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Die Befreiung des Menschen vom Künstler

AutorGertrud Theresa Niedermayr
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl122 Seiten
ISBN9783640226672
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1, Universität Wien, 72 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Untersuchung soll die Wandlung des Kunstschaffenden von seiner überhöhten Position als Gottesersatz, als ein der Menschheit untergeordneten Wesen dargestellt werden. Die Schlussfolgerung die sich daraus ergibt, zeigt den neuen Künstler der sich nur mehr über seine mediale Präsenz definiert, eine Notwendigkeit um die Erhabenheit der breiten Bevölkerungsschicht zu bestätigen.

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Leseprobe

3. Die Aufklärung als Befreiung von Dogmen


 


3.1. Die Aufklärung als philosophische und historische Voraussetzung  zur Idee der Gleichheit aller Menschen


 

Die neuzeitliche Aufklärung ist eine Geistesbewegung deren Bestreben es war den Menschen aus der Abhängigkeit von religiösen und politischen Dogmen zu befreien.

 

Ziel der Aufklärung war es, mittels kritischer Vernunft die Grundlagen einer neuen Kultur und Gesellschaftsordnung vorzubereiten.

 

Die Kantische Philosophie versteht sich als Aufklärung des Menschen über sich selbst. Eine Geisteshaltung, die von Immanuel Kant selbst als "Ausgang des Menschen aus einer selbstverschuldeten Unmündigkeit"[13] bezeichnet wurde.

 

Der Begriff der Aufklärung, der als geistesgeschichtliches Phänomen bereits in der griechischen Antike auftrat, bezeichnet eine reflektierte Auseinandersetzung mit allem Wirklichen, die ihren Anfang im Logozentrismus der frühgriechischen Philosophie hatte.

 

Die neuzeitliche Aufklärung meint die europäische Geisteshaltung, die sich während des 16. bis 18. Jahrhunderts durchsetzte. Ausgehend von den Empiristen begann in England die vorwiegend religiös-politisch motivierte Aufklärung, die durch ein gestärktes Bürgertum zur Revolution führte.

 

Zu den Hauptvertretern in England gehörten die Philosophen Bacon, Hobbes, Hume und Locke. In Frankreich wurde die geistige Entwicklung des 18. Jahrhunderts im wesentlichen durch Pierre Bayle, Diderot, Voltaire und Rousseau mitbestimmt.

 

Unter der historischen Voraussetzung des Absolutismus kam es zu einer Herausbildung eines erstarkten Bürgertums, das nach dem amerikanischen Vorbild der Unabhängigkeitskriege zur Revolution von 1789 führte.

 

In Deutschland fand die Aufklärung im 18. Jahrhundert, ausgelöst durch die Gedanken von Leibniz und Wollf, den Einzug in die Gelehrtenwelt und wurde durch Immanuel Kant vollendet und zugleich überwunden.

 

Das Prinzip des Subjektivismus ist durch historische Ereignisse wie Aufklärung, Französische Revolution und Reformation zur gesellschaftspolitischen Realität und zugleich zur wesentlichsten Grundlage der modernen Kultur geworden. Die Anfänge der Subjektphilosophie waren noch nicht notwendigerweise losgelöst von einer religiösen Autorität gedacht. Die der Objektivität verpflichtete Wissenschaft hat die Gesetze der Natur entzaubert und das erkennende Subjekt aus dem Glauben an Dogmen befreit.

 

Der neuzeitliche Subjektivismus wurde ausgelöst durch Descartes "Wendung zum Subjekt". Descartes philosophischer Ausgangspunkt ist die unerschütterliche Erkenntnis der Existenz des Ichs. Die Reflexion des Subjekts gelangt zur sicheren Erkenntnis der Selbstgewissheit und wird so zur Grundlage der Wissenschaft und gleichsam aller Erkenntnis. Descartes Gedankengang ging folgende historische Überlegung voraus: Wenn alles bezweifelt wird, muss jedoch daran festgehalten werden, dass das zweifelnde Subjekt notwendigerweise existieren muss.

 

"Und so komme ich, nachdem ich derart alles mehr

als genug hin und her erwogen habe, schließlich

zu der Feststellung, daß dieser Satz: 'ich bin, ich

 existiere' sooft ich ihn ausspreche oder in Gedanken

fasse, notwendig wahr ist".[14]

 

Ich denke, also bin ich, Descartes „Cogito, ergo sum“, geht von der Orientierung an der menschlichen Vernunft aus. Darin gründet die menschliche Eigenschaft, wissenschaftlich tätig zu sein. Descartes zufolge muss es einen "allgemeinen Menschenverstand" geben, der von Natur aus in allen Menschen gleichermaßen existiert.[15]

 

In der neuzeitliche Philosophie existieren unterschiedliche Anschauungen in Bezug auf Gott. Francis Bacon negiert die Idee Gottes, während Descartes den Beweis der Richtigkeit der Gottesidee allein durch ihr Auftreten dialektisch im

 

Selbstbewusstsein erkennt. Die Fokussierung auf das Ich ist die Besonderheit die in der neuzeitlichen Philosophie ihre Anfänge hat. Die Unterscheidung der Ich-Tradition bei Descartes, Schleiermacher und Schlegel im Vergleich zur Elias und Blumberg ist das Prinzip der Selbstverwirklichung in der jüngeren Philosophie.

