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Die Bedeutung des Symbols im Zusammenhang mit kulturellen Konflikten in Deutschland

AutorJohannes Trubel
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl75 Seiten
ISBN9783668414815
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Deutschland ist ein Land, dessen Gesellschaft sich dadurch kennzeichnet, von einer Vielfalt an Kulturen geprägt zu sein. Jedoch treten in verschiedenen Epochen, durch verstärkte Zuwanderung Ablehnung und feindschaftliche Haltungen gegenüber Einwanderern und Minderheiten und deren Kultur zu Tage. Die in Bezug auf den Multikulturalismus verwendete Theorie besagt, dass in einer Kultur eine allgemeingültige Wahrnehmung und Sozialorientierung vorherrscht, welche es kulturellen Gemeinschaften ermöglicht, sich nach außen und innen abzugrenzen. Das Symbol stellt in diesem Buch ein durch kulturell- soziale Prozesse entstandenes Bild eines sozialen Verhältnisses dar, es ist Teil eines Konflikts, aus welchem es entwächst und ihn wiedergibt. In den kulturellen Konflikten, in denen es seine Einbindung findet, stehen vor allem Werte, Normen und Identitäten im Vordergrund. Dieses Buch beschäftigt sich mit den Verhältnissen und Beziehungen zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den in Deutschland beheimateten Minderheiten der Muslime und Juden. Dazu werden die Begriffe Multikulturalismus, Symbol und kultureller Konflikt beleuchtet und in Verbindung zu aktuell stattfindenden Konflikten gesetzt. Aus dem Inhalt: - Multikulturalismus; - Symbole; - Minderheiten; - kultureller Konflikt; - Deutschland

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Leseprobe

3 Symbole


 

Im vorherigen Abschnitt haben wir erkennen können, dass die Zugehörigkeit zu einer Kultur immer mit einem bestimmten Verständnis für die Umwelt und Lebensweisen einhergeht. Anhand der Symbole werden wir sehen, wie eng das Verständnis der Umwelt, ihre Sinnhaftigkeiten und auch Lebenswelten an diese gebunden sind. Durch die folgenden Abschnitte schaffen wir uns außerdem eine theoretische Basis für die Interpretation und Einordnung der Symbole, die wir im Hauptteil der Arbeit untersuchen wollen.

 

„Wo immer etwas eine Ausdrucksqualität hat, wo es etwas besagt, und wo dieses Etwas eine dingliche, eine sinnlich präsente Form besitzt, handelt es sich um ein Symbol“ (Schwemmer 2006, S. 7)

 

Der Begriff „Symbol“ findet in verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen Anwendung, etwa in der Soziologie, der Philosophie, der Mathematik in den Sprachwissenschaften sowie in der Kunst. Im Werk „Kulturelle Symbolisierung“ von Alfred North Whitehead, wird das Symbol an sich als etwas bezeichnet, was durch einen von Akteuren zugeschriebenen Sinngehalt erhält. Dieser Sinngehalt ergibt sich aus der durch Erfahrung geprägten „Sinnzuschreibungen“ (Reckwitz 2001, S. 182) und kann demnach je nach kultureller Zugehörigkeit sehr unterschiedlich sein, wie wir rückblickend anhand des Modells von Charles Taylor erkennen können.

 

Hinter dem Begriff „Symbolisierung“ (Whitehead und Lachmann 2000) verbirgt sich, in welcher Form Symbole dargestellt werden können, durch was sie also ihren Ausdruck finden. Schwemmer bezeichnet dies auch als „Formulierung(Schwemmer 2006, S. 13)

 

3.1 Das Wesen der Symbole


 

