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Die Attraktivität des Arbeitsplatzes in der Altenpflege. Das Werben der Führungskräfte um das eigene Personal

AutorEllen Haberland
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl80 Seiten
ISBN9783668116016
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Altenpflege, Altenhilfe, Note: 1,1, Hamburger Fern-Hochschule, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die Altenpflegeeinrichtungen die wichtigste Ressource zur Erbringung ihrer Dienstleistungen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels erscheint die Aufgabe der Personalgewinnung und -pflege umso wichtiger, da in naher Zukunft eine immens ansteigende Anzahl an Hochbetagten eine Versorgung im Altenpflegebereich benötigen wird. Schon heute spricht man von Personalknappheit und von Versorgungslücken. Betrachtet man die Arbeit der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Altenpflege beschäftigt sind, so wird deutlich, wie schwierig schon jetzt die Arbeitsbedingungen sind und welche Auswirkungen diese nachhaltig auf die Gesundheit der Beschäftigten zeigen. Der Anteil an Demenzerkrankungen nimmt stetig zu, die Ansprüche an die Versorgung der Pflegebedürftigen unterliegen einem Wandel und die zunehmenden Prüfungen von Seiten des Medizinischen Dienstes setzten Pflegekräfte unter Druck. An dieser Stelle wird deutlich, dass das Pflegemanagement sich neben der Personalgewinnung auch der sehr wichtigen Aufgabe der Personalerhaltung bzw. Pflege stellen muss. In der vorliegenden Diplomarbeit möchte ich die Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter verschiedenen Aspekten betrachten. Neben der Fehlzeitenanalyse, die ein Anhaltspunkt für die Mitarbeitergesundheit und möglicherweise auch für ihre Zufriedenheit darstellen kann, wird die Arbeitssituation vor Ort unter den Gesichtspunkten körperlicher und psychischer Belastungen betrachtet. Zufriedenheitsanalysen aus Altenpflegeeinrichtungen liefern zusätzliche Informationen über die aktuelle Situation und können helfen, entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Es gibt bereits im eigenen Betreib viele verschiedene Ansätze, die Gesundheit und Zufriedenheit zu fördern bzw. zu erhalten. Diese sollen hier an Beispielen dargestellt werden und sollen aufzeigen, welche Wirkungen hiermit erzielt wurden. Es ist wichtig, dass das Thema der Mitarbeitersituation in der Pflege präsent und damit in der öffentlichen Diskussion bleibt, um zukünftig den Beruf der Altenpflege attraktiver zu machen und die Versorgung der vielen alten und multimorbiden Menschen zu sichern.

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Leseprobe

3. Attraktivität des Altenpflegeberufes - eine Bestandsaufnahme


 

Die Attraktivität des Berufes ist für jeden einzelnen Mitarbeiter auf unterschiedliche Weise definiert. Eine große Bandbreite an Faktoren entscheidet über das Wohlgefühl am Arbeitsplatz und hat damit unmittelbar Auswirkungen auf die Entscheidung hinsichtlich des Verbleibs beim Arbeitgeber. Über längere Zeit andauernde Einflüsse negativer Arbeitsbedingungen können darüber hinaus zu körperlichen und psychischen Überlastungen und damit zu ernsthaften Erkrankungen der Mitarbeiter führen.

 

Mangelnde Attraktivität des Arbeitgebers führt nicht zwangsläufig zu Kündigungen, sondern es können krankheitsbedingte Ausfälle entstehen und auch so genannte innere Kündigungen. Hier hat der Mitarbeiter den Sinn und das Engagement für seine Tätigkeit verloren. In der Gallup-Studie[29] aus dem Jahr 2012 heißt es hierzu: "Jeder vierte Arbeitnehmer hat innerlich gekündigt - Bei 24 Prozent der Beschäftigten in Deutschland ist eine geringe Arbeitszufriedenheit festzustellen. Sie finden das Betriebsklima schlecht, können sich mit ihrer Arbeit nicht identifizieren und gehen gegenüber ihrem Unternehmen auf Distanz. In einer seit dem Jahr 2001 jährlich durchgeführten Befragung von deutschen Arbeitnehmern stellt das Gallup-Institut einen durchgehenden Trend fest: Die Identifikation mit dem eigenen Arbeitsplatz ist erschreckend gering. Gallup bezeichnet diese Beschäftigten als "unengagiert bis hin zur inneren Kündigung". Als Hauptverursacher dieses Trends benennt das Institut das Management: Viele Beschäftigte haben das Gefühl, dass ihre zentralen Bedürfnisse und Erwartungen von ihren direkten Vorgesetzten teilweise oder völlig ignoriert werden. Das hat finanzielle Folgen. Gallup errechnet jährliche Kosten durch Fehltage, Fluktuation und schlechte Produktivität in Höhe von über 122 Milliarden Euro und empfiehlt den Unternehmensleitungen, ihren Beschäftigten gegenüber an Stelle von Verschleißstrategien mehr auf die Pflege der Humanressourcen zu setzen."