 

Für Heidegger ist der Beginn der Neuzeit durch den epochalen Einschnitt der mit Descartes anhebenden Bewusstseinsphilosophie gekennzeichnet. Nietzsche hat dieses Seinsverständnis erneuert und schuf so die Grundlage für eine völlig neue Erkenntnistheorie.

 

Die Aufklärung zu Beginn der Neuzeit ist in ihren Anfängen eine Auseinandersetzung mit der Religion. Durch Martin Luther hat die Reflexion den religiöse Glauben betreffend begonnen, allerdings mit der Intention die Institutionalisierung der katholischen Kirche kritisch zu durchleuchten und den religiösen Glauben zu erneuern. Zum wesentlichen Element ist das Individuum in Bezug auf Gott geworden. Die deutsche Aufklärung von Lessing bis zu Kant war bestrebt, die Religion von ihre Mystik zu befreien und sie als vernunftbezogen anzuerkennen.[16]

 

„Die Reformation...hat die revolutionäre Emanzipation

 der Subjektivität zu ihrem Prinzip erhoben, indem sie

Forschung die über die kirchliche Autorität, das  

Individuum über das Dogma gesetzt;...".[17]

 

Die Religionskritik des Aufklärungszeitalters hatte die Intention, das Leben der Menschen ins Diesseits zu verlagern. So lehnt Feuerbach die Religion ab, da sie zur Selbstentfremdung des Menschen führte. Theologie sollte gemäß Feuerbach nur Anthropologie sein. Bacon forderte die Loslösung der Menschheit von Idolen, die in seinem Denken Vorurteilen entsprechen. Seine Forderung an die Wissenschaft war es, dem Menschen die Herrschaft über die Welt und über sich selbst zu bringen.

 

Hume sieht die traditionelle Gottesidee als Projektion menschlicher Bedürfnisse an, da sich der menschliche Geist stufenförmig vom Niederen zum Höheren entwickelt und im Zuge dessen die Idee eines vollkommenen Wesens entwickelt hat. Auf ironische Weise wurde in Frankreich bereits 1724 von Fontenelle die Religion als eine Geschichte der Irrtümer des menschlichen Geistes dargestellt. (L`origine des fables). Laut Hume kann das Kausalgesetz nur im Bereich des Erfahrbaren angewandt werden daher ist die Existenz Gottes oder die Unsterblichkeit keine Idee, die gewusst werden kann.[18]

 

Die Aufklärung verstärkte das Subjektprinzip und wurde durch die Französische Revolution mit dem Postulat der Freiheit und Gleichheit aller Menschen zur Epoche des absoluten Realismus.

 

In Rousseaus Gesellschaftsvertrag ist die Möglichkeit verankert, den Beginn einer Gesellschaft der Freien und Gleichen zu verwirklichen. Dieser Glaube an einen Neuanfang der Geschichte wurde 1789 durch die Revolution als epochenwendendes Ereignis eingeführt. Als sichtbares Zeichen diese Neuanfangs sollte eine neue Zeitrechnung stehen. Am 22. September 1792 trat der Revolutionskalender an Stelle des gregorianischen Kalenders als Symbol der Absage an das Vergangene und der radikalen Negation der Geschichte.[19]

 

Die europäische Aufklärung versteht sich als Aufklärung über den Mythos. Die Mythenfeindlichkeit dieser Zeit konnte dennoch paradoxerweise nicht gänzlich auf Legitimationen ihres Tuns verzichten, die nicht aus dem Hier und Jetzt stammten. So kam es zur Anleihe an die römische Kaiserzeit als Metapher für die neue Gesellschaftsordnung.

 

Verehrt wurde wiederum eine antike Göttin, Revolutionsbefürworter legten sich römische Namen wie Brutus oder Gracchus zu, und der wichtigste Versammlungsort wurde „Marsfeld“ genannt und erinnerte erneut an die römische Vergangenheit.[20] 

 

Durch die Revolution wurde die Exklusivität der Kunst die als Domain des Adels der Bevölkerung nicht zugänglich war wieder, nach dem Vorbild der antiken Tempelkunst oder der christlichen Kirchenkunst eine weltliche Kunst, eine Kunst für das aufstrebende Bürgertum. Der Eigenwert von Kunst nahm in Anbetracht der gesellschaftlichen Umbrüche eine untergeordnete Rolle ein, stattdessen wurden Kunstwerke als Verkünder eines neuen Wertesystems gesehen.

 

"Die Kunstpraxis der französischen Revolutionsjahre

 selbst steht entweder im Schatten der politischen,  

sozialen und ökonomischen Umwälzungen oder im Dienst  kulturrevolutionärer Tendenzen, die ihren Ausdruck vor

 allem in dem neuen gesellschaftlichen Bildungsprogramm,

im Rühmen der Freien hat."[21]

 

Ziel...

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