„Symbole bestimmen in vielfältiger Art und Weise unseren Alltag. Abzeichen und Emble­me stehen exemplarisch für eine bestimmte Gesinnung; Denkmäler erinnern symbolisch an die Vergangenheit; Flaggen und Hymnen sollen ein ganzes Land repräsentieren.“ (Kötzing 2006, S. 3) Aber auch politische Handlungen, können als Symbol gewertet werden (vgl. Jessen 2006, S. 3–6); die historischen Wurzeln einer kulturellen Gemeinschaft werden symbolisch durch Traditionen erhalten (vgl. Croissant et al. 2009, S. 36). Symbole finden sich generell in fast allen alltäglichen Gegebenheiten und Gegenständen, mit denen wir unseren Alltag bestreiten. Durch sie erschließen wir uns die Welt. Vor allem durch unsere Sprache und Worte werden Dinge symbolisch zum Ausdruck gebracht. Auch unsere Körpersprache steht symbolisch für unser Empfinden. Die menschliche Wahrnehmung drückt sich in allen gesellschaftlichen Funktionssytemen durch Symboliken aus. Erst durch sie ist es uns möglich, uns oder unsere Umwelt zu erfassen, zu ordnen und unser Handeln zu verstehen (vgl. Esser 2001, S. IX; Kötzing 2006, S. 3).

 

Symbole sind mit Erfahrung, Wissen und vor allem mit Emotionen behaftet (vgl. Whitehead und Lachmann 2000, S. 67 ff). Ein wichtiges Charakteristikum von Symbolen ist, dass sie stets in Beziehung zueinander stehen und erst in ihrem Zusammenspiel einen Sinn ergeben, welcher sich aus einer Wahrnehmung und der dazugehörigen Erfahrungsbedeutung ergibt (vgl. Schwemmer 2006, S. 7). Erst im „Situationszusammenhang“ (ebd., S. 7) finden sie ihren Anklang.

 

„Der menschliche Geist arbeitet symbolisch, wenn einige Komponenten seiner Erfahrung Bewußtsein, Annahmen, Emotionen und Verwendungsweisen bezüglich anderer Komponenten seiner Erfahrung hervorrufen. Die erste Menge von Komponenten sind die ‚Symbole‘, und die letztere Menge von Komponenten bilden die ‚Bedeutung‘ der Symbole.“ (Whitehead und Lachmann 2000, S. 67)

 

Hieraus ergibt sich aufgrund der Verschiedenheit der Menschen und Kulturen auch, dass Symbole niemals nur eine Zuschreibung haben, sondern in ihrer Bedeutung sehr vielfältig sind. Sie lassen sich nicht, wie Zeichen, nur auf ein Signifikat[.] (Lipp 2014, S. 103) festlegen, sondern sind unterschiedlich deutbar und werden auch dementsprechend verschieden verwendet (vgl. ebd., S. 103). Das Symbol ist also in seiner Bedeutung nicht festgelegt. Es können neue Bedeutungen entstehen und ihm können neue Einordnungen und Bewertungen zugeschrieben werden. Die Bewertung und Einordnung von Symbolen sind in einer Person selbst von unterschiedlicher Bedeutung und Stärke vorhanden und werden auch kulturell verschieden beansprucht. Sie sind, wie bereits erwähnt, eng an die Erfahrungswelten der Betrachter gebunden und unterliegen den „Mechanismen der Psyche“ (Ronnberg und Martin 2011, S. 6) (vgl. ebd.).

 

Gerade wenn sie einen besonderen kulturellen Bezug aufweisen, können sie Ausdruck einer gesellschaftlichen Ordnung, aber auch eines inneren Zustandes sein (vgl. Lipp 2014, S. 104). So kann ein Symbol, etwa eine Flagge oder bestimmte Kleidung, als Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Kultur gelten, und so kann dasselbe Symbol in seiner Bedeutung umgekehrt werden und damit das Gegenteil bewirken oder aussagen. Der Sinngehalt eines Symbols kann demnach, je nach Aussageabsicht des Symbolträgers in verschiedene Richtungen verlaufen (vgl. ebd., S. 105–106). Dies wird, wenn wir die Bedeutung der einzelnen Symbole innerhalb der kulturellen Konflikte betrachten möchten, eine wichtige Rolle spielen. Denn womöglich wird uns genau dies begegnen, Umkehrungen und Verformungen.