 

3.1 Beweggründe für die Wahl des Altenpflegeberufes


 

Junge Menschen stehen zu Beginn ihrer Berufskarriere im Rahmen der Be-werbung um einen Ausbildungsplatz vor der Frage, warum sie denn diesen Beruf ergreifen möchten. In der Praxis begegnen einem häufig Antworten wie "ich möchte etwas mit Menschen zu tun haben" und "ich möchte pflegebedürftigen alten Menschen helfen". Sie erzählen von ihren Erfahrungen, die sie aus der eigenen Familie mitbringen, sie berichten darüber, wie liebevoll sie sich um ihre Oma und ihren Opa gekümmert haben. In jedem Fall empfinden sie ihre zukünftige Tätigkeit als eine sinnvolle Beschäftigung, die einen darüber hinaus die Arbeit in einem Team ermöglicht und in der heutigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung als krisenfest betrachtet werden kann.

 

Die Auszubildenden haben sich in aller Regel durch eigene Recherchen über den Beruf des Altenpflegers informiert. In einer Studie[30] der Universität Bremen ist dies in einer Grafik dargestellt. An zweiter und dritter Stelle folgen Freunde, Bekannte und die Familie.

 

Einige Berufsanfänger haben in den vergangenen Jahren auch erste Erfahrungen mit dem Pflegeberuf innerhalb eines Praktikums oder eines freiwilligen sozialen Jahres gesammelt.

 

Weiter hat die Universität Bremen festgestellt: "Auszubildende aus Pflegeberufen betonen für ihre Berufswahlentscheidung den hohen menschlichen Bezug von Pflegeberufen, der sich durch den Kontakt mit Menschen allgemein und die notwendige Teamarbeit zeigt. Auch sie betonen die Bedeutung der Qualität der Arbeit (interessant und sinnvoll)."

 

Der Beruf der Altenpflege wird zum größten Teil von Frauen ergriffen. Sie haben hier die Möglichkeit in Teilzeit arbeiten zu können und damit Familienleben und Beruf miteinander zu verbinden. Ein weiterer Vorteil wird darin gesehen, dass der Wiedereinstieg nach länger Berufspause gut zu realisieren ist.

 

Pflegekräfte empfinden in ihrer beruflichen Praxis nicht selten eine Dankbarkeit und Anerkennung von Seiten der zu Pflegenden. Sie bekommen viele Emotionen zurückgespiegelt und erleben menschliche Vielfalt.

 

Die caritas[31] hat auf ihrer Internetseite "Experten fürs Leben" die Beweggründe für die Berufswahl einer Altenpflegerin veröffentlicht, die hier exemplarisch stehen sollen: "Warum ich Altenpflegerin werde? Sicher nicht wegen der Bezahlung, denn damit lassen sich keine Reichtümer anhäufen. Der Beruf ist auch nicht leicht, denn ohne medizinisches und pflegerisches Wissen geht bei uns nichts - auch der Zeitdruck ist enorm. Es sind die alten Menschen, die mich begeistern und motivieren.

 

Ich mag es, wie sie auf mich zugehen, wie sie von früher erzählen, sich öfter über wenig Zuwendung freuen und für jedes Gespräch dankbar sind. Das gilt auch für die meisten, die auf Pflege angewiesen sind. Ein wohlwollend gemeinten Händedruck, ein kleines Lächeln - diese Wertschätzung ist der etwas andere Lohn für meine Arbeit."

 

3.2 Berufsverbleib und Fluktuation im Bereich der Altenpflege


 

In der Öffentlichkeit assoziiert man mit dem Beruf der Pflegekraft eine enorm hohe Belastung und ein Ausscheiden aus dem Berufsleben nach wenigen Jahren. Wir hören von Rückenbeschwerden, psychischen Belastungen und Burn-out sowie von Unzufriedenheit und mangelnder Anerkennung.

