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Die Bedeutung des Schulfachs Glück

Relevanz für Gesundheits- und Persönlichkeitsstärkung sowie Lernförderung

AutorAlissa v. Neuenkirchen
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783668059122
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 1,3, Medical School Hamburg (Fachhochschule für Gesundheit und Medizin), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit geht es um den geforderten Kompetenzerwerb im deutschen Bildungswesen. Insbesondere der Erwerb der Handlungskompetenz an beruflichen Schulen wird hierbei näher betrachtet. Es wird differenziert erläutert, welche Konzepte existieren, um im Speziellen Personal- und Sozialkompetenz bei Schülern zu stärken. Hierfür wird ausführlich auf das von Fritz-Schubert entwickelte 'Schulfach Glück' mit seinen theoretischen Grundlagen eingegangen und der Frage nachgegangen, wie das Konzept zur Gesundheits-, Persönlichkeits- und Lernförderung beitragen kann. Der aktuelle Forschungsstand zu diesen Schwerpunkten wird beschrieben und im Hinblick auf andere existierenden Konzepte zur Gesundheits-, Lernförderung und Förderung von Personal- und Sozialkompetenz abgegrenzt. Zudem werden die Konzepte im Hinblick auf die Erwartungen des Bildungsplanes und des pädagogischen Handelns eingeordnet. Es wird des Weiteren der Frage nachgegangen, inwiefern die unterschiedlichen Konzepte Ansatzpunkte bieten, um vor allem emotionale Belastungen in der Berufspraxis zu reduzieren und einem möglichen Burnout vorzubeugen. Die Ergebnisse zeigen, dass das 'Schulfach Glück' Ansatzpunkte zur Persönlichkeitsstärkung bietet, aber auch ergänzende und alternative Ansatzpunkte aus anderen Konzepten existieren. In einem Modell 'Glücksdidaktik' sind die unterschiedlichen Interventionsmöglichkeiten zusammengefasst und sollen als Hilfsinstrument für Unterrichtsplanung mit dem Schwerpunkt der Persönlichkeitsstärkung von Schülern dienen.

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Leseprobe

Hauptteil


 

1. Definitionsansätze zum Begriff Glück


 

Mill hielt es für unbestreitbar, „ohne Glück auszukommen“: „Unfreiwillig kommen nämlich neunzehn Zwanzigstel der Menschen ohne Glück aus“ (1861/1985, S. 28).

 

Aristoteles erklärte hingegen im 5. Jahrhundert v. Chr. zu Beginn seiner Nikomachischen Ethik, alle Menschen würden nach Glück streben (vgl. NE, 1095). Das Glücksstreben der Menschen unterliege nach Aristoteles einem Wandel: „Nach dem Glück gefragt, nennt Aristoteles zufolge jeder etwas anderes (...) und oft auch ein und derselbe Verschiedenes: wenn er krank ist, die Gesundheit, wenn er arm ist, den Reichtum“ (NE, 1035).

 

Das Wort „Glück“ ist vom mittelhochdeutschen Wort „gelücke“ oder „(ge)lucke“ abgeleitet. Im ursprünglichen Sinne meint es den guten Ausgang eines Ereignisses oder einer Situation. Früher ging man davon aus, das Glück primär external bestimmt war. Es war undenkbar, das „Glück“ durch eigene Fähigkeiten und Kompetenzen beeinflussen zu können. Eine Selbstbestimmung des Glücks war also ausgeschlossen. Man konnte nach den damaligen Vorstellungen kein Anrecht auf Glück besitzen, es sich auch nicht erarbeiten. Man glaubte an die Zufälligkeit und Schicksalshaftigkeit von Glück, im Sinne des Zusammentreffens besonders günstiger Umstände. Nur wer ein keusches oder gottfürchtiges Leben führte, konnte hierfür von Gott mit Glück belohnt werden. Anders stellte sich die Situation z. B. in den USA dar, wo jeder Bürger schon in der Verfassung seit jeher ein verbrieftes Recht auf Glück besaß (vgl. Esch, 2012, S. 101).

 

Augustinus berichtete einige Jahrhunderte nach Aristoteles, Varo habe 288 verschiedene Bestimmungen des Glücks gezählt (vgl. Augustinus, 1978, S. 517 ff.).

 

Von der griechischen Antike bis zur Gegenwart hat sich die Philosophie mit der Frage nach dem Glück beschäftigt (vgl. Thomä et al., 2011, S. 2).

