscheint und dieser ist ebenso wie der Charakter der Nebenfiguren leer. Unter der Fassade des Künstlers, des Genies, des Teufels und des Zecks bleibt nichts übrig. In Das Parfum wird unter dem Deckmantel der Welt des achtzehnten Jahrhunderts das Bild einer gegenwärtigen, anonymen Welt der Oberflächlichkeiten erzeugt, in der die Simulation der Identität kaum mehr vom Original zu unterscheiden ist. [...]
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