Das nachfolgende Kapitel soll den Begriff Mezzanine als auch die damit gemeinte Finanzierungsform näher beleuchtet. Hierbei werden nach erfolgter Unterscheidung der eigenkapital- und fremdkapitalnahen Ausprägungsformen im Nachgang die einzelnen mezzaninen Finanzierungsformen vorgestellt. Es wird auch jeweils auf die Bilanzierung nach HGB sowie die steuerliche Betrachtung eingegangen.
Für den Begriff Mezzanine-Kapital oder Mezzanine Finanzierungen existiert weder in der Ökonomie noch in der Rechtswissenschaft eine Definition.[40] Das Wort „Mezzanino“ (italienisch) ist ein Begriff aus der Architektur und beschreibt ein Zwischengeschoss zwischen Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss. Stellt dieses Gebäude nun also sinnbildlich die Passivseite einer Bilanz dar, so stellt das Eigenkapital das Fundament dar. Aus Sicht der Banken bedeutet dies, dass sie nur bereit sind Fremdkapital auf dieses Fundament zu vergeben, wenn dieses entsprechend stabil ist.[41]
Abbildung 5: Begriff Mezzanine-Kapital
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Werner, Mezzanine-Kapital, 2004, S. 14)
Wie die Abb. 5 bildlich veranschaulicht, bildet das Mezzanine-Kapital somit als Zwischengeschoss eine Zwischenform von EK und FK. Trotz der rechtlich eindeutigen Zuordnung von EK bzw. FK besitzen Mezzanine Finanzierungen auch Merkmale der jeweils anderen Art.[42] So lässt sich durch entsprechende vertragliche Gestaltung also EK schaffen, das ökonomisch alle Attribute von FK hat. Hierzu zählen bspw. feste Zinszahlungen, fester Rückzahlungsbetrag oder eine Laufzeitbegrenzung. Auf der anderen Seite kann so auch FK entstehen, welches ökonomisch alle Merkmale von EK, wie Kontroll- u. Entscheidungsbefugnisse aufweist.
Alle Mezzaninen Finanzierungsinstrumente haben folgende Gemeinsamkeiten:
Nachrangigkeit ggü. anderen Gläubigern im Liquidationsfall,
vorrangige Stellung ggü. dem haftenden EK,
lange Laufzeit mit zeitlicher Befristung,
geringe oder gar keine Besicherung,
steuerliche Abzugsfähigkeit,
Teilhabe am Unternehmensgewinn[43]
generell eine höhere Verzinsung im Vergleich zum klassischen Fremdkapital.
Die Ausgestaltung Mezzaniner Finanzierungsinstrumente lassen sich in zwei unterschiedliche Bereiche unterteilen. Zum einen in die sog. fremdkapitalnahen Instrumente, sog. „Debt Mezzanine“ oder in eigenkapitalnahe Instrumente, sog. „Equity Mezzanine“. Die beiden unterschiedlichen Säulen der Mezzanine-Finanzierung werden ab Kapitel 3.5 näher dargestellt.
Mezzanine-Kapital gelingt es somit, Elemente einer EK- und FK-Finanzierung in einer einzigen Finanzierungsform miteinander zu verbinden und verschafft den KMU somit mehr Gestaltungsspielraum als bei klassischen Finanzierungen mit EK oder FK.
Als EK in Unternehmen bezeichnet man alle Mittel, die von Gesellschaftern als haftendes Kapital langfristig zur Verfügung gestellt werden.[44] Die Haftungsfunktion ist gerade dann gewährleistet, wenn ausdrücklich eine Beteiligung am Verlust sowie im Insolvenzfall eine umfassende als auch eine dauerhafte Kapitalüberlassung vereinbart wurde. Alle Eigenkapitalgeber tragen also gemeinsam das unternehmerische Risiko und profitieren vom Erfolg, Wachstum oder eben auch Misserfolg des Unternehmens.[45] Als Eigentümer besitzen die Gesellschafter aus diesem Grunde alle Mitgliedschafts-, Vermögens- und Verwaltunsgrechte und bestimmen somit die Entwicklung des Unternehmens.