 

„Glück hat Konjunktur. Seit den siebziger Jahren hat das Thema in Literatur, Philosophie und einigen Fachwissenschaften ein erstaunlich großes Interesse auf sich gezogen“ (Nickel, 1987, S. 7). In den letzten Jahrzehnten hat die Glücksforschung eine Hochkonjunktur erfahren, angetrieben vor allem durch die Psychologie, Ökonomie, empirische Sozialforschung, Neuro- und Biowissenschaften (vgl. Thomä et al., 2011, S. 2). An einigen Orten gibt es „Glück“ sogar schon als Unterrichtsfach (Schubert 2008).

 

Mayrings Analyse (2007) über Glücksdefinitionen ergibt, dass die Kategorie „subjektives Wohlbefinden“ am besten geeignet ist, vor allem wenn es um die Messbarkeit von Glück geht. Man konzentriert sich in der „Wohlbefindensforschung“ demnach auf vier Faktoren. Zum einen wird „subjektives Wohlbefinden“ durch den Begriff „Glück“ als „intensives, emotional positives Erlebnis, die ganze Person erfassend, überdauernd und sich im Lebenslauf entwickelnd“, erfasst. Des Weiteren zählt die „Zufriedenheit“ zum „subjektiven Wohlbefinden“. „Zufriedenheit als eher kognitive Einschätzung des eigenen Lebens als positiv, auf diversen Vergleichsprozessen (eigene Ansprüche, sozialer Vergleich) beruhend.“ „Freude“ als „emotionaler Zustand des Sich-gut-Fühlens“ wird unter „subjektivem Wohlbefinden“ subsummiert. Freude meint hier eher eine kurzfristige emotionale Erscheinung und ist an konkrete Situationen gebunden. Auch die „Belastungsfreiheit“ als „angenehmer Zustand der Unbeschwertheit und Entspannung, auf der Einschätzung von Abwesenheit von negativen Befindensfaktoren beruhend“, bildet eine Unterkategorie des „subjektiven Wohlbefindens“ (vgl. Mayring, 2007, S. 190).

 

„Ob und wie äußere Umstände und innere Befindlichkeiten aufeinander bezogen sind, (...), ist seit jeher umstritten“ (Thomä, 2011, S. 3). Die empirische Forschung zum „subjektive well-being“ geht Bezügen zu ökonomischen, sozialen, kulturellen sowie biologischen Faktoren nach (zum Stand der Forschung vgl. Brockmann/Delhey 2010) mit dem Ziel, sich von Alltagsmeinungen zum Glücksbegriff abzugrenzen bzw. eine Erweiterung subjektiver Meinungen um wissenschaftliche Tatsachen zu ermöglichen. Das Glück ist nichts Gegebenes, Greifbares, es wird „erlebt“. Es heißt bei Hölderlin (1992, S. 384): „Wieder ein Glück ist erlebt.“ Auch wenn man versucht, sich auf das Erleben von Glück zu beschränken, findet man verschiedene Definitionsformen. Eine Unterscheidung bezieht sich auf den Zusammenhang zwischen Glück und Zeit, den Unterschied zwischen Moment und Dauer oder zwischen einem episodischen und einem holistischen Glück (vgl. Thomä, 2011, S. 4). Des Weiteren kann man Glück und kollektives sowie individuelles Handeln in Zusammenhang bringen. Die Idee von der Machbarkeit des kollektiven Glücks setze vor allem auf die Verbesserung der materiellen Ausstattung des Lebens. Wenn man von der individuellen Gestaltbarkeit eines glücklichen Lebens ausgeht, kommt man zu der Frage zurück, was man eigentlich möchte, wenn man glücklich sein möchte. Diese Frage hat die Menschen im Anschluss an Aristoteles für mehr als zwei Jahrtausende beschäftigt (ebd., S. 5).