 

3.2 Die Sprache als Symbolismus


 

Der Symbolismus ist das Mittel, durch das eine Symbolisierung, also die Symbolwerdung vollzogen wird. Anhand der Sprache soll gezeigt werden, wie etwas zu seiner symbolischen Form gelangt, indem es Ausdruck durch einen Symbolismus findet. „Das Wort ist ein Symbol, und seine Bedeutung wird durch die Ideen, Vorstellungen und Emotionen, die es im Geiste des Hörers hervorruft, konstituiert.“ (Whitehead und Lachmann 2000, S. 61–62) Der Begriff Symbolismus ist laut Whitehead das Medium, durch welches Symbole hör- oder sichtbar zum Ausdruck gebracht werden. Beispielsweise werden auch Rituale oder die Architektur als Symbolismen bezeichnet (vgl. ebd.)

 

In der Sprache verbirgt sich etwas wie ein „kultureller Code“ (Reckwitz 2001, S. 180), welcher es Angehörigen von kulturellen Gemeinschaften ermöglicht, innerhalb desselben kulturellen Symbolhorizonts miteinander in Verbindung zu treten und einander das gleiche Sinnverständnis zu teilen (vgl. Schwemmer 2006, S. 9). Somit ergibt sich, dass eine Symbolisierung immer auch Ausdruck kultureller Prägung ist und damit das Symbol als ein Kommunikationsmittel bezeichnet werden kann.

 

3.3 Der Symbolismus von unseren Sinnen


 

Die Sprache wird bei Whitehead neben der Algebra als einer der fundamentalsten Symbo­lismen angesehen, über welchen sich nur der als „Symbolismus von unseren Sinnen zu symbolisierten Körpern“ (Whitehead und Lachmann 2000, S. 64) beschriebene Symbolismus stellt (vgl. ebd., S. 62). In ihm ist etwas verhaftet, was wir auch als Vorurteil bezeichnen könnten. Zur Erklärung des Konzeptes des Symbolismus von den Sinnen zu den Körpern, wird bei Whitehead der Vergleich mit einem Stuhl, den wir stets als solchen wahrnehmen und ihn auch entsprechend behandeln, herangezogen. Würden wir ihn nur aus der Perspektive betrachten, er wäre ein farbiger Gegenstand, so würde uns dies viel abverlangen, da wir unseren gesamten Sinnhorizont ausklammern müssten (vgl. ebd., S. 62–63). Zusammengefasst handelt es sich hierbei um „Sinnes Wahrnehmungen“ (ebd., S. 65). Über die Erfahrungen, die wir gemacht haben, haben wir auch ein Wissen über die Zusammenhänge, die uns durch unsere Sinneswahrnehmungen vermittelt werden. Darin liegt aber laut Whitehead auch die Gefahr, dass wir uns schnell täuschen lassen würden (vgl. ebd., S. 63–64). „Direktes Wissen ist unfehlbar. Was man erfahren hat, hat man erfahren. Aber Symbolisierungen sind in dem Sinne sehr irrtumsbehaftet, daß sie Handlungen, Gefühle, Emotionen und Meinungen über Dinge hervorrufen, die bloße Vorstellungen sind und ohne jede Exemplifikation dessen in der Welt, was uns die Symbolisierung annehmen lässt.“ (ebd., S. 66) Demnach würde das Symbol oder vielmehr die Art, wie wir etwas symbolisch bewerten, einer echten Wissensbasis voraus sein, da die symbolische Komponente schneller angesprochen wird, als die rationale Komponente des Denkens. In Bezug auf unsere Arbeit heißt das, dass sich Vorurteile rascher festigen, als explizites Wissen - beispielsweise über ein kulturelles Merkmal. In Verbindung mit dem im Abschnitt über den Multikulturalismus gebildeten Begriff des Weltverständnisses eines Kollektivs, würde dies bedeuten, dass sich Vorurteile als ein Ausdruck kultureller Symbolisierung bezeichnen ließen.

 

3.4 Die Funktion von Symbolen in Hinblick auf die Gesellschaft


 

Da wir uns in dieser Arbeit mit der Bedeutung von Symbolen innerhalb kultureller Kon­flikte beschäftigen, wird im folgenden Abschnitt ein Einblick darüber gegeben werden, welche Funktionen Symbole vor allem für Gemeinschaften haben können.

 

„Erst mittels der Symbolisierung [...]gewinnt das menschliche...

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