 

Das Deutsche Zentrum für Altersfragen[32] stellt in seinem "Informationsdienst altersfragen" im Juni 2010 Ergebnisse zum Berufsverlauf von Altenpflegekräfte vor. Hier heißt es, dass Altenpflegekräfte im Durchschnitt über 11 Jahre im Beruf verbleiben, über 60 Prozent zeigen eine hohe Berufsbindung und die Verläufe sind durch häufige Unterbrechungen gekennzeichnet.

 

Der Anteil der im Beruf verbleibenden Altenpfleger beträgt 5 Jahre nach Examensabschluss 77 %, nach 10 Jahren sind noch 64 % in der Pflege und nach weiteren 5 Jahren sind es nur noch 63 %.

 

Die Gründe für die Unterbrechungen sieht die Studie in Kinderbetreuungszeiten und krankheitsbedingt. Der vorübergehende Ausstieg aus familiären Gründen ist eng verbunden mit den Arbeitszeiten und der Dienstplangestaltung. "Für die befragten Altenpfleger/innen mit kleinen Kindern waren Arbeitszeit und Dienstpläne die wichtigsten Kriterien für einen Wiedereinstieg. In der Regel wählten sie einen niedrigschwelligen Wiedereinstieg in eine Teilzeitbeschäftigung nach einer Berufsunterbrechung. Der Zeitpunkt des Wiedereinstiegs hing unmittelbar mit den verfügbaren familiären oder institutionellen Betreuungs-angeboten für die Kinder zusammen. Waren diese nicht vorhanden, oder passten die Betreuungszeiten nicht zu den Arbeitszeiten, wurde ein Wiedereinstieg verzögert oder konnte nur unter erschwerten Bedingungen erfolgen".

 

Vor dem Hintergrund des akuten Personalmangels und der für die Zukunft sich weiter zuspitzenden Situation sind die langen Unterbrechungszeiten sicher sehr kritisch zu sehen und als Ansatzpunkt für die Gestaltung flexibler Arbeitszeiten zu nutzen.

 

In der Studie vom DBfK mit dem Titel "Wie sieht es im Pflegealltag wirklich aus? Fakten zum Pflegekollaps" sieht das Ergebnis hinsichtlich des Berufsverlaufs einer Altenpflegekraft ähnlich aus. In den Ausführungen zur Studie heißt es: "Im Durchschnitt arbeiten die Teilnehmer seit 14,1 Jahren in der Pflege (ohne Ausbildungszeiten. Dabei sind mit 14,8 Jahren die Beschäftigten in den Krankenhäusern am längsten in der Pflege, gefolgt von ambulanten Diensten mit 14,6 Jahren und den Pflegeheimen mit 11,1."

 

Interessant sind in der Studie die Aussagen zur Arbeitsplatzaufgabe. "46,4 % der Teilnehmer denken darüber nach, den Arbeitsplatz aufzugeben und von diesen sind es 1/3 der Teilnehmer, deren Begründung in der unangemessenen Personalausstattung liegt (Pflegeheim 37,6%, Krankenhaus 32,7% und ambu-lante Pflege 29,3%)."

 

Den Pflegeberufen wird eine hohe Personalfluktuation nachgesagt, es ist jedoch schwierig, hierzu ausreichend empirisch untermauerte Daten zu gewinnen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BfFSFJ) bestätigt dies auf ihrer Internetseite und verweist auf die NEXT-Studie[33], eine der wenigen Forschungsarbeiten zu dieser Thematik. Grundsätzlich ist allerdings im Vergleich zu anderen Berufen ein kürzerer Verbleib im Beruf der Pflege und ein höherer Wechsel zu beobachten.

 

Die NEXT-Studie ist ein europäisches Forschungsprojekt und befasst sich mit dem vorzeiteigen Ausstieg aus dem Pflegeberuf. Die deutsche Erhebung erfolgte durch die private Universität Witten/Herdecke gGmbH Das BMFSFJ schreibt zusammenfassend; "Nach den im September 2005 präsentierten Ergebnissen denkt fast jeder fünfte der in der Pflege Beschäftigten in Deutschland darüber nach, aus seinem Beruf auszusteigen. Als Hauptgrund für diesen Wunsch wurden Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fehlender berufliche Entwicklungsmöglichkeiten herausgearbeitet. Im...

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