 

Eine einfache Befragung auf der Straße in Deutschland ergab 2010, dass Glück so etwas wie empfundene Liebe und Zufriedenheit ist, jemanden helfen können, auch Nächstenliebe zeigen oder einfach, wenn man mit der Freundin zusammen ist bzw. alles hat, was man braucht, also kein Streben nach Geld mehr im Vordergrund steht. Dazu gehört auch, wenn der eigene Weg gegangen werden kann, man nicht immer mehr haben muss, man bei sich sein kann oder genau richtig ist. Zudem zählt dazu der erste Schrei des eigenen Kindes. Die Glücksforschung hat herausgefunden, dass Geld und Reichtum per se nicht glücklich machen, vielmehr das soziale Zusammengehören, das Helfen, insbesondere von Menschen, die sich in Not befinden, d. h. prosoziales Verhalten oder Altruismus und Mitgefühl oder Liebe (vgl. Esch, 2012, S. 3). Bis zu einem gewissen Einkommen steigen Wohlstand und Glück parallel an, ab einer gewissen Einkommensgrenze bringt mehr Wohlstand nicht automatisch mehr „Glück“ (ebd., S. 2), was sich mit dem „Easterlin-Paradox“ (1974) auch wissenschaftlich bestätigen lässt.

 

Die Wissenschaft bemühte und bemüht sich um Indikatoren von Glück. Mittlerweile sind einige Indikatoren, welche „Glück“ ausmachen, bekannt. Gesundheit wird als Voraussetzung für Glück gesehen. Sie ist bis zu einer gewissen Grenze käuflich, hängt aber auch von Lebensverhältnissen, individuellem Verhalten oder den Genen ab. Tritt ein gewisser Gewöhnungseffekt des Glückslevels ein, ist das Glück, welches am Vortag noch wertvoll erschien, weil man z. B. befördert oder belohnt wurde, im Verhältnis zur vergehenden Zeit weniger wertvoll. Auch gibt es einen Unterschied zwischen dem Glück, für das man hart arbeiten musste, welches man sich „verdient“ hat und dem, was einem zufällig „in den Schoß“ gefallen ist (vgl. ebd., S. 3).

 

Frey entwickelte eine hilfreiche Annäherung, was Glück sei. Er beschreibt sieben Indikatoren für glückliche Menschen. Zum einen sagt er, Arbeit haben mache glücklich. Unabhängig vom Einkommen sind Menschen mit einer Arbeit oder einer festen familiären oder sozialen Aufgabe glücklicher als jene ohne. Arbeit gibt Sinn, Status und Struktur. Ein zweiter Indikator ist seiner Meinung nach, Freunde und/oder ein aktives Familienleben zu haben. Verheiratete sind generell glücklicher als Unverheiratete, wobei sich über die Zeit ein gewisser Wash-out-Effekt einstellen kann. Einen weiteren Indikator beschreibt Frey im Kinder haben. Das Glück beginnt manchmal jedoch erst, wenn die Kinder aus dem Haus sind, da Kleinkinder oft Stress bedingen. Glückliche Menschen nach Frey haben einen Glauben. Sie glauben an einen oder mehrere Götter, evtl. an eine innere oder äußere Kraft, Spiritualität oder auch Inspiration. Frey sagt weiterhin, dass glückliche Menschen in einer Demokratie leben und eine gewisse Zeit bzw. Zeitsouveränität aufweisen (vgl. Frey, 2010, S. 15 ff.).

 

Lyubomirsky, Sheldon & Schkade beschreiben 2005 in dem nach ihnen benannten „Set Point Modell“, dass „Glück“ zu ca. 50 % angeboren sei. Die 50 %, welche nicht genetisch bedingt sein sollen, verteilen sie zu 40 % auf eigene Kontrollierbarkeit, also Beeinflussbarkeit des Glücks. Äußere Umstände sollen für 10 % des Glücks verantwortlich sein.

 

Beim 10- bis 20%igen Anteil am Glück, welches die Umgebung ausmachen soll, ist laut Zwillingsstudien auch der Zufall inkludiert. Auch kurz zurückliegende Ereignisse oder der momentane Zustand (engl. state), in dem wir uns gerade befinden, werden hierunter subsummiert. Der Zustand ist vorübergehend und vom Lebensstil oder dem Charakter (engl. trait) abzugrenzen, welcher durch langfristige, z. T. schwer zu verändernde Einstellungen, Verhaltensmuster und Erfahrungen beeinflusst und dadurch überhaupt erst geschaffen wird. Menschen mit einem 40-%igen Eigenanteil am Glück erleben die Welt, wie man heute weiß, als sinnhaft und kohärent. Sie sind der Meinung, selbst zum eigenen Glück beitragen zu können. Sie empfinden ihr Leben größtenteils als in sich schlüssig. Hinzu kommt, dass das Leben ihnen weitgehend widerspruchsfrei und konsistent erscheint (vgl. Esch, 2012, S. 100)....

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