FK wird den Unternehmen zu fest vereinbarten Konditionen für einen fest definierten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Der Kapitalgeber nimmt rechtlich hierbei die Stellung eines Gläubigers wahr, der ein Interesse daran hat, dass sein Kapital verzinst wird und er es wieder erhält. Der Gläubiger besitzt keine Mitwirkungs- und Stimmrechte, ist nicht am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beteiligt und FK dient im Insolvenzfalle nicht als haftendes Kapital. Aus diesem Grunde erwartet der Kreditgeber auch zusätzliche Sicherheiten bei der Herausgabe seiner Mittel, etwa in Form von Grundschulden, Bürgschaften oder z.B. Forderungsabtretungen.[46]
Mezzanine Finanzierungen haben aufgrund ihrer Nachrangigkeit und ihrer mangelnden Absicherung ein höheres Risiko ggü. klassischen Fremdfinanzierungen. Die vereinbarte Rückführung der Mezzanine Finanzierung erfolgt nur bei planmäßiger Entwicklung des Schuldnerunternehmens. Bei einer typischen Mezzaninen Finanzierung setzt sich die Rendite aus einer ertragsunabhängigen Basisverzinsung, einer erfolgsabhängigen Vergütung und je nach Ausgestaltung einer an der Wertsteigerung des Unternehmens gemessenen Zusatzvergütung, dem sog. „Kicker“, zusammen. Die Vergütungskomponenten stehen in einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis. Eine geringere Verzinsung muss durch eine überproportional höhere, aber unsichere Kickervergütung ausgeglichen werden.[47]
Mit dem sog. Equity Kicker erwirbt der Mezzanine Investor das Recht Gesellschafter des zu finanzierenden Unternehmens zu werden. Die Bedeutung des „Equity Kickers“ bezieht sich auf die Möglichkeit des Fremdkapitalgebers, zum Zeitpunkt des Verfalls seiner Mezzanine-Tranche in eine Eigentumsposition zu gelangen. Dieses Optionsrecht bietet dem Investor die Möglichkeit, zu vorab vereinbarten Konditionen Geschäftsanteile des zu finanzierenden Unternehmens zu erwerben. In der Praxis wird dieses Recht meist als sog. Call-Option in Anspruch genommen, wobei diese Option durch eine einseitige, empfangsbedürftige Willenserklärung ausgeübt wird und damit ein Kaufvertrag über die Geschäftsanteile nach §§130 I, 152 BGB zustande kommt.[48]
Insbesondere durch die Flexibilität einer Option, die entweder ausgeübt werden kann oder nicht, hat der Equity Kicker für den Investor den gesonderten Vorteil, in hohem Maße am Wertschöpfungsprozess des Unternehmens zu partizipieren. Im Wandlungsfall hat der Investor z.B. das Recht, seinen Anspruch auf Rückzahlung der bestehenden Mezzanine Finanzierung vorzeitig gegen eine bestimmte Höhe an Geschäftsanteilen einzutauschen. Hiermit erlischt im Reflex der Rückzahlungsanspruch aus der Mezzanine Finanzierung wobei dieses Recht meist gegen Ende der Laufzeit eingeräumt wird.[49]
Die in dieser Art beschriebene Umwandlung von mezzaninem in echtes EK hat automatisch eine Einflussnahme auf das Management zur Folge. Möglicherweise wird dies auch zu einer schleichenden Übernahme durch den Kapitalgeber führen, weshalb der Formulierung solcher Euity Kicker besondere Aufmerksamkeit beigemessen werden sollte.[50]
Durch das Ausüben seines Bezugsrechts aus dem Equity Kicker verwässert der Mezzanine-Investor hiermit unabdingbar die Gesellschafterrechte der vorhandenen Gesellschafter. Um solchen Verwässerungen aus dem Weg zu gehen, wird der sog. „Non-Equity Kicker“ insbesondere in der BRD so ausgestaltet, dass der Investor keine Unternehmensanteile, sondern am Ende der Finanzierungslaufzeit eine Sonderzahlung erhält. Die Höhe der Zahlung ergibt sich aus der Differenz des Unternehmenswertes zu Beginn und zum Ende der Finanzierung, wobei hieraus keine negativen Werte für den Investor entstehen können.[51] Der Non-Equity Kicker eignet sich für Investoren, die keine Neigung zu eigenen Anteilen am Unternehmen haben und eher auf die Stabilität der Unternehmensergebnisses bedacht sind. Unternehmen mit beschränktem Wertsteigerungspotential, aber stabiler und guter Ertragslage sind ebenfalls besser mit dieser Variante gestellt.
Insgesamt hat der Non-Equity Kicker die Vorteile, dass keine Gesellschafterverwässerungen stattfinden und die am Ende zu zahlende Zinslast durch den Mezzanine-Nehmer bereits von vorn herein feststeht.
Auf Basis einer empirischen Studie von Fleischauer, Hoyer & Partner Private Equity Consultants aus München[52] wurden die Angebote des Mezzanine-Marktes in zwei Bereiche unterteilt. Einerseits die Angebote konfektionierter Standardprogramme, andererseits das breite Spektrum an individuellen Mezzanine-Lösungen. Die Ergebnisse dieser empirischen Studie („1. deutsches Mezzanine-Panel“), die aus einer Befragung von 22 führenden Mezzanine-Anbietern heraus entstanden ist, werden in diesem Kapital vorgestellt und erläutert. Die...